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Zahn-Praxis

voll RiisLmÄIsr llllL Ällttsrrt.

Samstag, den 26. d. M., im Gasthof zum Badischen Hof (Thudium). _ Sprechstunden von Morgens " bi s Abends 6 Uhr. _

Eisenbahn-Frachtbriefe,

für gewöhnliche Fracht und zu Eilgutsendungen, sind stets zu haben in der

A. Oelfchläger'schen Buchdruckerei.

Calw, 17. Juli. Nach der heutigen Awtsverssmmlung ver­einigten sich die Mitglieder zur Besprechung der Frage, ob es sich für tue Ortsvorstcher empfehle, das Amt des Gerichtsvollziehers zu übernehmen. Dem Schultheißen Scholl von Unterreichenbach hatten seine Kollegen das Referat darüber übertragen und er entledigte sich seiner Aufgabe in umfassender Weise. Schließlich sprach sich Ober- amtSrichter Schuon über die wichtige Frage dahin aus, daß ihm die in die Kreise der Ortsvorstcher hmeiogetrageiie Beunruhigung völlig unbegreiflich sei. Er erinnerte daran, daß nach dem Bekanntmerdcn der Entwürfe zu den Neichej-stizzesetzcn eine gegentheilige Bewegung in der Presse und in öffentlichen Versammlungen sich gezeigt habe, welche in dem Anträge der Abgeordnetenkammer:Er solle die Regierung für möglichste Erhaltung der Gemeindejustiz sich verwenden," ihren Ausdruck gefunden habe, daß es der Regierung nicht ohne Schwierigkeit gelungen sei, entsprechende Bestimmungen in den Justiz- gesehen zu erzielen, daß aber sofort, als die VollzugSvoffchriften be­kannt wurden, eine entgegengesetzte Strömung sich bemerklich gemacht Habe. Redner wirs sodann nach, daß ein Grund zur Beunruhigung lediglich nicht vorhanden sei. Die Zustellungen durch den Ortsoor- fiehec werden im neuen Verfahren äußerst selten Vorkommen. Sie hätten auch nach bisherigem Rechte in der Wohnung der Parthiki erfolgen sollen; der Ortsvorstcher habe aber ohne Widerspruch des Betherlrgtm wohl nie in die Wohnung der Parthie sich begeben und eine entsprechende Praxis werde auch im neuen Verfahren wohl nicht auf Schwierigkeiten stoßen. Ferner wurde hervorgrhoben, daß der Vollsr eckungedienst se ther dem Ortsvorstchcr im vollen Umfang, viel­fach nur in Vollziehung eines geriütlichen Auftrags obgelegen Habs, und daß einzelne Vollstreckuugshandluugen auch künftighin dem Stell­vertreter übertragen werden können, wie bisher der Ortsvorsteh.-r hiezu oer Gemeindrräthr sich bedient habe. Nach einem praktischen Hinw'iS auf die Unzuträglichkeit einer Trennung des Dienstes schloß Rednc mit d.m Bemerken, daß das Institut der Staatsgertchts- vollzi. er mit allen seinen Nachtheilen wohl auch in Württemberg Nicht auSbleiben werde, wenn die wohlwollenden Absichten der Regierung auf ernstlichen Widerspruch der Gemeindebehörden stoßen sollten. Mit gespannter Aufmerksamkeit lauschten die Anwesenden dcm belehrenden Bortrage und es sprach sich nachher von Seiten der Ortsvorsteher der Landgemeinden fasi allsemge Bereitwilligkeit zur Uebernahme der Gerichtsvollzich-rsstelle aus. In Calw selbst aber ist bereits ander- wertige Vorsorge getroffen worden. (Gewählt ist hier Herr Stadt- Pfleger Hay'', während in dm Bezirksortm sämmtliche Ortsvorsteher mit Ausnahme von zweien sich ein alle Anerkennung verdienendes wirkliches Verdienst um ihre Gemeinden dadurch erworben haben, daß fie sich zur Uebernahme des Amtes eines Gerichtsvollziehers bereit erklürt haben).

Bon der üverrn N agotd, 19. Juli. Gestern Abend 5>/s Uhr führte Herr Baroa Adolf v. Gültlingen in Berneck persönlich die HeriMkslonir Knaben aus Stuttgart von der Bahnstation Nagold her Auf einem Leiterwagen in Berneck ein, um ihnen bis 11. Augusi Mi.thzinsfrrie Herberge und Benützung des erforderlichen Inventars ln dem dafigen unteren Schlosse zu gewähren. Mit dem edlen Herrn Baron hatte dessen Rentbeamter und der Ortsgeistliche zur Abholung her Kolonisten auf dcm Bahnhof in Nagold sich eingefunden. Bon Herr wohl leidend aassehenden 10 Knaben im Alter von 10 13 Jahren sind 8 Zöglinge der Rcalonstalt und 2 Zöglinge de« Gymna­siums in Stuttgart. Ein beim Emzuge von dem kräftigsten d-r Knaben Vorangetragenes Fähnlein trug die Inschrift: .Ferienkolonie Verrück"; an der EingangSthüre in dir Wohn- una Schlafzimmer der Kolonisten stand geschrieben: .Geneset alle in Berneck!" Der Beherbergung hient ein ausgedehnter Speise- und reichbesetzter Spieisaal, ein Zimmer Mit 7 Betten für 7 Knaben, eines mit 3 Betten für drei Knaben, mitten irme das Zimmer des Hrn. Lehrers Weik voi Stuttgart; andere Räumlichkeiten enthalten Turn- und Badeeinricktungen. im Ech'.oßhofe b.fi dct sich ein laufender Brunnen mit bestem Quellwaffer. Der anstoßende Schloßgartei, bleibt den Knaben stet- geöffnet, seine

Mein Lager in

Äri«

von 24100 vkL pr. Hl. empfehle _ Martin Dreiß.

Mein oberes

Logis

habe ich sogleich zu vermiethen.

Georg Pfromm er, _ Biergasse.

Bccrenfrüchte stehen zu ihrer Verfügung. Die einfache, aber kräftige Tageskost wird von dem bestrenommirten Gasthause zum Waldhorn von Herrn Graf um tägliche 9 verabreicht und gegen geringe Ent­schädigung ins Schloß geliefert. Schon am ersten Abende fühlten die Knaben in eine ganz behagliche Stimmung sich versitzt im An­schauen d-r ihnen angewiesenen lichten Schloßräume, im Ausblick: auf die von schönen Gärten und Wiesen, von prächtigen Waldungen um­gebene, zu ihren Füßen liegende kleine Stadt, mit einem Morgen großen, Hellen und klaren See, und das freundlich-, leutselige Ent« gcgenkommen des Herrn Barons trug daS Ihre bei, diese frohe Stimm­ung der Knaben wesentlich zu steigern.

^dNeuc nb ürg. 19. Juli. Am 17. d. M. ist Schultheiß Roller von Unterlengenhardt in einem Alter von 77 Jahren gestorben; er war über 42 Jahre lang im Amte und nach dem im vorigen Jahre eingetretenen Tode des Schultheißen Seeger in Beuren, OA. Nagold, welcher eine mehr als fünfzigjährige Dienstzeit znrückgelegt hatte, der älteste Ortsvorstcher der hiesigen und der angrenzenden Oberamtsbezirke. Im Jahr 1855 wurde er aus Höchsten Befehl Seiner Majestät des verewigten Königs Wilhelm wegen seiner muster­haften Amtsführung imStaatsanzeiger" öffentlich belobt.

Böblingen, 21. Juli. Nachdem nun der Termin der Bahn- Eröffnung aus 1. September vorgesehen ist, rüstet sich die hiesige Stadt auf dieses freudige Ereigniß und werden viele Gebäude rcstau- rirt. Die Zufahrtsstraße ist nahezu fertig.

Reutlingen, 20. Juli. Der Dieb, welcher in die katholische Kirche cingebrschen, wurde in der Person des Bäckergesellen Ferdinand Ludwig Rau aus Nenenhaus, O.A. Nürtingen, in Tübingen verhaftet.

Tübingen, 20. Juli. Ueber die Verhaftung des Reutlmzer Kirchendiebs berichtet die hiesigeChronik" näheres: Die Tübinger Polizei hatte Wind davon bekommen, daß der schon seit mehreren Tagen in der Gegend herumstreichende berüchtigte Einbrecher Rau von Neuhausin einen Einbruch io das hiesige Sommertheater im Berk- meyer'schen Anwesen plane. In Folge dessen beorderte der Polizei­wachtmeister am Samstag Abend den Polizeiunteroffizier Kehrer, sich mit drei Schutzleuten im Theater die Nacht hindurch versteckt zu halten. Zwischen 1 und 2 Uhr Nachts erschien der Dieb. Nachdem er im Theater selbst nichS brauchbares gefunden, drang er in das Gar­derobezimmer ein und war eben daran, hier tüchtig aufzuräumen, als er von den Schutzleuten überrascht wurde. Gewandt im Entspringe« machte er zwar einen Fluchtversuch, wurde jedoch von Kehrer einge­holt und dingfest gemacht. Ein Diebsgenoffe desselben, ein Bayer, der auf Wache gestanden, wurde ebenfalls festgenommen. Im Besitze des Rau fand man ein umfangreiches Sortiment von Dietrichen und Brech werk zeugen der verschiedensten Art vor, außerdem ober auch Ju­dicien, die in ihm den Urheber des Einbruchs in der katholischen Kirche in Reutlingen erkennen ließen. Bon Seiten des Oberamtsgerichts Calw wird derselbe anßerdem wegen eines Einbruchs im Stativ lsgibäude zu Neuüulach (soll heißen: Althengstett) steckbrieflich verfolgt.

Horb, 18. Juli. In Baistngen, OA. Horb, woselbst bei der Mehrzahl der Einwohner sehr großer Wohlstand, ja selbst Reich­thum herrscht, ist in desen Tagen Seitens der Verwaltungsbehörde eine wahrhafte Razzia veranstaltet worden, da bei einer größeren Anzahl von Bürgern, die im Verdacht stehen, Kapitalsteuer-Defraudation verübt zu haben, Haussuchungen vorgenommen wurden. Es soll eine große Anzahl von Landjägern und Steuerbeamten, man spricht von achtzehn, sich zu diesem Zwecke daselbst befunden haben, um unter Anführung des Amtmanns von Horb theilS die Häuser za umstellen, theils die Bewohner selbst zu überwachen, bis die Haussuchung vor­genommen werden konnte. Biele Bürger befinden sich in Untersuchung, deren Ergebniß abzuwarten ist.

U l m, 21. Juli. Der Arbeiter K. Großman» von Schelklingen, auf welchem der Verdacht ruht, bet dem zwischen hier und Söflingen verübten Mord beteiligt zu sein, und nach welchem in den letzte« Tagen d-r vorigen Woche gestreift wurde, ist heute als Arbeiter an einem Neubau hier entdeckt und verhaftet worden.