Ibttinkächtigtn dir Entwicklung dir HandelSthätigkrit unserer Städte, welchen durch ihre geographische Lage die Aufgabe zugefalleo ist» zwischen der Landwirthschaft Deutschland» und der europäischen Binnen, liinder einerseits und dem Weltmarkt andererseits die Vermittelung zu übernehmen, und erschweren dadurch nicht nur die vortheilhafteste Berwerthung unserer ländlichen Erzeugnisse, sondern stellen in Zeiten der Thtur»ng die Regelmäßigkeit der Versorgung der großen Heerde der Bevölkerung mit den nvthwendigstm Nahrungsmitteln in Frage;

4) sie hemmen die Entwicklung des Verbrauchs in der Richtung auf Verfeinerung der Br»d- und Vermehrung der Fleischkost und schmälern damit der Landwirthschaft den heimischen Markt gerade für diejenigen Erzeugnisse, auf deren reichlichere Hervorbringung ihr Zukunst beruht.

5) Indem sie so die Städte in ihrer materiellen Entwicklung schwer beeinträchtige» und an der Erfüllung ihre Kulturaufgabe hindern, schaffen sie künstlich einen Gegensatz der Interessen zwischen Stadt und Land, welcher durch die Umgestaltungen deS letzten Menschen« alters überwunden schien und zum Heile de» ganzen Vaterlandes nie wieder aufleben sollte. Da» Stimmverhältniß war folgende»: Die vorgeschlagene Resolution wird mit 68 Stimmen gegen 4 (Essen, Bochum, Eulenburg und Ottensen) angenommen. Die Vertreter HeilbronnS und Witten hatten sich vor der Abstimmung entfernt.

Berlin, 19. Mai. Da» Sperrgesetz gilt in der vorgelegten Fassung bereits als abgelehnt. Die Tarifkommission wird ein Spezial, gesetz mit Zeitbeschränkung und Angabe bestimmter Artikel, wahr­scheinlich nur des Tabaks vorlegen; doch ist es fraglich, ob die Regierung dieß annehmen wird.

Berlin, 20. Mai. Der Vizepräsident LuziuS thrilt dem Hause ein Schreiben Forckenbeck» mit, worin derselbe erklärt, daß er daS Präsidium aus Gesundheitsrücksichten und wegen de» Gegensatzes, worin er sich zur Mehrheit des Hauses befinde, ntederlege. Der Vizepräsident erklärt nach der Erledigung der Tagesordnung auf die Frage zurückzukommen.

Pest, 15. Mai. Die Drau bedroht die Orte Lcgrad, Letenye, Vizvar, Bares. Tausende Joch find unter Wasser gesetzt, die Be­wohner der Dörfer Budakowetz und DeSkovatz mußten in Kähnen gerettet werden.

Paris, 14. Mai. Es gilt jetzt für eine ausgemachte Sache, daß der Senat den Peyrat'schen Antrag über die Rückkehr der Kam­mern nach Parts annehmrn wird, nachdem sich das linke Zentrum und auch eine namhafte Anzahl von Mitgliedern der Rechten bekehrt und die Furcht vor dem alten Revolutivnsherde aufgegeben hat.

London, 20. Mai. Nach einer TimeSmeldung aus Simla vom 19. Mai find die Hauptpunkte des UebereinkommenS mit Jakub Khan: Annexion der Pässe, hinreichendes Gebiet für eine rationelle Grenze, Anstellung eines englischen Residenten in Kabul, Kontrole der auswärtigen Beziehungen Afghanistans, Unabhängigkeit der Afridt- stämme ohne Präjudiz für die Herrschaft über die Pässe.

Rußland. Petersburger Blätter erzählen:Vor Kurzem erhielt der Kaufmann Fufajew ein mitNevolutions-Komitr" unterzeichnetes Schreiben, in welchem von Fufajew ein Betrag von 40,000 Rubel »für die Zwecke der geheimen nationalen Regierung* verlangt wurden und der Kaufmann aufgefordert wurde, diese Summe bis längstens 2. Mai auf einem bestimmten Orte zu hinterlegen. Im entgegengesetzten Falle wurde Fufajew mit dem Tode bedroht. Bis zum 2. Mai war Fufa- jew unschlüssig, ob er das Lösegeld zahlen oder den anonymen Brief bei der Polizei hinterlegen solle. Um 10 Uhr Früh des 2. Mai ging Fufajew aus und erst draußen entschloß er sich dahin , bei der Poli­zei Hilfe zu suchen. Kaum war er in der Nähe des PolizeihauseS angelangt, als er über den Kopf mit einer eisernen Stange einen heftigen Schlag erhielt und besinnungslos zusammenstürzte. Der Attentäter und mit ihm 40,000 Rubel, die Fufajew bei sich trug, sind spurlos verschwunden und der Verbrecher, der unzweifelhaft ein Ab­gesandter des »Revolutions.Komitees* gewesen» konnte bis heute nicht rruirt werden. Der Zustand des Verletzten ist besorgnißerregeud.*

St. Petersburg, 17. Mai. Meldung aus Livadia vom 16. Mai: Die gestern eingetroffene bulgarische Deputation überreichte heute dem Fürsten Alexander (Prinz Battenberg) die Akte seiner Thronerhebung. Mittags 12 Uhr wurde der Fürst an der Spitze der Deputation vom Kaiser empfangen und richtete an denselben in französischer Sprache folgende Worte: Nachdem ich von der Depu­tation die Akte meiner Erhebung empfangen, erachte ich eS als erste Pflicht, Ew. Majestät als Befreier unseres Volkes meine Dankbar­keit auszusprechen. Die Deputation wurde zur kaiserlichen Tafel gezogen.

In San Francisco hat die Aufführung des PassionSspielS nach dem Oberammergauer Muster unter den dortigen Orthodoxen so große« Aergerniß erregt, daß aus ihre Veranlassung der Darsteller be« Heiland» vor Gericht belangt und von diesem wirklich einer schweren Gesetzübertretung schuldig befunden wurde.

Amerika. Seit 12 Jahren wird in New-Aork an der Riesenbrücke zwischen New-Aork und Brooklyn gearbeitet. Der Urheber des Plane» ist Johann Röbling, 1806 in Thüringen geboren, einer der hervor» ragendsten Konstrukteure solcher gigantischer Bauten, welcher unter andern die großartigen Brücken über die Niagarafälle und über den Ohio bet Cincinnati erbaute. Es galt hier nicht blvS eine feste , Verbindung zwischen den beiden Ufern eine« Flusse» zu schaffen, , sondern einen Meeresarm mit Ebbe und Flut zu Überdrücken und einen bequemen Weg für Wagen, Eisenbahnen und Menschenverkehr - hcrzustellen, während unten in einer Tiefe von über 40 m für eine ! Unzahl von Dampffähren und Booten, großen Segel- und Dampf- j schiffen ein freier Durchgang verbleiben mußte. Die Brücke ist nun» > mehr nahezu fertig, es ist eine Drahtseilhängebrücke mit drei Oeff» , nungen; die Mittelöffnung hat 486 m Spannweite, die zwei Seiten» j öffnungeo je 283 m, also beträgt die Länge der ganzen Brücke ! 1052 m. Sie wird zwei äußere Fahrbahnen für Straßenfuhrwerke und Pferdebahntrieb von je 5,33 m Breite, zwei schmalspurige Schienenwege für Lokomotivbetrieb von je 3,69 m lichter Weite und in der Mitte einen erhöhten Fußweg von 4,51 m Breite erhalten. Die Gesammtbrrite der Brücke zwischen den äußersten Geländer» be­läuft sich auf 25,91 m. Die Kosten dieses Bauwerks betragen etw» 13 Mill. Doll. 54 Mill.

Amerika. Die größte mit Weizen bestellte «Fläche ist wohl auf der Grondin Farm am Red River, Dakota, zu finden. Die Farm selbst umfaßt 60,000 Acres (25,000 üu), von denen 40,000 mit Weizen bebaut sind und die übrigen 20,000 als Weideland benutzt wer­den und bat außer allen sonstigen, für die Bewirthschaftung eines solche» ^Komplexes nöthigen Zubehör Stallungen für 200 Pferde und Gebäude um 1,000,000 Bushel (engl. Scheffel) Weizen aufzuspeichern (1 Bushel 36 I). Während der Erntezeit werden aus der Farm außer de» hierbei zur Verwendung kommenden und Arbeitskräfte sparenden Ma­schinen noch 250300 Mann beschäftigt. Zum Ausdreschen der F rucht werden acht Dampfdresch waschinen verwandt.

Vermischtes.

Prinz Peter von Oldenburg so schreibt das »D.M.Bl.* wird bei seiner Anwesenheit in Stuttgart, zur Feier der Hochzeit seiner Tochter, gewiß nicht verabsäumt haben, ein kleines Erlebniß der jüngsten Tage zu erzählen. Se. Kaiser!. Hoheit ist Chef aller Kaiser!, russischen Erziehuugsinstitutr und erfüllt die hieraus sich er­gebenden Pflichten mit anerkannter Gewissenhaftigkeit. Dem Prinzen war kürzlich gemeldet worden, daß über das Esten in dem Smolnij- Kloster einem adeligen Fräuleinstift, das 800 junge Mädchew beherbergt von vielen Seiten Klage geführt würde. Getreu dem Satze »Probiren geht über Stndiren*, begab der Prinz um die Stunde der Mitlagsmahlzeit sich nach dem Institute und schritt geraden Weges auf die Küche los. Die Thür derselben wurde eben geöffnet, um zweien Soldaten (Dienern) Durchlaß zu gewähren, welche einen großen, mit einem Deckel verschlossenen, jedoch dampfenden Kessel trugen.Halt!* rief der Prinz, »setzt nieder!^' Die Soldat«» gehorchten. »Man bringe einen Löffel!" fuhr der Prinz fort. Die Ausführung des Befehles ließ natürlich nicht auf sich warten. Se. kaiserl. Hoheit lüpfte den Deckel, schöpfte eigenhändig einen Löffel voll und verschluckte dessen Inhalt. ,kku k t8olwrtu !« (Pfui Teufel!) rief der Chef aller ErziehungSinftttute,das ist ja nicht Suppe, La» ist Spülwasser!* Der ältere der Soldaten erwiderte:Zu Befehl, kaiserliche Hoheit, eS ist Spülwasser.* Die Frage blieb nur, ob die Suppe viel besser gewesen wäre!

Von der »Jllllstrirteu Welt* (Verlag von Eduard Hall« berger in Stuttgart) liegt uns das 20. Hrfl vor. Wir führen, auf unsere früheren Empfehlungen verweisend, heute nur dessen reiche» Inhalt an:

Text: Wenn Frauen Haffen. Roman von Fr. Henkel. Eskamotirt. Skizze von H. Schumacher. Am Ziel I Novelle von E. Rudorfs. Roßtäuscherkaiffe. Von Paul Röper. Sonnenstrahl. Erzählung von Daniel Reefen. Aus Natur und Leben. Humoristische Blätter. AuS allen Gebieten: Gewerb­liches; Hauswirthschaft. Bilderräthsel. Räthsel. Schach. Kleine Korrespondenz. Anzeigen. TageSchronik auf dem Umschlag.

Illustrationen: Marie von Schalken und Nelly von Horst zu: »Wenn Frauen hassen.* Von A. Riedmiller. Eine glück­liche Vorbedeutung. Von M. Grison. Waldbrand am Ufer des Red River. Kalifornische Baumfägrr. Haremlebea. Schul­gang kleiner Mädchen; Rechenstundc. Ein Sonntagsvergnüge» auf dem Lande. Bon W. Zimmer. De» Räuber» Bekehrung. Die Hauskatze. Von Julian BaftinoS. Die Trichine. Vo» Max Scholtz.

Preis pro Heft uur 30 Pfennig;

Redaktion Druck und Beklag vo» S. Oelschläger in Calw.