Giengen a. d. Brz, 30. Jan., 7 Uhr 10 Min. Dorm. (Telegr.) 7 Uhr Morqen». Die Württemb. Wollfilzmanufaktur in Herschweiler steht in Hellen Flammen, Rettung von Gebäuden unmöglich, Walkmeister Mathiere todt, 1 Mann vermißt. Dorm. 9 U. 25 Min. 8 Uhr. Das Hauptfabrikgebäude vollständig niedergebrannt. Für Nebengebäude keine Gefahr mehr. Niemand vermißt.

Hall, 29. Jan. (Abgeordnetenwahl.) Bei der am 27. statt- gefundenen Stichwahl wurden bei 5293 Stimmberechtigten 4296 Stimmen abgegeben. Es fielen auf den res. Schultheiß Haigold 2336, aus Oberstaatsanwalt Bücher 1960 Stimmen; jener ist somit gewählt.

Pforzheim, l9. Jan. Das Amtsgericht erläßt folgende Aufforderung: Nach Mitteilung eines glaubhaften Zeugen gehe hier das Gerücht, der wegen Mords verhaftete Jakob Brezüig habe einmal, als er noch in den Gesellschaftshäusern gewohnt, von seiner Wohnung aus ngch dem Jagdaufseher Britsch geschossen. E« wird ferner behauptet, Joseph Geisel von Mühlhausen habe als Dragoner während des Krieger in Frankreich mehrere Privatpersonen getödtet. Man ersucht Jedermann, dem hievon etwas bekannt ist, um gefällige Mitteilung.

Hornberg, 26. Jan. Die hiesigen Bäcker haben die Brod» preise bedeutend herabgesetzt, und zwar von 50 Pf. für den Laib Halbweißbrod auf ^0 Pf. und von 45 Pf. für den Laib Schwarzbrod auf 34 Pf. zur großen Freude der Einwohnerschaft.

Vom Scharben, 28. Jan. Die kürzlich von uns gebrachte, dem ,D. B." entnommene Mitteilung, betr. einen räuberischen Ucbe» fall des Schweinehändlers H. im SandhäuSle bei Psullendors scheint nach vorliegenden Nachrichten auf Erfindung zu beruhen.

Seit einigen Tagen hat sich in Eisfeld der Mund der Erde aufgethan. Mitten im Bett der Werra ist ein Erdfall entstanden. Ein rundes Loch, etwa 5 Fuß breit, aber von ungemessener Tiefe. Das wenige Wasser in diesem Arm des Flusses versinkt sämmtlich in dieser unheimlichen Höhlung und hat schon manches Fuder KieS mit hinabgcnommen. Mitunter scheint das Loch voll zu sein und da« Wasser fließt darüber hinweg, dann sinkt plötzlich wieder der Wasser­spiegel um 12 Fuß und Wasser und KieS stürzen brausend nach

Hamburg, 24 Jan. In der letzten Sitzung der Bürger­schaft wurde von einem Mitglied« die Einführung der fakultativen Leichenverbrennung nach dem Gothaer System beantragt und der Antrag angenommen.

Berlin, 27. Jan. Von unterrichteter Seite erfährt der Korrespondent derFr. Ztg.', daß angesichts anhaltender Unterbilanz Lie Testamentsvollstrecker des Borfig'schen FabrikctablissementS in kürz- ester Zeit schließen werden. Die Regierung bot dem Etablissement den Bau von acht Lokomotiven an; dieses kann jedoch nur bei weit größeren Bestellungen fortarbeiten. Mit Schließung der Fabrik würden 2000 Arbeiter entlassen werden.

Berlin, 28. Jan. (Einberufung des Reichstags.) Der Reichsanzeiger* publiztrt eine kaiserliche, vom Trafen Stolberg kon- trasignirte Verordnung vom 23. Januar, durche welche der Reichstag bis zum 12. Februar einbcrufen wird. DerNationalzeitung* zufolge hat Dr. Finkelnburg in der Kommission mitgethcilt, daß die Ausdehnung der Pest über den ursprünglichen Seuchenhcerd nach offiziellen Daten nicht konstatirt und die Abfchließung der verseuchten Lokalitäten durch ^ einen doppelten SicherheilScordon in'« Werk gesetzt sei.

Bezüglich der Tabaksbesteucrung schreibt man derKöln. Zig ": ES bestätigt sich vollkommen, daß in der Sitzung des prruß. Staats- Ministeriums Vom 24. d. beschlossen wurde, einen Gesetzentwurf für die Besteuerung des Tabak« nach dem Gewichte durch den Finanz- minister auSarbriten zu lassen. Die Steuersätze sollen beträchtlich erhöht werden gegen diejenigen, welche der frühere Finanzminister Camphausen in Aussicht genommen hatte. Man hofft auf diese Weise unter günstigen Umständen einen Ertrag von sechzig Millionen Mark aus dem Tabak ziehen zu können. Im Finanzministerium ist man beschäftigt, einen solchen Gesetz-Entwurf auszuarbeiten. Die persönliche Ansicht des Reichskanzlers ist nach wie vor zu Gunsten des Tabaksmonopols, und eS soll gegenwärtig gleichzeitig im Reichs kanzleramte ein Gesetzentwurf über Einführung des Tabaksmonopols ausgearbeitet werden. *

Berlin. 29. Jan. In den letzten Tagen haben sich hier zahlreiche Unglückssällc ereignet, welche als eine mittelbare Folge des ungewöhnlich starken SchncefalleS zu betrachten sind. Nachdem Sonntag früh in der Bergmannstraße ein junges Mädchen von einem unter der Schneelast zusammengebrochenen sogenannten Schutz- dache lebensgefährlich verletzt worden war, find noch mehrere Personen, welche die Dächer von dem die Passanten bedrohenden Schnee reinigen wollten» verunglückt. Die meisten derselben vernachlässigten die Vorsicht, sich mit einem Stricke festbinden zu lassen; aber selbst dort,

wo Vorsicht beobachtet wurde, ereigneten sich Unglücksfälle, indem der^ Strick riß und die BedauernSwerthen zur Erde stürzten. An Un« fällen, welche den sofortigen Tod zur Folge hatten, sind bi«her drei zu verzeichnen. Ein Mann, welcher gestern vom Dache eine« vier» stückigen Hauses der Chausseestraße herniederstürzte, erlitt wunderbarer Weise nur den Bruch beider Handgelenke. Eine große von einem ^ Schieferdache in der Gartenstraße herabstürzende Lawine überschüttete gestern vier Schulmädchen, von denen zwei bedeutende Quetschungen am Rücken davontrugen.

Wien, 28. Jan. DerP. Lloyd* dementirt die Nachricht, der Besuch des Kronprinzen Rudolf in Dresden stehe in Beziehung zu einem Verlobungsplan und sagt: zu seiner Gattin sei Maria Antonia von Toscana, Erzherzogin von Oesterreich auserkoren.

Wien, 28. Jan. lieber einen Bierkrach in Pilsen wird der Presse von dort geschrieben: In den Kreisen unserer ehrsamen brauer­berechtigten Bürgerschaft herrscht seit einigen Tagen eine gewaltige Aufregung, denn etwas in der Thal Unerhörte« ist geschehen. Von allen Exportplätzen, und Wien ist nicht der letzte, wurden dem bürger« liehen Brauhause enorme Mengen von Bier als schlecht und untrinkvar zurückgewiesen. Wirklich ist man nach eingehenden Erhebungen deA BrauauSschusse» dahinter gekommen, daß viele Gcbräue verdorben wurden und das verdorbene Bier dennoch nach allen Weltgegenden verschickt wurde. Der effektive Schaden, den da« Brauhaus erleidet, soll sich schon jetzt auf mehr als 3000 fl. belaufen. Damals herrscht? natürlich in den Kreisen der brauberechtigten Bürgerschaft große Be» stürzung, denn es handelte sich nicht bloS um das Rennomm4e, sondern auch um den geliebten Geldbeutel, Pilsen hat ja (in der sogenannten innern Stadt) 252 brauberechtigte Häuser und jede« dieser Häufe? hat im vorigen Jahre nicht weniger als 1200 fl. Rente bezogen. Bon dieser Rente muß es natürlich pro 1879 in Folge der bis jetzt erlittenen Verluste sein Abkommen haben. Von sonstigen Konsequenzen, des hier vielfach bejammerten Biermalheurs ist noch als bemerkenS« werth zu verzeichnen, daß der Oberbrauer des bürgerlichen Brau» Hauses Hr. Blvchl, welcher einen Gehalt von 10,000 fl. bezog, vom Brauauoschuffe die Kündigung erhielt und daß der Brauausschuß selbst, der erst vor einigen Monaten ncugewählt wurde, in Folge der vielen gegen ihn erhobenen Vorwürfe und Anklagen aus den Kreisen de? brauberechtigten Bürgerschaft abdiziren mußte.

Paris, 29. Jan. DemSoir* zufolge lehnte Marschalt Mac Mahon in dem gestern Vormittag abgehaltenen Ministerrathr ab. auf die Frage, betreffend die Personalveränderungen in den großen Militärkommandos einzugehcn, er verließ mit der Erklärung, er könne derartige Entschließungen nicht acccptiren, und muffe es verweigern, die Armee zu de«organisieren, indem er eine solche Verantwortung, anderen überlasse, den Ministersaal. Im Laufe de« Abends konfer» irlen die Minister mit den Präsidenten und Delegirten aus der Mg, jorität beider Kammern über die Weigerung Mac MahonS, das De­kret über die großen Militärkommandos zu unterzeichnen. Dir Dele­girten der Majorität erklärten, die Majorität wolle den Marschall nicht stürzen, werde aber seine Demission annehmen. Sie forderten die Minister auf, auf der Unterzeichnung des Dekret« zu bestehen» Die Minister werden bei abermaliger Weigerung Mac MahonS, zu dcmisfiontren. eine Enquetckommisfion beantragen, um das Ministerium vom 16. Mai 187? in Anklagestand zu versetzen.

Paris, 29. Jan. Dem Vernehmen nach fand gestern Abend auch zwischen Mac Mahon und Dufaure eine Besprechung statt. Dufaurc soll den Marschall auf die Folgen seiner Weigerung, daS- Dekret über die großen Militärkommandos zu unterzeichnen, aufmerk­sam gemacht, Mac Mahon aber erklärt haben, er verbleib« bei seine? Weigerung.

Paris, 29. Jan. Es laufen gut beglaubigte Gerüchte von dem unmittelbar bevorstehenden Rücktritte des Marschalls und dem Zusammentritte der Kammern als Kongreß um. Wahrscheinliche würde der Kongreß Gr6oy oder Dufaure zum Präsidenten der Republik wählen.

Pari»«, 30. Jan. Eine offizielle Bekanntmachung verkündet die Demission des Präsidenten der Republik, Marschalls von Mac Mahon.

Der Kongreß ist eingeladen, heute um 6 Uhr zu einer Sitzung zusammenzutreten.

Da« Gesetz vom 25. Febr. 1875, betreffend dieOrgani­sation der öffentlichen Gewalten* bestimmt in Art. 2.:Der Präsi­dent der Republik wird mit absoluter Stimmenmehrheit von dem Senat und der Abgeordnetenkammer, die zu einer Nationalversamm­lung zusammentrcten, gewählt. Sr wird auf sieben Jahre ernannt. Er kann wieder gewählt werden.*

Art. 7.Im Fall einer Vakanz wegen HintrittS oder aus irgend welchen anderen Gründen sollen die zwei Kammern unverzüg­lich zu der Ernennung des Präsidenten der Republik schreiten.*

Hldokti»» Do»< «nd ?>erl«s »»» S. OelschltKtr i» H»i«.

(Hiezu Aro. 5 de« vnterhalt««geblattet.)