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Gestalt mitten auf dir Straße, geschleudert wurde. Die Bestürzung der Bewohn» war grenzenlos. In de« Hause Nr. 13 nicht nur, sondern auch- in eine« Hause auf der anderen Seite der Straße waren viele Fensterscheiben gesprungen. in der Parterrewohnung über de« Kssterlokal war ein Ofen eingestürtzt alle Fenster und Thüren der Lillerwohuung lagen in Trümmern, oft weit fortgeschleudert; e» bedurfte eiwizer Minuten, bis die Veranlassung und die Ausdehnung de» Unglück» klar geworden. Die Ermittelungen ergaben Folgendes: Um die angegebene Zeit etwa wollte« Frau Berkholz die zu ihrem Geschäft Benzin in größeren Quantitäten braucht und davon, an scheinend ohne polizeiliche Erlaubniß, einen Ballon in ihrer Wohnung hielt, aus diesem Ballon etwa» abfüllen. Sie halte densilben in einem Verschlage neben der nach hinten hinaus gelegenen Stube auf- bewahrt, an. welche die Lüche stößt. Beim Rücken de«' Ballons bemerkte sie nun, so erzählt sie selbst, daß derselbe leck sei und sich Däwpfe entwickelten. So schnell sie konnte, eilte sie in die Vorder- stube, die Fenster zu.öffnen, kam aber zu spät. Die Dämpfe hatten sich an der- Hrrdflamme in 'der Küche entzündet und die Explosion hecHeigeführl, durch deren Gewalt fit selbst auf die Straße geschleudert wurde. Der Anblick, welcher sich d-n zu Hülse Eilenden bot, war entsetzlich. Auf der Kellertreppe lag winselnd ein Kmd, ein zweites drinnen inmitten der Stube. Iw der Küche fand man die Leiche de» Dienstmädchens Jda Finkt und aus einem Bette fast nackt, da die Kleider vom Leibe verbrannt waren, rin junges Mädchen, Auguste Bohne, welche» erst seit dem 1. Okt. bei der ihr befreundeten Frau Berkholz wohnte und dieselbe schon wieder in einigen Tagen zu verlassen gedachte. Frau Berkholz selbst wollte, so schwer sie auch verletzt war, in die im Nu in Flammen stehende Wohnung zurück, um ihre Kmder zu retten, nach denen sie in erschütternder Weise jammerte. Man verhinderte sie jedoch daran. Aerztliche Hülfe war, da die Klinik in der Ziegelstraße sich in unmittelbarer Nähe befindet, glücklicherweise sehr schnell und ausreichend zur Stelle. Die Verwundeten wutten in ölgetränkte Watte eingewickelt und auf Tragbahren in die Klinik geschafft. Dort ist der 6jährige Karl bereit« gestern Abend um 7'/r Uhr gestorben. Der Zustand seiner 7jährigen SchwesM Martha ist nicht ganz hoffnungslos, wohl aber wird Fräulein Bohne ihren Verletzungen erliegen müssen. (In der Thai ist Fräulein Bohne inzwischen gestorben.) Frau Berkholz selbst ist am wenigsten ver- wnndet, wenn auch im Gesicht, an den Armen und Beinen sehr stark verbrannt. Zu den Verunglückten gekört ferner ein Arbeiter, welcher bei der Kanalisation vor dem Hause beschäftigt war und dem ein Glasscherben den Aim bedenklich« zerschnitt. Drei Knaben haben durch Glossplitter im Gesicht Verletzungen davongetragen. Einem von ihnen mußte in der Klinik die Wurde zugenäht werden. Das jüngste Kind, ein 5jLhriges Mädchen, wor zur Zeit der Explosion bei einer Familie im Hiuterhause zum Besuch und entkam somit ganz unverletzt.
— Berlin, 9. Okt. Man schreibt der „Nat.-Zlg.": Gegenüber den mancherlei abfälligen Uriheilcn, namentlich der französsischen Fachpresse, über die Fußbekleidung der deutschen Infanterie ist daran zu erinnern, daß dir Militärverwaltung seit geraumer Zeit einer verbesserten Fußbekleidung unserer Truppen eine besondere Beachtung zuwendet. ES ist eine besondere Kommission eingesetzt, welche in umfassender Weise mit einer Prüfung der vorhandenen Mängel und deren Abstellung beschäftigt ist. Zunächst beabsichtigt man, die im Gebrauch befindlichen kurzschüftigen Stiele! ganz abzusSoffen, dann aber ttrgl noch eine ganze Reihe weiterer VerbesierungSvorswiage vor, für deren AuSführuog die bei der Kaiserparade in Straßburg gemachten Erfahrungen sich» nicht verloren sein werden.
— Das Verschwinden junger Mädchen nimmt in überraschender Weise überhand und beschäftigt unsere Behörden unausgesetzt. Seit dem 6. d. wird die 15jährige Tochter de» in der Pankstraße wohnenden Maurermeisters I. vermißt. Das Mädchen war- von kräftiger Figur und besaß auffallend schönes dunkelblondes Haar.
— Berlin, 10. Okt. Die in einzelnen Blättern auftauchende Ausstreuung, daß das Reichs-Schatzamt mit der Ausarbeitung neuer Steuervoriagen beauftragt sei, entbehrt jeder Begründung.
— Königsberg, 3. Oktober. Der „Hart. Ztg." geht soeben dir Nachricht zu, daß am vergangenen Freitag der Herr Oberregier, ungsrath Wedthoff in Nortycken gewesen ist, und das dortige Berri- steinbergwerk, daS seit Jahren, statt Bernstein zu gemimten, Wasser aus den Schachten geschöpft bat, ohne dasselbe bewältigen zu können, geschlossen hat. Es liegen dort mehrere Millionen Mark begraben, di» ihre Auferstehung nie feiern werden.
St. Gallen, 2. Oktober. In Bütschwyl machte Fabrik- inspettor Klein von Basel den dortigen Fabriken einen Besuch. ES wird nun berichtet, schulpflichtige Kinder seien aus einem Stickerei- geschäft durch Thüren und Fenster hinten hinauSspedirt worden, als der
Jnspektsr auf die Vorderseite dtS TrbäudeS zuschritt. Klein entdeckte aber da» Manöver nnd wird es zu ahnden wissen.
Amerika. Anläßlich der am 29. v. Mt», im Prospekt Park^ Brooklyn abzuhaltenden Parade hat sich General Jourdan veranlaßt gefühlt, eine Ordre zu erlaffen, in welcher der folgende Passus für die „Tüchtigkeit" der Milizen bezeichnend ist: „Der Brigadegeueral wünscht die Aufmerksamkeit auf das traurige Schauspiel zu ienke»„ das häufig von berittenen Offizieren aufgeführt wird, denen, wie es scheint, selbst die elementaren Kenntnisse der Reitkunst abgehen und die sich dadurch bei Paraden lächerlich machen. Offiziere, die nicht ordentlich aufsttzen, sich nicht im Sattel halten können, oder ihr Pferd nicht in der Gewalt haben, sollten rxsigniren oder auf Schusters« Rappen einher galloppiren,"
New York, 22. September. Die sieben Dampfer, welche am vergangenen Sonnabend von hier nach Europa abgingen, führten ungewöhnlich große Frachten von Brotstoffen, frischem Fleisch und- Milcherei-Produkten. Im Total repräsentirlen die Haüptbrfrachtungs- Artikrl dieser Dampfer folgende Quantitäten : 220 402 Busbel Ge> treibe. 21 650 Faß und Sack Mehl, 255 Tonnen frisches Fleisch, 125 Stück lcbendes Rindvieh, 500 Stück geschlachtete Hammels 250 TierceS gepökelte» Rindfleisch, 4632 Kisten präservirteS Fleisch in Büchsen, 25 800 Kisten Käse, 12 350 Colli Butter, 700 Faß Zucker» 210 Faß Syrup, 4700 Ballen Baumwolle, 4605 Kisten Speck, 450 Ballen Htpfen, 1120 Oxhoft Tabak, 550 Sack Hafergrütze, außerdem mchc unbedeutende Quantitäten Schweinefleisch, Schinken, Fett, Knrzwaaren rc.
N"ew>Nork, 9. Okt. Die Utah-Indianer tödleten den Agenten Mccker und sämmtliche männliche Beamten der Agentur des weißen Flusses » verschonten aber Frauen und ^Kinder. General Merrit bot den Indianern Frieden an, falls sic die Waffen nieder« legen; der Vorschlag wurde jedoch zurückgcwiescn.
Obstpreiszcttel.
— Eßlingen, 7. Okt. Am Bahnhof Hess. Obst 4. 10 bi«' 4. 20; Bohr. ^4 4. 40.
— Nürtingen. Zufuhr ca. 1100 Säcke. Gewischtes Obst zu 4 ^6 40 bi« 4 «-6 60 ^ , Linken 4 ^ 75 ^ bis zu 5 ^ pr. Zir.. dem Sack nach 8 vsL 50 L bis 10
— Reutlingen, 7. Okt. Nus dem Obstmarkt 4. 50 bis
«K5 pr. Ztr.; euf dem VrHrchrf «4L 8. 50 -'S 4 pr. Z»r
— HeUbronn, 9. Okt. Lepfel ..§6 3. 50. bis .K 5.50, Birnen 3. 30 bis 6. pr. Ztr.
Hopfenpreiszettel.
— Wachendors, 8. Okt. Siebenter und letzter Verkauf des frhrl. v. Ow'ickerr Rentamts ca. 40 Zer., größtentheils prnna, zum kleineren Theil srkm da, zum Durchschnittspreis von 2tO -K pr. Ztr.
Fortschritte -er Lebensversicherung in Deutschland.
Ans einer kürzlich' im „Bremer Handelsblatt" veröffentlichten eingehenden statistischen Arbeit entnehmen wir, daß den gegenwärtig bestehenden 49 deutschen LcbenSocrstchcrungsanstalten, von denen 35- im deutschen ReiLe, 12 in Deutsch-Oesterreich und 2 in der deutschen Schweiz ihren Sitz haben, im Jahre 1878 wieder 77,128 Personen neu beigetreten si. d und damit ihren Angehörigen Erbschaften im Betrage von 269,618,187 Mar! begründet haben. Im Gauzen waren am Schlüsse des vorigen Jahres bei den gedachten 49 Anstalten 775.771 Personen mit zusammen 2428,367,947' Mark versichert, wovon aus die älteste und größte Anstatt, aufDie Lebekisvelsichcrungs- bank für Deutschland in Gotha, 347,119,300 Mark, aus die „Germania" in Stettin 203.647,203 Mark, auf die Leipziger LebeuSverstcherungSgesellschast 137,670,350 Mark, auf die „Concor» dia" in Cöln 136,142',785 Mark, auf die Stuttgarter Lebm-ver- sicherungS- und Ccsparnißbarik 133,840,063 Mark, auf die Lübecker- Gesellschaft 111,509,356 Mark entfielen. Bet den ebengenarmien 6 größten deutschen LedensversichtrungSanstalten war somit zusammen mehr als 1 Milliarde Mark versichert.
Nach Abzug der Sterbefälle urd sonstigen Abgänge ergab sich bei den sämmtlichen'49 Anstalten im vorigen Jahre eine reine Zunahme des VersichrrtmgsbestaüdeS um 92,413,210 Mark. Den stärksten Antheil a» dttsem RtinzuwachS hatte die Gothaer Lebensversicherungsbank mit 19,107,500 Mart; ihr zu- , nächst stehen die Stuttgarter L ebe n s v e rsi.che ru ng s> mih Lrsparnißbankmit 12,787,464 Mark. die'Ca r l Sr uher^. Versorgungsanstalt mil 11.940,549 Mark und di» Lcip». - zigerLebenSversicherungSgesillschaftmit 8,672,450-/L .
Für gestorbene Versicherte wurden im Laufe deS vorigen Jahre« - 35 327,789 Mark anfällig, gewiß eme beträchtliche Summe, durch deren AuSzahkuig unzwetsclhast Tausenden von Wiltwen und Waisen- das Fortkommen nach dem To^de ihrer ExnAhrer erleichtert w,oxden iff^
Oelschlägcr tu Eatw.