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Erzgrube, ein sehr fleißiger und beliebter Mann, welcher in der Wasscrstube in dem Zinsbachthal beschäftigt war, wurde von einem Stämme Holz, der von dem Berge herab auf ihn zurollte, derart zugertchtet, daß für sein Lebe» wenig Hoffnung vorhanden ist.

Hellbraun, 21. Juli. Gegenüber den schon öfters gehörten Zweifeln über die Gründung von freiwilligen Innungen kann die »N. Ztg." die seit Oktober v. I. hier bestehende freiwillige Schreiner« Innung anfühcen, welche bei kleinem Anfang jetzt nahezu sämmtliche selbstständige Meister zu ihren Mitgliedern zählt. In letzter Zeit haben sich auch die Dreher und ein Thcil der Wagner angeschlossen. Außer der gegenseitigen Annäherung der Mitglieder unter sich gegenüber de: früheren Mißgunst (vul§o Brodneid) und der verborgene» und öffentlichen Venachtheiiigung, wodurch der Gemeingrist untergraben wurde und dem Gewerbe mehr Schaden als Nutzen erwuchs, ist das Hauptziel des Vereins die Heranbildung besserer und tüchtigerer Arbeitskräfte mittelst streng durchgeführter Prüfungen der Lehrlinge nach zurückgelegter Lehrzeit.

Horb, 21. Juli. In zwei Hopfengärten in Weitingen wurden, wie es scheint aus Rachsucht, mehr als dritthalb hundert Hopfenstöcke von ruchloser Hand abgeschnitten. Der Gemeinderath in Wcitingcn hat auf die Entdeckung des Tyäters eine Prämie von 50 ^ ausgesetzt.,

Mannheim, 23. Juli. Ein neuer Schwindel, welcher seit einiger Zeit hier betrieben wird, verdient an das Licht der Orffent« lichtest gezogen zu werden. Eine Anzahl vün Leuten, die ohne Zweifel im Solde einzelner Wirthe stehen, machen sich ein Geschäft daraus, Fremde, welche hier logiren wollen, an der Bahn oder an gangbaren Passagen abzufangen, um sie in jene Wirthschasten zu bringen, in deren Auftrag sie handeln. Daß bet dieser Gelegenheit andere renommirte Wirthe verdächtigt oder als ortsabwesend bezeichnet werden, sind Kunstgriffe, die unter allen Umständen strafbar erscheinen, de. n die Vorspiegelung falscher Thatsachen in gewinnsüchtiger Absicht bildet das Kriterium des Betrugs.

Frankfurt, 21. Juli. Die Fleischauktionen in der Markt­halle haben hier gezündet, denn das Publikum ist massenhaft vorhanden urd erfolgt der Umsatz rasch. Das Fleisch stammt von in Amerika geschlachteten Ochsen, ist ausgezeichneter Qualität, sozusagenknochen- frer" und wird auf die schon mehrfach in den Mastern geschilderte Weise in hermetisch verschlossenen Räumen, nachdem es etwas ange salzen ist, konscrvirt. Diese Ansalzung verliert es sofort beim Ab wasch.n mit reinem Wasser. Im Durschnitt wird das Pfund mit 3540 Pfennigen bezahlt, d. h. 30 Pfennig billiger als in der Stadl.

Frankfurt, 21. Juli. Von dun zweuen Raubmörder ist noch immer keine Spur ermittelt. Es laufen zwar viele Meldungen rin, u an habe ihn da und da gesehen; dieselben erweisen sich jedoch schon beim Zeilvergleich als unrichtig. So wollte man ihn am Sams­tag borgen 10 Uhr bei Seckbach und zu derselben Zeit bei Rödel­heim entdeckt haben. Urbrigens war es zu Anfang der verflossenen Woche gefährlich, ohne Kopfbedeckung zu sein, wie nachfolgende Episode vuS dem Leben eines Handwerksburschen beweist. In eine husize renommirte Fußherberge kam kurz vor dem Schlafengehen ein jung'- Menich ohne Hut. Der Wirth hatte nichts Eiligeres zu thun, als zu der nahegelegenen Polizeiwache zu schicken, welche auch sofort er­schien und das HauS vorsichtig besetzte, damit kein Fluchtversuch sich ereignen könne. Der vermeintliche Attentäter erklärte nunmehr auf Befragen, er habe seine Mutze beim HerauSseheu aus dem Eisenbahn- Coupe verloren und zeigte seine wohlbeglaubigte Legitimation vor.

Frankfurt, 23. Juli. Die Heilung der Wunden des Post schaffners Tafel ist soweit vorgeschritten, daß er Montag oder Dienstag bas Hospital verlassen und zu seiner Familie zurückkehren wird. Die so sehr gründliche Absuchung der hiesigen Gegend nach dem Raubmörder Treulich hat bis jetzt nichts ergeben. Am Montag war eS seit 25 Jahren zum erstenmal, daß aus dem Wechselnotariat kein Wechsel jum Protest einging.

Halle a. d. S., 21. Juli. Der kön. Staatsanwalt hier erläßt folgende zu beherzigende Bekanntmachung:Täglich gehen von Damen Anzeigen über Taschendiebstähle ein, ausgeführt auf offener Straße und auf Märkten und stets Portemonnaies betreffend, welche in fahrlässigster Weise in den nicht unterj Obdach zn haltenden modernen Taschen getragen werden. Ich halte es für meine Pflicht, auf diese Unsitte, welche Diebe geradezu zu strafbaren Handlungen heraus- fvceert, aufmerksam zu machen.

Berlin, 23. Juli. Hinsichtlich der Größe und Einrichtungen der Schulzimmer hat der Minister des Unterricht» neue Anordnungen getroffen und dabei auch vorgeschrieben, daß in Schulzimmer« ge­wöhnlicher Art den Kindern das Feusterltcht nur vou link» und von der Rückseite, nie von rechts oder gar von der Gesichtsseite zugeführt Verde, darf. Auch sind sogenannte Wivdöfkn mit Feuerung vom Innern de» Zimmers nicht zu beanstanden, weil sie an sich schon »gute Luftreiniger find.

Berlin, 24. Juli. Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht da» Gesetz betr. den Zolltarif und die Tabaksteuer. Die neue Zollerhebung tritt sofort ein für Eisen, Hopfen, Instrumente, Lichte, Materialwaarea (ausgenommen Mühlenfabrikate), Felke, Petroleum, Thiere, Vieh; vom Oktober für Getreide, Holz; vom 1. Juli 1880 für Flachs, Spinnstoffe (ausgenommen Baumwolle); von Neujahr 1880 für alle übrigen Tarifgegenstände, einschließlich Mühlenfabrikate.

Wien, 22. Juli. Die Ernteberichte aus Ungarn lauten im Allgemeinen günstiger als man erwartet hatte; aus den von der ungarischen Regierung veröffentlichten Berichten gehl übrigens hervor, daß gerade die einstmals fruchtreichsten Gebiete Ungarns, die Theiß« gegendeu und das Banat im Rückgänge begriffen sind. Seit einem Jahrzehnt hat sich dort ein förmlicher Raubbau cingenistet, man ver« traut der Kraft der Erde zu viel, und denkt nicht an eine rationelle Landwirthschaft, dem lieben Herrgott für alles Andere die Sorge überlastend. Es ist das eine trübe Erscheinung, der von den Regierung-« organen mit aller Aufmerksamkeit nachgeforscht werden sollte.

Zürich, 18. Juli. Schon wieder sind zwei Vergiftung»« epidemien in Folge Genusses von krankem Fleisch zu verzeichnen. In Kurzenberg» Kant. Bern, liegen 30 Personen krank und sind zwei gestorben an Fleisch einer kranken Kuh, das an arme Leute un- entgeldlich vertheilt wurde, und in BirmcnSdorf bei Zürich sind gleich­falls in Folge des Genusses von Fleisch eines Kalbes mehrere Personen schwer erkrankt.

Zürich, 22. Juli. Vor einigen Lagen erschien aus der Anatomie von Zürich ein bedrängter Beamter und verlangte vom Oberarzt das Herz einer reinen Jungfrau von höchstens 18 Jahren. Ueb-r den Zweck drs Begehrens gab der Mann folgendes Rezept zum Besten:Schneide ein solches Herz in dünne Scheiben, nimm dann 3 Tropfen aus dem herausfließcndcn Blutwaster, lege sie auf einen ungebrauchten weißen Teller und alsbald werden sich diese 3 Trop­fen in 3 Zahlen verwandeln, mit denen du in der Lotterie das große Loos gewinnen kannst." So geschehen in Zürich anno 1879!

Bern, 21. Juli. Kürzlich ereignete sich bei Romont im Kanton Freiburg ein großes Unglück. In Folge des langanhaltenden Regcmvetters fand dort an einem Bergabhange ein Erdrutsch statt, welcher zwei Häuser gänzlich verschüttete und mehrere andere bedeutend -beschädigt hat. In den elfteren wurden sieben Personen unter den Trüm­mern begraben, von denen nach langer angestrengter Arbeit man leider zwei todt und die übrigen fünf mehr oder weniger verletzt vorfaud.

Paris, 19. Juli. Die Wittwr Napoleon's l!l. hat in der letzten Unterredung, die sie mit Rauher gehabt, erklärt, sie wolle sich in Zukunft nicht mehr in die Angelegenheiten der Imperialisten mische» und werde die bis jetzt der bonapartistischen Presse gewährten Geld­unterstützungen einstcllen. Rauher selber will sich auch in'S Privat­leben zurückjiehrn und den Prinzen Napoleon weder unterstützen noch ihm Opposition machen.

England. Ueber den Zustand der Feldfrüchte in England gibt ein Korrespondent derKöln. Ztg." trostlose Schilderungen. Er schreibt u. a.: Selbst da, wo der Weizen am allerschöasten steht, ist er dünn und mager. Gerste, die bei reichem Regen niemals gut gedeiht, ist nahezu als verloren zu betrachten. Unser Heu schwimmt verfaulend auf überschwemmten Wicsengründen, und was von Futter:üben gesäet werden konnte, bietet einen wahrhaft trostlosen Anblick. Um den Jammer zu vervollständigen, sieht eS von Tag zu Tag nun auch in den Hopfenpflanzungen trostloser aus und verkümmern die Aepfel, die sich so schön angelassen hatten, in den südlichen Grafschaften, denen Aepfelwein ein nahezu unentbehrliches Getränk geworden ist. Die Pächter verzweifeln und die Gutsherren nicht minder.

London, 15. Juli. Die Fleischeinfuhr aus Amerika verspricht einen solchen Aufschwung zn nehmen, daß eine englische Dampfschiff, fahrtsgesellschaft sich entschlossen hat, drei sehr geräumige Dampfschiffe eigens zum Fleischtransport bauen zu lassen. Die Sch'.ffr sind allein zur Beförderung von Fleisch und ähnlichen Lebensmitteln bestimmt und werden besonders dazu hergcrichtet. An Rauminhalt sollen sie alle bisher zu solchem Zweck verwandten Schiffe übertreffen. Sie sollen die Reise zwischen New-Aork und Liverpool in zwölf Tagen znrücklrgen. Auch ist von der Einrichtung einer eigenen Börse für amerikanische Leben-mittel in London die Rede.

London, 23. Juli. Eine Depesche ChelmSfordS meldet: Wir überschritten am 4. Juli Morgens den Umvolosifluß mit 4060 Mann europäischer Truppen, 1100 Eingeborenen und 8 Geschützen. Al­bte Truppe» oorrückten, wurden sie von mehreren Seiten von 20,000 ZuluS angegriffen, welche sich nach 2stüudige« Kampfe znrückzogto. Die Zulu- wurden von der brit. Kavallerie verfolgt und lösten sich völlig auf. Es heißt, Cetewayo habe selbst kowmandirt. Der Ver­lust der ZuluS beträgt 1000 Mann, derjenige der Briten 10 Tobte und 53 Verwundete. Nach Verbrennung Ulandis und aller benach­barten Kraals kehrte Chelmsfort noch an demselben Tage in- Lager zurück.