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zur Fuitersaftbereitung brauchen, und dieß ist z. B. die Milch, das Ei, das Mehl. Milchsütterung mit Zucker oder Honig, und Mehlfütterung außer dem Stock ist nicht mehr neu, aber Mehlbreifütterung mit Zucker oder Honig im Stock — das ist neu und praktisch. Ein Vergleich der chemischen Analyse des Mehls mit den Nahrungs bedürfnissen der Biene führt uns dahin, daß wir von allen Versuchen abstehen dürfen, pures Mehl den Bienen rm Stocke vnrzu- setzen, daß wir vielmehr die Stoffe im richtigen Verhältniß zu einander mischen müssen: Mehl mit Honig oder Zucker und Wasser und etwas Salz. Man verfährt dabei folgendermaßen: 1 Pfund Mehl wird mit wenig Wasser und ein paar Salzkörnchen oder etwas Wein zu einem glatten Brei ohne Mehlklümpchen angerührt. Sodann werden in 1 Ms. Master 2 Pfund Zucker oder N/z Pfund Honig durch Umrühren oder Kochen aufgelöst, der Mehlbrei zugesetzt, die Masse verrührt und das Futter ist fertig. Dasselbe muß in zweckmäßigen Futterrähmchen oder Drohnenwaben den Bienen eingehängt oder in Eßtellern auf dem Boden der Beute vorgesetzt werden. Wenn auch die Bienen, wenn sie zum erstenmal am Mehlfutter nippen, ein Gesicht schneiden, als hätten sie sich dupiren lasten, so haben sie doch die chemische Analyse des Futters bald los und sie kommen um so lieber zur Tafel, je öfter sie dazu gerufen werden. Um die raschere Verarbeitung dieses Futters zu unterstützen, dazu dient wesentlich die Zugabe von etwas Wein zum Mehlfutter, da derselbe aufregend und auflöfend wirkt. Das non plus ultra eines Specuiativfutters wäre freilich der natürliche Pollen oder Blüthenstaub, wenn er von Menschenhand gesammelt werden könnte, und mit Honig und Wasser vermischt würdc^_
Kunstnotiz. Der »Fränk. Zlg." entnehmen wir Folgendes: Das Theater amüsant verdient mit Recht alle Aufmerksamkeit, da es uns einen höchst seltenen Genuß darbietet. Herr Steinmetz arbeitet im Gebiete der Magie sehr gedregen. Seine Nrbelbilder sind rein und klar, die Vorführung belauschter Gegenden architektonischer Meisterwerke; Naturerscheinungen und komische Darstellungen; lebhaft und naturgetreu find ferner seine Chromatropen, dieselben sind nicht die gewöhnlich.:« hier schon gesehenen, sondern an Pracht, Feinheit und Mechanismus weit schöner und erhabener, die auch den Zuschauer in solcher Weise fesseln, daß er sich am Schluffe fragen muß, wie die Zeit so schnell ve rronnen ist.
Seine Kgl. Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom ü. März das Ritterkreuz erster Klaffe des Friedrichsordens dem evangelischen Dekan Mezger in Ealw und den Titel eines Oberförster« dem Reviers« rster Velin in Stammheim Forsts Wildberg zu verleihen geruht.
— Böblingen, 4. März. In Weil im Schönbuch ist, wie dem ,Bvbl. B." mitgetheilt wird, ein altes Haus letzten Sonntag Nachts unter großem Gepolter zusammengestürzt. Der Eigenthümer Bauer Warmer und Frau haben sich mit knapper Noth aus ihrem Schlafzimmer retten können.
— Stuttgart, 4. März. Der Ausschuß des hiesigen Ge- werbevereinS, welcher in mehreren Ausschußfitzungen die Handels-, politische Frage unter Zuxrundlegung ausführlicher Referate der HH. Max I. Neuburger und Hermann Wagner (Parketfabrikant) erörterte, hat diese Beratungen nach lebhaftem Meinungsaustausch nun zu Ende geführt und folgende Resolution beschlossen: In Erwägung, daß die Tendenz derjenigen Staaten, mit welchen Deutschland in Handelsverbindungen steht, gegenwärtig darauf gerichtet ist, sich mit Zollschranken zu umgeben oder die bereits bestehenden Zölle zu erhöhen und hiedurch der Absatz deutscher Waarenerzeugnisse dahin mehr oder weniger erschwert wird; daß hingegen die mäßigen Sätze des deutschen Zolltarifs oder die gänzliche Zollfreiheit einzelner Jndustrieerzeugniffe den Eingang ausländischer Produkte begünstigen und die vaterländische Industrie ohne Aequivalent der fremden Konkurrenz auSsetzen, erklärt der BereinSausfchuß: 1) Wir begrüßen die in der kais. Thronrede ausgesprochenen wirtschaftlichen Grundsätze und dir eingeleitete Revision des Zolltarifs, soweit sie den Eingangs ausgesprochenen Zweck rm Auge behält, als eine für das Gedeihen der Industrie dringend gebotene Maßregel. 2) Diese Revision hat daher den Schutz der nationalen Arbeit auf dem eigenen Markt zum Ausgangspunkt zu nehmen. Die Zulassung der Produkte des Aus- landeS kann nur nach dem Grundsatz voller Gegenseitigkeit stattsindcn. Z) Dabei hegen wir die bestimmte Erwartung, daß die für die Industrie nothwendigen Rohmaterialien, sowie die unentbehrlichste« Lebensbedürfnisse, wie Getreide, Vieh rc., von einer Eingangsabgabe befreit bleiben. 4) Die Beseitigung der Differentialtarife betrachten wir als ein gerechtfertigtes Verlangen der Industrie; die auf dem Gebiet des Eisenbahntartsswesens bestehenden Uebelstände können am besten durch die Reichsgesetzgebung geregelt werden.
— Ludwigsburg, 5. März. Der Antrag auf Einführung vov Konsumsteuern wurde heute vom Gemeinderath mit 8 gegen ü Stimmen abgrlehnt.
— Crailsheim, 4. März. Der Bruder des bayer. Maschinenmeisters Vsllrath und der letztere selbst sind nun ebenfalls an der Trichinose gestorben.
— Mainz. 3. März. Mau schreibt dem „Fr. I.": Leider haben sich in der vergangenen Nacht, nach einer mehrmonatlichen Pause, wieder ganz bedauerliche Militärrxzeffe ereignet. In verschiedenen Straßen der Stadt wurden die Bürger von betrunkenen Soldaten angehaltcn und mit der blanken Waffe bedroht und verfolgt. In der Nähe des Gauthores drangen sogar Soldaten mit gezogenem Säbel in die Häuser von Bürgern, doch kam es glücklicherweise nicht zu ge-' fährlichen Verletzungen. Einige der Ruhestör-r wurden jedoch von Seiten der Civiiistm entwaffnet und werden sich diese demnächst vor dem Militärgericht zu verantworten haben. Auch unter den Soldaten sr'bst kam eS in der Neustadt zu Prügeleien, bei welchen der Säbel ebenfalls eine Rolle spielte.
— Darmstadt, 5. März. Heute Nacht ist Feuer in dem von dem Großherzoge gegenwärtig bewohn.'en Tycile des Schlosses ausge» krochen. Das Feuer blieb aus den Dachstuhl beschränkt.
— Berlin, 3. März. Die Mitglieder des Reichstags au- Württemberg sind jetzt hier angekommen und werde» nunmehr an den Verhandlungen de« Reichstages Thell nehmen. Dem Eintnffen der Bayern sieht man mit jedem Tag entgegen.
— Berlin, 4. März. Der Kongreß der Tabak-Interessenten protestirt prinzipiell gegen eine Erhöhung der Tabaksteuer, sowie gegen die Nachbesteuerung, er würde einer ganz mäßigen Erhöhung der Steuer im Rahmen einer allgemeinen Steuerreform zustimmen. „Die projektirte hohe Steuer würde ein Monopol für einzelne Großindustrielle schaffen und ist ebenso verwerflich wie das Monopol selbst."
— Berlin, 4. März. Die Ausbreitung des Flecktyphus, zu welchem sich jetzt auch der damit verwandte sehr ansteckende Rückfall- iyphuS gesellt hat, nimmt in Berlin zu. Während der verflossenen Woche wurden allein im Barackenlazareth Moabit 69 neuere Erkrank- ungSfälle dieser Art ausgenommen. De? erste Ausbruch der Epidemie fand wie bei früheren Gelegenheiten, in den hiesigen Oddachasylcn, und Gefängnissen statt, gegenwärtig aber mehren sich auch die in Privatwohnungen stattfindenden Erkrankungen- Die städtischen Behörden treffen die sorgsamsten Maßregeln zur Jsolirung der Erkrankten und zur Desinfektion der betreffenden Wohnungen.
— Berlin, 6. März. In der nächsten Woche dürfte in den Reichstagsverhandlungen eine lOtägige Pause eintreteu, um den verschiedenen Kommissionen, namentlich der Budgelkommission behuf- rechtzeitiger Feststellung des Etats zum 1. April, die nöthige Zeit für ihre Arbeiten zu lassen.
Parts., 4. März. Ministerpräsident Waddington empfing Deleglrte der Industriellen aus den nördlichen Departements. welche konstatirten, daß die Krisis auf fast allen Industriebranchen laste. Waddington erwiederte, daß ihn der Stand der Geschäfte tief bekümmere. Die wirtschaftliche Lage Europas, ja der ganzen Welt, habe sich verändert. Die Regierung wisse, daß eS sehr ernste Entschließungen seien, welche bezüglich der wirtschaftlichen Frage zu fassen seien. Die Regierung werde sich bestreben, das Schicksal der Industrie und der Arbeiterbevölkerung Frankreichs zu sichern.
Petersburg, 4. März. Amtlich wird aus Kiew gemeldet? In Folge einer Mittheilung über das Vorhandensein einer geheimen Buchdruckerei fanden am 23. Februar Abends 8 Uhr in zwei Wohnungen Haussuchungen statt. Die damit betrauten GenSdarmen und Polizei» beamten wurden mit einem Hagel von Schüssen empfangen, wodurch erste« gezwungen waren, von ihren Waffen Gebrauch zu machen. Ein Unteroffizier wurde getödtet, ein Offizier kontusionirt, 2 Polizeisoldaten und ein Gensdarm verwundet. 5 .Frauenzimmer und 11 Männer wurden in Haft genommen, unter letzteren 4 Schwerverwundete. Bei den Haussuchungen wurden verschiedene Schriften, eine Buchdruckeret nebst Zubehör, falsche Siegel verschiedener Anstalten, gefälschte Dokumente, revolutionäre Broschüren, Revolver und Dolche gefunden. Die Untersuchung ist eingeleitet.
Ein für jeden Haushalt äußerst praktisches und rentables Mittel hat die obere Apotheke von Otto Sautermei st er in Rottwelk erfunden. Es ist die schon vielfach bekannte Resti- tutionS-Schwärze. Mittelst derselben können abgetragen« Kleider jeden Stoffs, mögen sie eine graue, braune, blaue oder schwarze Farbe haben, besonders auch schwarze Filzhüte, auf die einfachste Weise wieder hergestellt werden, daß fie wie neu aussehen. Selbstredend enthält dieselbe keine Substanzen, welche nachtheilig auf die Kleiderstoffe einwirken könnten, weßhalb der Gebrauch derselben einer jeden Haushaltung aufs beste empfohlen werden kann. Niederlagen befinden sich an allen größeren Plätzen Württembergs.
Heutiger No. liegt ein Extrablatt bei, betr. den »ächte« rheinische» Trauben-Brust-Honig" von W. H. Zickenheimer in Mainz.
Redaktion Druck »nd Verlag von E. OelschiSger t» Ealr».
(Hiezu Nro. 10 de« Nnterhaltnn-oblatte«.)