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«freut, vorige« Jahr mit 8 Mädchen und bald »ach der Hochzeit mit 1 K»äblein. 6 Kinder innerhalb 2 Jahren ist djochi esni swckr Seegen für ei» noch junge« Ehepaar.
— Hamburg, 18. Mai. Jo Folge des in Aussicht stehenden Sperrgesetze» war i« den letzten Tagen der NuSgang von Gütern über die Zollgrenze hiersrlbst ein ganz außerordentlicher. Selbst Private bethetligten sich an diesem allgemeinen Wettlaufe. Die hefigen Zollbehörden machten gestern de» Versuch, Güter nur noch unter Borbehalt anzunehmen, tonnte» denselben aber dem Nndrängeo gegenüber nicht ausrechterhalten. In Bremen verhält e» sich eben so.
— Berlin, 18. Mai. Man schreibt »er Nat.Z.: „Die Be- rathnngen de» Ausschusses zur Abfassung eines Gesetz?« über die Eisenbahn'Gütertarife nehmen keinen allzuraschen Fortgang und haben bi« jetzt eine Anzahl so erheblicher Meinungsverschiedenheiten zu Tage gefördert, daß das Zustandekommen eine« Entwurfs doch noch recht erhebliche Schwierigkeiten zu beseitigen hat. Unwillkürlich wirb man an dieselben Bedenken SÄmlert, a» denen die zweimalig» Versuche, ein ReichSeisenbahngesetz zu schaffen, gescheitert sind und vor denen die beiden Präsidenten des ReiHspjseybahnamteS Scheele und Maybach die Waffen strecken mußtest. Interessant ist es, daß gerade jene Staaten, welche so hülfreiche Hand bet der Abänderung des Zolltarifs zu bieten bereit waren: Sachsen, Württemberg, Bayern hier keines, weg- sich geneigt zeigen, bezüglich der Tarifreform mit dem geflügelten Tempo de« Reichskanzlers gleichen Schritt zu halten. Bei dem jetzigen Stande der Dinge ist auch nicht entfernt daran zu denken, diese Frage noch iu der jetzigen Session zum AuStrog gebracht zu sehen, obschon die Angelegenheit einen hervorragenden, ja vielleicht den Stützpunkt des ganzen jetzigen Tarifshstem» de« Reichskanzlers bildet. Man soll denn auch von dem bisherigen Gange der AuSschußberath« uogen in den höheren Regionen nicht« weniger als erbaut sein/
— Berlin, 20. Mai. Wie der,Trib.' mitgetheilt wird, ist die kürzlieh angekündigte, von den Offiziösen in der Hauptsache bestätigte Absicht, aus Anlaß der goldene» Hochzeitsfeier des Kaiser- paareS Begnadigungen bestrafter Personen in erweitertem Umfange eintrelen zu lassen, neuerdings wieder in den Hintergrund getreten, und zwar auj besondere« Anrathen des Fürsten Bismarck, dessen Wort von dem »Loslassen der Verbrecher auf die menschliche Gesellschaft' ja noch , vnveMfsen ist.
— Berlin» 20. Mai. (Reichstag.) Vizepräsident Lucius theilt dem Hause das Schreiben de« Präsidenten v. Korckenbeck mit, womit derselbe (wie bereits gemeldet) sein Amt niederlegt. Hierauf beginnt die Debatte über die Getreidezölle. BundeSkommiffär Liede- mann rechtfertigt die Vorlage, mit der die Concurrenz des Auslandes besonder« Rußlands und Amerika'«, bekämpft werden soll. Er weist auf die kolossalen Ziffern der landwirthschastlichen Subhastotionen hin und sagt, die Regierung sei überzeugt, daß durch die Zölle der deutsche Markt für die deutsche L-mdemrthschast zurückerobert werde, v. Sauckew Tarputschen wendet sich gegen diese Ausführungen und meint, die Landwirthe OstpyußenS versprechen sich keinerlei Nutzen von den Zölle». Trotz der Zölle werden die Preise nicht nothwendig steigen. Wenn er sich ober auch als Landwirth Bortheile davon versprechen könnte, würde er doch Zölle, die dem armen Mann die unentbehrlichsten Lebensmittel vertheuern würden, niemals bewilligen. Günther (Sachsen) »erlangt Erhöhung des Zoll« auf Weizen und Roggen auf 1 M. v. Treitschke erklärt sich für Finanzzölle, aber gegen Getreidezölle als Schutzzölle. Die »orgeschlagenen Zölle seien nicht hoch genug um der Landwirthschaft wirksamen Schutz zu gewähren und Zölle, die so hoch bemessen wären, um diesen Zweck zu erreichen, würde kein Parlament gewähren. Getreidezölle würde» namentlich auf den unteren Klassen lasten, daher der Sozialdemokratie neue Nahrung geben. — Die Debatte wird hierauf vertagt. Vizepräsident Lucius theilt mit, jeder Versuch, Herrn v. Forckenbeck zur Rücknahme seiner Amtsniederlegung zu bewegen, sei erfolglos geblieben. Aus Vorschlag des Vizepräsidenten Lucius wird die Wahl eines neuen Präsidenten auf Mittwoch Vor« mittag 11 Uhr anbrraumt. Nach brr Wahl Fortsetzung der Getreide- zoll Debatte.
— Besrlin, 20. Mai. Ueber den Termin der Einführung teS neuen Zolltarif« sind bestimmte Beschlüsse noch nicht gefaßt, da eS sich mtt Sicherheit noch nicht übersehen läßt, wann das Gesetz zu Stande gekommen sein wird. Doch verlautet in Reichstagskreisen, die Regierung beabsichtige, den Tarif so schleunig wie nur immer möglich in Geltung treten zu lassen, und halte an dem 1. Juli als LinführungStermin fest. Einzelne Artikel, welche in die noch bi« 1. Januar 1880 bestehende» Handelsverträge ausgenommen sind, müßten allerdings einstweilen noch ausgesondert werden. E- ist nicht auzu- nehmen, daß der Reichstag seine Berathungen solange ausdrhnen werde, daß dieser Termin nicht eingehalten werde» könnte.
— Berlin, 21. Mai. Reichstag. Präsidentenwahl. Abgegeben
Redaktion Druck und Verlag vom S. Orlschlizer i» Satw.
wurden 324-Stiiymen, ungültig 119 «rißt Zettel; auf v. Setz de» wdtz» hjkß-s) sielen 195 Stimmen, vsrselb«' »tckrnt- die Wiatzl an.
Wien, 19. Mai. Krläßlich der in Stuhlweißenburg »öffnete» ungarischen LandeSauSstelluug macht sich in Ungarn eine schutzzöllnerische Agitation bemerkbar, die lebhaft a» da» alte, berüchtigte Schlagwort „Üom* erinnert. «Uoni", d. h. Vaterländisch, war die s. Z. von Kofsuth und Szsczvnyi ausgegebene Parole- als diese beiden Männer ihren Aufruf erließen, daß keine ungarische Frau sich in- Stoffe Neiden wöge, die aus dem AuSlande kommen, um der ungarischen Industrie aufzuhelfen. Damals wurde in Ungarn kein anderer Kleiderstoff er» zeugt, als ein blauer, weißgetupfter Perkail, und auch dieser nur in zwei Fabriken in Altofen. Und in der That schienen Koffuth und Szäczönyi durchzudringen, denn mit einem Schlage war da» Mg« weiblich? Geschlecht Ungarn» gheichsarbig. wie in Uniforme», -ekloideb Die Magvatenfrauen und die Weiber der Handwerker trugen nur noch blaue, weißgetupfte Kleider, die sich blo« in der Machart von einander unterschieben. Aber der Heroi-mu« der Frauen währte nur — ei» viertel Jahr. Nach kaum drei Monaten wurden sie der blauen Kleider überdrüssig und der Markt war mit einem Male auch von fremden Stoffen wieder überfüllt. Das Wort ,Honi" war zum Gespötte geworden und ist e« bis heutigen Tages geblieben. Die jetzige Agi» tation ist übrigen» viel ernster zu nehmen als der ,Honi'-Rummel und beschränkt sich auch nicht darauf» den Patriotismus der Frauen in Kontribution zu setzen, sondern fordert sehr energisch von der Regierung Schutzmaßregeln, und man muß gestehen, daß sie bei dieser ziemliches Entgegenkommen findet.
— Bern, 19. Mai. Das Schweizervolk hat die Wiedereinführung der Todesstrafe gestern mit 196197 gegen 177 263 Stimmen angenommen. Gegen die Wiedergestattung der Todesstrafe stimmten Zürich, Bern, Baselstadt, Baselland, Thurgau, Neueuburg und Genf» (Diese Abstimmung hat jedoch nicht die Bedeutung, als ob nunmehr die Todesstrafe in allen Cantonen wieder eingeführt werden müßte, sondern eS ist dadurch nur für diejenigen Cantone, welche ohne dieselbe nicht bestehen zu können glauben, die Möglichkeit geschaffen, sie wieder in ihr Cantonalgesetz aufzunehmen» während sie durch Art. 65 der Bundesverfassung bis jetzt ausgeschlossen war.
Rom, 19. Mai. Die Deputirtenkammer nahm den Gesetzentwurf über die Civilche mit 153 gegen 101 Stimmen an. Nach den zum Gesetzentwürfe angenommenen Amendements wird die straf« gerichtliche Verfolgung gegen Znwidkthandelnde eingestsllt, sobald rmv die kirchlich getrauten Galten ihre Ehe in das Civilstandsrcgister ekn» tragen lasten.
Brüssel, 19. Mai. Fünfzig aus Deutschland auSgewiesen» Schulbrüder hatten sich seit kurzer Zeit in BervierS angefiedelt und dort ein Hotel käuflich an sich gebracht, da« sie bald durch neue' Ankäufe vergrößerten und mit nicht unbeträchtlichen Baukosten zu einenr Seminar mit Pensionat umgestalteten, kum waren die Borbereitungeu zur Aufnahme von Zöglingen getroffen, so erschienen sie vollzählig und brachten zweihundert Zöglinge aus Deutschland mit sich» die zu Priestern auSgebildct werden sollten. Der JuÜizminister Bara hat aber sämmtliche fünfzig Schulbrüder ausgewiesen; das königliche AusweisungS-Lekret gewährt ihnen eine achttägige Frist, um Vervier« und Belgien zu verlassen. Der Vorfall macht Aufsehen.
Für Rußland bringt das bessere Wetter der gegenwärtigen Jahreszeit den Wiederbeginn der Gefangenentransporte nach Sibirien. Seit dem 5. Mai gibt das Centralgefängniß in Moskau die aufge- stapelten Insassen heraus. Oie folgenden Zahlenangaben entstammen nicht der „Time«' und nicht der »Kölnischen Zeitung', welche nameut« lich in Rußland als Ablagerungsstätten der größten Nebertreibungen bezeichnet worden sind, sondern dem ,GoloS'. Die Transporte über Nischncy-Nowgorod nach Sibirien umfaßten danach am 5. Mai 300, am 12. 400 Verbrecher und für den 20. steht eia neuer Schub von 600 in Aussicht. Die Gesammtzahl der unfreiwilligen Insassen des CentralgefängnisseS beträgt gegen 11000! Sind genügend viele freie Plätze geschaffen, so beginnt der Nachschub au« den LandeSge« fängntffen und dann gibt es neue TrauSporte, so lange die Jahreszeit sie gestattet.
Gemeinnütziges.
Schutz gegen Katzen. Bekanntlich wird alljährlich die Brut einer großen Zahl der in den Gärten und Anlagen nistenden Vögel ein Raub der Katzen. Der Vorstand des Frankfurter Thierschutz-Verein« erinnert daher wiederholt daran, daß die Besitzer von Gärten den nistenden Vögeln leicht dadurch einen Schutz vor den Hauskatzen gewähren können, daß sie denjenigen Bäumen, auf welchen sich Nester der Vögel — sei es in Nistkästchen oder^ in natürlichen Brutstätten — befinden, mit einem Geflecht von Dornen umgeben lassen, jedoch in einer solchen Höhe, baß e» den Katzen nicht möglich ist, oberhalb
desselben vom Boden aus auf den Bau m zu spri ngen. _
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Hiezu Xr». 21 de« Unterhaltung»»««««.