«m 16. Oktober 1793, Mittage 1 Uhr, in Paris hingnichtet wurde. Die Maschine, auf der unter dem Fallbeil da- Haupt der jungen unglücklichen Königin sank, ist von den Herren Gebrüder Castan für ihr Panoptikum angrkauft worden.
— Die angeblich beabsichtigte Schließung der hiesigen Borsig'schen FabriketablifsementS erweist sich als unrichtig.
— Berlin, 2. Frbr. Die „Nordd. BÜg^Ztg." theilt ein Ant» wortschretben deS Reichskanzlers an einen landwtrthschastlichen Verein mit, worin es heißt: Sie legen mein Schreiben aus, wie eS gemeint ist, wenn Sie annehmen. daß ich bestrebt bin, nicht blos der Industrie, sondern in untrennbarem Zusammenhänge gleichzeitig der Land- wirthschaft den Schutz zu verschaffen, der mit den Gesamwt-Jnlereffen des Landes verträglich ist ; ich Halle namentlich mindestens eine steuerliche Gleichstellung der ausländischen landwlrthschaftlichen Produkte mit den direkt und indirekt hoch besteuerten landwirthfchaftlichen Erzeugnissen des JnlanteS für dringend geboten.
— Berlin, 3. Febr. Der Entwurf eine« Gesetzes, betreffend die Feststellung des ReichShauShaltS-EtatS auf das Etatsjahr 1879/60 ist mit dem EtatSentwurfe nnd einer Denkschrift von dem Reichs- kanzler unterm 30. Januar dem BundeSrath vorgelrgt worden. Wir entnehmen daraus Folgendes: Unter den einmaligen AuSgabeansiitzen für das Königlich Württembergische Militärkontingent sind Mitte! zu Fortsetzung folgender Bauten: des Garnison»8azareths in Ludwigsburg 275,000 der Bataillonskaserne in Heilbronn 200,000 eines Arresthauses in Ludwigeburg 6 '.500 «Äi Dazu kommen als neue Bedürfnisse: 86,660 zum Bau eines Land Wehrdienst- gebäudes in Calw, 100,0(0 «sL zum Bau neuer Schirßstände in Stuttgart, an Stelle von solchen, welche wegen Erweiterung der Stadt aufgegeben werden mußten, und 90,000 »fL zum Bau eines Militärarresthauses in Stuttgart u. s. w.
Berliner Blätter berichten: Die Schneeabfuhr im Monat Januar hat die Zahl von 100,000 Fuhren weit überschritten und noch immer liegen in einem großen Theil der Straßen ganze Berge Schnee. Seit Beginn deS Schneefalles in diesem Winter, Mitte Dezember v. I-, bis jetzt sind ca. 140,000 Fuhren Schnee abgefahren, welche eine Summe von ungefähr 250.000 erforderten. Fast den ganzen Monat Januar hoben täglich gegen 1400 Hilfsarbeiter außer den ständigen 700 Arbeitern zur Bewältigung der Schneemafsen gearbeitet.
Kötschach in Kärnten, 28. Jan Sonntag den 26. d. M. ist im sogenannten Nöblingergraben bei Dellach im Gailthale rin Jäger unter einer Schneelawine verunglückt und gräßlich verstümmelt in derselben auf gefunden worden. Non den zum Aufsuchen des Verunglückten Ausgegangenen find fünf Personen dem gleichen Schicksale erlegen, wovon gestern erst zwei todt aufgefunden worden sind, drei jedoch noch vermißt unter dem Schnee begraben liegen. Der Aufenthalt vieler Rehe war die Verlockung zu dieser unglückseligen Jagdlust. Die Sache ist um so trauriger, als sich unter den Verunglückten auch zwei Familienväter befinden.
Ve rsaill es. 31. Jan. Abgeordnetenkammer. Gambettawtrd mit 314 von 405 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten gewählt; 67 Wahlzrttel find unbeschrieben oder ungiltig. — Heute Vormittag war der Ministerrath bei Grevy versammelt. Eine Botschaft GrevyS wird erst in nächster Woche erwartet. Gambelta wird nach der Botschaft das Präsidium der Kammer übernehmen.
Paris, 31. Jan. Morgens. Es ist schwer eine Vorstellung zu geben von der Genugthuung, mit welcher die Wahl des dritten Präsidenten der Republik von der Stadt Paris ausgenommen wordeo ist; und zugleich von der würdigen Haltung, mit welcher ihre Freude sich äußerte. Den ganzen Abend wog'e eS auf den Boulevards auf und ab trotz des schlechten Wetters, denn zu wiederholtenmalen fiel rin dichter Nebelregen. In den angrenzenden Straßen war an manchen Stellen beleuchtet worden; aber nirgend« ließ sich von einer lärmenden Kundgebung etwas bemerken. Die Pariser sind denn auch nicht minder stolz auf diesen 30. Januar, als sic auf Len 30 Juni v. I. stolz gewesen, und man kann sagen, daß JuleS Grevy sein Amt unter glücklichen Vorzeichen antrilt.
Paris, 31. Jan. Der deutsche Botschafter Fürst Hohenlohe begab sich diesen Morgen zum Minister des Auswärtigen, Waddington. Neue Beglaubigungsschreiben für den deutschen Botschafter bei dem neuen Präsidenten der Republik, Gröoy, werten unverzüglich von Berlin erwartet. Waddington schickte heute eine Depesche mit der Anzeige von Grsoy'S Ernennung zum Präsidenten der Republik an die Vertreter Frankreichs im Auslande.
Paris, 1. Febr. »Wie es zu erwarten war, haben nach dem Schluffe der Weltausstellung Handel und Wandel in Paris merklich nachgelassen. Die Direktoren der großen Magazine finden, baß die Ankäufe für die Wintersaison ihren Hoffnungen nicht entsprechen, aber wehr noch als diese klagen die kleinen Detailhändler. Jede Pariser >
Haushaltung hat ihr Budget überschritten, sei es , um Freunde ode-- Verwandte aus der Provinz zu bewirthen, sei es durch die Ver« theuerung aller nothwendigen Bedürfnisse während der sechs Monatt der Ausstellung. Die Gasthöfe find gegenwärtig beinahe leer, die großen Restaurants find schwach besucht und die Theater verzeichnen magere Einnahmen. Ein große Anzahl kleiner Angestellter, die während der Dauer der Ausstellung beschäftigt waren, sind sitzt ohne Beschäftigung^ dann hat auch die Ausstellung eine Menge von Leuten nach Paris gezogen, welche zum Theil für Rechnung fremder Häuser Geschäfte trieben oder sonstigen Verdienst fanden. Das hat nun mit der Ausstellung ein Ende gefunden. Auch haben ziemlich viele Leute, welche vorübergehend als Diener gemiethet waren, jetzt ihre zeitweiligen Herren verloren, und so giebt es viel- Menschen auf dem Pflaster von Pari-, dir bald in'S Elend gerathen werden.
London, 1. Febr. Nachrichten aus Capftadl vom 14. Jan. zufolge haben die Feindseligkeiten zwischen den britischen Truppm und den ZuluS begonnen.
St. Petersburg I. Febr. Der Kaiser hat folgend- von dem Ministerkomite beschlossene Maßregeln genehmigt: Niederbrennen der Station Wetlianka. nöthigenfalls noch anderer Dörfer oder einzelner Gebäude. Die Einwohner werden in andern Ortschaften deS Quarantänebereichs untergebracht und erbalten Entschädigung. Der Cioiladministration wird behufs Ausübung des Quarantänedienstes dir erforderliche Truppenzahl sofort zur Verfügung gestellt. Em besonderer Bevollmächtigter wird in da» Astrachan',che und die angrenzendem Gouvernemente entsendet und demselben eine ärztliche Kommission zur Untersuchung der Epidemie und zur Desinfektion ongesteckter Lokalitäten beigegcben.
Vom afghanischen Kriegsschauplatz.
London, 3. Febr. „Times" melden aus Dschellalabad vom 3l. Jan.: Jakub Khan erwiderte dem Major Cavagnari, er lehne entschieden die britischen Forderungen ab und sei entschlossen, die Befehle Schir Ali's bezüglich der Bertheidigung von Kabul auszu« führen. Vali Mahomed ist in Hazarpir angekommen; e« verlaulet, er suche die Unt.-rstützung der britischen Regierung für seine eventuelle Kandidatur zum afghanischen Thron nach.
Vermischtes.
— Petroleum ist nicht zu allen Dingen nütze, namentlich auch nicht zu Heilmitteln gegen allerlei Thiere und Ungeziefer. Ein Jäger, der seinem kostbaren Jagdhund den Nacken mit Petroleum einrieb,, um ihn von Flöhen zu befreien, büßte den Hund enr, nachdem derselbe die Freßlust verloren und am ganzen Leide immerfort gezittert» auch viel geheult halte. Schlimmer noch kam ein Landmann weg. Derselbe rieb neunzehn Kühe und Kälber mit Petroleum rin, um sie von den Läusen zu befreien. In Folge dessen starben zwei Kälber in den ersten Tagen und alle klebrigen kränkelten. Das Haar verloren sie fast sämmtlich, sie waren überall mit Wunden bedeckt und magerten zusehenS ab. Bei einigen Milchkühen wurde in den ersten Tagen das Euter blau und die Strichet schwollen stark an jedoch verloren sich diese Erscheinungen wieder und die Thiere erholten sich, wenn auch nur langsam. Wie gefährlich Petroleum auch für Menschen ist, erhellt aus folgendem Beispiel, das kürzlich in Thüringen sich zutrug. Ein Bahnarbetter hatte sich den Finger nur wenig gequetscht. Ein Mitarbeiter rieth ihm die Einreibung der Verletzung mit Petroleum. Kaum hatte der Arbeiter dies verfängliche Mittel angewendet, so schwoll die Hemd, hierauf der Arm, zuletzt die ganze Körperseite nach dem verletzten Gliide hin. Nach vielen Tagen entsetzlicher Qual gab der Unglückliche seinen Geist auf, und zwar in Folge eingetrrtener Blutvergiftung.
sJuwrlier Taubenheim s Das neu erschienene Werk des 5,erzog« von Gramont enthält folgende pikante Amksote: Baron Taubenheim, Oberststallmeister de» Königs von Württemberg, besaß fast alle europäischen Orden. Der Hof von Stuttgart war von fremde» Souveränen zahlreich besucht und jeder Gast beeilte sich, dem Liebling deS Königs ein Großkreuz zu verleihen. EmeS Tage» unternahm, der König unter dem Inkognito eines Grafen von Teck eine Reise durch Holland und Belgien. Als der König mit Taubenheim zu» rückkehrle, entdeckte letzterer bestürzt, daß der kleine Koffer, in dem seine sämmtlichen Orden verwahrt wurden, verschwunden war. Anfänglich glaubte man an einen Diebstahl, aber bald erfuhr man, daß der Koffer an der Grenze von der Zollbehörde mit Beschlag belegt worden sei. Der amtliche Bericht sagt, daß der Koffer »Kurzwaarerr und Schmuck enthalte, die rin Herr Taubenheim, Juwelier, über die Grenze zu schmuggeln versucht habe." Die Zollwächter, durch La» Inkognito der Reisenden getäuscht, konnten nicht glauben, daß alle diese Brillantsterne Eigenthum eines einzelnen Menschen sein könnten», sondern nahmen eine Zolldefroudalion an
Sietakti»» Dru< uns Verlag »»« S. Orlschltgrr i» >t«l>».