361

fchinentheilr u. s. w. wurden auf weite Strecken geschleudert, und selbst in der ^tadt trifft man zertrümmerte Fensterscheiben. Ein Arbiter, Familienvater wurde getödtet, einzelne Körperteile desselben find aufgefundeo, ein anderer ist leicht verwundet. LeMlich der Ent« stehungSursoche wird vermuthet, daß der getödtete Arb»p. welcher da« Pulver in den im Gauge befindlichen Läuferwerken ^rtfeuchten hatte, dies rechtzeitig zu lhun unterließ.

Urach, 2. August. Ein gestern beim hiesigen O.A.-Gericht «chgeurtheiltrr Fall verdient auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Unter einer herumziehcudeu Zigeunerbande war auch eine Frau, welche in Wirtschaften und Kaufläden nach Münzen fragte, dir ein s haben, indem sie als Vorwand brauchte, daß sie einen dressirren Hund habe, mit dem sie Produktionen geben wolle. und für welchen sie derartige Münzen.brauche. Wenn nun hie und da Leute ihre Kaffe öffneten, langte sie immer selbst in dieselbe und so fehlten einer Krämersfrau in Dettingen nach einer derartigen Manipulation 5 an einer Geldsumme, deren Betrag sie genau kannte. Dieselbe verfolgte die Bande, welche sich bereit- vom Orte wieder entfernt hatte und in Begleitung des in Metzingen statjonirtcn Landjägers traf man dieselbe km Rirderich. Die Frau wurde verhaftet und es kämm trotz ihres LäugnenS doch so viele Indizien zu Tage, daß man sic zu 2 Monaten Glsänzniß verurthülen konnte, das sie auch sofort angetreteu hat.

Crailsheim, 4. August. In der Wirtschaft zur Krone hier gerieihen drei Stromer mit dem Wirthr in Streik; sie mißhandelten

' denselben, zogen ihn in der Wirthsstube herum und warfen ihn schließ­lich zum eigenen Hause hinaus. Als die Polizei einschritt und die­selben verhaftete, stellte sich der eine davon so widerspenstig, daß man ihn blos sestgeschlossk« ins Gefäugniß obfühcen konnte.

Aus der bayrischenRheinpfalz, 2. Aug. Die Be­stimmung des bayr. Hrimatsgesetzrs von 1863, daß bayrische Arbeiter, Welche 10 Jahre an einem Orte gelebt haben, ihre Armenunter- stützung zu beanspruchen und ohne durch ihren Lebenswandel Anstoß gegeben zu. haben, berechtigt sein sollen, die Verleihung des Heimat- rechts daselbst unentgeltlich anzusprechen, womit für selbstständige Personen in der Pfalz auch das Bürgerrecht verbunden ist, wird jetzt Praktisch, und da rwd dort werden solche Gesucht gestellt, nicht immer zur Freude der bisherigen Bürgerschaft, namentlich iu Orten mit starker Fabcikbevösterung, da hiedurch die Zahl der stimmberechtigten kleinen Leute, oft mit sozialistischer Färbung, ve-mehrt wird. In Oggersheim hak jüngst der Gemeinderalh 19 solche Gesuche abge­schlagen; bei einigen dürste ihm für die Abweisung der Buchstabe > deS Gesetzes zur Seite stehen; bei anderen aber nicht, und daß Letzteres^ der Fall ist, dessen scheint sich der Oggersheim» Gemeinderath wohl bewußt zu sein, da er seine Motivirung damit stützte: eS könne doch nicht wohl in der Absicht des Gesetzgebers gelegen haben, vorzugs­weise den Fabrikotten die mit dem Helmatrecht verbundene Pflicht der eventuellen Unterstützung der ständig zuziehenden Arbeiter aufzubürdeu, und es scheine wüuschenswerth, in dieser Beziehung eine Entscheidung der höchsten Vcrwaltungsinstanz herbeizuführen.

München, 4. August. Aus Wegsche-d (Niederbayrru) wird berichtet: Am Montag, den 28. v. M. ist bei dem hiesigen Neben- rvllsmte begönnert worden, für die von Oesterreich ringetriebeneu Ochsen per Stück 20 Eingangszoll zu erheben, und bereits am Dienstag den 29. m M. früh zwischen 45 Uhr ist der hiesige Grenz- aufseher im sagen. Aigelsoderholze auf Schmuggler, welche 4 Paar Ochsen über die Grenze hereilffchwärzten, gestoßen. Die Schmuggler ergriffen die Flucht und ließen die Ochsen im Stich, die einen Werth von über 2000 -A haben dürften. Mit dem hohen Zoll ist die hiesige Bevölkerung allgemein unzufrieden; man erwartet, daß jetzt wi-der Vieles geschwärzt werden wird.

Berlin, 2. August. Die Marineverwaltung hat den mit Ä. Leutner in London abgeschlossenen, am 1. August abgelaufenen Kontrakt wegen Hebung des .Großen Kurfürsten" verlängert.

Ueber die Geschützkatastrophe in Wilhelmshaven meldet die dortige Zeitung noch Folgendes: .Die Mannschaft des Renown hielt am Dienstag von I Vs Uhr an auf der Rhede bei Schillig Schießüb. ungen, und eS ereignete sich hierbei, daß ein 24-Celltimetergeschütz anfangs versagte, plötzlich aber unter furchtbarem Getöse von einander platzt- und nach allen Seiten hin unter der Bedienungsmannschaft entsetzliches Unglück unrjchtete. Das Vordeztheil des Rohrs flog zur Geschützpforte hinaus, während der Hintere Theil entgegengesetzt seinen Laus durch das Schiff nahm und dieses beschädigte, jedoch nicht so, boß es außer Dienst gestellt werden mußte. Sofort nach der Kata­strophe trat der Renowu seine Rückreise an, ging ungefähr um 4 Uhr aus Hiesiger Rhede vor Anker, wohin der..Dampfer Swine beordert .war, um die Verunglückten abzuholen. Nach 7 Uhr trafen diese an den Molen ein und wurden von ihum diejenigen, welche noch geheo konnten, in dir schon bereit gehaltenen Hotrlwagen geschafft und mit diesen nach dem Lazarethe befördert, während die Tobten und schwerer

Verwundeten erst am Liegehafen von dem Schiffe geholt werden konnten, weil ihr Transport vom Vorhafen aus zu beschwerlich gewesen wäre. An beiden Landung-piätzm hätten sich Hunderte von Mensches» ge« sammelt und die Theilnahme war eine allgemeine und gab sich be­sonders kund, als die Verstorbenen, welche mit Flaggen zugedickt waren, nach der Todtenkammer gebracht wurden.' Der Weser-Ztg. endlich wird unter dem 31. Juli aus Wilhelmshaven gemeldet, einer der auf de« Renown schwerverwundeteu Obermatrose» schwebe noch in Lebens­gefahr und es sei wenig Aussicht, ihn am Leben zu erhallen. Don den sofort Getödteten war einer buchstäblich zerrissen, so daß die Stücke zusammengesucht werden mußten.

Sehl, 4. Ang. Aus einem Bauernwagen, von.Linx kommend, saßen drei Handwerksburscheu, wovon zwei keine Schriften bei ßch hatten; diese ergriffen bei Annäherung von zwei de« Weges kommen- dm GenSdarmen die Flucht querfeldein, wobei sich ihnen der drifte, mit allem ReisrauSweiS versehen, anschloß; der Aufforderung, stehen zu bleiben, wurde nicht Folge geleistet, worauf ein Schuß erfolgte, welcher beo letzten der drei Handwerksburscheu schwer verwundet niederstreckte. Derselbe wurde in'S Spital nach Kehl verbracht; bei der Untersuchung konstatirt« der Arzt ca. 40 Schrottörner im Körper des Unglücklichen.

Solberg, 1- Aug. Am 24. Juli Nachmittags, fand das eigenthümliche Phänomen statt, daß es bei 14 Grad Celsius und starkem Regen und Wind zugleich schneite.

Aus Sachsen, 2. August. Große» Aufsehen erregen zwei Fälle von Vergiftung durch den Genuß verdorbenen Fleisches, welche sich binnen wenigen Tagen folgten. In Chemnitz sind mehr als 150 Personen, welche bei Gelegenheit des Jahrmarktes Wurst und Schweinefleisch gegessen haben, schwer erkrankt; eine Frau ist bereit» gestorben. Ebenso erkrankten unter choleraähulichea Erscheinungen in einem Dorfe bei Dresden eine große Anzahl von Personen, welche das Fleisch eines Rinde« genossen hatte», welche« wegen schwerer Geburt hatte gestochen werden müssen, und binnen einer Stunde be­reits Spuren der Verwesung hatte erkennen lasten. Den sofortigen Maßregeln der Polizei gelang eS, einen großen Theil des verdorbenen Fleisches mit Beschlag zu belegen.

Aargau, 2. Aug. In dem benachbarten Kunten ist eine 27jährige Frau von ihrem LMrigen Kinde erschaffen worden. Beim Oeffaen einer Schublade griff das Kind oaÄ einer alten in derselben liegenden Dragonerpistole, die Mutter wollte ihm das gefährliche Instrument aus der Hand urhmen, e» leistete Widerstand, der Hahn ging io die Höhe, schnappte zu und die Mutter lag an Brust und Hals tödtlich getroffen, in ihrem Blute.

Friedland ur Oesterreich.Schlesien. Iu dem Kawalczankrr Revier de« hiesigen Gebirges, das nach Ostrawitz eingepfarrt ist, wurde dieser Tage bei einem Insassen ein Kind geboren, welche« noch au demselben Abeud von der Hebamme zu der stundenlang ent­fernten Kirche zur Taufe getragen wurde. Weiter Weg braucht Stär­kung . und diesen Grundsatz berücksichtigend, trank die Hebamme im Hause der Eltern des Kindes einen ganzen Liter Schamik, d. h. ge« kochten Schnaps mit Butter gemengt, um so gestärkt den Weg anzu- treteri. Mit diesem Quantum nicht befriedigt, nahm die Frau im Wirthshause in der Biela vn passant uoch ein halbes Seidel Boro- wiczka-Schnaps zu sich and ward in Folge dessen so berauscht, daß sie samplt dem Kinde von der sieben Schuh hohen Czernabrücke in'S 'Wasser stürzte, sich stark verletzte und ohne Kind in ihre eigene Be­hausung zuröckkehrte, um hier die nöthlge Ruhe zu finden. Als den andern Tag die Eltern des Kindes vergebens auf die Ankunft der Hebamme warteten, stellte der Gendarm Recherchen an und wurde von der Hebamme mit der naiven Frage angesprochen: .Ist denn das Sind noch nicht zu Hause?" Die fahrlässige Hebamme mußte sodann den Gendarm alle Tags zuvor gemachten Wege führen, und so fand man endlich bas Kind unter der Brücke i.u Wasser todt auf.

Nancy, 3. Aug. Die gestern hier erfolgte Enthüllung dkS dem .Befreier de» Landesgebietes" ThierS errichteten Denkmals ge­kältete sich zu einer großartigen republikanischen Kundgebung seitens der Regierung. Als die für alle Zukunft allein mögliche Staatsform in Frankreich wurde gewissermaßen offiziell die Republik proklamirl. Mast kann sich denken, mit welchen Gefühlen auf klerikaler und monarchistischer Seite diese Kundgebungen ausgenommen wird. Schau einige Tage vor dem Feste veröffentlichten die antirepublikavischea Organe in Nancy in Prosa und in Versen Proteste gegen die Fest­lichkeit n mit de« Hinweise, daß Metz und Straßburg nach in der fremden Knechtschaft schmachten. Die reaktionären Pariser Blätter druckten diese Aeußerungeu vollständig ob- Die Monarchisten hoffen schließlich, daß die Regierung sich i» Nancy kompromittiren würde. Diese Freude ist ihnen nicht bereitet worden/

Paris» 2. Aug. Der Genrralrath der Seine hat da« Ersuchen an die Regierung gerichtet, baß über dir Herstellung eine» neuen