477

Calw.

Landrvirthschastticher Pezirksverein.

Don dem iw vorigen Jahre durch den Unterzeichneten in großer Anzahl im Bezirke verbreitetenSchwäbischen Bauernfreund, Kalender und Schreibebuch, herausgegeben von Fritz Möhrlin," ist für das Jahr 1880 eine neue Auflage erschienen, die von der K. Centrelstelle angelegentlich zur Verbreitung empfohlen wird. Je mehr unsere heutigen landwirthschaftlichen Verhältnisse auch den mittleren und kleineren Landwirth ans einen geschäftsmäßigen Betrieb der Landwirlhschoft Hinweisen, um so dringender wird für Mseiben das Bedürfnis genauerer Aufzeichnungen der wichtigsten Vorgänge seiner Wirtschaft. Hiezu ist das dem genannte« Kalender beigegebrne Schreibebuch in vortrefflicher Weise geeignet, und darf deßhalb wohl vorausgesetzt werden, daß nicht nur diejenigen, welche dasselbe im laufenden Jahre benützt haben, sondern noch eine große Zahl weiterer Landwirth: sich zur Benützung desselben im nächsten Jahre entschließen werden.

Vereinsmitzlieder in den einzelnen Orten, insbesondere die Herren OrtSvorfteher uns Lehrer ersuche ich freuadlichst, sich für die Säte zu interessiren, Bestellungen zu sammeln und dieselben spätestens bis 1. Dez. an mich gelangen zu lassen. 1 Exemplar kostet durch Vermittlung des Vereins 24 L, sonst 30

Calw. 12. Okt. 1879.

Der Vereinssecretär

.».'th? E. Horlacher.

- Calw, 13 Okc. Gestern früh begingen zwei hiesige Jagd Pächter^ ihr Jagdgebiet im Ä-meindewald von Aitheagstett, wo sie schon längere Zeit Grund hakten, Wilderer zu vermnthen. Am Eingänge des Waldes theilten sie sich, um denselben nach verschiedenen Seiten zu durchstreifen. Der eine von ihnen stieß nun wirklich aas drei Wlserer, von denen einer auf seine Aufforderung, die Waffen niederzulegen, auf ihn anlegte. In diesem höchsten Grade von Not­wehr war j doch der Iagdpächter schneller, als der Wilderer und schoß dem Wilderer eine voll: Schrotladung in di: Füße. Die Wilderer ergriffen hierauf all: dr:i die Flucht, wurden aber noch im Lauf: des gestrigen Tagt« mit Hilf: der Laidjjgermunschaft als 3 Bürger von Allheigstelt ermittelt, die nun ihr unberechtigtes Jagd­vergehen schwer zu büßen haben werden. ^-"1

Stuttgart, 9. Okc. Bekanntlich Hai der württemb.'Kunst gew rbev rein beschlossen, im Jahre 1881 hier eine Württembergische 'Landesgewerbe-Ausstellung zu veranstalten. Da die Ausführung dieses Beschlusses davon abhängig ist, daß bis dahin eine Gewerbehalle hier erstellt und zu dem beabsichtigten Z oeck zur Verfügung gestellt wird, so wandte der Berem sich unter näherer Ausführung seines Plains an den Gemeinderath mit der Bitte um Befördern»- desselben durch rechtzeitige Erstellung und miethweise Überlassung des Baus. Der Gemeinderath beschloß, das Gesuch der Gewerk;halle-Kommission zur beschleunigten Erledigung zu überweisen. Der Vorstand dieser Kommssian thsilte über den gegenwärtigen Stand der Gewerbchalle- fraze mit. daß di- Kommission über di: wesentlichen Fragen einig sei, daß die Vorlage von den Inten ionen der Kommission entsprechenden Plänen in Bälde zu erwarten stehe, nid daß allerdings mit Aufbietung aller Kräfte der Bau so gefördert werden könne, daß die Ausstellung im Frühjahr 1881 keinem Hindernis begegnen dürste.

Cannstatt, 9. Okt. Die Zeit, in weicher gewöhnlich die Weinlese in unserer Gegend beginnt, ist herangerückc, von einer solchen ist aber diesmal noch nicht d.e leiseste Spar zu seh n. I, Folge der spät eingetretenen Blüthe und der anhaltend nassei und kühlen Gitter ung in den Sommrrms taten find dl- Trauben jetzt noch lange nicht -reif. Auch ist zn besagen, daß Heuer so wenig Trauben an den Stöcken sich best iden und diese wenigen überdies so klein sind. Do h bas wäre am Ende nicht das Schlimmste, allein die Trauben haben jetzt meist dreierlei Beeren, nämlich grüne, und dieses h er die Mehr­zahl, reife, welche bereits am Aufplatzea sind und bis zur Lse un­brauchbar werden, und endlich ein: Muffe faulige. A iS allem Diesem zu schließen, ist nicht nur keine reichlich: Wemerate zu erw arten, sondern es wird auch die Qualität eine ziemlich geringe werden. Die letzten warmen Tage haben zwar die Reife etwas gefördert, allein die Sonne hat die hiezu erforderliche Kraft nicht mehr. Durch die auf's Neu: ringetretene trübe Witterung erleidet di: Lese abermils Älfschab.

Rottenburg, 9 Ost. Ja dem benachbarten Warmlinz:» hat der Mechaniker M Groß eme Erfi idang gemacht, dir wohl verdient, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Es ist diese» ein WaraunzSapparrt vor FeuerSgefahr in Gebäuden Derselbe «uz im Hause angebracht werden, was mit geringen Unkosten geschehen krau. Boa de« unterste« Stocke bis in's Dach zieht sich ein Draht» der in de« Zimmer rodet» ia welchem die Uhr «it de« Sigaalapparat

sich befindet. Der Draht wird ia jede« Stockwerk durch einige blecherne Büchsen unterbrochen, d. h. dieselben sind in gewissen Ent­fernungen im Draht eingemacht; sie haben die Größe von Uhrenge» wichtern und sind mit Talg gefüllt. Wenn nun irgendwo im Hause ein Feuer auSbricht, so schmilzt schon bei 30" Wärme der Talg in der nächsten Blechbüchse, und mittelst einer Vorrichtung springt der Draht an dieser Stelle, wodurch ein über der Uhr sich befinden« des Gewicht herabfällt und den Signalapparat in Bewegung setzt. Letzterer besieht au» zwei Glocken, welche durch ihr fortgesetztes Hin» und Herschlagen die Insassen des Hauses wecken. Sobald da- Gang­gewicht abgelaufen ist, hört der Apparat zu arbeiten auf, was aber immerhin eine Zeit von 510 Minuten erfordert. Der Erfinder ist um ein Patent eingekommen.

F r eud e nst a d t, 10. Oktober. Die GewerbeauSstellunq wurde vsrzrstera geschloffen, nachdem sie sich bis zuletzt eine« ungewöhnlichen Besuchs zu erfreuen gehabt hotte. Der letzte Sonntag brachte noch gegen 900 Besucher. Die Loosziehuag ist ebenfalls vorüber und man steht auf die letzten vielbewezten Wochen und Monate mit behaglichem Gefühl der Spätherbst- und Winterzeit entgegen. Möge der Schwarz­wild je länger je mehr mit der neuen Bagnoerblndunz zur vollbe­rechtigten Geltung kommen.

Ulm, 10. Okc. DaS 11 jähe. Mädchen eines hies. Oekonomen ist gestern in bedauerlichster Weise verunglückt, indem solchem bei seiner Beschäftigung an der Futterschneidmaschiue das Messer, da» sich ablörte und auf den Bod:n fiel, so unglücklich auf den Fuß kam, daß ihm d e Zehen abgrschnittcu wurden.

Ebingen, 10. Okc. Laut h:ute veröffentlichter amtl. Bekannt­machung hat die Stadtgemeinde Ebingen für das Etatsjrhc 1879/80, trotz ihres bedeutenden G-meindeoecmögens, ein: StadtschadenS Umlage oon 29.30) M. zu machen, wovon auf das Gmnokataster 21,98 Pcoz. und daS Gebäude und Gewerbe-Kataster zusammen 70,02 Proz. kommen. Die Gemeinde Umlage beträgt das anderthalbfache der Itaatssteuer. Am Amtsschaden bezahlt die hiesige Gemeind: 3399 M. Daneben kommt fährst h ein Holzwerth von mindestens 24,000 M. in der Form von Äürgergaben zur Vertheiluig ein Mißoerhält- niß. durch welches namentlich der Geweroeftand uuserhältnißmäßiz be- lastet wird.

Weilheim, 2. Oktober. Ein- furchtbare Aufregung herrscht seit gestern Abend in unserer Stadt. Es ward; aämlich AbeudS -Mischen 5 nid 6 Uhr in der Z.-hius-unz des Lohukutschecs und Oekonomen Joseph Lindner die Haushälterin desselben, Ursula Wind, von d:r Stullmazd, die Heu vom Boden holen wollte, im Heu versteckt als Leiche gesunoen. Bei näherer Besichtigung ergab sich» » dieselbe Mt einem Beil: erschlagen worden war. Da auch der Besitzer d:S Anwesens seit einem Tage vermißt wurde, s, wurden weitere Nachforschungen anzestellt, in Folge deren nach kurzer Zeit derselbe als L-ichnam aus d.r Oüigerzcub: im Stalle gezogen wurde. Auch ec war mit einem Beil: getöotec. Der Verdacht lenkte sich wie dieA- Abozlg." versichert, sogleich aus den bei Lindner als Schweizer im Dienst: befiidlichen Friedrich Feuhtner, der seit M tt iz abgereiSt war. Der Ooppelmöcdec wnroe bei Ankunft des Zuges in Starnberg arrelirt, wobei er sich furchtbar zur Wehre setzte.

Leipzig, 7. Okt. Die dem Reichsjastizamt erstmals zu- steheudc E niheilung der Senate des Reichsgerichts ist jetzt erfolgt. Darnach werden 5 C s.l- und 3 Strafsenat» gebildet; elftere zusammen haben 42, letztere 18 Mttgl eder. Von den Wücttembecgern ist v. Ämelin Mügli-d des zveitei, o. Streich de- dritten CioNseaats, o. Geß des ersten Strafsenats und o. Bey'rle P.äsid nt de» dritten Strafsenat«. In Handelssachen gehört der OocrlaideS-Gerichtsbezirk Stuttgart zum zweiten, für bürgerliche Streitigkeiten inci. Wechsel- und Hafipfftchtsachen zum dritten Civilsenat, mit Strafsachen fällt Stuttgart unter den ersten Strafsenat.

Berlin. 7. Oktober. Ans Berailaffuig der Wahlen zu« Abgeordnetenhrase hat das h-csiz: Hrupt-Telegrapheuamt die unge­wöhnlich große Zih ooi 25.000 Telegramnen zu bearoetten gehabt, dirunlsr etwa 300 amtlich: Wahlmeldanzea mit gegen 12,000 Worten» und außerdem ungefähr 1000 Stück zum Theil lang- Wrhltele- gramm: für die hiesigen Zeitungen. Auch find mittelst der Rohrpost 1000 Seadlnzea mehr als gewöhiltch befördert worden.

Berlin, 8. Okt. Vo, einer entsetzliche i Krlastrojoh: ist gestern Nrchmttag eine im Hause JshanniSstraß: Nr. 13 wohnende Familie betroffen worden. D e oerwütmete Frau Berkholz betreibt daselbst in eine« Kell-rlokal eine chemisch: Handschuh-Wischanstalt; sie ernährt durch diese« Unternehmen seil einer Reihe von Jahren sitz und ihre 3 Kader. Um 3 Uhr 20 Mit. gestern Rachm. erdröhnte in der JrhainiSstcaße ein fürchterlicher K«all; gleichzeitig erfüll en heiße Dämpfe die Straß: und den Hof de» genannten Hauses, und an» de« A-llrrlokale ertönte« h rzzerreißenbe Jamanrlaate, während durch da» Borderfenstrr der Berkholz'sche« Wohnung eine «eidliche