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Gchütze», welchrr sich in der Nähe der Unglück-stätte befand, folgender Nähere zu berichten. Der Trieb wurde in eine« dünndestandenen, jungen Schlagt, auf stark ansteigendem Terrain abgrhalten. Oben de- fand sich der Schütze, weiter unten, und zwar so, daß beide einander nicht gesehen haben, der Treiber. Zwischen Beiden staud rin Hase auf, der auch »an dem Schützen mit eine» Schüsse erlegt wurde, so daß er aus der Stelle liegen blieb. Gleichzeitig «it dem Hasen wurde auch der Treiber getroffen, und zwar von einem Schrote als Streif« schuß am Oberschenkel und von einem zweiten zwischen der untersten Rippe und der Hüfte. Diese« Schrot hat unzweifelhaft den tödtlichen Lutgang herbeigeführt. Gerichtliche Voruntersuchung ist eingeleitet und Sektion der Leiche angeordnet worden. Ob ein direkter oder ein Prellschuß vorliegt, wird von großem Einfluß auf die Beurtheilung des Falles sein.
— Karlsruhe. 28. Nov. In Folge wiederholter Dammsenkungcn auf der Sraichgaubahu ist von der Großh. badischen Verwaltung für die Bahnstrecke Breiten—Lppiugen ein neuer Fahrplan ringesührt, nach welchem für die Strecke von Eppingen bis zu der in der Nähe der Stadt Breiten errichteten provisorischen Haltestelle „Rehhülte* Bahnbetrieb und von da bis zu« Bahnhof Breiten Ommbusdienst stattfindct. Der betreffende provisorische Fahrplan ist auf den größeren württemb. Eisenbahnstationen einzusehen.
— Schwalbach, 25. Nov. Heute Nacht wurde unsere Stadt von einem großen Brandunglück heimgesucht. Es war kurz nach 1 Uhr, als der Ruf Feuer, die Signale der Feuerwehr und die Sturmglocken die Einwohner aus dem Schlafe aufschreckten. In eiuem bewohnten Hinterhause der.Stadt Straßburg* war Feuer zu« Ausbruche gekomm n, das bei seiner Entdeckung und bis zum Eintreffen der Hilfe schon eine solche Ausdehnung genommen hatte, daß es der Feuerwehr nicht wehr möglich war, rechtzeitig an allen bedrohten Punk- teu dem verheerenden Elemente zu «ehren. So verbreitete sich das Feuer rasch über mehrere Gebäude und in kurzer Zeit waren dieselben nicht mehr zu retten. Das vierstöckige Kurhaus „zum Kranich*, der „Baseler Hof* die „Stadt Straßburg* und der „Berliner Hof* sind mit fämmtlichen Hintergebäuden nur noch eiu rauchender Trüm. werhaufen.
— Aus dem Großherzogthum Hessen. Der zweiten Stände- kammer liegt rin Antrag vor, die Regierung möge ersucht werden, in Erwägung zu ziehen, wie der Vermehrung der „in sittlicher, gesundheitlicher und wirthschastlicher Beziehung nachtheiligen öffentlichen Tanzbelustigungen* vorgebeugt und deren Abhaltung über eine gewisse Zahl in jedem Jahre hinan« durch beträchtliche Erhöhung der dafür an den Staat zu leistenden Stempelabgabe vermieden werden könne. Die Motive heben unter Anderem die Gefahren hervor, welche durch die unoerhältnißmäßtz gestiegene Zahl jener Vergnügungen der kaum aus der Volksschule entlassenen Jugend entstehen.
— München, 28. Nov. Bayerische Blätter berichten von einer in Mdenschwinden a. d. Rhön ausgebrochenen Typhus-Epidemie. Die „Mg. Ztg.* erhält hierüber von zuverlässiger Seite folgende Mittheilung: Unweit des weimarischen Ortes Frankenheim, weicher vor einigen Jahren durch den Hungertyphus zu einer traurigen Be« rühmtheit gekommen ist, in dem zu« Bezirksamt Mellrichstadt gehörigen Rhöndors Rüdenschwind.m herrscht gegenwärtig eine Typhus« Epidemie, welche an Ausdehnung den stärksten Epidemien nohekommt, wenn auch der Charakter bis jetzt ein gutartiger ist. Von den 200 Einwohnern de« Orte« sind 68 erkrankt, hievon 3 gestorben und 10 genese». Die Krankheit wurde durch die leider sprichwörtliche Dürstigkctt der Rhön wenn nicht hervorgerufen, doch wesentlich begünstigt. Sculechie Nahrung, ungenügende Kleidung, enge« Zusam« mcnwohurn in den dürftigsten Hütten — Kranke und Gesunde oft in einem Bett — find typisch in den Dörfern am Abhang der Rhön.
— Würzburg, 25. Nov. Bor dem Militärbezirksgerichte fand heute Verhandlung gegen de» Sergeanten Wolfgang Hofmann von der 5. Kompagnie des 2. Fußartillerieregiments statt. Derselbe hatte in den Jahren 1876/77 und 1878/79 das Einexerziren von Rekruten zu bethätigen. Beim Unterrichte gab er den Soldaten häufig Schläge ins Gesicht und auf den Kopf mit der Hand, mit einem Buche oder mit einem Stocke. Bei Monturvifitattonen schluz er die Leute mit Monturstücken inS Gesicht. Konnte er Nachts nicht schlafen, so befahl er den Soldaten, zu seinem Vergnügen, während er im Bette liegen blieb, aufzustehen und in feldmäßiger Ausrüstung anzutreten und sich auszustellen. Hiebei mußten mehrere Soldaten an sein Bett, denen er Büschel Haare ausriß. Das Urtheil lautete wegen 9 militärischer Verbrechen de« Mißbrauchs der Dienstgewalt durch Mißhandlung Untergebener und zwei militärischer Vergehen der ordnungswidrigen Behandlung von Untergebenen auf 1 Jahr 2 Monate Gesängniß und Degradation zu« Gemeinen.
— In Betreff de« Nothstande» in Oberschlesien hat Propst
Bolik zu Rybnik der Schles. Z. eine Zuschrift gesandt, worin es heißt: „Daß die wankenden Mütter, die tagelang nichts zu esse» haben, weil der Mann nichts zu erwerben vermag, ihre Säuglinge nicht «ehr nähre» können, so daß Eines oder das Andere erstirbt, wird man gar nicht glauben wollen, und doch während ich schreibe, präsentirt sich eben eine solche Mutter, die das Begräbniß ihre» Kinde« anmeldet und bitterlich vor mir weint. Ach, wie viele Schul» kinder gehen barfuß, halbnackt, in winterliche« Frsstwettec nüchtern in die Schule, um die Eltern vor den Schulstrafen zu bewahren! Wir befinden uns also ln wirklich bitterer Roth st'
— Berlin, 25. Nov. Biele Personen — namentlich gilt die» vom weiblichen Geschlecht — lieben es, sich von sogenannten Schooß- Hunden „küssen* zu lassen. Ueber einen sehr traurigen Fall, der als Folge dieier Angewohnheit sich ereignet hat, berichtet die „Staatsb- Ztg." wie folgt: Ein Dienstmädchen in der Blumenstraße, das sich sonst immer einer sehr festen Gesundheit erfreute, fing vor längerer Zeit zu kränkeln an, ohne daß es gelingen wollte, die Ursache zu entdecken. Schließlich erfuhr der Arzt auf vieles Befragen, daß da» Mädchen sich häufig von dem kleinen Hunde der Herrschaft hätte „küssen* lassen. Vor einigen Tagen ist au oer BedauecnSwerehen im Krankenhause eine lebensgefährliche Operation vorgenommen worden. Dieselbe hat jene Würmer in der Leber ergeben, deren Uebertragung auf den Menschen nur dem Hunde eigen ist. Noch lebt das Mädchen zwar, indessen ist wenig Hoffnung auf Erhaltung des Lebens. Erst gor einigen Jahren verlor aus demselben Anlaß eine hiesige hochgestellte Dame die einzige 22jährige Tochter.
— Berlin, 27. Nov. In der heutigen Plenarsitzung des BundeS- ralhs wurde der preußische Antrag auf Verlängerung des sog. kleinen Belagerungszustandes in Berlin auf 1 Jahr angenommen. Der Antrag wurde damit motivlrt, daß die Organisation der sozialdemokrat. Partei unverändert fortbeftehc und daß also die Rückkehr der ausge- wiesenen Führer lediglich d e früheren Zustände und die damit verbundenen Gefahren wieder Herstellen würde. — Der BundeSrath beschloß, dem Anträge des Reichskanzlers gemäß, als Surrogate bei der Tabatfabrikation nur Kirsch- uud Wcichselblätter zu einem Zollsatz von 65 M. und nur in größeren Fabriken zuzulassen.
Paris, 27. Nov. In der Kammer beglückwünschte Gambetta in seiner Eröffnungsansprache das Land zu dem Kongreß-Votum, welches Pari« seinen rechtlichen Theil als Kapitale wiederzegeben habe und auch das Band der nationalen Einheit fester knüpfe» werde. Tie Regierung habe ihren Sitz jetzt an der einzigen Stelle, von wo aus man mit Autorität herrsche. Dieses Votum bezeuge Vertrauen in den gesunden Sinn und den Patriotismus der Bevölkerung von Paris. Dies werde die gesetzgeberischen Arbeiten erleichtern. Gambetta bittet die Kammer, unnütze Ausbrüche der Leidenschaften hintanzuhalten und alle ihre Anstrengungen zu den erhabenen Zielen der Größe de» Vaterlandes und der Befestigung der Republik zu vereinigen. (Beifall!)
Warschau, 26. Nov. Em kaiserlicher Befehl ordnet die sofortige Reduktion der im westlichen Rußland (an der Grenze von Deutschland und Oesterreich) dislokirten Truppen an. Damit werden die seit einiger Zeit in allen Zeitungen rumorenden Gerüchte von einer drohenden Haltung Rußlands gegen Deutschland und Oesterreich zerstreut.
New-Aork, 25. Nov. Die Ställe in der 8. Avenue, Eigenthum der Horsr Car Linie, brannten heute nieder. Ueber 100 Pferde kamen in den Flammen um und mehrere Feuerleute trugen Verletzungen davon.
Literarisches.
Das neuest? Heft des von uns schon wiederholt empfohlenen Familienblaltes die „Jllustrirte Welt* (Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgart) enthält:
Der Bernsteinsucher. Roman von Rosenthal-Bonin. (Forts.)
— Die Würger von Paris. Roman nach Adolphe Belot von Emilie Vacano. (Forts.) — An Bord eines transatlantischen Dampfer». (M. Jll.) — Ein Aprilscherz. Novelle von Lampert Helix. — Nach dem Balle. (M. Jll.) - Dächselkopf. (M. Jll ) — Aus dem Reich der Wohlgecüchc. Von P. F. — Wasserrosen. (M. Jll.)
— Die Haubenmeise. Skizze von Aglajs v. Enderes. — Die Lieblingsblume. (M. Jll.) — Schildkröten aus Java. (M. Jll.)
— Marinebilder vom Lande. (M. Jll.) — Immortellen. (M. Jll.) — Die kleine Marie. (M. Jll.) — Gedenkfeier des achtzehn« hundertsten Jahrestags der Zerstörung von Pompeji. (M. Jll.) — Thomas Alva Edison, Erfinder der Ptzonographie. (M. Potr.) — Jllustrirte Sprüchwörter. Nach Skizzen von G. Christ. — Au» Natur und Leben. — Interessante Bücher. — Sinnsprüche. — Aus allen Gebieten: Hauswiithschaft; Gewerbliches; Gärtnerei; HauS und Hof; Eifindungen. — Rezepte. — Humoristische Blätter.
— Bilderräthsel. — Rösselsprung u. s. w.
Wahrlich ein überreicher Inhalt für den Preis vou nur 30 Pfennig.
Redaktion Druck und Verlag vou S. Orlschläger iu iialw.