Welle herumgeschleudert, bis die Maschine zum Stehen gebracht war. Als man die Unglückliche endlich wcgnahm, war sie eine Leiche.
— Ulm, 5. Miirz. Schon vielfach wurde gewünscht, daß die Polizei ein möglich scharfes Auge ans die Händler mit Singvögeln haben möchte. Am Samstag wagten sich mehrere solcher Verkäufer in unsere Stadt, wurden aber glücklich von unserer Polizei aufgegriffen und theils mit Geld, thcils mit Haft bestraft. Den Vögelchen, Lerchen, Finken, Meisen rc. wurde die Freiheit gegeben.
— Von der hohenzollernschenGrenze4. März. Gestern Nachmittag ereignete sich in KrauchenwirS ein großes Unglück. Ein dortiger Bauer fuhr mit seiner Magd, emem Mädchen von etwa 20 Jahren, aus dem basischen Orte Engelswies gebürtig, in den Wald, um Reisig zu holen. Bet der Abfahrt nach Haue ging der Schutzgeh-lfe des Reviers KrauchenwirS, Enzenroß, neben dem ge- lodenen Wagen her, vor ihm das Mädchen und der Fahrmann. Plötzlich ging — aus welcher Ursache, ist noch nicht aufgeklärt — dem Schutzgshilfcn Las geladene Gewehr, welches er bei sich trug, los, und das Mädchen wurde so unglücklich hinten in den Ko f getroffen, daß es augenblicklich todt zusammenstürzte.
Nordrach. 6 März. Unser allgemein geachteter Bürgermeister hat vor etwa 35 Jahren ruck seiner jetzigen Frau Sic Ehe eingegangen. Ein Dttpens wegen naher V rwandisLafc wurde damals nicht verlangt. Die nachträglich: Einholung dieses Dispenses wird nun von dem j tzigen Psarrverwesec unter der Androhung begehrt, vaßec andernfalls die Ehe für nichtig und von der Kanzel herab den Bürgermeister für ledig erklären werde. Ähnliche Dmge kommen hier, wie man dem ,D. B." schreibt, in neuerer Zeit fast allwöchentlich vor.
— Darmstadt, 4. März. Nächtlicher F-uertärm scharrte heute zwischen 1 und 2 Uhr eine graße Volksmenge vor dem Schlöffe. Es brannte in dem Thckl des Schlaffes, welcher nach Norswesten dem sogen. Hofkoriditombau variiert unv nach dem Wall gerichtet ist; er ist m Jahr 1858 r'höh! worden und sein no-dwestticher Thetl wird gegenwärtig vom Großgerzog bewohnt. Die Ursache des Feuers ist ern Kaminbrand, der in dem b'auen Boudoir der vrrst » G-oßyerzogin Mathilde entstanden war und schon etliche Tage unde- I merkl angedauert haben mach e. Di- Verwüstungen, die da entfesselte t. Element angerichtet, sind durch 3 Stockwerke hindurch nicht unbe.
.i deutend, die Wafsermassen thaten das Ihre, in der früheren Eleganz » der Räume eine große Zerstörung anzunchlen. Doch kann man noch s von G ück sagen, daß man des Feuer» sobald Herr wurde und bereit» nach einer Stunde den Brand gelöscht hatte; da« Schloß birgt ' Immenie KunstschStze. eenen der letLteft- Windzug hätte gefährlich ! werden können. Trotz der energischen Rettungsanstalten ist doch der Verlust eine» sehr werthoollrn Oelbildr», die büßende Magdalena vvrsiellrnd, zu beklagen, da» der verst. König von Bayern einst der Großherzogtn Mathilde geschenkt hatte. Es hing in jenem blauen Boudoir dicht neben dem Kamin und ist zur vollständigen Unk-nnt > lichkeit verbrannt. Außer einem Sopha ist da» gesammte Mobiliar de» bedrohten Schloßtheile» in Sicherheit gebracht; noch eben wird ! da» Räumen fortgesetzt, der Dachstuhl ist fast vollständig abgetragen. E» wird erzählt, der Großherzog habe sich in Gemeinschaft mit dem altbald hrrbetgeeilten Prinzen Alexander in lhätigster Weise an dem nächtlichen Rettungswerke betheiligt. Die großherzogtichen Kinder wurden zu ihrer Großmutter, der verwittweten Prinzessin Karl gebracht. — Würzburg, «>4. März. Eine große Anzahl Studenten veranstalteten am Aschermittwoch hier einen großartigen Spektakel mit Maskerade und Chaisenfahrt, so daß nicht nur bas religiöse Gefühl der Katholiken, sondern auch die öffentliche Ruhe auf's Empfindlichste gestört wurden. Da der Skandal schließlich so große Dimensionen annahm, daß die SchwurgerichtSoerhandlung nicht fortgesetzt werden konnte, wurde die Polizeimannschaft und Gendarmerie reqmrirt, welche einen Thcil der Ruhestörer verhafteten und den Platz » säuberten.
s — Nus dem Odenwalde, 5. März. , In dem Dörfchen R... bei Miltenberg," so erzählt man sich mit einem gelinden Schauer, .geht ein Schwarzer." Wer dagegen eine Einsprache erhob und die Leute auf die Albernheit einer solchen Behauptung und eines solchen Glaubens hinwies, der wurde als Ungläubiger verschrieen. Viele Schaulustige wanderten nach dem Dörfchen und sahen dort wirklich in der Zeit von Abends 9—11 Uhr einen Schwarzen, der in der Hand eine Laterne trug und auf der Vorderseite ganz feurig anzusehen war. Derselbe kam aus einem Schuppen, ging an und in einzelne Häuser, klopfte den Bewohnern derselben und verschwand wieder in dem Schuppen, bo ging eS viele Abende. Und man sollte eS kaum glauben, Niemand wagte den Geist anmhalten. Endlich wurde die Sache der Gendarmerie bekannt und dieselbe erlöste eines schönen Abends den Geist. Derselbe hat nun hinter Schloß und Riegel Gelegenheit dazu, Uber die Vergänglichkeit alles Irdischen nachzudenken. Der Grund zu dieser Maskerade scheint jedenfalls der zu sein, das Anwesen, das dem
Verkaufe ausgesetzt werden soll, zu verrufen, und durch diese Prellerei dasselbe durch einen Spottpreis zu erstehen. Gleichzeitig soll noch ein mehrmals mit Arrest bestraftes Individuum verhaftet worden sein, das als Geisterbeschwörer rin schönes Geschäft zu machen hoffte.
Kiel, 27. Febr. Der SLneefall muß gestern in den Herzog« thümern ein ganz enormer gewesen sein; obwohl seit gestern Abend wenigstens hier in Kiel, kein Schnee mehr gefallen, sind alle Verbindungen gestört; die letzte Post ist gestern Abend um 7 Uhr ein- getroffcn. s-it der Zeit bis heute Mittag nichts. Urberall sind die Bahnverbindungen gestört, die Straßen und Landwege sind verschneit', m der nächsten Nähe von Kiel, z. B. im dänischen Wald ragen nur die Gipfel hoher Bäume aus der Schneedecke hervor. In Nordschleswig ist der Schnee auf den Bahngcleisen stellenweise 17 Fuß hoch zusammengeweht, viele einzelstehende Gehöfte, so berichten die letzten au« dem Norden uns zugegaugeneu Blätter, waren mit so undurchdringlichen Schneemassen umgeben, daß die Bewohner auch am Tuge L'cht brrnnen mußten. Ja oben in Jütland, in der Nähe der Stadt Hjörring (Vcndsyfsel) war eine Kirche mit dem Thurme so im Schnee begraben, daß nur der Hahn aus der weißen Fläche hervorragte.
— Berlin, 3. März. Berliner Zeitungen erzählen einen Fall, der kaum glaubhaft klingt und doch veroürgt ist. Häusliche Zwiste reisten die Frau eines Berliner SchuldienerS, ihren Ehemann zu »er« lasten und mst den Möurln au« dessen Wognung zu "rücken". Sie führte dies in Begleitung ihrer Schwester und einiger da;» mitge» beachter Dienstmänner au», angesichts des Mannes, der, als er sich »er Entführung seines E genthumS widersetzen wollte, von den beiden Frauenspersonen mit Hilfe der Dienstmänncr gebunden und in ein ausgeräumteS Bettgrstell gelegt wurde. W e er zu schreien versuchte, wurde ihm der Mund zuzestopft, so daß er sich, um nicht den Erstickungstod zu ttcrben, safti ßlich ruhig verhielt. Gebunden an Händen und Füßen, ließen die Frau» die Schwägerin nebst Dienstmännern den Schuldiener liegen. Dieser konnte sich erst nach mühsamer stundenlanger Arbeit seiner Fesseln durch Zernauen derselben entledigen und sodann auch seine Füße von den F-ffela befreien. Der Mißhandelte setzte sofort die Behörde von dem ihm Geschehenen in Kennkniß. In der Thal, das Muster einer „zärtlichen Gattin!"
In Münster (Eliaß Lothringen) haben im Laufe der letzten Woche die Jagdpächker Klein zu Metzerat und Gitzendanr.er zu Breirenbach 7 Stück Wildschweine geschossen. Die Thiere warm infolge der ui.gebeuren Schnecmaffen von den Bergen herunter gekommen. um Nahrung zu suchen. In einem Triumphzug wurden tue Dickhäuter, unter denen sich drei im Gewichte von je zwei Ccnkarrn befanden, auf Schlitten nach den resp Dörfern gebracht.
Zürich, 4 März. Aus dem Dorfe Jarat in der Waadt, 31/2 Stunden von Lausanne, 2800' über dem Meer gelegen, wird au« der Sturmrrnacht vom 20. Febr folgende ergreifende Geschichte erzählt. Oben am Saum des Walde» stand ein einsames Hau», dem Winde besonder» auSgesetzt. Eine Mutter mit 6 Kindern wohnte darin, der abwesende Vater sollte am Abend Heimkehrer«. Um 9 Uhr krachte das Gebälk» de» Hauses, wie mit unsichtbarer Gewalt hob der Sturm das ganze Gebäude. Die Mutter sah ein, daß hier kein Bftiben war, wollte man nicht lebendig begraben werden. Sie nahm die beiden jüngsten Kinder in ihre Arme, und befahl den anderen, da» Netteste war 12 Jahre alt, ihr zu folgen. Baarfuß marschirten die Kinder durch den tiefen Schnee und kaum hatten die Flüchtlinge dasselbe verlassen, als ein furchtbarer Windstoß erfolgte und da» Gebäude in Trümmer fiel. Erst spät in der Nacht kam der Hausvater auf den Platz, allein welch ein Todesschrecken überfiel ihn, als er sein Hav» in Trümmern fand, die der Schnee bedeckt hatte. Wo waren seine Frau und seine 6 Kinder? RathloS stand er vor den Trümmern. Plötzlich bemerkt er bei einem Nachbarn Licht, in fieberhafter Eile stürzt er auf das Haus zu, sein Herz jauchzte laut auf, als er daselbst seine Kinder in den Armen des Schlafes und ihre treue Mutter wieder fand.
Bern, 2. März. Wenn der heilige Vater in Rom der eigen» thümlichen Vorladung Folge leistet, wird sich die Schweiz demnächst der Ehre seine« Besuches zu erfreuen haben. Derselbe ist nämlich vor das Amtsgericht in Solothurn geladen, weil er von einem dortigen Geistlichen in dessen Testament, in welchem auch die Kaiser von Oesterreich und Brasilien mit Legaten bedacht worden waren. zum Universalerben eingesetzt ist. Die beiden Kaiser verzichteten sofort auf die ihnen ausgeworfenen Legate; der Papst hat auf di« bezüglich» Mittheiluug noch nicht geantwortet. Nun haben aber d>e Verwandten da» Testament angrfochten, weil es im Kopfe des Testators nicht richtig gewesen sei; daher die öffentliche Vorladung des Papstes, ein für die Tageschronik gewiß bemerkenswerther Fall.
Bern, 3. März. Die Botschaft des BundeSratheS über dir Revision des Art. 65 der Bundesverfassung, beziehungsweise über die