LLvarKviMiL»»
Am Donnerstag, den 6. d».. Abends 8 Uhr. hält Herr Professor G. Weilbr^cht aus Stuttgart im Saale des GeorgenäumS einen öffentlichen Vortrag über die Frage:
Was ist Fortschritt?
Der Eintritt ist für Jedermann frei, eü werden jedoch am Eingang in das Gebäude freiwillige Gaben in Empfang genom« men, die für wohlthätige Zwecke verwendet werden.
__ Der Verwaltungsrath.
5. Fcbi-. In d:r Nacht von Montag auf Dienstag brach um Mitternacht in dem Schul und Rathhause in -Ottenbr onn Feuer aus, welches dar ganze Gebäude bis auf dir Umfassungsmauern miederlegte. Das Gebäud,: ist erst im letzten Sommer durch einen Anbau vergrößert worden und enthielt das RathSzimmer, Schullokal und eine Schullehrerwohnung, letztere ist derzeit unbewohnt- da dir Schusstrlle unbesetzt ist und durch einep anderswo wohnenden Unterlehrer versehen wird. Mit dem Brande ging die ganze neue' und musterhafte Schuleinrichtung und die Ortsbibliothek zu Grunde, während dir Registratur des RathhauseS und die Mobilien bis auf einen alten Akenkasteri gerettet wurden Auf dem Brandplatze waren die Feuer« wehr von Hirsau und hie HilfSmannschoft von Neuhenzstelt besonders thätig. Der EntstehungSgrund des Feuers ist derzeit unbekannt. ^
— Böblingen, 2. Febr.. In der gestrigen Gcmeinderathsstßung hat Herr Stadlschulthriß Fink wegen Kränklichkeit sein Amt niedrrgr- legt; demselben wurde von den Kollegien eine Pension von 1500 »16 ausgesetzt'. Eine Neuwahl wird m Bälde stattfinden.
— Stuttgart, 2. Febr. Die Finanzkommission, der Kammer
der Abgeordneten hat am verflossenen Donnerstag den, 30. Januar ihre Hauptaufgabe, wenigstens für die gegenwärtige Session zu Ende geführt. Seit dem 18. Okc. 1878, also 4 Wochen vor dem Zn fammentritt der Kamm-r selbst >n Thätizkeit, hat sie in 37 zum Theil sehr langen, je und je auch bewegten Sitzungen zuerst die Prüfung der Rechüungtergebmsse pro 18^/?s und 18 ^/ 77 , sodann die Berathung des Hauplsnianzeta-s pro 18^/^ und der später noch angebrachten Nachträge oorgciiommcn. Der rhr am 30. Oktober 1878 zuge- wicsenc F'.nanzetar. ist ihr am 10. Nov. 1878 gedruckt Vorgelegen, und, die Berichterstattung nun so beschleunigt worden, daß die Kammer am verflossenen Samstag den 1. Febr. 1879 Uber den letzten Nach« trag zum Etal bat berschen und Beschluß soffen, somit den ganzen Etat erledige» können. Dabei wurde auf Antrag der Kommission von der Kammer beschlossen, unter de» Ausgaben die Leistungen an das deutsche Reich nicht, wie ooa der Regierung vorgeschlagen war, bloß mit der Hälfte, sondern mit ihrem vollen, den, letzten Rcichsetat entnommenen Betrag von 6,944,195 -,16 pro Jahr einzuslellen. Hier- nach stellt sich nun die Gesammlsumme der Ausgaben für die zwei Jahre deß Finanzetats auf 106,429,071,90 »16, während die Ge- sammtsuinme der Einnahmen nach dem Etat sich auf 99,658,434,64 »16 belauft, und es ergibt sich somit ein Defizit von 6,770,637,26 -/ 6 , welches durch Aufnahme eines StaatsanlehenS zu decken ist. Unter den Ausgaben befinden sich jedoch 8,812,177,83 »16 zur Tilgung der
Staatsschuld, was als das freie Eigenthum des Staats vermehrend,
nicht als eigentliche laufende Ausgabe angesehen werden kann. An- dererseits ist auch unter den Einnahmen ein Zuschuß von 8.833,043,80 «16 aus der Restverwaltung eingerechnet, was ebensowenig als eigent liche Einnahme betrachtet werden kann. Will man daher erfahren, wie hoch sich das wirkliche Defizit, d. h. die Unzulänglichkeit der
eigentlichen Einuahmen zur Deckung des laufenden Staatsbedarfs be
ziffert, so muß man die erstgenannte Summe von den Ausgaben, die zuletztgenannte Summe von den Einnahmen des Etats abziehen. Dann ergibt sich ein Defizit von 6,791,503,23 »16 wohlgemerkt für zwei Jahre, also für ein Jahr von rund 3,400,000 »16. (Schw. M.)
— Stuttgart, 4. Febr. Ein entsetzliches Verbrechen setzte heute Krüh die Bewohner der äußeren Gulteubergstraße in Schrecken. Zwi- schcn 7 und 8 Uhr versuchte der in jener Gegend wohnhafte Schreines Ehr. Löffler, ein 67 Jahre alter Mann, seine (66 Jahre alte) Ehefrau durch mehrere Schläge auf den Kopf mit einem Holzdeil zu tödten. Die Fcau blieb besinnungslos in der Wohnung liegen. In der Annahme, sein Weib getödtet zu haben, stellte sich Löffler bald darauf einem Landjäger auf der Stadtdireklion mit der Meldung, er habe seine Frau ermordet. Die letztere wurde indessen in der Wohn« ung noch lebend, aber so schwer verletzt gefunden, daß an ihrem Auf kommen gezweifelt wird. Die BedauernSwerthr wurde in das Katha rinenhofpttal verbracht.
Dom Lande, 30. Jan. ES ist unlängst offiziell konstatirt worden, baß im Großherz. Darmstabt in Folge der mit konsequenter Strenge geübten polizeilichen Kontrole der Milch die SterblichkrltSzahl der Kinder «m nahe 50 pCt. sich gemindert halt Solche Strenge verdient auch bet uns um so mehr Nachahmung, als bekanntlich die Zahl der sterbenden
Kinder im Lande Württemberg leider immer noch eine unverhältnkßtz mäßig große ist. .
— Crailsheim, 30. Jan Aus der Kaffe des hiesigen Güter»
bahnhöfs würden in' der heutigen Nacht Über 200 »16 gestohlen. Die Bewachung des Bahnhofes» dii! Sorgfalt der hiesigen Bahnbcamtei» ist eine ganz rxacte. ES ist nicht« Andere« anzunehmrn, als daß wir es mit einer der Gegend bereisenden Diebsbande zu thun haben» namentlich, wenn man die verschiedenen Kirchenräubereien mit in Betracht zieht. I
— -R eutltnger Alb, 30. Jan. Am letzter Montag versam» > melte der OctSgeistliche von Willmandingeu sesne Bürger um sich, um sie über die traurige Lage des Landman^eS und wie derselben abzuhelfrn sei, aufzuklärrn. Mit größtem Staunen vernahmen dir Zuhörer die kolossalen Zahlen über die Produktion von Körnerfrüchten aus Nordamerika, aus Ungarn, Sühsußland rc, Ms-ncr -wieS, auch nach, daß der deutsche LaüdMann bei,',den hohen Pressen der Güter und den großen ArbeiksauSlagen mit den außefdeulschen Gegenden nie konkurtirrn könne, besonders bei gegenwärtigen.niedrigen.Preisen. Ein baldiges und dauernde» Steigen der Fruchtpresse sei. aber nie zu er» warten, da die Verkehrswege und die Frachten der Einfuhr auch au» ganz entfernten Gegenden sehr günstig seien. Der Bauer, habe keine andere Wahl, als vom Kdrnerbau abzuftehen und dafür Futter -zu . 'bauen und Viehzucht zu treiben. Der Vortrag wurde recht gut auf-
genommen und viele der Anwesenden entschlossen .sich darauf zum Bei» tritt in den landwirthschastlichen PezirkSpexeM, wo sie von Sachverständigen Uber die Art und Weise , ws§ auf unfern trockenen Böden der Futterbau am zweckmäßigsten, zu betreiben sei, Aufklärung hoffen.
— Urach. 2. Febr. In voriger Poche .erkrankten dem - Besitzer der untern Thalmühle bei Seeburg seine 4 Pferde, und eines davon krepiite; zur Sektion wurde Herr Prof. Pr. Vogel in Stuttgarts gebeten, und konstatirte Vergiftung. Aie Werde wurden mit sog. Draschbrietz gefüttert, unter welchem wahrscheinlich giftige Stoffe sich befanden, vielleicht besonder» entwickelt in Folge davon, daß die Früchte nicht trocken genug eingebracht wurden; die anderen drei Pferde werden auch verloren sein.
— Heidelberg, 30. Jan. Gestern Mittag .fiel, laut Mit» thriluvg des ,M. Tgbl.", das 2 Jahre alte Kind des LandwirthS W. hier in einen großen Topf, welcher mit kochender ^ Suppe gefüllt auf dem Boden stand, und verbrannte sich derart, daß es wenige Minuten daraus unter schrecklichen Schmerzen verschied.
— Freiburg, 30. Jan. Der hiesige Stadlrath hat kürzlich zwei sehr zweck- und zeitgemäße Maßregeln beschlossen in Nachahmung ^ ähnlicher Beschlüsse der städtischen Behörden von Karlsruhe und Pforzheim. Einmal nämlich sollen alle Geschäftsleute, welche Arbeiten für die Stadtgemeinde zu 'stetigen oder Maaren an dieselbe zu liefern haben, künftighin jeweils binnen vier Wochen nach erfolgter Leistung ihre Rechnungen dafür einreichen, widrigenfalls sie bei ferneren Vrr» gedungen uüd Bestellungen nicht berücksichtigt werden können. Eint andere anerkennenswerthe Entschließung des StadtratheS ist die, daß die städtischen Arbeiter künftighin nicht mehr wie bisher Samstag Abend, sondern schon am Freitag Abend ihr Lohnguthaben ausbezahlt erhalten sollen.
Bon der Saar, 1. Febr. Von der k. Saarbrücker-Essenbahu- direktion in St. Johann ist dem Bahnhofkolporteur der Dittmai'schen Buchhandlung in Berlin der fernere Verkauf der Frankfurter Zeitung verbvtev worden. Die Kobl. Z. vermuthet, daß das gleiche Verbot an alle Bahnhöfe der preuß. Staatbahnen ergehen werde ober schon ergangen sei.
— Bonn, 1. Febr. Prinz Wilhelm von Preußen hat sich gestern durch einen unglücklichen Fall auf dem Fechtboden eine Verrenkung der Kniescheibe zugezogen und mußte in die chirurgische Klinik verbracht werden, wo ihm Geh.Rath. Busch einen Gypsverband anlegte. Die Verletzung ist ungefährlich.
— Elberfeld, 29. Jan. Einen glänzenden Beweis echt kameradschaftlichen Sinnes haben vor Kurzem die Arbeiter der Zinkhütte Vieille Montagne bei Berge-Vordeck gegeben. Wegen der ungünstigen Verhältnisse hatte sich die Direktion genöthigt gesehen, den Betrieb einzuschränken und die Entlassung von etya 25 Arbeitern zu beschließen. Kaum hatten indrß die Arbeiter von dies?« Beschlüsse Kenntniß er» halten, al» sie durch eine Deputation dem Direktor erklärten, daß sie bereit seien, sich eine Verkürzung ihres Lohnes gefallen zu lassen, um die Entlassung von ihren Kameraden abzuwenden. Die Direktion hatte keinen Grund, dieses wohlgemeinte Anerbieten abzulehuen, und so opfert denn jeder der 300 Arbeiter auf der genannten Hütte täglich durchschnittlich 80 Pf., ein Betrag, der bei den schlechten Zetten gewiß nicht unerheblich ist.
— Berlin, 30: Jan. Um eine interessante aber schauerliche historische Rrlique wird Berlin in diesen Tagen reicher sein. ES ist dies nichts Anderes, als — die Guillotine, mit der Marie Antoinette