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Gottesdienste

Lm Sonntag, den IS. Juni. Bonn. (Pred.): Hr. Helfer Häring. Kinderlehre mit den Söhnen.

Ein Hunde-Artikel.

Die Hunde sind bekanntlich, mit wenigen Ausnahmen, die liebens­würdigsten Thiere und erfreuen sich darum, selbst bei eminenter Häß­lichkeit, einer oft ungewöhnlichen Zuneigung Seiten« ihrer Gebieter und Gebieterinnen, die sie denn auch mit hündischer Treue zu vergelten pflegen. Dieß ist soweit schön, und Jedermann gönnt dem Hunde- besitz» die Freude, die er an seinem Thiere hat. Etwa« bedenklich ist dagegen die Voraussetzung, die manche Hundebesitzer zu hegen scheinen, daß Jedermann an ihren Thieren die gleiche Freude haben müsse, wie sie selbst, eine Voraussetzung, die im nicht zutreffenden Falle schon häufig der Anlaß zu starker gegenseitiger Berschnupfung gewesen ist, wie wohl Mancher schon bei der früher ganz allgemeinen, jetzt glück­licherweise fast ganz in Abgang gekommenen Unsitte de» MitbringenS der Hunde iu die Wtrthshäuser erfahren hat. Dagegen beginnt eine andere, nicht weniger tadelnöwerthe Unsitte einzureißen, über die schon mehrfach Klagen laut geworden find, nemlich da« Mitsühren von Hunden iu den Stadtgarten, obwohl auf den Plakaten am Ein- und NuSgang das Publikum von dem BerwaltungSrath de« GeorgenäumS und dem Ausschuß des Verschönerung-Vereins dringend gebeten wird, Hunde nur an der Leine oder noch lieber gar nicht mitzuführen und obwohl am Schluffe dieser Plakate für die Beobachtung dieser und anderer iu Bittform gegebener Vorschriften in hinreichend deutlicher Weise an da« Ehrgefühl des Publikums appellirt wird. Entschuldigungen, die Hunde seien gutartig und ver- lassen die Wege nicht, sind entschieden nichts werth, da jene Aufsichts­behörden keine Hundeprüfung anstellen und den einen einen Freipoß gewähren können, den sie anderen verweigern müssen. Es gibt hier nur ein gleiche» Recht für Alle und es ist gewiß keine allzustarke Zumuthung an die Hundebesttzer, wenn an sie das Verlangen gestellt wird, beim Besuche des Stadtgarten« ihre Thiere, die manchen dort Erholung und Ruhe Suchenden die Nerven erregen oder im Umsehen an irgend einer werthvollen Pflanze oder Pflanzung Schaden stiften können, zu Hause zu kaffen. Um so größer ist ja die Freude des Wiedersehens, und es ist dieser kurze Verzicht auf die unentbehrliche Hundrnähe gewiß immerhin ehrenvoller, als die Provocation eines förmlichen Verbots durch die OrtSbehörde, an dessen Möglichkeit rin Zweifel nicht wohl auskommen kann.

Stuttgart, 11. Juni. Wohl mag in manchem Schüler der hiesigen höheren Lehranstalten der Wunsch aufgestiegen und durchaus berechtigt gewesen sein, am goldenen Ehrentage de- KaiserpaareS vom Schuldienst befreit zu sein. Da bis zum gestrigen Mittag sich keine Anzeichen hiefür zeigten, so unternahm es eia Zögling des hiesigen Realgymuasium», äs oorrixer I» kortune, wie der Franzose in diesen Fällen beschönigend sich auSdrvckt, und an der schwarze» Tafel der Anstalt prangte rin Anschlag, daß am Mittwoch Vakanz sei. Darob natürlich freudige Erregung unter der Knabcnschaar; die Nach­richt fliegt blitzschnell ins humanistische Gymnasium und dort entsteht großer Neid, daß die Schüler dieser Anstalt ihr Pensum an dem Festtag abfitzen sollen, während die Schwesteranstalt feiert. Die Freude sowohl als der Neid waren indeß von kurzer Dauer, da sich auf Vermittelung der Lehrer im Realgymnasium herausstellte, daß der Anschlag von unberufener Hand herrühre» und so muß der unternehm­ungslustige Attentäter welcher den Zettel aagrklrbt, mit seinen Schul- genossen heute auf der Schulbank fitzen, wir an einem andern Tage.

Stuttgart, 12. Juni. In den letzten Tagen wurde von verschiedenen Seiten aufs Bestimmteste versichert, daß die Eröffnung de« ersten Thetles der neuen Bahn StuttgartHasruberg bereits am 15. d. M. stattfinden würde. Wir können dagegen mitthetlen, daß vor der Mitte oder Ende August an die Eröffnung der Bahn nicht zu denken ist» und daß man nicht beabsichtigt, einzelne Strecken vor Eröffnnug der ganzen Gäubahn StuttgartFreudrustadt dem Be­triebe zu übergeben. Wäre die« aber auch der Fall, so käme die Strecke StuttgartHaseuberg zuletzt an die Reihe, wie sich Jeder selbst au Ort und Stelle überzeugen kann, da der Bahndamm im Vogelsaugthal noch mehrere Meter Aufschüttung bedarf, um auf das richtige Niveau gebracht zu werden, worauf erst die Schienen gelegt werden können.

Bamberg, 8. Juni. Heute erschoß sich mit einem Revolver die 18jährige blühende Tochter eines hiesigen sehr achtbaren Kauf« manneS, nachdem sie noch eine Stund« vorher mit ihrem Verlobten einen Spaziergang gemacht hatte. Die Kugel war ihr durch'- Herz

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gedrungen, so daß der Tod sofort eintrat. Als Beweggrund wird mittgetheilt, es sei ihr, als sie nach Hause gekommen, ein Brief de« Vaters ihres Verlobten vorgelesen worden, in welchem ihre Ehre iu rohen Ausdrücken verunglimpft wird. Jo der ersten Aufregung zox sie sich in ihr Zimmer zurück und wenige Minuten darauf lag sie iu ihrem Blute.

Leipzig, 9. Juni. Zu Ehren der Kaiserlichen Jubelhochzeit hat der hiesige Bankier Jakob Plaut, früher Mitinhaber der Firma H. C. Plaut, unverheirathet und mehrfacher Millionär, 300,000 M. zu einer Stiftung für Altersversorgung in seiner Vaterstadt Nordhausen gespendet. Wie man vernimmt, ist man mit Vorarbeiten beschäftigt, auch in Leipzig die in Berlin wohlbewährte Rohrposteinrichtung einzuführen.

Berlin, 9. Juni. Die »Frkf. Zrg." erfährt, Fürst Bis­marck soll privatim erklärt haben, daß er das Tabakssteuergesetz ohne Nachsteuer nicht annehme.

Berlin, 10. Juni. Der Rittergutsbesitzer VerdrieS zu Fredersdorf an der Ostbahn hat dem Kricgsminister aus Anlaß der goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten ein Geschenk von 30.000 M. überwiesen, dessen Zinsen zur Unterstützung der Invaliden der preußischen Armee und ihrer Hinterbliebenen verwandt werden sollen» außerdem 1500 M., die am 11. ds. als Unterstützung vertheilt «erden können. Das Kriegsmisterium hat bestimmt, daß von diesem Geschenk durch Vermittlung der Generalkommandos 25 Invaliden mit je 60 M. bedacht werden sollen.

Berlin, 10. Juni. Berlin prangt bereits vielfach in Flag' genschmuck Die Nachrichten über das Befinden des Kaisers melden fortdauernde Besserung, doch ist, wie die Nat.-L. erfährt, die Wunde am Knie noch keineswegs geheilt, die vollständige Heilung auch bis morgen nicht zu erwarten. In Folge dessen muß sich der Kaiser am Tage der goldenen Hochzeit des Gehens und Stehens möglichst ent« halten. Trotzdem wird an dem offiziellen Programm nichts mehr ge«, ändert werden.

Berlin, II. Juni, 11 Uhr Vorm. Die Stadt ist bis in die entlegensten Vorstädte mit Flaggen, Guirlaudcu, Kränzen von Goldflitter und Laub, Tannengrün, Büsten, Bildnissen des Kaiser« paars, Transparenten, Sivnsprüchen festlich geschmückt, alle Straßen vom frühen Morgen an von einer festlich gekleideten Menge durch­wogt, massenhafter Zuzug auS den Provinzen, die Straße unter den Linden, nameiitl. beim Kaiserpalais, schon früh Morgens von eiuer Kopf au Kopf gedrängten Menge angefüllt. Bis jetzt schönes Wetter: Eben fand auf dem prächtig geschmückten Dönhofsptatze eine von über 2000 Sängern und Musikern ausgrsührte Festmorgenmusik statt. Die Studenten ziehen mit ihren Fahnen nach den Sammelplätzen, um bei der Festfahrt des Kaiserpaares nach der Schloßkapelle die Spalier­bildung zu übernehmen. Den 12. Juni. Die Jubelfeier des Kaiser­paares ging ganz programmgemäß von Statten: Morgens von 9>/o Uhr an die Gratulationen der Hofbeamteo und der ganßK Kämilie, sowie der anwesenden 21 Fürstlichkeiten; sodann Einsegnung in der Schloß« kapelle unter dem Donner von 101 Kanonenschüssen; hierauf Cour im weißen Saale des Schlosses und Gratulation des Reichskanzlers» der Vertreter des Reichstages, der 21 Deputationen der Provinzen u. s «. Hierauf festliche Umfarth unter dem unendlichen Jubel wogender Menschenmaffen und Abends Gala-Vorstellung im Opern­hause und glänzende Illumination der Stadt.

Berichte über die festliche Feier des TageS kommen aus allen größeren Städten. In Stuttgart hat der Gemeinderath eine Illumi­nation des Stadtgartens veranstaltet. Hier in Calw wurde die gothische Ntkolauskapelle illuminirt, was von der Ferne einen prachtvollen. Anblick bot.

Fürst Bismark hat den Pharao oder Lhedive von Egypten in einer kurzen Note ermahnt, er möge seinen Rechts« und Geld-Ver­pflichtungen gegen Europa Nachkommen oder die Folgen tragen. Der Khedive soll vertraulich gesagt haben: was will Deutschland? ich kenne nur die Völker, die Geld haben und habe oft franzöfische« uod englische» Geld gesehen, aber niemals deutsche«. Trotzdem wird der Khedive die Sache schwerlich auf die leichte Achsel nehmen und sich hüten, daß Bismarck Ernst macht und sich an die Spitze der europäischen Gläubiger stellt. Der Pharao mag sich nur erkundigen» Bismarck hat eine unwiderstehliche Art, alte Schulden rinzutreiben.

Hier« 24 de« Unterhalt na, «blatte«.