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Tages-Neuigkeiten.

s' Leonberg, 28. Dez. Gestern Morgen um 7 Uhr ist in Schöckingen ein vor dem Ort stehender Futter- und Garbenschober abgebrannt. Der Besitzer, Gemeindsrath Schmidt ist mit 6000 r/L versichert und ist mit diesem der Ertrag von 22 Morgen Feld in der Zeit von kaum einer Stunde ein Raub der Flammen geworden. Ueber die Entstehung ist man noch nicht im Klaren.

Feuerbach, 13. Dez. Der vor 60 Jahren au? unserer Gemeinde als gänzlich mittellos nach Nordamerika ausgewanderte Jakob Friedrich Nau erwarb sich dort ein ansehnliches Vermögen und in treuer Anhänglichkeit an seine Heimathgemeinde Feuerbach bedachte er die Armentaffe daselbst vor seinem im vorigen Jahre in Sommsrville, Staat Ohio, im Alter von 85 Jahren erfolgten Tod mit einer Summe von 12,500 ^6 Das Geld kam kürzlich hier an, und kann mit den Zinsen daraus manche Noth gelindert werden; dem Stifter aber wird gewiß für alle Zeiten ein dankbares Andenken in der Gemeinde und besonders in ven Herzen der Armen und Armen- sreunde bewahrt bleiben.

Stuttgart, 21. Dez. (Orffentliche Sitzung des Gemeinderaths.)

Von der städtischen Hochbauverwaltunz sind dis Grab-, Betonirungs-, Maurer­und Steinhauerarbeiten für den Gewerbehallebau zur Submission ausgeschrieben worden. Nach den hierauf eingelaufenen Offerten betragen die höchsten Ab- geböte bei d.er Grabarbeit 25 Pro;., bei den Betonirungsarbeiten 2l,2 Proz., bei den Maurer- und Steinhauerarbeiten 8 Pro;. Das Baugeschäft Jooß u. Cie. dahier hat ein Gesammt-Offert (auf sämmtliche Arbeiten mit 8 Proz. Abstreich eingereicht, was bei einer Ueberschlagssumme von 213,852 ^ 10.508 vtL 16 L ausmacht. Die Berechnung der bei den einzelnen Arbeiten niedersten Offene von 25 Pro;., 21,2 Proz. un) bei der Maurer« und Steinhauerarbeit des nach dem Jooß'fchen Offert nächst kommenden Abge- gebots mit 5 Proz. ergibt eine Abstreichssumme von 19,041 59 L. Es

sind also Jooß und Cie. mit ihrem Gesammtoffert um 463 57 L billiger.

Dieselben erklärten, daß sie sich auf "eine Theilung der Arbeiten nicht einlaflen. Dis Vereinigung der ausgeschriebenen Arbeiten in Einer Hand wird übrigens für die beschleunigte Ausführung des Baues nur förderlich sein. Der Ge­meinderath beschließt: die Arbeiten dem Baugeschäft Jooß u. Cie, gegen 8 Proz. Abstrich zu übertragen.

- Stuttgart, 29. Dez. So hat denn wieder einmal der alte Volks glauben vom Einfluß des Mondwechsels auf die Witterung Recht behalten, so sehr auch dis neuere Wissenschaft darüber die Achseln zucken mag. Vom Eintritt des Vollmondes an gestern Nachmittag verspürte man, nachdem am Morgen das Thermometer noch 15« 0. unter Null angezeigt hatte, ein Nach­lassen der Kälte und das Sichregsn einer weicheren Luftströmung. Um 10 Uhr gestern Abend zeigte die Quecksilbersäule noch 5o 6. unter Null, in der Nacht aber schlug der Wind von Nord vollständig in West um und brachte Thau- Wetter bei einer Wärme von 6» 6. Bon den Dächern hörte manhurtig mit Donnergepvlter" die lange dort festgelegenen Schneemasssn sich in Be wegung setzen und auf dis Straßen stürzen. Dis Zeiten, wo die Haussiauen die Eier und Milch in der Speisekammer, den Spaziergängern die Schnupf­tücher in der Tasche gefrieren, sind hoffentlich vorüber. Auch der Landmann wird froh sein, wenn das festgefrorene Mostfaß wieder ins Thauen kömmt und regelrecht abgezapft werden kann; der Schaden, den die Kartoffeln in den Kellern durch den Frost genommen, ist freilich nicht wieder gut zu machen. Als Merkwürdigkeit wird noch brrichtet, daß wir am Morgen des 23. Dez. den höchsten Barometerstand, also den höchsten Luftdruck hatten seit dem Jahre 1789.

Von den Fildern, 24. Dez. Die anhaltende ungewöhnliche Kälte veranlaßt die sonst scheuen Thiere wehr und mehr zu Besuchen in den Ort schäften. So schlich sich vor einigen Tagen zu Harthausen ein Fuchs in einen Stall, in welchem Gänse ihr Quartier hatten, biß dreien derselben die Köpfe ab und ließ sie sich schmecken. Diesmal aber hatte den Meister Reineke seine sprichwörtliche Klugheit verlassen; wohlgemuth streckte er sich nach genommenem Imbiß in gar zu großer Sicherheit auf das Stroh hin, bis er von den Bauern mit Mistgabeln erstochen wurde.

Ludwigsburg, 24. Dez. Wie wir bereits meldeten, brach heute Morgens

nach 5 Uhr in der Cichorienfabrik von Heinr. Francs Söhnen auf bisher unerklärliche Weise Feuer aus. Dasselbe wurde zuerst von Arbeitern auf der Eisenbahn bemerkt, welche in die Fabrik liefen und den Fabrikmeister weckten. Dieser eilte sogleich nach dem Dachbodenraum des Druckereigebäudes, m welchem der Papiervorrath für die nöthigen Drucksorten rc. aufbewahrt wird. Man öffnete die Eisenthüre. vermochte jedoch in den Raum des dicken Qualms halber, der ihn erfüllte, nicht mehr einzudringen. Nun wurden sogleich die Fabriksspritzen in Thätigkeit gesetzt. Inzwischen war auch die städtische Feuer­wehr erschienen und ihrem energischen Einschreiten , sowie jenem der Fabrik» seuerwehr ist es zu danken, daß der Brand auf das einstöckige Druckereige­bäude beschränkt blieb. Dieses aber ist gänzlich niedergebrannt; zur Zeit, da Berichterstatter auf dem Brandplatze weilte, war nichts mehr zu sehen, als ein rauchender Trümmerhaufen. Mit dem Gebäude verbrannte der gefammte Papiervorrath im Werthe von 60 bis 80 Tausend Mark. Die 6 Maschine», welche sich daselbst befanden, sind total zerstört. Glücklicherweise ist kem Menschenleben zu beklagen und Niemand erhielt eine erhebliche Verletzung. Der eigentliche Fabriksbetrieb ist natürlich durch das Unglück in keiner Weise gestört, denn dasselbe traf ja nur einen Nebenzweig des Unternehmens. Ueber d-e Größe der Schadens läßt sich jetzt ebensowenig ein einigermaßen richtiger Aufschluß geben, wie über die Entstehungsursache des Brander, jedoch ist die letztere kaum in einer Unvorsichtigkeit zu suchen.

Heilbronn, 27. Dez. In Hausen a/Z., Oberamts Brackenhelm, wurde in der vergangenen Nacht ein entsetzliches Verbrechen verübt. Die 66 Jahre alte Bauerswittwe Dorothea Fischer daselbst, welche mit ihrem 27 Jahre alten Neffen Gottlieb Wegler allein ein kleines Haus bewohnte, wurde, nachdem Wegler gestern Abend eins Reise nach Mannheim angetreten hatte, heute Vormittag im Bette erschlagen aufgefunden. Ein wuchtiger Hieb wahrscheinlich mit einer Axt geführt hatte der Schlafenden den Kopf zerschmettert. Die Staatsanwaltschaft und das Untersuchungsgecicht sind noch im Laufe des heutigen Nachmittags an Ort und Stelle in Thätigkeit getreten. Der erste Anblick ließ, da alle Kästen und Kisten ausgeräumt waren und ihr Inhalt alle Böden der Wohnung bedeckte, einen Raubmord vermuthen. Die Untersuchung wird ergeben, ob der gegen Wegler erhobene Verdacht der Thäterschaft begründet ist. Ein weiterer Bericht desselben Korrespondenten meldet r Gestern Abend kehrte Wegler nach Heilbrovtt zurück, wo ec von dem zu diesem Zwecke dahin abgesandten Polizeidiener von Hausen und dem Stationskommandanten von Heilbkonri (dieser in Civilkleidung) in Empfang genommen und beobachtet wurde. Gleich nach seiner Ankunft in Hausen wurde er vom Untersuchungsrichter des Landgerichts in Haft genommen und bis tief in die Nacht verhört. Seins Kleider trugen unzweifelhafte Blutspuren, die er theilweise durch Auswaschen zu beseitigen gesucht hatte. Als er heute Vormittag zur Fortsetzung des Verhörs vorgeführt werden sollte, fand man ihn im Gefängnisse erhängt. Die Untersuchung hatte gegen ihn in kürzester Zeit unwiderlegliche Schuld­beweise geliefert.

Frankfurt, 27. Dez. Eine kaum anderthalb Jahre verheirathete Frau bekam im Laufe dieser Woche ihr 25. Dienstmädchen, welches Jubiläum der lustige Gemahl nicht ohne eine kleine Festlichkeit hingehen ließ, indem er zum Schrecken der Frau einige Freunde einlud.

Berlin, 27. Dez. Eine geheime sozialistische Druckerei wurde von der Polizei aufgehoben und das bereits ziemlich fertig gestellte sozialistische Flug­blatt konfiszirt; ebenso wurden Maschine, Typen und Papiere mit Beschlag belegt. Der Inhaber der Druckerei wie zwei seiner Genossen sind verhaftet.

Petersburg, 24. Dez. Die Kaiserin von Rußland, die sich seit einigen Monaten in Cannes (Süd-Frankreich) befindet, ist dort schwer erkrankt. Die neueste offizielle Meldung über ihr Befinden lautet: Cannes vom 22. d.: Bei Hustenanfällen verbrachte die Kaiserin eine schlechte Nacht. Bluttemperatur gestern Abend und heute früh 38 Grad, Puls 120. Früh morgens Athem- lostgksit mit Herzklopfen. Die mit der Pleuritis verbundenen Schmerzen sind geschwunden.

St. Petersburg, 27. Dez. Amtliche Berichte aus Cannes vom 26. d. meiden fortdauernde Besserung in dem Gesundheitszustände der Kaiserin.

Anioara ist Ihrer Liede unwuroig. Wenn Sie pch vavon Überzeugen wollen, besuchen Sie sie, ohne sich vorher anzumelden, heute gegen Mitternacht."

Und Du willst hingehen?" fragte Henri.

Ich habe im ersten Augenblick dasselbe gethan, was Du jetzt gethan hast" , erwiderte der Vanquier.Ich habe den Brief unwillig zerknittert. Aber ein Umstund änderte meine Ansicht."

Welcher Umstand?"

Ich war in der Oper. Antonia sang heute Abend. Ich habe sie in ihrem Ankleidezimmer besucht und auf ihrer Toilette ein prachtvolles Bouquet von Anemonen und Camelien gefunden."

Was beweist das?"

Geduld! Ich stellte mich. als bemerkte ich das Bouquet nicht, und sagte zu ihr: Meine liebe Antonia, wollen Sie mir das Vergnügen bereiten, heute mit mir zu soupiren?"

Und sie hat es abgelehnt?"

»I«.'

Unter welchem Vorwand?"

Sie schützte Migräne vor und sagte, daß sie bald zu Bett gehen wolle."

»Das kann doch wahr sein," bemerkte Henri, der noch immer versuchte, seinen Vater zurückzuhalten.

Jedenfalls will ich Gewißheit haben," sagte der Banquier.

Er drückte krampfhaft die Hand seines Sohnes.

Auf Wiedersehen I Unterhalte Dich gut..(Fortsetzung folgt.)

Ein ergötzliches Jagdg e sch ich tche n wird ausZittau berichtet. Dort hatten zwei Nimrode zusammen neun Hasen geschossen, von denen sie, da ihnen die Beute zu schwer wurde, fünf an kenntlicher Stelle im Schnee ver­gruben. Tags darauf wird ein Bote auf's Feld geschickt, um dieselben heim­zuholen ; doch o Schreck I Der Mann kommt mit der Meldung zurück, das

Versteck zei geöffnet uno geplündert, «pornftracks ettl der Jagüpächter selbst

hinaus, um das Unglaubliche zu schauen. Es war so, wie der Herold ver­kündet. Nur noch ein Hase, der kleinste , war geblieben, die andern waren geraubt. Ueber den schnöden Räuber konnte kein Zweifel sein, die Spuren im Schnee beuteten unwiderleglich darauf hin, daß einer aus dem Geschlecht der Füchse sich die feisten Braten zu Gsmüth gezogen habe. Nicht ohne in­grimmige Verwünschungen wendet sich unser Jäger, den letzten Hasen in Hän­den, zum Gehen, da sieht er, kaum 30 Schritte entfernt, Meister Reineke selbst sich gegenüber, der jedenfalls zurückgekehrt war, um auch den 5. Hosen zu holen. Außer sich vor Aerger, daß er kein Gewehr bei sich hatte, um dem Frechen den Rückweg zu ersparen, schlendert der Jagdpächter mit aller Macht den Leichnam deS Hasen nach dem Fuchse. Dieser aber nicht saul, ergreift den todten Lampe und reißt mit demselben aus, wobei er noch dem Pächter ein ganz malitiöses Gesicht gemacht haben soll. Der betref. Waidmami aber soll durchaus nicht mühsam um den Spott zu se nem Schaden zu sorgen ge­habt haben, was jedenfalls glaublich sein würde und der ganzen Geschichte einen Nimbus der Wahrheit verleiht, während si: im Uebrigen allerdings etwas nach Jäger-Latein schmeckt. Auf der Jagd aber soll ja manches fast Unglaubliche passiren, ohne unwahr zu sein, wie die glaubwürdigsten Nimrods versichern.

Amüsement. Unter Bezugnahme auf die feierlichen Leichenbegängnisse, welche sich in den letzten Tagen in Paris drängten, schreibt eine junge Dame an ihre Mutter:Alle Tage finden prächtige Leichenbegängnisse statt, ich amüftre mich göttlich."

Ein Töpfermeister in Berlin meldete dem Standesbeamten sein jüngstes Kind zum Einträgen an. Das wievielste ist es? fragte der Beamte. Das will ich Ihnen sagen, lachen Sie aber nicht, es ist vorläufig das ein» undzwanzigste."