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(Emgesendet.)
Bezüglich der Annonce in Nro. 25 ds. Bl. hören wir, daß Herr E. Gebhardt, der bekannte Zionssänger aus Straßburg in Begleitung etlicher tüchtiger Stngkcäfte auch hier, und zwar in der Methodisten'Capelle am 7. März Abends 8 Uhr ein geistliches Concert zu veranstalten gedenkt.
Nicht nur die Namen der Autoren, die hiebei zur Aufführung kommenden Musikstücke und Liedertexte, sondern auch die einige Vortragsweise, welche dabei zum Ausdruck kommt, versprechen nach dem Ruf, der diesen Sängern vorausgeht, den Besuchern dieser Gesangauf- führung einen reichen Genuß für Ohr und Herz.
Es läßt sich deßhalb wohl erwarten, daß viele sich herzlich freuen, den bekannten Zionssänger in unserer Stadt zu hören, und
die Gelegenheit nicht unbenutzt vorübcrgehen lassen werden.
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Calw. Zu der schon früher in diesen Blättern erwähnten -"""Forderung von 86,600 für das Landwehrdienügebäude enthalten die Erläuterungen zum RcichSmilitär-Etat Folgendes: Unter den einmaligen Ausgaben sind 86,600 zum Bau eines Landwehrdienskge- bäudcs in Calw gefordert. Die Bekleidung«- und AuSrüstungsvor' räthe des Landwehrbataillons Calw sind gegenwärtig zum Theil in einem Privalgebäude, welches nur noch bis Frühjahr 1880 gegen eine unverhältnißmäßig hohe Miethe ermiethet werden konnte, zum Theil wegen Unzulänglichkeit dieses Gebäudes, bei dem korrespondirenden Linien Truppentheil in Stuttgart untergebracht. Diese Trennung der Bestände ist sowohl in Hinsicht aus deren Verwaltung, als mit Rücksicht aus die Mobilmachung des Truppentheils ein großer Uebrlstand. Äußer dem Mielhsgebäude sind nun in Calw überhaupt keine geeigneten und zureichenden Räume zv erlangen; da auch eine Dislocirung des Bezirkskommandos und der Bestände in eine andere Garnison Nicht angängig ist, so bleibt zur Beseitigung des vorhandenen Uedel- standes nur die Beschaffung eines neuen Gebäudes übrig, welches bereits bis zum Frühjahr 1880 zur Aufnahme der Vorrärhe rc. fertig gestellt sein müßte. Das Gebäude ist zur Unterbringung iämmtlicher Kammerbestände, der Ftlsfahrzeuge, der Bureaus und der Landwehr- Stammmannschaften bestimmt.
^ — Gmünd, 2. März. Ein schlimmes Mißgeschick begegnete
einem ledigen Mann in Muthlangen. Derselbe wollte nämlich eine Treppe hinaufgehen, fiel aber ohne äußere Veranlassung herab, und brach den Arm. Er erhob sich und versuchte dann hinanfzugehen, stet aber noch einmal herab und brach auch den andern Arm.
— Neipperg, 27. Fedr. Ein hiesiger Bauernbursche diente als Knecht hei einem Bestgheimer Landwind, welchem Geld gestohlen wurde. Eine Kactcnschläzerin fällte das Erkcnntniß: Der Knecht ist schuldig. Kurz besonnen knüpft der Herr den leugnenden Knecht, um ihm auf die zarteste Weise drovi manu ein GestLndniß zu entlocken, in seinem Hause mit einem Strick auf und läßt ihn so lange baumeln, bis er dem Jenseits nahe war. Auf Klage des hiesigen Vormunds des nahezu Gelynchten und nach Ablehnung eines ! SÄweiggebots von dem Geschädigten hat sich das königt. Oberamts > gerecht Besigheim der Sache angenommen, um dem Dienstherr» klar zu machen, daß man nicht Kläger und Richter tu einer Person sein kann.
— Mergentheim, 28. F-br. Heute Vormittag waren zwei Arbeiter auf dem hiesigen Bahnhofe beschäftigt, beschlagenes Bauholz abzuladen. Nachdem einer davon die Spannkettcn gebunden, schlug j rr die Eisenstützen loS. Sofort fiel das Holz herunter, schlug den Arbeiter Galling zu Boden und bedeckte ihn vollständig. Der Tod trat fast augenblicklich ein. Der Verunglückte arbeitete schon Jahre i lang aus dem hiesigen Bahnhof und wird als ein fleißiger sparsamer Arbeiter geschildert. Er hinterläßt eine brave Wittwe mit vier uner- l zogenen Kindern.
> Man schreibt dem „N. Tagbl." vom Lande: An das 3 km von Mrzingen entfernte Oertchen Reicheneck, das gegenwärtig 32 größtentherls wohlhabende Bürger zählt, knüpft sich eine geschichtliche Sage, die den wenigsten Lesern bekannt sein dürfte. Als Herzog Ulrich sich flüchten mußte, hielt er sich einige Zeit bet einem Bauern in Rücheneck als Knecht auf, ohne daß er von diesem erkannt worden wäre. Ja, als sich Ulrich einst beigehen ließ, einen Hirsch zu schießen, gab ihm der Bauer eine Ohrfeige mit den Worten: „So etwa« sollte der Herzog erfahren haben." — Als Ulrich durch die Schlacht bei Lausten 1534 sein Land wieder zurückirobect hatte, kam er auch mit seinem Gefolge nach Reicheneck und erkannte unter den Neugierigen sofort seinen früheren Dienstherr» wieder. , Kennst Du Deinen Johann nicht mehr?" redete er den erschrockenen Bauern an, und mit den Worten: „Heute bezahle ich alte Schuld" gab er ihm die Ohrfeige zurück. Von nun an waren die Bürger Reichenecks steuerfrei und die Söhne durften nicht mehr zum Militär ausgehoben werden. Diese Privilegien behielt Reicheneck bis ins Jahr 1806.
— Wertheim, 28. Februar. Heute wollte in NiklaShauserr ein Geschäftsmann einen Ausverkauf halten, bezw. ein Wanderlager etabliren. Es sollte, laut Bericht der ,W. Ztg.", vor Beginn des Ausverkaufs die festgesetzte Srwerbssteuer mit 5 M. 20. Pf. und die sich auf 21 Mark 80 Pf. belaufende Gemeindeumlage entrichten. Auf diese Anforderung hin wurde dem Wanderlagerer unwohl und ganz schnell dampfte er in seine Heimath zurück, wo rr sich hoffentlich bald wieder erholen wird.
— Freiburg, 1. März. Wie lheuer die Verlockung zum Billigkaufen die Verlockten oft zu stehen kommt, beweist wieder folgender Fall, den die „Ob. Zig." zur Warnung vor den Lockungen von Schwindelannoncen mitlheilt: In verschiedenen Zeitungen empfiehlt die Firma „Fr. Renard und Eder in Paris" silberne und goldene Uhren, zahlbar in monatlichen Raten zu 5 , 10 und 20 M. Bei Einsendung der ersten Rate soll sofort die Uebersendung der gewünschten Uhr erfolgen. Am 28. Januar d. I. sendete nun ern Mainzer Uhrmacher an die genannte Firma 20 M. mit dem Ersuchen, ihm sowohl eine Uhr als auch eine Quittung über den empfangenen Betrag einzusenden. Bis heute wartet jedoch der leichtgläubige Besteller vergeblich auf Uhr und Quittung trotz wiederholter Erinneruvgen. 20 M. nebst Porto kann der Gefoppte ruhig in das Verlustkonto schreiben und es ist ihm zu gönnen, warum schleppt er lein Geld auswärts.
— Saarbrücken, 1. März. Ein Bubenstreich fand vor dem hiesigen Zuchtpolizeigericht die verdiente Strafe. Ein 16jähriger, auf einer FrftdrichSthaler Hütte beschäftigter Junge hatte dort einem gleich alten Knaben aus Schabernack ziemlich viel Pulver in die Tabakspfeife und darüber Tabak gethan. Als die Pfeife eine zeitlang in Brand war, erfolgte eine Explosion, wodurch der Gefoppte erheblich im Gesicht und an den Augen verletzt wurde und längere Z-it arbeitsunfähig war. Dem bösen Buben wurde für diese That 3 Monate Gefängniß zudiklirt.
— Aus der bayrischen Rheinpfalz, 1. Mä-z. Sieben Tabakfabrikauten der Pfalz waren vorige Woche in Neustadt a. H. versammelt; einstimmig sprachen sie sich dahin aus, daß eine Ge» wj.chtssiener von 40 o/L nebst Zoll von 70 ^ den wiäadischen "Tabakbau ruiniren, die Fabrikation sehr schädigen würde. Mit einer Gewichtssteuer von 10 und einem Zoll von 30 „lL pr Ztr. könnten sie sich befreunden; sollte aber höher gegriffen werden» dann würden sie das Monopol als das kleinere Uebel oorziehen.
— Das „Kreisblatt für den Unterlahnkreis" (Diez) enthält in seiner Nr. 13 vom 12. Februar 1879 eine Pol'zeivcrordnung des Bürgermeisters Bingel von Holzhausen vom 8. Februar 1879 : Auf Grund der ZZ 5 und 6 rc. wird nachstehende Polizeivcrordnung erlassen : tz 1. Im Interesse der öffentlichen Ordnung und Sittlichkeit wird für den Besuch von Schank- und Gastwirthschaften durch jung: Mädchen unter dreißig Jahren ohne Begleitung von Eltern oder Vormündern die Polizeistunde für die Zeit vom 1. Aprll bis 1. Oktober auf Ubeods 8 Uhr und vom 1. Oktober bis Ende März auf Abends 6 Uhr festgesetzt rc. Dieselbe Strafe (3 bis 9 MI haben die nach der Polizeistunde im Lokale verbleibenden Mädchen verwirkt. Ausgenommen von dieser Verordnung sind nur die durch die OrtSpolizeibehördc alljährlich gestatteten — Tanzb-lustigungen.
— Eisenach, 27. Febr. Ein junger Mensch, der bei einem Freunde zu Besuch war und mit ihm mustzirt hatte, nahm ein zufällig in einer Schublade wahrzenommenes Terzerol in die Hand; er mochte den Hahn berührt haben : ein Schuß ging los und tras die in der Nähe stehende Mutter seines Freundes so unglücklich, daß sie sofort todt nicderstürzte.
— Berlin, 1. März. Au der Biftse entstand heule große Unruhe. ES schien sich Jemand einer, sehr schlechten Scherz erlaubt und irgend einen leichtgläubigen Böcsenbesucher mystifizirt zu haben — genug, es verbreitete sich plötzlich das Gerücht, d-.e Pest Hab- bereits in Berlin um sich gegriffen, die Wirthsleute eine« bekannten hiesigen Bierhauscs nebst Kindern und sieben Bediensteten lägen schon Hoffnung«, los darnieder. Nach einer der „Nat.-Ztg." aus dem allgemeinen städtischen Krankenhause zugegangenen Mittheilung verhä't sich die Sache folgendermaßen: „Im allgemeinen städtischen Krankei.hause b-finden sich seit einigen Tagen zugezogen ca- 12 Personen aus dem Böhmischen Brauhause, größtentheils Brauer, deren Erkrankung mit ziemlicher Bestimmtheit als Trichinose (in Folge einer aus Schweinefleisch bestehenden Mahlzeit in der dortigen Brauerküchc entstanden) bezeichnet werden kann. Von einer ansteckenden typhuSähnlichen Krankheit ist bei keinem derselben auch nur entfernt die Rede." Eine weitere offizielle Darstellung bestätigt die Mittheilung.
— Berlin, 2. März. Dir „Krzztg." schreibt: „In parlamentarischen Kreisen tritt mehr und mehr die Urberzeugung hervor, daß der Skaatsmtnister a. D. Dr. Delbrück alles Ernstes bemüht ist, die Grundlagen einer Verständigung zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Reichstag anzubahnen, anscheinend auf dem Boden der erhöhten Tabaksteuer und gewisser Finanzzölle.' Nach der „Frkf. Ztg.*