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Am heutigen Abend treten d'e hiesigen Vereine zu einer weiteren Beratbung' der Sache znsÄtnen.

Ebingen. 2. Nov. Letzten Sonntag Abend gcricthen in iiner Wirthschafl ein verheiratheter Mann und ein lidiger junger Mensch aus geringfügiger Ursache in Streit. Letzterer, sonst ein geordneter Bursche, packte seinen Gegner mit den Zähnen an der Unterlippe und riß ihni dieselbe völlig über da« Kinn herab, ehe die anwesenden Gäste abwehren konnten. Der Verletzte war br» gestern noch nicht im Stande, eine» Laut von sich zu geben. "Heute soll eS ihrn etwas besser gehen.

Mannheim, 5 Nov. Ein merkwürdiger Glücksfall hat dieser Tage einen Geschäftsmann einer rheinischen Stadt betroffen. Widrige Bermögeusvcrhältniffc hotten denselben noch vor Kurzem mit einem Betrag von über 1700 M. in die Frankfurter Protestlifte gebracht, als er fast gleichzeitig die Entdeckung macht, daß der Haupt« treffe: der österreichischen 1860er Staatsloose im Betrag von 300,000 fl. ihm zugrfallen war.

München, 4. Nov. Ueber die Thäter des an dem Major v. Train von hier vor mehreren Monaten verübten Mordes, ist bis jetzt noch immer nichts bekonnt und die schauerliche Lhat ist trotz der vielfachen unermüdlichen Anstrengungen der Behörden zur Stunde noch in ein geheimnißvolleS Dunkel gehüllt. Die als der That ver­dächtig bisher iuhaflirten Individuen mußten sämmtlich wegen mangelnder Anzeigen wieder entlassen «erdev. Die hiesige Staatsan­waltschaft veröffentlicht jetzt ei» vollständiges Verzeichniß derjenigen Gegenstände, welche aus dem Rücklaffe de« Ermordeten vermißt werden. Dasselbe umfaßt 17 Gegenstände von theilweesc hohem Werthe.

München, 4. Nov. Die Bierbrauer in München beabsichtigen vorläufig den Preis des Wtnterbiere« nicht zu erhöhen. Nüch in Regensburg und dem angrcnzStiden Stadtamhof wird der Prei« des Winterbiere» (22 der alte bleiben, dagegen »er des Sommrr- birreS auf 24 L festgesetzt «erden.

Mönchen, 5. Srpt. In der mikroskopischen Anstalt im städtischen Schlachthause zu Hof wurde abermals ein trichinöses Schwein, »unmehr da« sechste in diesem Jahre, gesundem Das trichinöse Schwein ist von englischer Race und wurde von einem Schreinermeister gemästet. Das Schwein hatte nachweislich vor 3 Wochen Ratten gefressen und dadurch höchst wahrscheinlich die Trichinen ausgenommen.

Oestrich, 3. Nov. Der 1879r Herbst verspricht so sehr wenig, daß manche Besitzer im Rheingsu gar nicht lesen laste» wollen und sich nach Käufern der Weiakrescenzen am Stocke umsehen. So die Gräflich von Jugelheim'sche Verwaltung zu Geisenheim, mit Gütern in Geisenheim, Rüdeöheim und Hochheim, und Baron Zwterlein eben­daselbst für seine Weinberge in Geisenheim und Rüdesheim. Biele kleinere Besitzer folgen diesem Beispiele.

Koblenz, 3. Nov. Man schreibt demFr. I." : Ein Un­glück kommt selten allein; das können auch die Einwohner des Ortes Traben an der Mosel sagen. Nicht nur, daß ihnen, wie ja fast allen Winzern im heurigen Jahre, die Weinernte total mißrathen ist, in der Nacht vom Samstag auf Sonntag hat auch ein Brand 64 Häuser in Asche gelegt. Wenn auch die Gebäulichkeiten durch, weg versichert sind, so ist doch der Verlust, der die Abgebrannten trifft, ein sehr harter, da, wie in den meisten der kleinen Moselort- schäften» so auch hier nur ein Theil des Mobiliars versichert ist. Schleunige Hilfe thut unbedingt noth.

Bochum, 2. November. Die Ungeheuerlichkeit der Asm- muaallasten wird illustrirt durch folgenden Abschnitt aus dem neuesten Jahresberichte der Bochumer Handelskammer:In abnormer Weise gestalten sich die Kommunalsteuer-Verhältniffe in der Stadt Watten- scheid. Es wüsten dort 400 pCt. von der Klaffensteuer, 300 der Grund- und Gebäudesteuer, neben 200 Schul- und 100 Kirchensteuer (im Ganzen also 1000 pCt.) Kommunalsteuer aufgebracht werden. In diesem Orte muß ein kleiner Gewerksmann, der ein eigenes Haus besitzt, mehr als den vierten Theil seines Einkommens an Steuern zahlen. Bei solcher Belastung ist e- nicht zu verwundern, daß sich in Wattenscheid im Etatsjahre 187778 bei einem Etor von 110,000 -4L und einem Defizit von 95,000 »kt die SteuerauSfälle auf etwa 25,000 -4L, 187879 bei einem Etat von 144,000 -4L und einem Defizit von 126,000 auf über 36.000 -1L belaufen haben. Für 187980 tst der Etat mit 144,566 -4L festgesetzt worden.

Lintorf (Reg.-Bez. Düsseldorf), 1. Nov. Demnächst wird dahier das neu erbaute Asyl für Trunkfälligr aus den gebildeten Ständen eröffnet. Dasselbe steht 20 Minuten von hier an dem Saume eines Walde« auf einem 23 Morgen großen Grundstück. Die Mittel z«m Ankauf desselben und zur Errichtung des komfortablen Gebäudes wurden theils durch einzeln: Gaben, theils durch unverzm«. liche Darlehen i 100 «4L aufgebracht. Die inneren Räume wie die Umgebung bieten Alle», was zu einem behaglichen Dasein «öthig ist.

Rnr freiwillig Kommende werden ausgenommen, um in der Regel ein Jahr dort z» bleiben. Die Anstalt ist in Deutschland die erste in ihrer Art. Wie groß da« Bedürfaiß nach scllchrn Anstalten ist, erhellt schon aus dem Umstande, daß im Laufe dieses Jahre« nicht weniger als 1.35 Anmeldungen hiehergelangt sind und die Eröffnung der Anstalt doch noch gar nicht erfolg: ist, die übrigens zunächst nur etwa 20 Pfleglinge aufnehmen kann.

Ans Thüringen, 3. Nov. Im Fürsteothum Schwarz» bürg-Gondershausen, wie in den höher gelegenen Thüringer Walsort- schäften sind in Folge gänzlicher Mißernte besorgnißerregende Zustände eiugetreten, die zu einem Hilferuf Veranlassung gegeben, zumal Typhus und andere Krankheilen bereits stark etngedrungen sind. I» Sondershanscu ist ein Konnte von Damen zusammengetreteu und hat eiaeo Aufruf um Gaben an Geld, Kleidung und Naturalien erlassen; auch der Vorstand des Brnstadter Frauenverein» hat sich bereit« angeschloffen. (Thüringen liegt uns jedenfalls näher al« Spanien.)

Aus GreSlan. O diese glücklichen Post« und Telegraphenbe- amten! Schon wieder werden sie mit einer neuen Uniform geputzt allerdings auf ihre eigenen Kosten. Aber schön wird e« werden: Stehkragen zweifarbig, oben rolh. in der Witte blau, unten wieder rolh. Ebenso der Mützenbund. Maier Sechstem würde sagen Nocks s 2tzdra! Dazu als Dienstzeichen: Adler, Posttzörncheu und Blitze, sowie Achselkappen auf den Röcken. Man hatte seiner Zeit große Freude, als das Tragen der Unifarm in den Amtsstuben bet Beanuen, welche nichts mit dem Publikum zu rhun hatten, abge- schafft wurde. Jetzt wird es wieder eingeführt! Wir wollen wünschen, daß den Beamten in ihrer neuen Dienstkleidung ihr schwerer Beruf recht leicht werden wöge!

Hamburg, 2. Nov. In Altona wurde vorgestern Abend der Lieutenant Graf Blücher in seiner Eigenschaft als Ronde-Offizier bei Revision des Schießstandes bei Kahrenleld von drei Strolchen über­fallen und blutig geschlagen. Der Nachtwächter fand den Offizier blutend in einem Graben. Leider find die Wegelagerer entkommen. Man glaubt, daß hier ein Akt d<r Rache vorliege.

Berlin, 3. Nov. Adelina Paiti wurde bei Gelegenheit der Vorstellung derTramata* in Berlin durch den Generalintendanten benachrichtigt, daß der Kaiser ihr die Ehre eines Besuchs auf der Bühne erweisen würde. Die Künstlerin eilte dem Kaiser, welcher mit dfm Prinzen Karl aur der Bühne erschiene« war, entgegen. Der Kaiser krackte der Künstlerin seine hohe Anerkennung über ihre großartige künstlerische Leistung aus. Die geschäftlichen Angelegen­heiten für die Künftlerm erledigen die Herren Frauchi rmd Polini mit N'colmi. Die Einnahme des ersten Abends beträgt etwas über 15,000 -4L Das gasttrende Könnlerpsar erhält 9000 »1s, der Rest der Einnahme wird zwischen der Verwaltung und Jmpresa zu gleichen Hälften getheilt.

Berlin, 4. Nov. (Prompte Justiz.) Am vorigen Sonntag kam in Berlin ein Fall schneller Justiz uor: Vor mehreren Jahren hatte ein russischer Handelsmann für 2060 -4L Waarcn gekauft und nicht daran gedacht, zu bezahlen. Trotz unsäglicher Mühe wollte es nicht gelingen, etwas emzutreiben. Da erfuhr der Gläubiger am Samstag, daß der Russe in Berlin sei und hier wieder Einkäufe ge­macht habe. Er beiraute sofort einen Anwalt mit seiner Angelegen» heit, und dieser beantragte schleunigen Arrest auf die Effekten und- sonstige bewegliche Habe des Russen, der bereits am Sonntag Mit­tags Berlin verlassen wollte. Am Sonntag früh um 7 Uhr erschien der Gerichtsvollzieher im Hotel und präseutrne zunächst unen Er- laubmßschein des Lavdgerichtrpräsidenten, wonach bi: Arrestlegung am Sonntag ausnahmswe'se gestattet wurde. Daun legte er Arrest auf Uhr, Kette, Waare, Reise Effekten u. s. w. Der Russe versprach hoch und theucr. bis Mittag zu bezahlen, der Gerichtsvollzieher ließ sich indessen darauf nicht ein und der Russe beqaemte sich dann, das Portefeuille zu öffnen und die Schuld auf Heller und Pfennig zu bezahlen.

Berlin, 4. Nov. Der immense Lastverkehr in den Straße» Berlins macht so enorme Anforderungen an die Härle und Stärke der Pflasterung, daß immer neue Erfindungen angebotrn werden, um die schwachen Seiten der bisherigen Pflasterungsmethoden auszumerzen. So wird man nächstens nicht blos Kriegsschiffe und FesiungSthürme, sondern auch unsere Straßendämme mir Stahlpanzern überziehen müssen, wenn man den Mahnungen und Anerbietungen der Laura- und Königs-Hütte Gehör schenkt, welche empfiehlt und sich erbietet, die Straßen mit stählernem Pflaster zu versehen, da das bisherige Eisen­pflaster sich noch als zu schwach und weichmüthig gezeigt habe. Jedenfalls wird die städtische Baudeputation sich keineswegs für stählernes Pflaster so ohne Weiteres engagieren, vielmehr der Hütte überlassen, zunächst ans ihre Gefahr und Kosten io belebter Gegend einen Versuch zu machen.

ötedattiou Druck und Lerlag von S. Oelschläger tu Salw. (Hiezu Rro. 43 de« UnterhaltungSblattS.)