Berlin erwähnten Falsifikate von 5V Mark-Scheinen wird noch be. richtet: Die Herstellung der di» jetzt aufgegriffenen etlichen 40 Stück ist wahrscheinlich im Württembergifchen geschehen und findet hierwegen zwischen den dortigen und diesseitigen Behörde» ein lebhafter Verkehr statt. Verhaftungen fanden statt je eine in Saulgau, Pfnllend.rf (ein Glöckner von Aach) Konstanz und zwei in Schaffhausen. Bor- ficht bei Annahme von Scheinen ist fihr zu empfehlen.

Berlin, 28. Okt. Als eine neue Art von Gaunerei kam ueuestenS in Berlin mehrfach vor, daß ein Individuum einen Herrn auf die Schulter klopfte, und al« letzterer sich umdrehte, ihm ein mit einer betäubende» Flüssigkeit getränktes Taschentuch an die Nase hielt. Der ohnmächtig Zusammensinkende wurde dann unter dem Schein der Hilfeleistung auSgeplündert.

Berlin, 30. Okt. Obwohl das Ergebniß schon heute Vorm, frststand, folgte das Abg.-HauS dem Akte der Präsidentenwahl mit seltener Spannung, die dadurch unterstützt war, daß der AlterSpräs. v. Bocknm-Dolffs den Namen jedes Stimmzettels laut und deutlich vorlas. Vou 399 abgegebenen Stimmzettel» waren 17 weiß (von einem Theil der FortschrittSp. abgegeben), 218 lauten auf Köller, nur 164 auf Bennigsen, v. Köller (koss.) übernahm den Vorsitz. Bei der Wahl des 1. Vizepräsidenten waren von 398 Stimmzetteln 21 weiß» 220 Stimmen fielen ouf Benda, 155 auf Bethusy Huc; auf Meyer (ArnSwalde) und Richter je 1. v. Benda (nat.lib.) ist gewählt; er erwidert auf die bezügliche Anfrage des Präsidenten: Herr Präsident! Ich nehme die Wahl an. Bei der Wahl de« 2. Vizepräsidenten waren e« 387 Stimmzettel, davon 4 weiß. Bon de» beschriebenen 383 erhielt Heeremann (Zentr.) 215, Bethusy.Huc 167, Stöcker 1 St. Heeremann nimmt mit dem Ausdruck des Dankes die Wahl an.

Berlin, 30. Oktober. Nach der Boss. Ztg. hat der Kultus, minister v. Puttkamer seinen Beamten gegenüber den Wunsch aus. gesprochen, daß an Sonn- und Feiertagen in den Amtsstuben des Kultusministeriums nicht mehr gearbeitel «erde.

Berlin. 30. Okt. Wie systematisch der Kultusminister gegen die Stmultanschulen vorgeht, das zeigt fich wieder in einem neue» Fall, der aus Praust (Landkr. Daozig) berichtet wird. Dort war bereits die Matrikel für die neue Simultauschule seitens der Regier, ung genehmigt und die Gemeinde war natürlich des Glauben«, alle Schwierigkeiten seien beseitigt. Da wurden die vielbesprochenen Ber- fögungen de« Herrn v. Puttkamer in dem Elbinger und anderen Fällen bekannt und ermuthigten einzelne katholische Bürger zu einer Eingabe gegen die Simullanisirung, der denn auch sofort Folge ge- geben wurde. Die bereits beschlossene, genehmigte und i» Aogriff genommene Errichtung der Simultauschule wurde inhibirt. Der Fall ist beklagenSwerth, weil in jene« westpreußischen Gegenden die Be- güastigung der katholischen Ko»fejfionsschulen mit der Begünstigung der polnischen Bestrebungen immer zusammenfällt, die Simultanschule nicht nur dem konfessionellen Friede«, sondern auch der deutschnationalen Sache zu Gute kommt.

Berlin, 31. Okt. Die Hofjagd am Donnerstag in den Jasnitzer Forsten (Mecklenburg) war vom prachtvollsten Wetter be« günstigt, so daß auch den biedern Mecklenburgern der Begriff des Kaiserwetters' klar geworden ist. Der Kaiser erlegte drei Hirsche, zwei Altthtere, einen Rehbock und einen Hirsch. Die Jagd verlief ohne jeglichen Unfall. Nur an dem Sechsspänner, welcher" die Groß. Herzogin, die Großfürstin und die Fürstin Windischgrätz nach dem Frühstück vom Kaiserzelt nach Ludwtgslust zurückführen sollte, brach eine Deichsel; die Damen zogen es daher var, bei ihren Gatten zu bleibe», «ud verblieben i» de» Ständen derselben trotz de« heftigen Feuers bis zu« Schluß der Jagd, um dann die Rückfahrt gemein- sam zu unternehmen. Abends nach beendetem Galadiner ertönte während der Theaterfestvorstelluug im Schloß Feucrlärm von der Schloßwache. Es brannte in der Nähe des Bahnhöfe«.

Zürich, 25. Oktober. In Obwalden wird demnächst die Todesstrafe wieder eingefvhrt werden, im Frühling wollen dann die Urkantone unter fich ein Konkordat über die Anstellung eines inter. kantonalen Henkers abschließeu.

Zürich, 30. Oktober. I» Zürich hat ein Weinhändler mit Fuchsin gefärbte Brühe als Ungarwein verkauft» von dessen Genuß die Abnehmer erkrankten. Die GesuudheitSkommission ließ 2000 8it. des giftigen Getränkes in die Limat laufen u»d übergab den Fälscher dem Gericht; er ist verhaftet.

Pari», 25. Okt. Zwischen Paris und Marseille sind vor einigen Tagen die sogenannten »Blitz'»Züge eingeführt worden. Diese Züge legen die 862 Kilometer betragende Entfernung in 15 Stunden 21 Minuten und, de» Aufenthalt an einigen Stationen abgerechnet, in 13 Stunden zurück. Da« ist eine Geschwindigkeit von etwa 70 Kilometer pr. Stunde, unsere« Wissen« bis jetzt die schnellste Fahrt.

Aedaktio» Druck mrd Verlag von S.

Pari«, 31. Okt. Ein Dekret der Regierung erklärt den Be­schluß des GeneralratheS der Seine für nichtig, welcher den Wunsch »oller Amnestie ausspricht. Andere Dekrete sprechen die Absetzung von 22 Bürgermeistern in der Vendee und 4 in Tarn et Garonue wegen Theilnahme an saktiösen (legitimistischen) Kundgebungen aus.

Paris, 31. Okt. Paris ist nach dem Streik der Zimmrrleute, Tischler und Schornsteinfeger nun auch mit einem Bäckerstreike be- droht. Etwa 5000 Bäcker haben sich gestern im Sommerzirku» versammelt, um über die Forderungen zu berathen, die sie au die ! Arbeitsgeber stellen. !

Belgien. An verschiedenen Orten Belgiens ist es. namentlich am 19. d. in zwei Dörfern der Ardennen, vorgekommeu, daß der Geistliche auf der Kanzel während der Predigt von dem Lehrer der Gemeinde unterbrochen und zur Wahrheit gerufen worden ist. In i dem einen Fall hat der persönlich beschimpfte Lehrer gesagt: »DaS ' ist falsch ; Sie reden nicht die Wahrheit. Sie haben nicht daS Rechts j mich persönlich anzugreifen; ich habe das Recht, Ihnen zu antworte», j wenn Sie mich öffentlich von der Kanzel der Wahrheit herab be­schimpfen."

London. Die Zulus sind entwaffnet worden, aber was sollen die Engländer mit allen den AssegaiS ansangen? Ein unternehmungs­lustiger Händler am Cap hat fünftausend auf Spekulation von der Regierung gekauft und läßt sie gegenwärtig nach Europa bringen, wo' er hofft, sie mit Vortheil an Waffensammler zu verkaufen.

London, 25. Oktober. ' Im Alexander-Palaft führte der Versuch eines neuen Athletenkunststückes gestern zu einem bedauerlichen Unfall, wie er so »ft der Lansbahn der dreisten Seiltänzer und Luft­springer ein Ende macht.Zäo" sollte das berühmte Kunststück ihrer KolleginZazel" nachmachen und sich aus einem großen Rohre, welche» einer Kanone uachgebildet ist, durch eine Sprtngfedrr heraus »schießen" lassen. Gestern sollte die erste Vorstellung stattfindcu. Unglücklicher­weise war in der Mündung des Rohres ein hervorragendes Stück Eisen nicht bemerkt worden. Als derSchuß" loSging, wurdeZäo" ^ mit Gewalt dagegen getrieben und stürzte bewußtlos und stark blutend in das Sicherheitsnetz. Sie wurde alebald in ein Hospital gebracht.

Da der Kopf beschädigt ist, zweifelt man an ihrem Aufkommen. !

Spanien. Die spanische Botschaft i» Ports hat den Zerrungen i angezeigt, daß auf den Wunsch der Erzherzogin Christine alle Hoch« j zeitSfeierlichkeiten in Madrid unterbleiben werden, und daß die Ber- ! mählung des jungen Köntgspaares .mit der größten Einfachheit vor l fich gehe» wird. Auf bessere Art hätte sich schwerlich die junge ! Königin ihren künftigen Unterthanen empfehlen können, da alle für die Feier bestimmten Summen den Ueberschwemmten von Murcia zuslietzen.

Madrid, 30. Okt. Die Ueberschwemmungen dauern an.

Auf der ganzen Halbinsel herrschen allgemeine Regengüsse. Der Ebro ist neuerdings um 5 Meter gestiegen. Toriosa steht unter Wasser.

Madrid, 31. Okt. Gestern war hier großes Sturmwetter.

In Malaga richtete eine Windhose enorme Verluste an. Die Stadt Vera (Provinz Nlmeria Granada), unweit des Ausflusses des 8l- manzor in das Meer, wurde von einer Ucberschwemmung heimgesucht. Der Fluß drang in die dortigen Eisen- und Siibergrubev und richtete einen Schaden vo» 500,000 Pesetas an. 21 Personen ertranken,

30 Häuser wurden zerstört.

Rußland. Durch alle Zeitungen lief kürzlich die Notiz, daß der russische Kanfmann Karpow, der vor kurzer Zeit in Tambow starb, der vielgenannten Wera Saffulitsch sein ganzes Vermögen, bestehend in einer halben Million Rubel, vermacht habe. Das Testament konnte nicht angefochten werden und wurde für giltig und rechtskräftig erklärt. Doch jetzt kommt die Schwierigkeit. Will ^ Wera Saffulitsch das Geld erheben, dann muß sie ^persönlich vor dem betreffenden russischen Gerichte erscheinen, und thut sie dies, so wird sie wegen ihrer früheren Vergehen natürlich sofort dingfest ge- ^ macht. Erscheint sie aber innerhalb fünf Jahren nicht wieder in I Rußland, so wird sie für emigrirt erklärt und ihr Vermögen gesetzlich eingezogcn. Eine arge Klemme!

Asien. Times meldet aus Kabul von« 29. dS.: Jakub Khan hat endgiltig seine Abdankung in die Hände des General Robert- uiedergelegt. Er weigert sich, über salche Unterthanen, als sie sich gezeigt haben, ferner zn herrschen. Wahrscheinlich wird seine Abdank­ung angenommen werden.

H opfenpreiszettel.

Ehingen, 26. Okt. Der Hopfeuhandel ist hier seinem Ende nahe. Dir Preise find von 230 auf 190 und 180 hernnter- gegangen.

Munderkingen, 27. Oktober. Der hiesige Stadthopfe»

ist nach demDonaubotru" s 230 «k, zus. ca. 40 Ctr., an Bier- ! brauereibefitzer Wulle in Stuttgart verkauft worden. !