Frage der Wiedereinführung der Todesstrafe ist zwar noch nicht er. schienen; indessen verlautet bereits, daß dieselbe mit dem Anträge aus Beibehaltung jene« Artikels schließen werde; daß also die Todesstrafe, die Bestimmungen des Milttärgesetzes in Kriegszeiten Vorbehalten, abgeschafft bleiben soll.
Pest, 7. März. In Folge Dammbruches bei Pelzes ist die Gegend von Szegedin überschwemmt, die Stadt Czcgedin ernstlich bedroht. Von Semlin ist ein Dampfer beordert. Die Donau- Dawpffchifffvhrls.Geskllschaft sendet 60 große Käbne ob. Die Erhöhung der Ali'oldbahri-Dämme bei Szegedin auf 27 Schuh ist verfügt, womit 1200 Arbeiter Tag und Nacht beschäftigt sind; aucb militärische Hilfe ist requirirt. Gestern Abend schien die Situalion gefahrdrohend.
Teplitz, 7. März. Seit gestern Abend ist so starker, lebhafter Wasserzudrang aus dem Urquell eingetreten, daß derselbe kaum mit. telst Toppelpumpe zu bewältigen ist; die Wafsertemperatur ist die frühere normale.
Brüssel, 4. März. Ueber den Brand des Schlosses Ter- vuenn wud der N- Fr. Pr vom 4. März telegraphirl: „Gestern früh Kal Ka scrin Charlotte aus dem Schlöffe Tervueren, welche« sic seit 7 J>.hnn bewohnte, suchten v üfsen, weil im Gebäude plötzlich Femr aukgebrochen »ar. Du Sälvsbrovd erilstond Montag Morgens um Huld 6 Uhr. Fast säwwtliche Brr-vkner des Schlosses waren noch in den Betten » so daß der Autbrvch des Feuers eine groß- Beiwurung hervoir'ef. Die Kan'erin Edarloite, welche den rechten Flügtl vis Salvsses b.nohnte, mußte hatbangekleidet gerettet werden. ES lesttte Mühe, der unglückt chen Kaiserin die Lage begreiflich zu machen. Sic setzte zuerst dem Ansinnen, das von ihr so sehr geliebte Asyl zu verlassen, heftigen Widerstand entgegen, gab aber zuletzt dem dringenden Zureden nach. Wiederholt rief die Kaiserin aus: „Mein armir lalast!" Zurrst wurde die Kaiserin zur Familie des Leibarztes I)r. U ts, dir in der Nähe wobnt, gebracht. Bald kam die Königin der L e>g>er in einem offenen Wagen eiligst heran. Sie kam von Laiken, um Kaiserin Cbailvilc dahin abzuhvlen. Gegen 11 Uhr Vorm, brachte man die Kaiserin >n Begleitung des Irrenarztes vr. Smet auf Schloß Lacken. In diesem Schlosse hatte der König Leopold bereits alles für die Aufnahme seiner Schwester vorbereitet. Die Kaiserin ist in st ü gelegenen Z-mmern untergebracht und verhält sich serrdrm sehr ruhig. Schloß Tervueren ist total abgebrannt. Man hat von der kostbaren Einrichtung nichts retten können. Bis jetzt rst die Ursache des Entstehens der FeuerSbrunst unbekannt.
Paris, 4. Febr. Gleich nach Beendigung der gestrigen Kammersitzurig hat Marcere seine Entlastung eingecelcht und dieselbe ist auch sofort angenommen worden Nachdem der Minister des Innern noch am Samstag gehofft hatte, sein zweideutiges Verhütten gegenüber der Pariser Polizei, bei Gelegenheit einer „Anfrage', die einer seiner Freunde, der Abg. LiSborme, die Gefälligkeit hatte, an ihn zu rechten, zu rechtfertigen, zwang ihn der Radikale Clerrenceau auf eine Interpellation zu antworten. Man wollte doch wenigsten« Aufklärung darüber, warum dcr Minister so lange zögerte, die am schwersten gravirten Beamten der Polizei zu entlassen, und was ihn dazu bestimmte, schließlich die Absetzung dennoch zu unterzeichnen. Endlich lastet auf Marcere der Verdacht, durch die Vermittlung seines so schnell zurückgetretenen KabinetschesS JaqueS Mayrr (besten richtiger Name Bowitz ist) unerlaubt Börsenspekulationen getrieben zu haben. Marcöre hatte selbst Angesehen, baß er unter der Wucht dieser gegen ihn gerichteten Vorhalte der vöthigen Autorität ermangle, um sein Amt mit Erfolg ausfüllen zu können. In gleicher Lage bifivdet sich der Finanzminister Leon Sah.
Paris, 4. März. Der Prinz von Wales reist gegenwärtig iw Süden von Frankreich. Eine Depesche aus San Sebastian, 4. März lautet: In Folge Schevens der Pferde., mit denen der Prinz von Wales 4spännig fuhr, zerbrach der Vorderwagen. Der Prinz konnte aber auSsteigen, ohne Schaden genommen zu haben.
N eapel, 7. März. Der Prozeß gegen Passanante hat gestern begonnen. Eine große Menschenmenge drängle sich in den Schwurgerichtssaal und an die Zugänge desselben. Die nach der Anklage verlesenen Schriften des Angeklagten enthalten verworrene Ideen und fordern ein eigenes RegierungSsystem, besten Grundzüge Passanante entwickelt. Der Eintritt Cairolr'S erregt Sensation. Derselbe sagt einfach über den Vorgang bei dem Attentat aus. Nach dem Verhör des Vaters des Angeklagten, seiner Quartierfrau und des Verkäufers des Messers u. a. wird die Sitzung geschloffen.
Neapel, 7. März. Das Verdikt der Geschworenen gegen Passanante lautet auf Schuldig ohne Zulassung von MildernngS- gründen. Pvss anante ist zum Tod verurtheilt. _
Der preußische Oberstabsarzt vr. Müller war vor mehreren Zähren nach Japan beurlaubt worden, um daselbst eine militärärzt-
liche Akademie einzurichten. Als er dem Ml >sn:e Svlntts V,sit machen wollte, trat er natürlich in voller Uniform an. Das Hof- personal ober bedeutete ihn, daß er nach japanischem Brauch vor dem Mikado in Strümpfen erscheinen müße. Man dcnke sich einen preuß, ischen Oberstabsarzt iv voller Uniform und in Strümpfen! Auch vr. Müller wollte dies nicht zu Kopfe. Man parlamentirte lange hin und her, endlich erklärte vr. Müller: „Se. Majestät der deutsche Kaiser haben mir aufgetragen, Sr. Majestät dem Kaiser von Japan in voller Uniform dir Aufwartung ;u machen, und zur preußischen Uniform gelö en die Stiefel I' Hierauf folgte eine Berathunq der japanischen Herren Hofbramten mit dem Mikado, und da« Resultat war, daß vr. Müller in Stiefeln das kaiserliche Audienz-Zimmer betrat. — Der eiste Ruidsleder-Stiefel, welcher je den Mikado Palast " in Tokw entweihr hat! _
G. Rohifs. rer bekanntlich im Aufträge der Afrikanischen Ge«
sellschaft eme neue Erforschungsreise in Zentralafrika unternehmen soll, hat Tripolis, wo er auf das Eintreffen der für die Expedition bestimmten NuSrüstungSgeg'Nstände warten muß, noch immer nicht ver- lassen. Leider sind die K sten, in welchen sich die seitens des deutschen Kaisers für den König von Wadar und andere afrikanische Fürsten bestimmten Geschenke befinden, auf dcr Reise von Genua nach Malta abhanden gekommen und haben bis jetzt nicht wieder aufgefundrn werden lönncn. Die Expedition wird durch diesen peinlichen Zwischenfall erheblich verzög-rr__
W c l l rrp ro g » o f e für den M ä rz von vr. Sofka. Dl* mittlere Temperatur (in Prag 2g>z U) pflegt von 1,z0 auf 4,^ zu steigen, obgleich sie in der Mitte SeS Monates etwa durch. 10 Tage staOonär bleibt; Heuer dürfte aber die Kälte zwischen dem 5. und 11. stärker und um den 16. 22. und 25. schwächer werden. Nachtfröste kommen bis zum 16. fest in jeder heiteren Nacht, später sind sie selten. Regen- oder Schneetage kommen im Mittel 13,ß mit 42,0g"' Regenhöhe; am wahrichemlrchsten sind sie um den 3-, 6., 8., 10., 16., s 18., 22., 25 , 3r . kommen meist mehrtägig und werden von starken ja sturwatt'gcn Wmden begleitet; besonders wahrscheinlich dürfte dieses um den 10. eintreten, wo dcr Mondnahe wegen starke Lustbe« > wegungen kaum auSbleiben. Die lrtztverstoffene brachte bekanntlich! einige Erdbebenstößc. Die F.bruar-Proguose wäre vollkommen einge-! troffen, wäre nicht die Abkühlung zwischen dem 6. und 12. durch eine genau in dieselben Grenzen fallende südliche Windströmung maSktrl worben. Jede Abkühlung schiebt uns das Wetter des Nord- oste-n« zu, das Heuer sehr mild ist. _
Literarisches.
„Der Schalk' Nro. 23 enthält Folgendes:
Parlameutarisüe Zoll-Soiree. Originalvignette von C. v. Grimm. — Feuilleton des Schalk. Rcdigirt von vr. Närgeler.
— Aus dem Hochgebirge.. Von Hartwig Peetz. Originalzeichnung von W. Simmler. — Professor vr. Wessenhorst, über deutsche Literatur. Von E. E. Originalzeichnung von Franz Skarbina.
— Am Reichs Zvllschlag. Originalzeichnung von C. v. Grimm.
— Pferdeschmeißer und Vertrauensmann. Originalzeichnung von C.
v. Grimm. ___ _
Das eben ausgegebene 14. Heft der „Jllustrirten Welt (Ber' lag von Eduard Hallbergrr in Stuttgart und Leipzig) erfreut wieder durch nachstehenden reichen, gediegenen Inhalt.
Text: Wenn Frauen Haffen. Roman von Fr. Henkel.— Denksprüche — Deutsche Wörter und Redensarten. Nach Ursprung und Bedeutung erklärt von C. Bruch. — Drei Briefe. Sine Berliner Geschichte von TeoTolsma. — Albumblatt: Das Grab im Meer. — Auf einem Felsenriff. Roman. Deutsch bearbeitet von Max von Weißenthurn. — Interessante Bücher. — Aus Natur und Leben: Moltke über die Pest. — Humoristische Blätter: Anekdoten und Witze. — Aus allen Gebieten: Gärtnerei; Gesundheitspflege; Landwirthschaft. — Homonyme. — Schach. — Bit« derräthsel. — Kleine Korrespondenz. — Tageschronik auf dem Umschlag»
Illustrationen: Der Besuch von der Werft'«, zu „Wenn Frauen Haffen.' — Der Krieg in Afghanistan: Einbringung erbeuteter Geschütze aus Ali MuSjid in Peschawar. — Gambetta bei den Geschäftsreisenden in Paris. — Römisches Bauernmädchen. Gemälde von A. Zara. — Schloß Friedland. — Im heiligen Lande: Eine der größten Cedern des Libanon; Die Moschee Omar'S; Panorama von Jerusalem. — Beduinen auf der Gazellenjagd. Originalzeichnung von Albert Rich ter. — Nächtliche Ruhestörer. Originalzeichnung von F. Specht. — Die Rache oder die Macht der verkauften Jugendliebe. Nach Skizzen von Max Scholz.
Preis pro Heft nur 3V Pfennig.
Alle Buchhandlungen und Postanstalten nehmen noch jederzeit Bestellungen daraus entgegen.
Redaktion Druck und Verlag von S. Oelsch Niger in Calw.