dezw. zu decken. Die nachträgliche Forderung ist durch eine Denkschrift begründet, in welch er" onffSfähtt'-wird, yie sich Baden mit seiner erstmaligen' Sttwrlduvg von Entschädigungen für KrirgSleistungen br- .gnügt habe. biS sich herausgestellt habe, daß Mit der ihm zugebilligten Entschädigung von 580,102 Thlr. 15 Sgr. 12 Pfg. die liquidationS- fähigen KrirgSkosten Badens nicht vergütet sind. Baden war an stiner langen GkeNzc gegenüber dem Feindesland in hervorragender Weise zu unentbehrlichen KctegSleistungen herangezogen worden» welche in der Denkschrift näher beleuchtet werden.
— Berlrn, 22. April. Aus einem kleinen russischen Blatt bringt die »Fckf. Ztg.' von den Statuten der Nihilisten folgende Auszüge: 1) Die Ideale der früheren Liberalen und selbst Republikaner find nur rin ganz veraltetes Märchen. 2) Garibaldi und Felix Pyat, selbst der desperate gottlos« Felix Pyat, find zurückgebliebene Männer. 3) Die Pariser Kommune von 1871 verdient in den Augen der Nihi- listen etwas mehr Billigung, weil ihre Mordbrände für die Zukunft einen Lichtstrahl vorstrlltn, aber auch sie ist »»zureichend, denn sie hat nicht einen einzigen entschiedenen Schritt gethan und obwohl sie die soziale Revolution sich zur Aufgabe gestellt, wagte sie selbe nicht durchzuftzhren. Die Männer des „Wpered* würden zweckmäßiger arbeiten und uamentlich sich nicht mit halben Maßregeln begnügen wir die Kommune, die ihrerseits die Geiseln nur zu Dutzenden erschoß; sie würden vor »keinerlei Härte zurückschrecken,* sie erkennen die Nothwendigkeit eines »schonungslosen, durch Diebstahl, Brandstiftung. Raubansälle und Mord zu führenden Krieges", durch den »Alles* ergriffen und niedergrworfen würde und welcher den ganzen gegen- wärtigen Aufbau der Gesellschaft zertrümmern sollte. 4) Die Nihilisten wollen die Zerstörung der Bourgeoifiegesellschaft und unter ihren Trümmern soll die alte Welt begraben werden. 5) Die Nihilisten wollen die Konfiskation alles Eigenthums unter Abschaffung jeglichen Privateigenthums. 6) Die Nihilisten wollen die Abschaffung der Familie, Aufhebung der Religion und Abschaffung der Freiheit selbst als eine« Begriffes, der keinen Inhalt hätte. 7) Dieses Programm wollen die Nihilisten zunächst in Verbindung mit der polnischen revo- lutionären Partei auszuführen versuchen, aber sodann mit den Waffen in der Hand über alle Henker, Kaufleute und Gutsbesitzer das Urtheil sprechen, sie würden über Alle Schrecken und Entsetzen verbreiten, die nicht ihrer Meinung find. 8) Die Nihilisten wollen Alles vernichten, was ihnen in den Weg tritt oder die Ausführung ihres Programms erschwert, Personen, Sachen, Beziehungen. 9) Wer nicht für die Nihilisten ist, ist wider sie und soll fallen unter den Kugeln ihrer Revolver.
Wien, 21. April. Bon heute an tritt in Oesterreich für einige Tage die Politik vor der Feier des kaiserlichen HochzeitSjubi- läumS in den Hintergrund. Am Hose zumal haben bereits die offiziellen Empfänge begonnen und auch die politische Welt beschäftigt sich mehr mit dem bevorstehenden großen Feste als mit den sonstigen, ihr Element bildenden Fragen und Ereignissen. Den Reigen der Gratulanten eröffnet heute die gemeinsame Regierung mit dem gestern aus TerebeS zurückgekehrten Grafen Andrassy an der Spize und ihr folgen heute und in den nächsten Tagen die beiden Landesregierungen, die Deputationen aller Zentralstellen, der Parlamente, der Armee, des Episkopats, der Kronländer, Städte rc.
In Wien steht der »Fensterwucher*' augenblicklich in vollem Flor. Glücklich nennt sich derjenige Hausbesitzer oder Miether, welcher über »so und so viel Fenster Front* an der Praterstraße oder gar an der Ringstraße verfügt. Kaum weiß er genau seinen Preis zu nennen; zwischen 30, 50, ja 100 Gulden schwanken die Summen, welche für ein einzige» Fester an der Ringstraße verlangt werden. Nicht ander» ist es bei den zahlreichen Tribünen, welche zu beiden Seiten des Weges, den der Festzug nehmen soll, errichtet werden. Nicht weniger als 111 Unternehmer haben von dem Magistrate die Erlaubniß erhalten, derartige Tribünen zu erbauen, und man hat heute bereit» ausgerechnet, daß nahezu an 100 OM Personen auf diesen Gerüsten Platz finden können. Derjenige, welcher einen Platz auf einer einigermaßen günstig gelegenen Tribüne erlangen will, wird sich wohl zu dem schweren Gang in ein Bureau, wo dieselben von ,10 Gulden an aufwärts* verkauft werden, bequemen müssen.
Szeged in, 16. April. Wir hatten über Ostern fortwährend Regen; Nachts brach ein fürchterlicher Sturm los, welcher alle Restauri- rungS-Arbeiten schädigte. Sechzig Schlagwerke der Bau-Unternehmer wurden umgrworfe» und zerstört; Flöße mit Material und Lebensmitteln wurdm weggetrieben, sechs Stehschiffe mit Vorräthen und Lebensmitteln versanken. Die Unternehmer arbeiteten nun ausschließlich au der Hebung der versunkenen Schiffe und an dem Auffange« de» weggtschwrmmten Material«. Die Arbeiten der Alsöldbahn, welche als nlch« beendigt angesehen wurden, so daß die Strecke schon Mittwoch hätte befahren werde» sollen, sind durch den Wellenschlag
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so beschädigt worden, daß die Eröffnung de» Verkehrs wieder verschoben werden mußte. Dasselbe gilt von der Staatsbahn. Die Maro« und die Theiß steigen abermals. Heute wurden wieder 10 Leichen aus dem Wasser gezogen.
London, 21. April. Der schauderhafte Mordprozeß in Richmond (es handelt sich um Ermordung und Zerstücklung einer Frau Thomas, deren kopfloser Rumpf in der Themse gefunden ward) hat eine andere Gestalt angenommen. Der al» Mitwisser verhaftete und von der Magd als eigentlicher Thäter bezeichnete Gastwirth Church aus Hammersmith ist auf Antrag des StaatSvertrrterS freigelaffe» worden, da keine Schuld nachzuweisen war. Die Magd, deren Name (Kate Webster) überall gehört oder gelesen wird, scheint ein ausführliches Lügcngespinnst verfertigt zu haben und gilt bis jetzt in der Meinung des Publikums al» Haupt- oder gar Allein-Thiiterin. Sit ist eine wiederholt bestrafte, übel berüchtigte Persönlichkeit.
— London, 22. April. »Reuter'S Bureau* meldet aus der Kapstadt vom 8. d. M.: 11.000 Zulus griffen am 3. ds. Morgens da» Lager des Generals Chelmsford bei Giogholovo an, wurden aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Am 4. April Nacht» entsetzte Chelmsford dann Ekowe. Der Gesammtverlust der Engländer besteht in 220 Tobten und Verwundeten. Die Zulu» verloren an 2500 Mann. Ekowe wurde sodann geräumt. Die Besatzung ging über den Tugela Fluß zurück. — Es heißt, die BoerS des Transvaal- Landes (eine holländische Colonie, welche 1877 von England onnektirt wurde) hätten gedroht, Pretoria zu belagern und den Gouverneur Sir Bartle Fröre als Geisel zu behalten, wenn ihre Forderungen Zurückgabe ihrer Selbstständigkeit) nicht bewilligt würden.
Rom, 21. April. Heute fand eine Versammlung der Häupter der demokratischen Partei unter dem Vorsitze Garibaldi'S statt. Garibaldi hielt eine längere Rede und beantragte rlne Tagesordnung, wonach ein Central-Komite in Rom und Sub-Komitr's in den übrigen Städten bestellt werden sollen, um die gesetzliche Agitation zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts und der Abschaffung des Deputirlen- Eides zu fördern. Die Tagesordnung Garibaldl's wurde genehmigt. Eine weitere Tagesordnung, welche die Einberufung einer Konstituante in Antrag bringe, wurde verworfen.
St. Petersburg, 21. April. Seit einigen Tagen sind in unserer Hauptstadt mehr als hundert Leute arretirt worden, unter denen mehrere wegen ihrer gehässigen Gesinnungen bekannte Advokaten und ein Direktor dir Reichsbank. Sogar in einem Kaiserlichen Palais sind Leute festgenommen worden. Das Publikum ist mit diese» energischen Maßregeln durchaus einverstanden und leistet der Regierung« seinen Beistand, um sich und den Staat von einer Mörderbande zim befreien. — Der Kaiser fährt auf besonderen Wunsch seiner Familie jetzt mit einer Eskorte au». Von den Kosaken seines Konvois reiten zwei der Kaiserlichen Equipage voraus, ein Unteroffizier sitzt neben dem Kutscher, drei Reiter folgen.
St. Petersburg, 23. April. Die »Neue Zeit* vernimmt» daß da» hohe Kriminalgericht zur Aburtheilung SolowjeffS bereit» zusammengesetzt, ist. Es besteht aus sechs Mitgliedern unter dem. Vorsitz des Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch. Die Anklage vertritt der Iustizminister.
Kiew. Den Mittheilungen des »Solos* läßt sich entnehmen: Neuerding» wurde dem Prokurator des Appellhafe» ein Paletot gestohlen , in welchem sich ein Notizbüchlein befunden haben soll, da» Notizen über politische Prozesse enthielt. Sofort berief die Polizei alle ihre bekannten Gauner au» der Stadt und theilte ihnen mit, daß: sie alle durch die Bank auf die Zeit der Ostertage in« Loch komme» würden, falls die verlorene Sache mitsammt dem Schuldigen, der sie entwendet, der Polizei nicht zum Vorschein kommen. Die ehrsame Zunft warf den Verdacht auf einen ihrer Genossen und machte sich auf die Suche nach demselben. Am Sonnabend vor Ostern wurde ein ihn Suchender seiner ansichtig, ia der Nähe de» Wladimir-Denkmals, wollte ihn fassen und zur Polizei abführe». Doch jener zog flugS seinen Revolver hervor und schoß seinen Kameraden auf der Stelle nieder, angesichts deS am Orte lustwandelnden Publikums.
BcrmiscbteS.
Reinigen und Auffrischen von Pelzwaarrn. Es naht die Zeit, wo das Pelzwerk leichteren Kleidungsstücken weichen muß und e» nothwendig wird, dasselbe zu reinigen. Als eiu gutes Mittel zu diesem Zwecke empfiehlt eia Ingenieur- her sich lange Zeit in Rußland aufgehalten hat, folgende« Verfahre»: Man nimmt Roggeokleie, macht sie in einem Topfe unter stetem Umrührea so heiß, all e« die Hand ertragen kann, schüttelt die s» erhitzte Kleie auf den Pelz und reibt letzteren damit nach Kräften rin. Hierauf bürstet mau ihn mit einer reinen Bürste au» oder besser, man klopft ihn solange» bis alle Theile der Kleie entfernt sind ; der Pelz erhält dadurch seine» frlcheres^ Natürlichen Glanz und werden selbst »riße Pelze »t» neu.
0eljch1ä«rr i, «tat».