von einem Verlust berichtet, wonach eia ärmer NotariUtSgehilfe von der Schlofsergafft aus nach der Post und von da an nach der Juden« Gasse hin 15000 M. in 15 einzelnen Banknoten im Betrage von je 1000 M. verloren hübe. Der arme NotariatSgehilfe wurde einige Tage später, unter dem Verdachte, daß er das Geld versteckt und nicht verloren habe, in Haft genommen. Auch im Gefängnisse de« harrte derselbe noch mehrere Tage darauf, das Geld wirklich verloren zu hüben, später gestand er jedoch ein, daß dasselbe in einem Weivfafse seine» Schwagers versteckt sei. Die Banknoten wurden hierauf wirklich in dem bezeichneten Fasse vorgefunden und ihrem Eigenthümer wieder zugestellt.
Pest, 1. Mai. Nachrichten au» Szegedin zufolge wüthete daselbst gestern Vormittag ein unerhört heftiger Orkan, durch welchen die Eisenbahn« und Verstopfungs-Arbeiten vernichtet wurden; Bau> Materialien und Erdschiffe versanken grvßtenthrils, au den Bahndämmen entstanden große Durchrisse und die Arbeiter geriethen in Lebensgefahr. ES ist Hilst abgesrndrt. Abends legte sich der Sturm.
Sk. Gallen, 27. April. Di« Stadtgemetnde hat den Vertrag über Vereinigung der rtformirten und katholische» Schulgemeinden zu einer einheitlichen Einwohner-Schulgemeinde genehmigt.
Brüssel, 30. April. Die Explosion von Grubenfeuer, die am 17. d. M. in dem Schacht Agrappe de» belgischen Steinkohlen« bergwerkS' bei Frameri« stattgehabt, hat 120 Tobte gekostet. Außer einer beträchtlichen Anzahl, die merkwürdiger Weise wunderbar gerettet wurde» sind viele zwar lebend, jedoch entsetzlich verstümmelt, bis aus einer Tiefe von 610 Meter herau-gezogen worden. Die Sammlungen für die Unglücklichen haben im ganzen Lande bereits viel eingetragen üud werden allenthalben wirksam fortgesetzt. Die von der Katastrophe so schwer betroffenen Familien werden während 6 Monaten neben sonstiger Unterstützung ihren vollen Lohn ausbezahlt erhalten und, so« Weit bis jetzt festgestellt, für weitere 5 Jahre hinreichend unterstützt. Eine ziemlich allgemeine Arbeitseinstellung, die in den andern Schachten de» genannten Bergwerks auSgebrochen, ist auf gütlichem Wege jetzt wieder beigeletzt.
Rußland. Die zahlreichen Verhaftungen, die gegenwärtig in Petersburg vorgenommen werden, haben hie und da beklagenSwerthe Folgen. So erzählt rin Korrespondent der .Köln. Ztg.": Die russische Polizei verfolgt den Grundsatz, die Festnahme eines jeden Individuums geheim zu hätten und jeden zu verhaften, der dann kommt, um dm bereits abgeführten Miffethiiter zu besuchen; die Wohnung derselben wird von einem halben Dutzend Polizist:» scharf bewacht. Nun wurde kürzlich ein praktischer Arzt durch die Polizei aufgehoben, und unglücklicherweise war in einer Familie, bei welcher derselbe Haus- ürzt war, rin Kind schwer erkrankt. In der Nacht, als der Zustand des Kleinen bedenklicher wurde, machte sich der Vater auf zum Doktor, aber ongekommen an dessen Wohnung packten ihn mehrere Fäuste und der Mann wurde trotz allen Proteste» abgesührt. Die Mutter wartete eine oder zwei Stunden, und da ihr Mann nicht wicderkam, so rannte sie glrichfall» zum Arzt und wurde auch eingesteckt. Das Kind lag nun allein zu HauS und am anderen Morgen war es todt.
St. Petersburg, 28. April. Man scheint heute die Erklärung der vielen Selbstmorde gesunden zu haben, dir im letzten Jahre und vor 2 Jahren in den Reihen einer gewissen Jugeud vorgekommrn find. Diese Selbstmorde trafen mit dem von den Führern de» russische» Zweiges brr Internationale gefaßten Beschlüsse zusammen, fernerhin zum Mordhandwerke zu greifen. Durchs LooS bestimmt, dir Beschlüsse der Chefs auszuführen und wenig geneigt, die Rolle von Mördern zu spielen, anderseits im Weigerungsfälle sicher, erdolcht zu werden, haben diese jungen Leute es vorgezogrn, sich selbst zu tödten.
Petersburg, 1. Mai. Ein Telegramm des Orenburger Gouverneurs vom 30. April meldet: DaS Unterstützüngskomite hat seine Thätigkeit bereits eröffnet, nachdem Nahrungsmittel au« Samara eiNgetroffen find. Der Brand wurde durch Unvorsichtigkeit verursacht. ES sind niedergebrannt: 949 Häuser, zwei Kirchen, eive Moschee, 4 Mühlen, 292 Läden nebst Lager, Theer- und Kohlenbudm, Bau» und Brennholz, außerdem das Mädchengymnäfium, das ArmenhiiÜS und das Polizeigebäude.
Afrika. Der TimeSkorresp. meldet aus der Kapstadt, der Prinz 8 . Napoleon befinde sich in dem Artillerielager bei DurbvN (See- Hafen von Natal). __
BermkfchteS.
.Die letzten Gedanken eines Selbstmörders", das ist ein Thema, Wen sich die tragische Muse schon «Mach bemächtigt hat, oft sehr äüf Kosten der psychologischen Wahrscheinlichkeit; denn wer Viertelstunden lang in logischer Gedankenfolge monologifirt, der endet selten mit Selbstmord. Die Wirklichkeit vlettt aber Bilder, die an Eigen« thümlichkeit jede Erfindung hinter sich lassen ; so der letzte in München vorgekommeur Fall Kiffer Art, wo man bei der Leiche eine» ManntS, der sich im Gasthaus erschoß, Notizei, fand, die er bi» zum Moment
des Todes fortgesetzt hatte und welch!» ein kranke» Gemüthsleben bei svnst klarer VerstandeSthätigkeit bekunden. Es war ein junger, noch- nicht lange verheiratheler Baumeister aus Niederbaiern, der schon einige Zeit melancholtsch gewesen sein soll: In seinen Aufzeichnungen nimmt er nun mit Wehmuth von der Welt Abschied, er schildert, wie gräßlich es sei, Hand an sich selbst zu legen; aber lieber dies, »als noch länger mit Maurern und Zimmerleuten zu thun Haben zu müssen", j Hierauf notirt er, daß er sich an der Thür aufgehenkt habe und schon bewußtlos war; aber auf einmal sei er wieder auf dem Boden gelegen ! und zu sich gekommen. Zum Glück habe er noch einen Revolver bei s sich und werde sich jetzt vor den Spiegel stellen, um genau die Schläfe zu treffen. So fand man auch nachher die Leiche. Zum Schürst dankt er noch der Musik , welche unten im Wirthszimmrr lustige >
Weisen spielte, die er bis herauf hörte, daß sie ihm die letzten Augen« blicke verschönert habe.
Die verwittwete Baronin v. R.-P., eine stattliche Dame von 28 Jahren, wohnte seit einigen Tagen mit ihrem 6 jährigen Sohne im 3ten Stockwerk eine« Hause« der Brauhausstraße in Berlin.
Sie war die Braut eine» Herrn v. L- geworden und am Sonnabend sollte die Trauung vor dem Standesamt und dem Altar stattfindcn.
Alle Vorbereitungen waren getroffen, die Wohnung trug reichen Blumenschmuck, die Braut war geschmückt und alle Zeugen waren zur Stelle; nur der Bräutigam fehlte und Stunde um Stund« verrann. Da kommt ein Brief von ihm, die Braut öffnet ihn, liest uvd wird bleich vor Schreck und Entrüstung Niemand wagt zu fragev, was in dem Brief steht; sie verbrennt den Brief und bittet ruhig die Gäste, heimzugehen, die Hochzeit sei aufgeschoben. Alle Gäste gehen, nur eine Freundin bleibt bei der Braut zurück, die ruh!- und gefaßt mehrere Briefe schreibt. Al« sie den letzten beendigt, holt sie ein Glas Zuckerwasser, fragt die Freundin, ob sie auch trinken :
wolle, und als diese dankt, sagte sie: so werde ich es allein leeren i
bis zur Neige. Sie trinkt und bricht sofort leblos zusammen. ES ! war Cyankalt gewesen, was sie getrunken. Der letzte Brief hatte >
ihre letzten Wünsche enthalten für ihren Sohn und für sie selbst, z. ^
B. daß man sie in ihrem Brautkeid beerdigen möge. So geschah eS, !
der Sarg wurde in dem bräutlich geschmückten Zimmer aafgrbahrt.
Die „Tageszeitung" in Elisabethtown in Kentucky meldet in einer ihrer letzten Nummern Folgendes: »Ooerton war einer der schäbigsten Patrone unserer Stadt, aber er hielt stets Wort. Wer ihn beleidigt hatte, dem versprach er eine Tracht Prügel und wem er solche zügedachl, der konnte auch sicher aus den Empfang rechnen, j-
Craiz war im Gegentheil ein ruhiger Kerl, der Keinem wa» zu leide ' that. Eines schönen TageS aber mußte er doch wohl Ooerton de« leidigt haben, kurz, Letzterer erklärte öffentlich: „Ich breche dem , Cratg das Genick, so wahr ich lebe." Das erfuhr natürlich Craig. Lraig dachte: »Ooerton hält Wort, ich kenne ihn. Da gibt'S nur ein Mittel I" Dann suchte er Overton in der Kneipe auf uud bohrte ihm vorsichtshalber sein Messer in die Brust. Alle Welt ist hocherfreut, daß Ooerton todt ist. Craig fand natürlich keinen Ankläger."
— »Am folgenden Läge" fährt das Blatt fort, »führte Martin Kleiner eine Klara Winter zum Ball, benahm sich aber gegen sie so flegelhaft, daß ihr Vater ihm deshalb Borwürfe machte. Da zog Martin Kreiner den Revolver und schoß den Alten über den Haufen. Das ist amerikanischer Humor.'
Wetterprognose für den Monat Mai von vr. Soska. Die mittlere Temperatur ist (in Prag) 11,«83, dürfte aber Heuer niedriger ausfallen.
Um die sogenannten EiSmännertage (12., 13., 14., im Norden früher, pflegt ein Rückzug einzutreten. Heuer find schwächere Abkühlungen auch um den 9., 16., 2t., 26., bis 31. und itne stärkere vom 1.—5. sachlich begründet. Bleibt indeß die letztangeführte wieder au«, so wird der ganze Monat wieder kälter. Kalte (oder trübe) Nächte sind wohl bis zum 13. und nach dem 29. Regel, doch sind Nachtfröste besonders nur zur Bollmondzeit ( 6 .) u. üm den 13. zu fürchten, obwohl auch nach dem 29. noch nicht ganz zu tbauen ist. Da indeß am 5. Mondnähe eintritt, wo gern Niederschkäge und stärkere Winde :
kommen, so tritt die Gefahr wesentlich zurück. Tage mit Niederschlag zählt der Monat im Mittel 12,7 mit 23, 5 ,'" Regenhöh«; am wahrscheinlichsten kommen sie um den 3., 6 ., 10., 16., 21., 25.,
30., find meist mehrtägig und oft vün Gewittern Und Winden be» ^ gleitet, auch wohl vertreten.
(Die abnormen WittcrungSsinihältnisse des Frühjahrs 1879 haben iu jeder Hinsicht die größte Sehnlichkeit mit denen der Frühjahre 1853 «
und 1867. Beide Jahre sind uirgen khreS Hagelreichthums bei dm < HagelversichelungS-Anstälten wie im Publikum im traurigen Andenken. '! Die Sehnlichkeit mit ihnen im laufenden Jahre dürfte den Schluß rechtfertigen, daß auch das Jahr 1879 sehr viel Hagel bringen wird. Landwirthe wie Anstalten mögen darnach rechtzeitig ihre Maßnahmen i tteffen! . !
Orlschliger t» ««l».