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lands vom 11. Mai 1874 beschlofsm: zu Z. 44- An Stelle der jetzigen Bestimmung in Absatz 3 tritt mit dem 1. Okt. d. I die nachstehende in Kraft: »Tritt Ersatzpflicht «in, so bilden sowohl in Verlust- wie in Beschädigungsfällen, der vom Aufgeber deklarirte Werth, falls aber eine solche Werthaugabe nicht erfolgt ist, die folgenden Beträge die MaximaleutschiidigungSsätze: 600 »ki für 1 Pferd, 200 f. 1 Füllen bis zu einem Jahr, 300 f. 1 Mastochsen, 200 f. 1 Haupt-Rindvieh, 25 für ein Kalb bis zu einem Jahr, 90 f 1 Mastschwein, 35 f. 1 mageres Schwein, 10 f. 1 Ferkel bis zu 3 Monaten, 20 f. 1 Schaf oder 1 Ziege, 10 f. 1 Hund 100 f. 100 Kilgr. sonstige Thiere.*
— Berlin, 25. Jnli. Ein Berliner Blatt erklärt, nach einer ihm in bestimmter Form zugekvmmenen Mittheilung könne es als eine festbeschlossene Sache angesehen werden, daß für fünf Millionen Mark Zwanzig-Pfennigstücke außer CourS gesetzt und in Ein- und Zwei-Mark-Stücke umgeprägt werden sollen.
Genf, 23. Juli. Das Leicheubegängniß L. Favre's fand gestern um V Uhr unter großem Andrange der Bevölkerung aus allen Theilen des Kantons in Chöne-Bourg statt. Der Sarg war mir Kränzen geschmückt, die meist von Arbeitervereinen gewidmet waren. Am Grabe sprachen die HH. Rambrrt von Montreux, Staatsraths. Präsident Dautier, Natioualrath Cheneviere und Staatsrath Heridier. Besonders elegisch klang eine Stelle in der Rede Rambert's, in welcher er einen Ausspruch Favre's aus jüngster Zeit zitirte. In einem Gespräche mit seinem Freunde Rambert äußerte sich der that- kräftige Mann über den Werth der irdischen Dinge wie folgt: »Ich habe mein ganzes Leben hindurch gearbeitet, um mir einigen Ruhm und Reichthum zu erwerben und sehe nun ein, daß Reichthum und Ruhm kaum der Mühe werth sind, zu leben und zu arbeiten. Nur eine« bleibt: Es ist das Streben, feine Mitmenschen von den gesammelten Glücksgütern genießen zu lassen, seine Freunde und Jene, dir im Leben weniger stark oder weniger glücklich waren/ Eine schönere Grabschrift hätte kein Freund dem Ehrenmanne setzen können.
Paris, 25. Juli. Nach einem Pariser Telcgr. schlägt die Kommission, welche über den Wiederaufbau der durch die Kommune niedergebrannten Tuilerien zu berichten hat, den Aufbau in der früheren Größe vor. Viele Abgeordnete neigen aber dem Anträge Antonin-Proust zu: alle Ruinen einfach abzutragen und die Höfe mit Anpflanzungen zu versehen. Dir Budgetkommisfion ist letzterem Vorschläge günstig, da die Ausführung nur 400,000 Fr. beansprucht, während die Kosten des Wiederaufbaues auf 10 Mill. veranschlagt sind.
Moskau, 19. Juli. Für den 17. Juli wurde der Stadt Moskau durch anonyme, in den Gaffen zerstreut gefundene Briese ein „zweiter" großer Brand „prophezeit". Die Prophezeiung trat in der That ein, indem in der Nacht auf den 17. ds., unweit der Rogoschskoja- Mauth, eine FeuerSbrunst auSbrach und vier Häuser vernichtete. Leider aber blieb es nicht bei diesem Brande allein, sondern man erfuhr bald, daß der Kreml selbst brenne. Das erste Feuer brach im Innern des Poteschnhj-Schlosies aus, bald aber umfingen die Flammen auch die benachbarten Gebäude des Kreml und die Gefahr stieg auf das Höchste, denn der Kreml macht beinahe die ganze innere Stadt aus. Glücklicherweise gelang es jedoch, den schrecklichen Brand zu lokalisiren und in einigen Stunden gänzlich zu dämpfen. Der durch diesen Brand im Kreml ungerichtete Schaden ist sehr groß. Das Feuer wurde, wie erwiesen ist, gelegt, indem die hölzernen Treppen des Poteschnyj-Schlosses mit Petroleum und Fett begaffen und dann angezündet wurden. Oie Einwohner von Moskau können sich vor Schrecken kaum erholen und schweben noch immer in Angst und Pein.
New-Iork, 25. Juli. In Memphis kommen täglich durchschnittlich 5 Todesfälle am gelben Fieber vor. Eine Rettungskommission ist gebildet. Die Miliz hat Befehl, die zurückbleibenden Einwohner zu schützen. Heute ist hier ein aus Memphis Geflüchteter am gelben Fieber gestorben.
Vermischtes.
Eine Aesopische Fabel. — Einst zogen Fliegen über Land und gelangten in ein blühendes Küchengefilde. Da ersah die erste einen Kuchenteig, flog auf ihn und naschte; da sie aber keinen Alaun vertragen konnte, so bekam sie die Dünndarmentzündung, siechte dahin und starb. Die zweite Fliege, hierdurch umsichtig gemacht, mied den Kuchenteig und versuchte sich an einer Tasse mit Kaffeeinhalt; aber des EtseuoxydS war zu viel, es untergrub ihre Gesundheit, sie legte sich hin und segnete das Zeitliche. Die dritte Fliege dachte bei sich: Sind die Süßigkeiten hier alle vergiftet, so werden es wohl hoffentlich die Fleischwaaren nicht sein, flog auf eine Wurstscheibe und hieb wacker rin. Aber welche Fliege könnte Arsenik vertragen? Auch sie versammelte sich bald zu ihren Vätern. Die vierte Fliege aber war ei ne kluge Fliege, sie ließ Alles unberührt, bis sie ein angeseuchteteS
Redaktion Druck und »erlag von S.
Blatt Papier entdeckte, darauf ein Todtenkopf gemalt und „Fliegeugift* aufgedruckt war. Da ging sie getrost heran, aß und trank und blieb gesund und guter Dinge; denn das Fliegenpapier war auch — verfälscht!
Die Feinde der unterseeischen Telegraphen« Kabel. DaS Meer ist von kleinen Insekten bevölkert, die sich auf dem Kabelstrang ansiedeln und die Guttapercha-Umhüllung langsam zerstören. Der Teredo und die JmariaterebranS haben eins unglaub. liche Zerstörungskraft. Aber auch andere Ungeheuer der Tiefe vernichten die Telegraphrnlritung. Die Linie von Cayenne nach Para wurde durch große Fische zerstört, deren scharfe Zähne Abdrücke auf der Jsolirhülle hinterließeu. Die Sägefische ei probten ihre Waffen an dem Kabel in der Nähe der Antillen. Die Schildkröten haben die Leitung von Key West nach der Havana zerstört. Das Kabel im persischen Golf hat ein Wallfisch zerrissen, der jedenfalls zu rasch schwamm, um dasselbe zu bemerken, denn er fuhr mit solcher Vehemenz gegen das Kabeltau, daß er sich selber den Tod gab. Das zerrissene Tau umschlang den Riesenleib des Wallfisches und erwürgte ihn. Auch Elementargewalten erweisen sich als Feinde des Kabels. So hat im mittelländischen Meer der Blitz zweimal die Kabelleitung zerstört, und in Südamerika unterbrachen Erdbeben die Leitung. Andere submarine Leitungen gingen zu Grunde durch die Meeresströmungen, welche das Tau so lange auf scharfen Feltkanten rieben, bis eS riß. Ein anderes Mal zerriß da« Tau weil es wie ein Feston zwischen zwei hohen Felsen über einem tiefen unterseeischen Thal schwebte.
Als in Lands» im Jahre 1807 der erste Versuch gemacht wurde, das Gaslicht einzuführen, da erblickten die Oelhändler jener Zeit in der neuen Erfindung ein Werk de« Teufels und prophezeiten das vorzeitige Erblinden der halben Menschheit. Das Gas hat dennoch die Welt erobert und jetzt ist der Teufel wieder los. Im Zeitraums weniger Monate sind Telephon, Phonograph und Mikrophon entdeckt und der größte Revolutionär wird das elektrische Licht werden. Edison und gleichzeitig mit ihm einige Andere haben (bis jetzt nur durch kleinere Versuche) bewiesen, daß sie die schwierigste Aufgabe der elektrischen Beleuchtung, die Theilbarkeit des Lichts und damit die Möglichkeit, mit einer Leitung viele elektrische Flammen zu speisen, gefunden haben. Edison beabsichtigt Versuche im Großen zu machen und die Stadt New-Jork elektrisch zu beleuchten. An dem Gelingen ist nicht zu zweifeln. Das ist aber nur der Anfang; denn. Edison hofft nach einiger Zeit mit demselben Leitung«draht. der für die elektrischen Lampen dient, den Leuten auch die Wärme für ihren Ofen und die Triebkraft für ihre Maschinen zuzusühren, so daß in Zukunft unsere Frauen des lästigen Tretend ihrer Nähmaschinen über- hoben sein werden, ja selbst der dienstbare Küchengeist wird unter dem Lesen eines Romans Wafferaufziehen, Kaffeemühlen rc. durch den in meilenweit entfernter Werkstätte erzeugten galvanischen Strom besorgen. Es fängt wirklich an. ungemüthlich zu werden; selbst unsere Zündhölzer sollen wir entbehren; denn ein Druck auf eine Feder, und das Licht leuchtet, der Ofen wird warm und die Nähmaschine raffelt. Welches Hallelujah werden unsere Feuerversicherungsgesellschasten anstimmrr, da mit der Erfindung Tausende von Brandmsachen wegfallen. Edison fängt an fürchterlich zu werden; durch die Verwirklichung seiner Träume verdammt er die Gasfabrikanten und Hvlzhändlec zur Rolle der Oelhändler von 1807. Träume sind's dis jetzt, aber bald muß sich's zeigen, ob der Durchführung unüberwindliche Schwierigkeiten im Wege stehen. Ist man einmal soweit, Elektrizität in beliebiger Menge an jede gewünschte Stelle leiten zu können, so ist nach der Entwicklung der heutigen Technik die Umsetzung derselben in Wärme, Licht oder Bewegung leicht zu bewerkstelligen.
Die Unterscheidung einer alten von einer jungen Gans ist, so lange letztere nicht gebraten ist, bekanntlich schwer. Da kommt es denn vor, daß selbst eine erfahrene Hausfrau getäuscht wird, indem sie statt der angepriesenen jungen, eine Gans kauft, welche, wenn sie auch nicht gerade schon zu der Schaar der Retteriunen des Capitols in Rom gehörte, doch sicher schon einige Jahre mit andern Genossinnen auf die Weide gewatschelt war. Wir wollen daher nicht unterlassen, ein ganz einfaches, leicht anwendbares, als durchaus sicher behauptetes Mittel, durch welches sie sich vor Täuschung in dieser Beziehung schützen können und welches wir der „St. B.-Ztg." entnehmen, in Folgendem mitzutheilen. Man faßt nämlich eine gewöhnt. Stecknadel an der Spitze zwischen Daumen und Zeigefinger und setzt den Kopf derselben auf die Haut der Gans. Dringt bei ganz leichtem Druck der Kopf in die Haut ein, so kann man sicher sein, eine junge dies« jährige Gans zu kaufen, welche, gut gebraten, am Familientisch Freude und Genuß bereitet. Stülpt sich aber auch bei stärkerem Drucke die Haut unter dem Kopfe nach innen und durchbohrt dieser jene nicht, so sehe man von jedem Handel um eine solche Veteran!» ab.