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Zöglinge in ihren Räumen gesehen und mitunter bis zum Besuch der Universität gebildet. In diesen Tagen wird eS sich entscheiden, in wessen Besitz der reizende Landsitz jetzt übergehen wird; es sollen mehrere Kaufslustige sich gezeigt baden.

Kirchheim, u. T. , 27. März. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde ein Gegenstand zur Brrathung und Entscheidung gebracht, für und gegen den schon seit Jahren die hiesige Bürgerschost lebhaft gestritten hat. Es bestanden nämlich hier Bür> gernutzungen (sog. Theilholz), die den städtischen Etat jährlich mit ca. 10,060 belasteten, und da schon mehrere Jahre der Stadt- schadrn den Betrag der Staatssteuer erreicht, bezw. um ein Kleines übersteige, so erschien di: Veithnlung von Gemeinde-Revenuen an die Bürgerschaft nicht mehr zeitgemäß. Die Kollegien beschlossen denn auch mit großer Majorität die Einstellung dieser Vertheiluugen. Der größte Theil der Bürgerschaft ist damit einverstanden.

Ebingen, 30. März. Ein äußerst beklagenswerthes Vor- komwnlß versitzt seit vorgestern un>ere Nachbargemeinde Onstmettingen in Aufregung. Atzten Freitag Abend entstand nämlich zwischen einigen Fortbildungsschülern, als sie Abends vor 8 Uhr eben im Begriff waren, zur Schule zu gehen, Streit, welcher damit endigte, daß ein löjähriger Lithographenlehrling einem andern 16 Jahre alten jungen Menschen, Sohn eines SchivssermeisterS, sein Messer bis ans Heft in den Leib stieß. Der Verletzte ist, trotz alsbald angewevdeter ärztlicher Hilfe, vergangene Nackt seiner Wunde erlegen.

Auedem F ränk isch e n, 28. März. Als vor einigen Tagen aus dem Bahnhöfe in Enmtzhosen (Bayern) der Zug cinfuhr, brach der Boden eines zum Liehtransporl bestimmten Wagens durch und eine größere Zahl darin befindlicher Schafe fiel auf das Geleise, so daß die meisten davon durch den Zug grtödtet wurden.

München, 31. März. Eine gestrige zahlreiche Mitglieder' Versammlung der Hauptschützengesellschaft sprach sich für Abhaltung des nächsten deutschen (Vll.) BundesschießenS iw Jshr 1881 zu München aus. Zur definitiven Beschlußfassung findet noch eine offizielle Generalversammlung statt. Die Genehmigung des Königs ist bereits sicher.

In F ra nk fur t sollte dieser Tage ein Ochse zur Schlachtbank geführt werden. Am Eingang zum Schlachthaus wurde das Thier ftörrtg und fanden verschiedene Versuche statt, um es zum Vorwärts, gehen zu bestimmen. Dabei stieß das Thier einen kaum etablirten und verheirateten Metzger mit dem Horn so Unglücklich unter das Kinn, daß ein Loch bis in die Mundhöhle entstand, warf den Mann dann um, und trat ihm mit den Vorderfüßen auf die Brust. Die hiedurch entstandenen Verletzungen waren derart, daß kur; darauf der Tod des Metzgers erfolgte.

Buttstädt bei Weimar 25. März. Auf dem im Lauft dieser Woche hier abgehaltenen Viehmarkt riß sich ein Bär von der Kette los, indem bei einer heftigen Züchtigung seitrvS des Führers der Ring aus der Raft des Bären verausgerissen wurde. Die hier» durch wild gewordene Bestie stürzte sich auf die schutzlose Volksmenge und zerfleischte einen alten Mann, welcher nicht rasch genug.hatte entfl-ehen können und nun an zahllosen Wunden starb. Da nicht gleich ein Schießgewehr vorhanden war, so wurde der Bär von meh renn beherzten Männern mit Heu- und Mistgabeln angegriffen und getödtet.

B erlin, 24. März. Die Kosten für die Fortschaffung des in diesem Winter gefallenen Schnee- aus den Straßen und von den Plätzen Berlins haben die städtische Verwaltung zu einer bedeutenden Ueberschreitung dieses Etats genöthigt. ES sind nämlich für Hilfs­arbeiter gezahlt worden 146 500 M. Die Schneefuhren verursachten einen Kostenaufwand von 415 700 M. Die Totalsumme würde demnach die ansehnliche Höhr von 562 200 M. erreichen. Da nun der Fonds für Hilfsarbeiter im Etat mit 175 000 M. und die Schneeabfuhr daselbst mit 150 000 M. angefetzt ist» also zusammen mit 325 000 M., so ist dieser Etat um 237 200 M. überschritten worden.

Berlin, 29. März. Die dem BundeSrathe zugegangenen Gesetzentwürfe, betr. Erhöhung der Brausteuer und betr. Erhebung der Brausteuer gelten für das innerhalb der Zolllinie liegende Gebiet des deutschen Reiches, jedoch mit Ausschluß von Bayern, Württem- berg, Baden, Elsaß-Lothringen, des weimarischen Vordergerichts Oftheim und des koburgischen Amtes Königsberg. Das Gesetz wegen Er- Hebung der Braustiuer umfaßt 44 Paragraphen. Nach demselben unterliegt daS zur Bier« und Essigberettung bestimmte Malz der Brausteuer, andere Stoffe irgendwelcher Art dürfen zur Bierbereitung als Ersatz von Di alz nicht verwendet werden. Die Steuer beträgt 4 vom Hektoliter ungebrochenen Malzes. Die Zusetzung von Malzsurrogaten, nachdem das Bier die Brauerei verlassen hat, fällt nicht unter diese- Gesetz. Die Verwendung eines MalzsurrozateS

zur Bierbereitung unterliegt einer Geldstrafe von 50 bis 500 «it! Wer es unternimmt, die Brausteuer zu hinterziehen , verfällt wegen Defraude in eine Straft von 501500 JL Der Reichstag vertagt sich am Freitag.

In Zabrze in Schlesien wohnt eine Familie von St, von deren Kindern 2 jüdischen, 3 katholischen und 2 evangelischen Glaubens sind. Frau St. ist die Schwester eines bekannten allkatholischen Pfarrers K, jüdisch geboren wie dieser, später katholisch geworden. Sie hei- ra'hete zum Judenthum zurück^etreten, einen Juden und bekam 2 Kinder. Von ihrem Manne geschieben, wurde sic wieder katholisch und heirathete einen evangelischen Mann. Drei Mädchen aus dieser Ehe wurden nach der Mutter katholisch, zwei Knaben nach dem Vater evangelisch.

Wiru, 27. März. Die Okkupation Osirumtliens durch ein gemischtes Korps nach dem Abzüge brr Russen ist gesichert. Eng­land, Rußland und Oesterreich kamen überein, hierzu sämmtliche Traktplmäckie einzuladen; alle, bis auf Deutschland, dürften die Ein­ladung annehmen. Die Pforte gab ihre Zustimmung.

Bus Pest sendet man derN. fr. Pr." die nachfolgende Anno- ce, weiche in einem dortigen Lokviblättchen erschienen ist:Ein SchuhauSfteter für Herren übernimmt unentgeltlich Schuhe und Stiefel aller Größen zum AuSireten. Von Natur aus mit einem Paar rüchügcr Füße ausgeslatlet und gestützt auf jahrelang betriebene Pflastrrkunde, schmeichelt sich derselbe, scme Kunden zufriedenstelleu zu können. Für Kommodität wird garantut. Gefällige Aufträge werden imCafe Radial" entgcgrngenommen."

Aus Südungara kommen ab-rmalS ernstere Meldungen von Wassergefahr. In Zittel ist ein heftiger Oststurm, die Wogen der Theiß gehen über die Damme zweier BuÄtungen. Bei Devaeranya, im Gekrser Kom-tat, ist der Damm des Flusses Beretyvf, eines Neben­flusses de? Kölös, an drei Stellen durchgebrochen, das Wasser über- fluthet stündlich tausende Joch schönster Saaten. Die Stadt. 12,000 Einwohner, ist gefährdet, Sturmglocken erdröhnen, die Stimmung ist verzweifelt.

Bern, 28. März. Im Nationalrath wurde heute über die TodeSstcaf-Frage der Beschluß des StänderatheS mit 76 gegen 49 Stimmen angenommen. Der nunmehr von beiden Näthrn angenommene Bunderbeschluß lautet: Die Bundesversammlung Per schweizerischen Eidgenossenschaft beschließt: l. Artikel 65 der Bundesverfassung ist aufgehobui. 2. An seine Stelle tritt der folgende Artikel: Art. 65. Wegen politischer Vergehen darf kein TodeSurkheil gefällt werden. Körperliche Strafen sind untersagt.

In Odessa wurde d-eser Tage ein 17jähriger Gymnasiast, der Sohn des in Volhynien ansässigen polnischen Gutsbesitzers Martin Zalewski, von seinen Mitschülern ermordet, weil er ihrer Aufforder­ung, in den nihilistischen Gcheimbund einzutreten, nicht Folge leisten wollte» vielmehr seinen Eltern von dem Sachverhalt Mittheilung machte und sie ersuchte, ihn aus Odessa zu entfernen, weil er dort für sein Leben fürchte. Als der Vater auf diese Bitte hin nach Odessa kam, fand er nur noch die Leiche seines Sohnes, der TagS vorher ermordet worden war, vor. Der Terrorismus, den die nihilistische Sekte verbreitet, ist, nach diesen Thatsachen zu uciheilen, wahrhaft erschreckend.

London , 23. März.Standard" meldet aus Crlcutta, 27. d.r Major Cavaqnari zeigte dem Vizekönige an, die Friedensoerhandlungen mit Jacub Khan seien gescheitert; der sofortige Vormarsch der Truppen gegen Kabul sei angeordnet.

Literarisches.

Von der im Verlag von Eduard Hallöerger in Stuttgart schon im 27. Jahrgang erscheinenden illustrirten Familien-ZeitschriftDi§ Illustrirte Welt" liegen uns wieder einige neuecschienene Hefte vor, die c« verdienen, daß wir die Aufmerksamkeit unserer geschätzten Leser erneut auf dieses schöne Journal hrnlenken, wozu unS namentlich auch der rveginn eines neuen Abonnements-Quartals Veranlassung gibt.

Ein flüchtiger Blick in diese Hefte läßt uns neben zwei größeren fortlaufenden» äußerst interessanten und spannenden Romanen eine reiche Anzahl kleinerer ansprechender Erzählungen, belehrender Aufsätze und Notizen aus allen Gebieten des Wissens finden, sowie eine überraschende Fülle prächtig ausgeführter Illustrationen.

Diese Reichhaltigkeit ist aber auch der Grund der allgemeinen Beliebtheit derIllustrirten Welt" und ihrer immer größeren Ver­breitung. Jeder, der Freude an etwas wirklich Schönem und Ge­diegenem hat, muß sich von dem vortrefflichen Inhalt dieser Zeitschrift um so mehr angesprochen fühlen, als der geringe Preis (nur 30' Pfennig pr« Heft), für welchen dieß Alles geleistet wird, wahrhaftig ist keinem Berhältniß zur Höh« der Leistung steht.

Das Journal verdient im wahreo Sinne de- Worte- die all­gemeinste Verbreitung in allen guten Familien.

«edaktian vru« und vertag »»» S. OelschlLger m Seel«.

(Hiezu eine Beilage.),