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Htad unterrichtet wurde. Di« Kinder verschiedener Konfessionen sollen de» Unterricht gemeinschaftlich nnd nur d'n NeligisnSunterricht nach den Konfessionen gesondert erhalten, du. .it sie sich von Jugend auf daran gewöhnen, «il Andersgläubigen friedlich zu verkehren. Heute war der Tag» an welchem die Schulreform, an der die städtischen Behörden seit Jahrzehnten gearbeitet haben, zum Abschluß gelangen sollte, an welchem die letzten der paritätischen Schulen der Jugend geöffnet werden sollten. Die Kinder sind aber von den Thüren der Schulen zurückgewiesen worden, der Kulturminister hat die Eröffnung der paritätischen Schulen telegrapisch inhibirt und angeorduet, daß die Umwandlung der städtischen Knabenschulen in Simultanschulen rückgängig gemacht werden solle. — Der Oberbürgermeister und der Stadtverordnetenvorsteher von Elbing find in Berlin eingetroffen, um in der Sache beim Kultminister vorstellig zu werden.
— Berlin, 11. Oktober. Ein hiesiger Bankier wird seit gestern wegen Defraudation von ca. 300,060 »erfolgt. Derselbe hatte »« 17. v. M. bereits seine gesammten Komptoirbeamten entlassen und -sein Geschäft am 26. gänzlich geschlofse«, weil, wie er vorgab, er eine Reise zu Verwandten in Frankfurt a. M. unternehmen mußte. Er hatre sich an diesem Tage auch von seiner Familie verabschiedet, dann aber nichts mehr von sich hören lassen. Durch einen Zufall kam seine Flucht zu Tage. Ein Geschäftsmann aus der Provinz, der größere Gelder bei dem Bankier deponirt hatte, hielt sich hier einige Tage auf und wollte jenen freundschaftlich besuchen. Die plötzliche Schließung des Bureaus kam dem Kaufmann verdächtig vor, so daß er es für nothwendig fand, der Polizei von der That- sache Anzeige zu machen. Die Recherchen ergaben denn auch, daß der Bankier nicht noch Frankfurt gereist, sondern unter Mitnahme der erwähnten Summe sich aller Wahrscheinlichkeit nach nach Australien gewandt hat. Sein Mobiliar ist von seinem Wirth nach dem Möbel- speicher in der Köpnickerstraße geschafft worden, in dem Geldschrank fanden sich noch gegen 40 «it vor.
Bern, 7. Oktober. NuS Luzern meldet man den Raub eines jungen 12jährigen Mädchens, welcher letzten Sonntag von einem Fremden auSgesührt worden ist. Derselbe hatte für da« Kind mehrere Touren auf dem Carouffel bezahlt, ihm einige Kleinigkeiten zu« Geschenk gemacht und es dann gebeten, ihm den Weg auf die MuSegg zu zeigen. Seitdem ist es verschwunden: ein jüngeres Schwett-rchru, welche» auf dem Caronffelvlatz zvrückytblieden, hatte r» «>r de« Fremden fort-eben genchen.
Genf, 8. Okt. Der große Roth hat den Antrag, die Frage der Trennung von Kirche und Staat auf unbestimmte Zeit zu vertage», mit 68 gegen 28 Stimmen verworfen, dagegen den Antrag, dieselbe auf den Monat Mai de« nächsten Jahres zu vertagen, mit 68 gegen 17 Stimmen angenommen.
Rom, 10. Okt. Die fizilischen Blätter melden, da» Garibaldi seine Reife nach Palermo, welche in den ersten Tagen des Oktober unternommen werden sollte» auf unbestimmte Zeit hinaus vertagt habe, und der Mailänder Speitatore veröffentlicht ein vom 7. ». datirte» Tel. aus Livorno, wonach der alte Garibaldi schwer erkrankt ist, und Gerüchte umlaufe», daß er im Sterben liege. So viel sei sicher, daß seine Gichtschmerzen äußerst heftig sind und ihn eine große Schwäche überkommen hat.
England. Die Nahrungslosen Glasgows hielten gestern einen Umzug durch die Hauptstraßen der Stadt. An der Spitze de« von 30 Konstablern edkortirten Zuges wurden große Plakate getragen «it der Juschrisi: ,Wtr brauchen Arbeit, keine Wshithätigkeit oder Beschäftigung im Armenhause." Die Ruhe wurde nicht gestört.
London, 10. Oktober. Eine der großartigsten Demonstrationen gegen den Impfzwang wurde jüngst in Batley in Szene gesetzt. Dort war ein Herr Oliver Gomersal wegen beharrlicher Weigerung seine Kinder impfen zu lassen, um 20 Schilling gestraft worden. Eine Volksmenge, die auf 15,000 Personen geschätzt wurde, zog mit Fahnen durch die Stadt, und auf dem Marktplatze wurden Reden gegen das Impfen gehalten. Eine ähnliche Demonstration fand in Bingley statt. Mr.Hume-Rotherh in Merton Lodge bei Cheltenham forderte zu Geldspenden auf zur Bekämpfung des Impfzwangs, und die erste Sammlung ergab 243 Pfd. Sterl. 17 Schilling.
London, 11. Okt. Die »Times" meldet au» dem Lager vor Kabul 7. Okt.: Drei Regimenter aus Kohistan, vereinigt mit den Ueberresten anderer Regimenter nub vielen Einwohnern, stehen dem Sen. Baker in einer stark verschanzten Stellung ans der Anhöhe westlich von Kabul gegenüber. Dar Gefecht wurde Nachmittag« durch gegenseitiges Artilleriefeuer etugeleitet, der Sonnenuotüfgang verhinderte den Angriff der Infanterie. Nach Anbruch der Dunkelheit wurde starke- Gewehrfeuer gehört.
London, 13. Okt. »Daily News" meldet au» Lahore 12. Okt.: Eine Privatdepesche au» Simla meldet, General Robert« habe
Balahiffar, da» Schloß de» Emir» Jakub Khan besetzt; die vornehmsten Kaufleute Kabuls seien im britischen Lager erschienen. General Robert» telegraphirt, er habe nunmehr 110 Kanonen erbeutet.
London, 14. Oktober. Reuter» Bureau meldet au« Simla, 13. Okt. General Robert» hat gestern Mittag, begleitet vom Emir Jakub Kahn seinen Einzug in Kabul gehalten. Britische Truppen bildeten Spalier vom Lager an. Die britische Artilleri gab beim Hiffkn der Flagge am Eingang der Stadt Salutschüsse ab. Zwei Regimenter besetzten Balahiffar und bissen Anhöhen.
Spanien. In Madrid herrscht Theuerung. und der Gemeinde« rath hat schon angefangen, Brot auSzutheilen. Die Auswanderung! nimmt stark zu wegen der fortwährenden Mißernten und der übermäßigen Steuern. Tausende ziehen nach Algier, andere nach« Südamerika.
Philadelphia, 26. Sept. Am 17. Mai 1877 schiffte sich General Grant, der Expräsident der Ber. Staaten, in Philadelphia auf dem Dampfer Indiana zu einer längeren Reise nach Europa?, ein. Sein Plan war damals noch nicht, die Welt zu umsegeln. Al« er aber in Europa an allen Höfen auf da- freundlichste empfangen und dabei auch den Der. Staaten jede Achtung gezollt wurde» faßte man in Washington den Plan, Grant auf RcgimentSkosten auch die übrigen Weltthrile besuchen zu lassen, um dem amerikanischen Handel Einfluß zu verschaffen. Dies ist ihm auch in Afrika, besonders aber in Aste» geglückt. Er standen ihm Zeitungsreporter und Dolmetscher zur Seite und sandten die glänzendsten Berichte über sein Thun und Treiben an unsere gelesensten Zeitungen, die von dem Volke gierig gelesen wurden. Nun ist er nach einer Abwesenheit von 2 Jahren und 4 Monaten am entgegengesetzten Ende de» amerikanischen Festlandes angelangt und hat damit seine Reile um die Welt vollendet. War schon sein Abschied von Philadelphia eine von den Handwerkspolitikern hervorgerufene Demonstration, so war da« nur ein Vorspiel der Auszeichnungen die ihn überall, wo er auf seiner langen Reise erschien, erwarteten» so daß Grant mit Recht jagen kann, daß noch niemals ein Ver. Staaten-Bürger mit solchen Auszeichnungen überhäuft wurde, wie sie ihm zu Tdeil geworden. Objchon die Fähigkeiten GrautS einigermaßen zweifelhaft find, so ist' es ihm doch, geglückt, sich einen großen Ruf zu verschaffen, und er Hot jetzt nur «öthig, seiner republikanische» Partei zu sagen: ich will Kandidat färbte nächste Präsidentschaft sein, dann wird er voraussichtlich zum dritten Mal znm Präsidenten «er Der. Sraalea ermährr werden. Seine treuesten Freunde rathen ihm jedoch ad, noch einmal da» Amt als Präsident der Ver. Staaten anzunehmen.
New-Jork, 12. Okt. Auf dem Dampfer .Mosel" sink am 3. Okt- mit Seiden und Baumwollstoffen gefüllte Kisten, die i» Southampton eingeschlfft worden waren, in Feuer gerathen. Dieser Theil der Ladung ist verbrannt. Da» Feuer wurde alsdann gelöscht und das Schiff blieb im Uebrigen unbeschädigt.
ObstPreiSzettel.
— Stuttgart, 13. Oktober. Heute kamen 3 Wagen italienische Traub-n hier an. Engrospreis für ganze Wagenladungen 32 pro 100 Kilogramm, im Detailverksuf 33—34 «A. Verkauf lebhaft.
— Obst find -90 Wagen eingelaufen. Preis 3 «G 45 L bis 4 «M 5 L. Verkauf flau.
— Eßlingen, 13. Oktober. Am Bahnhof hessische« Obst «äL 4. 20 bis «lL 4- 40, Birnen «fL 6 pr. Zkr.
— K ' rchheimu. T., 13. Okt. Zufuhr 600 Säcke OM, ^ 3, 60 bis 5 pr. Ztr.
Hopfenpreiszettel.
— Dietenhetm an der Iller. Der Hopfen wurde mit 200 «iL bis 220 «-L verkauft; kein Borralh mehr.
Vermischtes.
Probe von Leichtgläubigkeit. Ein rheinisches Blatt schreibt: Einem begüterten Bauer in der Umgegend von Düsseldorf, Besitzer großer Teiche, Liebhaber von Forellen, passicte kürzlich folgende ergötzliche Affaire: Der Mann liest in einem Berliner Blatte, daß Jemand das Mittel entdeckt habe, durch Einstreuung eines blosen Pulvers in jedem Teiche Forellen zu erzeugen. Das Pulver selbst koste nur 6 »iL, und sei der Erfinder bereit, diese Summe sofort zurückzuerstatten, sofern da« Mittel nicht den gewünschten Erfolg " habe. Der Grundbesitzer, dem nach Forellen bereits der Mund wässerig wird, hat nichts Eiligere« zu thtyr, als da« verlougte Geld,> einzusendeu, um sich hierfür die umgehende Zusendung de» Mittel»! - auszubitten. Nach einigen Tagen kommen die 6 «M zurück uM. folgenden Worten: .Es thut mir leid, Ew. Woylgxborm: dg» vern' sprochene Mittel nicht senden zu köunen. Die ganz^Anoeleguchsit betraf nur eine Wette. Ich hatte nämlich mit einem RW>ü»Ätwettet, mau könne da» uufinnigste Zeug drucken lassen, e» fände», sich allezeit...., die es glaubten! Ew. Wohlgrboren find bereit» d:r Wunärrddreißigste^
Stedattio« Druck uud «erlag »»» G. Oelfchläger i« «atw.