2
37.500 »-L für jeden der drei Agnaten ausgesetzt; auch würden dieselben noch eins Anzahl von Schlössern im ehemals kurhessischen Gebiet erhalten.
— Berlin, 29. De,. Die Nat.-Z. schreibt: Von regelmäßig gut unterrichteter Seite meldet man uns. daß Kaiser Alexander bereit wäre, die innern Angelegenheiten dem Thronfolger zu überlassen, daß er sich aber unter allen Umständen, namentlich mit Rücksicht aus die Beziehungen zu Deutschland, die äußere Politik Vorbehalten wolle. Den Thronfolger bezeichnet man uns jedoch als nicht gewillt, auf eine solche Ordnung der Dings einzugehen.
— Ans Sachsen, 26. Dez. In dem Augenblicke, wo sich in Leipzig und Dresden ein Ausschuß angesehener Männer zum Zwecke der Einleitung von Sammlungen für die nothleidenden Obcrschlesier gebildet hat, und diese» Bmpiel im Lande Nachahmung findet, bricht sich ein lang verhaltener Klage- ruf über die Noth im oberen sächsischen Erzgebirge, in der Nähr von Schwarzenberg Bahn. Hunger und Elend kennzeichnen sich in ihrer entsetz lichsten Gestalt, und aus den Orten Cachsenfeld und Bernsbach wird sogar schon über vorgckommene Typhusfälle berichtet. Daß die Arbeitslosigkeit in jenen Gegenden groß ist, wußte man zwar, allein gerade in letzter Zeit waren die Nachrichten über die dadurch hervorgerufene Noth verstummt. Von den Regiecungsorganen, die bisher darüber geschwiegen, dürfte man demnächst AuMrung in der Sache erwarten, wie sie denn sicher auch den am 5. Jrn. wieder zufammentretenden Landtag beschäftigen wird.'
Oesterreich Ungarn.
Wien, 22. Dez. Man schreibt der „A. Allg. Ztg.": „Der Epilog zu der gestrigen Abstimmung kann sehr kurz lauten : vollkommen verständlich ist der Standpunkt jener, die stets für das Wehrgesetz, bezw. für den viel bestrittenen §. 2 desselben, eingetreten, ebenso verständlich der Standpunkt der anderen, welche die Wehrgesetzvorlage bekämpft; aber absolut unverständlich erscheint der Standpunkt der dritten Gruppe, die zweimal gegen die Vorlage stimmte, um das drittemal für dieselbe zu stimmen, die am Mittwoch Nein sagte, um am Samstag Ja zu sagen. Ein gewaltiger Riß hat sich in der Verfassungssartei des Abgeordnetenhauses gebildet. Di? VerfassungS- parlei als solche ist gestern begraben worden, und ihre Gegner können triumphiren. Die 100, die gegen das Wehrgesetz gestimmt, müssen sich nun von den 44 trennen, die dafür gestimmt, der liberale Klub muß sich in zwei Theils spalten. Unbestritten hat Graf Taaffe einen Stein mehr in seinem Brett. Er hat den zweiten Theil seiner Aufgabe gelöst wie den ersten, den Eintritt der Tschechen in das Parlament; der dritte Theil, die bosnische AdministrationSvorlage, dürfte keinen großen Hindernissen begegnen.
Wien, 25. Dez. Es müssen doch noch schwarze Punkts am politischen Horizont erkennbar sein, denn der Neichskriegsministsr hat, unter ausdrücklicher Hinweisung aus die politischen Verhältnisse, dis erforderlichen Geldmittel zum Ausbau der Festung Krakau, der Werke von PrzesnM und in den Sie- benbürger Pässen (int Norden), der Festungswerks von Trient und Niva (im Süden), endlich der Vertheidigung des Kriegshafens und Arsenals von Pola (letzteres beinahe in jedem Kriegsfall bedroht) in sein Budget eingestellt.
Belgien.
Brüssel, 24. Dez. Jedes Jahr um diese Zeit bringen die klerikalen Zeitungen des ganzen Landes an der Spitz; ihres Blattes den Aufruf, des in Gefangenschaft und Noth lebenden heil. Vaters zu gedenken, und dies durch Darbringung eines wohlklingenden Neujahres. Folgen dann an gleicher Stelle die Namen der gläubigen Geber und dis gezeichneten Beiträge, an denen sich beispielsweise der Führer der Rechten in der Kammer, der ehemalige Ministerpräsident Malou, mit 560 Fr. zu betheiligen pflegt. Dieses Jahr bringt nun das Brüsseler Journal, das Organ der parlamentarischen Richten, folgende Erklärung: „Wegen der Strenge der Jahreszeit, welche die Armen so grairsam bedrückt, werden wir die Eröffnung unserer öffentlichen Subskription, Neujahrsgeschsnke für den heil. Vater benannt, dieses Jahr um einige Tage aufschiebe:!. Wir schreiten zunächst zum Dringendsten. Die Subskription für den Papst ist nothwendig, doch kann man dieselbe ohne Nachtheil ein wenig ausschieben. Wir sind überzeugt, daß sie deshalb nicht darunter leiden wird."
Feuilleton.
Gins Jugendsünde.
Noman von Ponson du Terrail.
Freie deutsche Bearbeitung von Hermann -Uoskoschny.
An emem Jannarabend des Jahres 1833 bestieg nach Schluß der Oper eia elegant gekleideter Mann von etwa fünsundvierzig Jahren sein Cadriolet, das ihn an der Ecke der Rue Lcpellstier erwartete und ergriff sell st -'-ie Zügel — was damals eine soeben erst aus England herübergekommene Mode war.
Dieser Mann war der Banquier Valbonctte de Valbonne, wohnhaft Nr. 17, Rue de la Chaussee d'Änlin.
Herr de Valbonne war Wittwer, Vater eines zwanzig Jahre alten Sobnes, Besitzer von 100,000 Livres Renten und erfreute sich in der Geschäftswelt des Rufes hoher Intelligenz und makelloser Rechtschaffenheit.
Se n Privatleben aber entsprach nicht dem ehrenvollen Rufe, den er in der Oeffentlichksit genoß. Allgemein verbreitet war die Ansicht, daß der Banquier seine Jugendzeit über dis Gebühr zu verlängern suche.
Sein Sohn war sein vertrauter Freund bei seinem leichtlebigen Lebenswandel.
Heute Abend fuhr der Banquier zum Ca^6 Anglats, wo sein Sohn ihn erwartete.
„Ah! Endlich kommst Du!" rief Henri seinem Vater entgegen, als er ihn in das Caso treten sah.
„Ich kann nicht hier bleiben!" crwiederte der Banquier sofort.
„Warum?"
Der Vale: neigte sich zum Ohr seines Sohnes hinüber uud flüsterte ihm zu:
Frankreich.
Paris. 25. Dez. Freycinet hat die Mission, ein Kabinet zu bilden, angenommen; dem Vernehmen nach werden die meisten der bisherigen Minister, namentlich Say und Waddington, ihre Portefeuilles behalten.
Paris, 28. Dez. Der Exmarschall Bazains hat die Kühnheit gehabt, bei der Regierung die Erlaubnis! zu einer Reise nach Frankreich uachzusuchen, indem er sich darauf berief, daß dem Kommunarden Ranvier dieselbe gewährt wurde. Man hat aber sein Gesuch ihm rund abgeschlagen.
Paris, 29. Dez. Das neue Kabinet hat sich konstituirt; es ist folgendermaßen zusammengesetzt: *Freycinet, Präsident und Auswärtiges; *Le- pöre, Inneres und Kultus; Cazot. Justiz und Siegelbewahrer; Magnin. Finanzen; Ken. Farre, Krieg ; *JauröMlberry. Marine; *Ferry, Unterricht; Varroy, öffentliche Arbeiten; *Tirard, Handel und Ackerbau; *Coch6ry, Posten. Sechs der seitherigen Minister sind also geblieben. die mit * bezeichneten, 4 sind aurgeschieden. nämlich Waddtngton, LeRoyer, LöonSay u. General Gresley.
Paris, 29. Dez. Die Blätter heben hervor, daß das neue Kabinet vollkommen gleichartig sei und nur aus Mitgliedern der gemäßigten Linken und der Union ropublicaino bestehe.
Paris, 3o. Dez. Der Botschafter in Berlin, Gras von St. Ballier, hat gestern seine Entlassung eingersicht. (Ein übles Zeichen; denn man darf au« diesem Entlassungsgesuch schließen, daß das neue Ministerium in Berlin mit keineswegs günstigen Augen gesehen wird.)
England.
London, 24. Dezember. „Daily News" meldet aus Lahors vom 25. ds.: General Gough vereinigte sich mit General Roberts, ohne weiterem Widerstand zu begegnen.
London. 29. Dez. Amtlich aus Kalkutta, den 27. d.: Depeschen des General Roberts melden!, daß der Feind um Kabul am 23. d. vor der Ankunft des Generals Gough geschlagen und zerstreut worden sei.
Kalkutta, 2-!. Dez. General/Roberts telsgraphirt: Die Afghanen begannen den Angriff von 3 Seiten- um 6 Uhr Morgens am 23. Dez. Sobald die Absichten des Feindes völlig entwickelt, machte General Roberts einen Gegenangriff in des Feindes Flanke mit Artillerie und Kavallerie. Der Feind, welcher bald vertrieben und verfolgt war , floh nach Kabul, und von dort heimwärts. Der englische Erfolg ist vollkommen, aber dis Afghaneu- führsr sind enrkommen. Des Feindes Verlust ist groß, der englische beträgt: 5 Mann todt, 33 verwundet. General Roberts wird Kabul am 24. oder 25. Dez. besetzen.
London, 29. Dez. Tel. der Times aus Kalkutta vom 28. d.: General Roberts besetzte Balahissar (dis Zitadelle von Kabul).
Rußland.
In Odessa sind am 19. wieder drei Nihilisten gehängt worden, welche einen jungen Mann Namens Gorinowitsch am 10. Juni 1876 Abends niedergeschlagen und dann durch Schwefelsäure in gräßlicher Weise verstümmelt hatten. Gorinowitsch war in eine Nihilistenbande hineingezogen worden; als er sah, mit welchem Gesindel er zu thun habe, suchte er sich den Verbrechern zu entziehen. Er wurde von ihnen zum Tods verdammt. Bor dem Gerichtshöfe erschien Gorinowitsch, das entstellte, augenlose Gesicht mit einem schwarzen Schleier bedeckt und den für immer verstümmelten rechten Arm in der Binde. Der Hauptverbrecher, ein Jude Namens Laib Maidansky, Feldscheer-Lehrling vom 7. Husaren Regiment, der Freiwillige im 132. Ersatzbataillon Malinka» so wie der aus dem geistlichen Stande entlassene Diakon John Drobjaskin wurden zum Galgen verurtheilt, und Andere, unter denen der Freiwillige der 14. Artillerie-Brigade Kostimin und der Popsnsohn Jankowsky wurden zur Kettenssrafe in den Nertschiusky'schen Bergwerken verdammt.
Amerika.
Der „New Jork Heralb" will erfahren haben, daß in einer Provinz Prru's eine Revolution unter der Leitung Pisrola's ausgebrochm sei; auch soll eine Revolution in Lapaz, Bolivia, in Folge der Niederlagen, welche dis verbündeten Armeen jüngst erlitt en, zum Ausbruch aelangt sein.
„Ich komme cus der Oper.
„Nun? Und..."
„Ich muß zu Antonia."
Die Stimme des VanquierS zitterte, als er diese Worts sprach,
Henri warf einen durchdringenden Blick auf seinen Vater.
„Du bist sehr blaß." sagte er.
„Ich?" rief der Banquier mit zitternder Stimme.
„Ja, Du Vater! Und erlaube ... ich habe es crrakhen... Du bist eifersüchtig! -
„Schweig! ... Leb' wohl... auf Wiedersehen, oder vielmehr..."
„Nein, nicht so I" unterbrach ihn der junge Mann. „So sollst Du nicht sortgehen."
Er zog ihn in ein Nebencabinet, das leer war.
„Hier sind wie ungestört. Vater!" sagte er. „Du weißt, daß wir Freunde find. Erzähle mir also Alles."
Der Banquier war in der That sehr blaß und sichtlich erregt.
Er zog einen kleinen Brief hervor, der einen durchdringenden Ambraduft verbreitete.
„Hier!" sagte er. „Lies das!"
Henri öffnete den Brief, der an seinen Vater adressirt war. Die Schrift verrieth eine Frauenhand. Der Brief war nicht unterzeichnet.
Er lautete also:
„Mein lieber Baron!
Ein Mann wie Sie, erregt stets das Interesse einer gefühlvollen Frau. Es schmerzt mich, daß ich Sie eine lächerliche Rolle spielen sehe und ich halte er für meine Pflicht, Ihnen einen Wink zu geben."
„Aber der Brief ist anonym!" rief Henri.
„Fahre fort!"
Henri las weiter:
!
s
!
t
i
2 ?