Drr Weltposttarif für Briefe ec. ohne und mit Werth« «Ngabe, so»ie für Postanweisungen, giltig ypm 1. April an, «erfaßt von Kanzleirath Bacmeister und Postmeister Nirderhöfer in Stuttgart, ist » 36 ^ bei jeder Poststelle, auch durch Vermittlung der Brief­träger und Landpostboten zu haben. Der Tarif 'bildet rin für sich abgeschlossenes Ganzes und enthält io klarer Uebersicht alle Haupt- bestimmungen des im Juni v. I. in Paris abgeschlossenen Weltpost- vrrtrags, durch den manche frühere Bestimmungen für den internation- alen Verkehr wesentlich geändert worden find.

Vom Kocher, 14. April. Am Samstag Nachmittag führte ein Bauer Sägblöcke auf die Koppmmühle bei Obersontheim und wünschte, daß er gleH bedient werde, damit er die Bretter mit« nehmen könne. D«> sein«« Verlangen willfahrt wurde, band er ttin Gespann, ein Paar-Ochsen, an einem Brunnentrog feA -Der Die«», baden, Woraus die Thiere standen, hrach ein Md bei» stürzte» in oen etwa 8 m tiefen Brunnen hinab. Nach 3 Rettungsversuchen, wobei eine größere Zahl Menschen, Pferde, Ochsen an den Rettungssellen zogen, gelang es, das hinabgestürzte Gespann wieder ans Tageslicht zu befördern. Außer einigen Hautwunden und dem Verlust eines Horn» haben die in den Brunnen gefallenen Ochsen keinen Schaden erlitten.

Biber ach, 6. April. In verflossener Nacht hat der hiesige Polizeiwachtmrister die Kellnerin einer hiesigen Bierwirthschaft verhaftet. Dieselbe steht seit Lichtmeß d. I., somit erst zwei Monate, in diesem Dienst, hat in dieser kurzen Zeit ihrer Dienstherrschaft die Summe von 677 M. nach und nach vom Biergeld entwendet und mit Aus­nahme von 23 M., welche sie gestern, somit an einem einzigen Tage sich angeeignet hatte, in ihrem Bett versteckt gehabt.

Mannheim, 8. April. Wie das Schicksal manchmal mit einem Lotterieloos spielt, zeigt ein Vorgang, welchen der .Mannh. Anz." mitlheilt. Ein junger Commis läßt sich hier bei einem Schreiner eine kleine Schatulle für den vereinbarten Preis von 3 M. anfertigen, hatte jedoch, als er die Arbeit erhielt, nicht das nölhige kleine Geld, um den Meister zu befriedigen. Er bot ihm deßhalb ein Loo« zur H. Lotterie im Werthe von 2 M. und 1 M. baar Geld an und acceptirte der Schreiner diese Art der Bezahlung. Nach einigen Tagen erschien der Jünger des Merkur bei dem Schreiner und bat um Zurückgabe des Looses, indem er gleichzeitig für dasselbe 5 M. bot und dieses Gebot noch bis zu 10 M. steigerte; der Schreiner ließ sich jedoch nicht auf den Handel ein, sah aber, hiedurch aufmerksam gemacht, die Ziehungsliste nach und fand, daß da» Loos 500 M. gewonnen hatte. Jetzt wurde ihm auch das generöse Anerbieten des jungen Mannes klar, welches er kluger Weise abgelehnt, dagegen jetzt bereits bei dem Kollekteur die genannte Summe erhoben hat.

München, 18. April. Um der Landwirthschaft etwas unter die Arme zu greifen. hat die Kreisregierung von Oberbayern eine alte Instruktion wieder in Erinnerung gebracht, wonach die Kapitalien der Gemeinden und Stiftungen rc. nach Thunlichkeit gegen Vorschrift», mäßige Sicherheit an Private zur Förderung der Landwirthschaft auszuleihen seien. Cs ist nur zu wünschen, daß hiervon recht fleißig Gebrauch gemacht werde.

Nürnberg, 15. April. Ein Unglücksfall mit selten glück­lichem Ausgange kam in einem nahen oberfränkischen Bergwerk bei Kronach vor. Es wurden nemlich 11 Bergleute nebst dem ihre Arbeiten leitenden Oberhauer, also 12 Personen verschüttet. Die sofort angestellten RettungSorbeiten schienen anfänglich wenig Erfolg zu versprechen, nachdem dieselben mehrere Tage fortgesetzt wurden, hörte man plötzlich einen Ruf der sich durch Entgegenarbeilen eine Bahn suchenden Bergleute, und so gelang es, nach Verlauf von fast 4 Tagen, gestern die bereits Todtgeglaubten wieder lebend aufzufinden.

Gotha, 7. April. Von Hamburg aus wird jetzt den Fleischern der verschiedenen Städte Deutschlands zur Anfertigung von Servelat­wurst .klar gehackte« amerikanisches Schweinefleisch-, in Fässern zu je 100 Pfund, zu billigem Preise zum Kaufe angeboten. Es werden zugleich Proben von diesem Fleische in Blechbüchsen verschickt. Eine an einen hiesigen Fleischer gesandte Probe zeigte gleich beim Unter- suchen der oberen Schichte zahlreiche Trichinen. So viel bekannt, sind die hiesigen Fleischer dahin übereingekommen', von dem Kaufe solchen Fleisches gänzlich abzustehen.

Lippe, 5. April. Am Freitag vergangener Woche wurde ein junger Mann hier, 24 Jahre alt, Ersatzreservist, früh MorgenS von der Polizei geweckt, zum Bahnhof und mit der Bahn bi« Soest begleitet und dort der Militärbehörde übergeben, die ihn den Fahnen- eid schwören ließ und ihn dann direkt zum 16. Regiment nach Köln schickte. Der junge Mann war seiner Zeit auf Grund der Rekla« mation seiner verwittweten Mutter zur Ersatzreserve geschrieben, hatte aber die Unterstützung-pflicht gegen seine Mutter in gröbster Weise

vernachlässigt und ist, als solches der Behörde bekannt geworden ist, auf Gstyid dessen für drei Jahre in da» aktive Militär eingestellt.

Airlin. 15. April. Der verwittweten Königin von Hannover wirk eine Pension von 180,000 jährlich seiten» der preußischen Regierung bewilligt werden.

Wien, 8. April. Der Altofener Weinbauer Much fischte am 2. d. auf der Donau und fing einen zentnerschweren Schaideu. Das wäre an und für sich nichts besonderes. Was da« Besondere an dem Fische war, ist die von vielen Zeugen bestätigte Thatsachr. daß in den Kiemen des Fisches an einer amerikanischen Versicherung«- nadel ein Ordenskreuz hing. Der Fischer machte, wie der »Pst. L." schreibt, von seinem Fund die Anzeige. Da» Okdsnskreuz ist das österreichische goldene BerdienstHeuz uP der Hronr. Pach dem Zustastht d« Bandes zu urtheilenf muß der Scheiden schon geraume Zeik oaS*xreuz mit sich getragen haben.

Pari», 7. April. Am Samstag fiel der Polizei durch Zufall drr Verfertiger der falschen Fünffrankenstücke mit der Jahreszahl 1845, die in letzter Zeit stark im Umlauf waren, in die Hände. Der General-Inspektor der öffentlichen Sicherheit, Droz, befand sich auf einem Omnibus, al» Jemand seinen Platz mit einem Fünffrapkstück bezahlen wollte, das der Kondukteur zuxückwte», weit e« falsch sei. Ein Wortwechsel entspann sich, und der Mann zeigte Droz das Geldstück, welches dieser sofort als eines derer erkannte, welche schon zu s» vielen Nachforschungen Anlaß gegeben. Droz ließ den Besitzer de« Geldstücke» von Polizeidienern verhaften. Derselbe hätte 24 falsche Stücke bei sich und eine bei ihm vorgenommene Haussuchung führte zur Entdeckung von 7245 Fr. falscher Münze.

Rom, 11. April. Passanante wurde vorige Woche durch de» Marinedampfer Lomrana von Neapel nach der Hauptstadt Porto-Fer- rajo der Insel Äoit' gebracht. Währriid 8er Ueberfahrt ward er scharf bewacht. Er fragte wiederholt noch dem Orte seiner Bestim­mung. Bei der Ausschiffung in Porto-Ferrajs erfuhr er erst dm Namen des Ortes, wo er sein Verbrechen Zeit seine» Lebens im Bagno abzubüßen haben wird.

Aus St. Petersburg kommt die Nachricht, daß Kaiser Alexander ganz kürzlich ein Schreiben vom nihilistischen Centralkomite erhalten habe, worin ihm versichert wird, daß weder ihm yoch einem Mitglied? der kaiserlichen Familie irgend eine Gefahr betten» f>er Nihilisten drohe, dagegen würden die Verschworenen nicht aufhören M schießen, stechen und morden, bis die ganze Sippschaft vertilgt wäre, die den Kaiser umgibt. Man wirft in dieser Schrift den Richters Ungerechtigkeiten, den Kerkermeistern Grausamkeiten vor. Den jungen Mann, welcher das Attentat auf den General Dpentelen beging, scheint die Polizei nicht auffindrn zu können. (Der Zweck dieser Täuschung war offenbar die Verminderung der Sicherheitsmaßregeln.)

Petersburg» 14. April. Die amtliche Meldung über de» versuchten Meuchelmord sagt,: Heute gegen 8 Uhr Morgens, während Seine Majestät der Kaiser seinen üblichen Morgenspaziergang in der Umgegend de« Winterpalais machte, kam ihm ein anständig gekleideter Mann in Uniformmütze mit Kokarde entgegen. Während er sich dem Kaiser näherte, zog er aus seiner Paletottasche einen Revolver hervor und schoß auf Se. Majestät, woraus er noch einige Schüsse abfeuerte. Vorbeigehende Personen sowie Schutzmänner ergriffen sofort den Uebelthäter, wobei Letzterer noch einen Schuß abseuerte und eine von den ihn umringenden Personen an der Wange leicht verwundete. GotteS Vorsehung hat für Rußland unfern theuren Monarchen unversehrt erhalten. Der Verbrecher ist verhaftet. Die Untersuchung hat begonnen.

Literarisches.

Von der im Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgart schon im 27. Jahrgang erscheinenden illustrirten Familien-Zeitschrift »Die Zllustrirte Wett" liegen uns wieder einige neuerschienene Hefte vor, die es verdienen, daß wir die Aufmerksamkeit unserer geschätzten Leser erneut aus dieses schöne Journal hinlenken, wozu uns namentlich auch der Beginn eines neuen Abonnements-Quartal« Veranlassung gibt.

Ein flüchtiger Blick in diese Hefte läßt uns neben zwei größeren fortlaufenden, äußerst interessanten und spannenden Romanen eine reiche Anzahl kleinerer ansprechender Erzählungen, belehrender Auf» sätze und Notizen au« allen Gebieten des Wissens finden, sowie eine überraschende Fülle prächtig ausgeführter Illustrationen.

Diese Reichhaltigkeit ist aber auck der Grund der allgemeine» Beliebtheit der »Illustrirten Welt" und ihrer immer größeren Der« breitung. Jeder, der Freude an etwa» wirklich Schönem und Ge« diegenem hat, muß sich von dem vortrefflichen Inhalt dieser Zeitschrift um so mehr angesprochen fühlen, als der geringe Preis (nur Pfennig pr» Heft), für welchen Ließ Alles geleistet wird,, wahrhaftig in keinem Verhältniß zur Höhe der Leistung steht.

' DaS Journal verdient im wahren Sinne de» Wortes dir allge» gemeinste Verbreitung in allen guten Familien. _

OelschlLger t» Talw. Hirz« Rr» IS de« Uuterh«ltu»>Sblatte«.

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