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Bruder Rrchat Effeudi unter dem Schutze England», Frankreich» und Oesterreich« als Nachfolger gegeben werden; Rußland soll den Sultao in der gegenwärtigen Krisis unterstützen.)

Madrid, 1. November. Die Ueberschwemmung, welche am 14., 15. und 16. Okt. d. I. die span. Provinz Murcia heimge. sucht, hat nach amtlichen Mittheilungen weit größeren Schaden ver, ursacht, als man bisher angenommen hat. Wie aus Madrid de- richtet wird, sind ^/s de» Ackerlandes vernichtet und von 50,000 Landleuten, welche die Provinz zählte, sind 3000 verschwunden, welche ihren Tod in den Finthen gefunden haben. Die Provinz Murcia hat wiederholt durch die Uebcrfluthungen de» Flusses Segura zu leiden gehabt. Doch scheint die diesjährige Sturmflulh alle früheren an Unheil übertroffen zu haben. 3500 Häuser, 129 Mühlen, 4 Kirche» und viele Brücken find sortgeriffen worden. Man be­schäftigt sich mit der Erforschung der Ursachen dieser wiederkehrenden elementaren Ereignisse und glaubt dieselben darin entdeckt zu haben, daß Luftmafseo, durch Südwestwinde fortgetrieben, über die Meere zwischen den Wendekreisen Hinströmen, wo sie mit einer ungeheuren Quantität Dünste gesättigt werden, welche in gewittrrschwangere Wolke» umgcbiidet, sich in mächtigen Regeuströmen, .Wasserhosen gleich, in da» Bett der Bergbäche ergießen, welche in die Flüsse Madera. Mundo, Segura, Quipar u»d Eangonera ausmüuden. Gegenwärtig, noch unter der unmittelbaren Wirkung der Katastrophe, spricht man davon, wie der Madrider Korrespondent der N. N. Z. mittheilt, ein Netz von Blitzarbeitern zu errichten, die in geeigneter Weise «uf dem Kamme der Gebirge ausgestellt, die Regen modifi- ziren und regeln und dadurch auch die hhdrometeorischen Bedingungen modifiziren würden.

Madrid, 2. November. Die hiesigen Gastwftthe sind in Verzweiflung; es sollen anläßlich der Vermählung de« Königs keine Festlichkeiten stattfinden. Diese ehrlichen Patrioten heißt e« in einem Bericht derTime»* hatten darauf gerechnet, abermals dem goldenen Kalbe opfern zu können. Em Gesandter, welcher seinen Herrscher vertreten sollte, erkundigte sich in einem Gasthöfe nach dem Preise für einen Salon und vier Schlafzimmer; man ver­langte von ihm 2000 Realen für den Tag und 300 Realen für einen Wage», mir der Verpflichtung, denselben für 20 Tage zu nehmen Er wandte sich an einen anderen Wirth, dieser fordert? für die gleichen Räume 3000 Realen und 1000 Realen für einen Wagen nebst der Verpflichtung, denselben für 15 Tage zu nehmen. Der Gesandte stand im Begriff, mit dem ersten Gastwirth abzuschließen, als die Nachricht aulangte, daß keine Festlichkeiten stattfinden werden. UeberdieS würden den übrigen Regierungen auch keine Einladungen zugehen. Man scheue sich vor abermaligen Einladungen, welche kurz hintereinander zur Hochzeit und zum Bezräbniß der jungen Königin ergangen waren. Die Regierungen werden jedoch aus eigenem An­triebe Gesandte schicke».

Rom, 30. Oktober. Zu Cagliari, der Hauptstadt der Insel Sardinien ist soeben ein sehr ernstes und in den Annalen der ital. Justiz bisher unerhörtes Erreigniß vorgrkommen. Die in jener Stadt eingeschriebenen Advokaten haben in einer Versammlung, welcher 41 Rechtsvertreter beiwohnten, einstimmig beschlossen, sich jeder ferneren Ausübung ihres Berufes in so lange zu enthalten, als sie nicht rücksichtlich gewisser Willtürlichkeiten des kgl. Prokurator» und des Generalprokuratorö in jener Stadt, gegen welche sie bereits vor 3 Monaten bei dem Juftizmintster sich beschwerten, ohne daß dieser ihnen auck nur geantwortet hätte, eine entsprechende Genugthuuug er­halten. Zufolge dieses Beschlusses kann gegenwärtig, mit welcher Schädigung der öffentlichen und privaten Interessen läßt sich leicht denken, schon seit mehreren Tagen in Cagliari nicht Recht gesprochen werden.

Philadelphia, 17. Okt. Noch immer dauert die große Wärme und Trockenheit in unfern Oftstaaten fort und der Wasser­mangel, besonders auf den hochgelegenen Farmen ist ganz außerordent­lich. Im Staat New-Jersey uvd New-Iork sind dadurch unter dem Rindvieh schlimme Krankheiten auSgebrochcn. Seit die Oelregionen von Pennsylvanien, Ohio und Westvirginien erforscht worden, hat man schon manche interessante Entdeckungen gemacht. ES hat sich schon oft ereignet, daß der Erdbohrer eine GaSader traf, und in Butler County in Pennsylvanien brennt seit Jahren eine Feuersäule von 50 Fuß Höhe, welche Nachts meilenweit die Gegend beleuchtet. Daß selbst das feinste Maschinenöl aus der Erde quillt, dürfte Manchem unbekannt sein, doch verhält es sich so; denn ewige der größten Fabriken benützen jetzt ausschließlich dieses Erdöl. Von Lrambul County in Ohio wird gemeldet, daß man daselbst eine Quelle fand, welche raffinirteS Maschinenöl feinster Qualität ausströmt und täglich etwa 5 Faß liefert, da« zu 16 Doll, pro Faß mit Leichtigkeit einen Markt findet. Rohes Petroleum kostet jetzt in Pennsylvanien 62>/, Cent. Luch in der Nähe von MüllerSbury iu Pennsylvanien hat man eine

Quelle entdeckt, welche raffinirteS Oel auSströmt, doch ist dasselbe lange nicht so gut, wie das in Ohio gefundene. Sollten noch mehr solcher Quellen gefunden werden, so wird man sehr bald eine» furcht­baren Krach auf dem Oelmarkt erleben.

Asten. Eine fürchterliche Cholera-Epidemie wüthrt in Japan. Im April wurden die Gräber einer Anzahl Soldaten, die 1877 a« der Cholera gestorben waren, behufs der Vollziehung religiöser Riten eröffnet, und sofort wurde der ganze Distrikt angesteckt. Bis Mitte August find über 40,000 Todesfälle vorgrkommen, und bi« Ende September sollen, wie man glaubt, gegen 100,000 Personen der fürchterlichen Krankheit erlegen sein.

Afrika. Aus der Kapstadt den 15. d. wird dem Daily Tele­graph gemeldet: Unter den Boers in Middleburg ist es zu einem ernstlichen Aufstand gekommen. Ein Mann, NameuS Jacob, war wegen einer Schlägerei vor Gerecht geladen und weigerte sich zu erscheinen. 50 Boers kamen nach der Stadl geritten» und weigerten sich, die bestehende Regierung anzucrkeunen. Sie verlangten Munition. Als man ihnen dieselbe abschlug, nahmen sie solche mit Gewalt und boten dann Bezahlung au. ES find Dragoner und Artillerie nach Middleburg abgegangcn. Man glaubt, daß dies nur der Anfang eines allgemeinen Ausstandes sei. Augeblich soll Sir Garnet Wol- selry's schroffe s Auftreten die Erbitterung h-rvvrgerufen haben.

Verwischtes.

. Wunderbarer hat der Zufall woql noch nie gespielt, als iur nachstehenden Falle, dessen Sachverhalt derGerichtezeitung« aus dierekter Quelle zugeht, aus welchem Grunde das genannte Blatt der Nachricht, so seltsam sie auch klingt, vollsten Glauben schenken zu können meint. Kurz vor Beginn der GewnbeausstrlluAg in Berlin wurde ein tragi-komischer Vorfall erzählt, der sich in der Harlbrich'schen Geldschranksabrik m der Joachimstraßr 14 ereignete. Einige Tage vor Ablieferung des sehr großen Schrankes zur Ausstellung war eia Lehrlillg behufs Vornahme einer Arbeit in den Scbrank gekrochen; ein Anderer hatte unvorfichtigeiwciie die Thüre zugcdrückt, so daß der eingesperrte Lehrling beinahe in dem luftdicht gearbeitete» Eisenschrank erstickt wäre. ES verstrich einige Zrit, ehe der Meister geholt wurde, der nur allem die Konstruktion der Schlösser genau, kannte. Herr Hartbricht hatte dem Jungen damals außer einem Geldgeschenk für die auSgcstandene Pein später ein LovS für die AusftellungSloiterie geschenkt, wobei er scherzevd bemerkte, der Junge falle versuchen, den Schrask, wclch-r ihm beinahe zum Sarge geworden, wäre» zu gewinnen. Der Lehrling hatte das geschenkte LooS seiner auswärts wohnenden Mutter wieder zum Geschenk gemacht, und Alle außer vielleicht der LooSinhalnrin, hatte» wohl das Loo» vergessen. Am Donnerstag ist die alte Frau nach Berlin gekommen, um ihren Gewinn denn ein solcher war ihr nach der Liste zugefallen abzuholen. Wer aber beschreibt das freudige Erstaunen des Mütterchens, als ihr verkündet ward, sie habe einen Hauptgewinn von 1200 Werth gewonnen, und zwar einen eisernen Geldschrank, denselben, in welchem der Sohn dem Ersticken nahe gewesen. Da die Gewinne«» in bescheidenen Verhältnissen lebt und alles Andere eher als einen. Geldschrauk gebraucht, Hai sie diesen mit Hilfe Meister Hartbrich'S gleich we iter v erkauft. _

Wetter-Prognose für November von vr. Sofka iu Prag. Obgleich ich nicht mehr in der Lage bin, allmonatlich Welter-Prognosen zu liefern, so Halle ich es doch für meine Pflicht, iu besonders wichtigen Fällen rechtzeitig zu warnen, uv- eben jetzt steht ein solcher bevor. Ich habe seit zwei Jahrzenten oft darauf hingewiesen, daß und warum heftige atmosphärische Convulsionen ein- zutreteu pflegen, wenn der Mond der Erde ungewöhnlich nahe tritt. Oft sind sie so furchtbar, wie jene vom 23. Mai 1872 in Böhmen und die meisten heurigen in Ungarn, Szegedin mit eingerechnet; die Mondnähe vom 16. Oktober d. I. brachte aber da» eigenthüm- liche Perigeab Unwetter so cowplet, wie eS nicht oft vorkommt, den» es fehlten weder Fröste und vorzeitige Schneefälle, noch Wolkenbrüche, schwere Stürme, ja selbst Erdbeben. Am 14. November tritt der Mond der Erde noch näher, und zwar in einer Stellung, wo ec gerne auch vulkanische Ausbrüche verursacht; wir haben daher mehrere Tage vor und nach diesem Termin schlechtes Wetter zu erwarten. (Etwas Aehnliches, ob vielleicht wieder intensiv, ist um dem 12. Dezember d. I. in Aussicht gestillt.) Uebrigens kommen etwa vom 6. November an nach einigen Niederschlägen kalte Tage, welche um den 11. daS sprichwörtlich dekamtte St. MartinSwetter einleiten dürften. Es fallen da nämlich viele Sternschnuppen und tritt ger» Kälte mit Schnee oder Regen ein, was mit Unterbrechung etwa bi» zum 19. anhalteu dürfte, worauf die Kälte bis zum Ende des Monats nur langsam steigt, einiges Anziehen um den 23. und 27. ungerechnet. Nachtfröste sind bei heiterem Himmel vom 1. bis 7. und vom 20. bis 30. Regel.

«edaktion Druck und vertag von S. Oelschtäger in Calw.