Allerhand aus dem Publikum.
Eingesendet.
So wäre es also gekommen, wie ich es mir habe gedacht: Die Färber und die Gerber, will sagen die Färber und die Bierbrauer bekommen Wasseruhren. Angesicht« einer solchen Ungleichheit wird rS wohl erlaubt sein, die Frage aufzuwerfen, ob es ein Unterschied ist, zu was das Wasser verwendet wird, zum Färben, Gerben, Vierbrauen Leim- und Seifenfieden, Chaisen- und anderem Waschen u. s. w. ? Einsender dieses glaubt, daß die Färber und Bierbrauer, diese Schmerzenskinder der Calwcr-Wasserversorgung, nicht nur erwarten, sondern verlangen können, daß mit gleichem Maaß gemessen wird d. h. wenn überhaupt Wasseruhren eingesührt werden, solches allgemein geschieht, wie beim Ga«. _
— Calw. 24. Jan. Der am letzten Mittwoch abgehaltene zweite
Dortrag des Herrn Helfer Häring über: „Dir christliche Weltanstcht oder der Glaube an das Reich Gottes* hat wieder eine äußerst zahlreiche Zuhörerschaft in den GeorgcnäumS-Saal geführt; dieselbe hatte jedoch eine etwas andere Physiognomie, als bei dem ersten überfüllten Vorträge. Auch dieser Vortrag trug durch Sie Klarhet und Durchsichtigkeit des Gedankengangs» wie durch die edle Sprache und abge- rundete Form das Gepräge der Vollendung an sich. DaS zu wohl Ihätigem Zwecke erhobene Eintrittsgeld ergab die Summe von 38 22 ^ und wurde der Bestimmung des Hrn. Redners gemäß zur Hälfte zur Holzanschaffung für Arme bestimmt, zur Hälfte der Pfarr- gemeinderaths,Armenkasse überwiesen. Beide Vorträge sind bereits d em Druck üb ergeben. _ __
Im Monat Juni des laufenden Jahres wird in Rottweil eine Bertheilung von Staatsprämien für Rindvieh (Farren, Kühe, Kölbeln) in Verbindung mit einer Ausstellung nach Maßgabe der mit Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 29. Juni 1878 -(Staats-Anzeiger, Beilage Nr. 179) veröffentlichten Grundbestimmungen für die Rindvieh Prämiirungrn stattfinden. Bei derselben können nur Thiere des rothen auch Fleckviehs konkurriren und werden Preise gegeben: für Farren 18 mit 2400 für Kühe 16 mit 1680 und ebenso für Kalbeln zusammen 16 Preise, sodann 2 Ehrenpreise zu 300 olL und 240 für Znä tfamilwn, wobei au« mindesten« zwei Generationen der nämlichen Abkunft wenigstens 4 Stück vorge- sührt werden muffen. Im Ganzen 52 Preise mit 6300
— Nagold, 21. Jan. Der Gemeinderath hat in seiner gestrigen Sitzung die Frage der neuen Brunnenleitung einstimmig abgelehnt. — Der wegen Verdachts der Brandstiftung in Haft befindlich gewesene Bürger ist entlasten worden.
— Stuttgart. Im Jahre 1878 hatte die Polizei 8300 Verhaftungen vorgenommen. In diesem Monat hatte sie bis jetzt 810 Verhaftete zu beherbergen, so daß der erste Monat des neuen Jahres bereits den zehnten Theil der im vorigen Jahre Verhafteten liefert. Dabei ist ein Theil der Jnhaftirtcn meist so schlecht gekleidet» daß die Polizei dieselben schlechterdings nicht in dem eingelieferten Lustand entlasten kann, sondern ihre Garderobe theil« vervollständigen, theil- neu anschaffen muß. Zu diesem Zwecke wurden allein an «inen, Tage in dieser Woche ca. 200 verausgabt.
— Stuttgart, 22. Jan. Beim Gemeinderath« find, wie man hört, zwei Plane wegen Errichtung von Hotels auf dem Hasenberge kingrreicht. Das eine käme in die Nähe des AuSsichtSthurmes, das andere über den Bahnhof in die vor Winden geschützte Mulde. Beide Hotels selbstverständlich als Sommerhotels. Die Schwierigkeit ist in Beschaffung guten Wassers gelegen.
— Eßlingen, 21. Jan. Schon seit einer Reihe von Jahren wurde in den hiesigen Filialen der Wunsch nach Trennung von der Stadt rege. Derselbe nahm im Winter von 1871/72 eine festere Gestalt an. Am 16. Februar 1872 erhielt Herr Stadtkasster Mack hier im Einverftändniß mit den bürgerlichen Kollegen, welche eine Trennung der Filialien im Interesse beider Thrile für nöthig hielten, vom K. Oberamt den Auftrag, da« Vermögen der Stadtgemeinde Eßlingen zwischen der Stadt und den trennungslustigen Filialien Mettingen, Sulzgries und Rüdern zu theilrn. Spätere Kollegien kamen zu der Ansicht, daß die Trennung der Filialien ein Nachtheil für dir Stadt wäre, weßhalb sie sich dagegen aussprachen. Darüber beschwerten sich die betreffenden Filialien im Oktober 1877 in einer -Eingabe bei dem «. Ministerium de« Innern. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde ein Erlaß der K. Kreis- Regierung Ludwigsburg verlesen, wonach das K. Ministerium de« Znaern durch Erlaß vom 29. Noo. und 23. Dez. 1878 die fraglichen Filialbewohner mit ihrer Beschwerde abgewiesen habe, da bei dem Widerstand der Stadtgemeinde gegen die Abscheidung im Verwaltungswege nicht verfügt werden könne und die Trennung auch aus sonstigen Gründen, namentlich auch, nachdem durch die neue Steuergesetzgebung die Steuerlast der Filialien eine Erleichterung erlitten,
als durch ein dringendes Bedürfniß derselben gerechtfertigt nicht wohk angesehen werden könne.
— Schorndorf, 21. Jan. In dem ^ Stunden von hier entfernten Unterurbach brachte heute Vormittag ein etwa 28 Jahre alter seither gut prädtzirter Weingärlner seiner Ehefrau eine lebensgefährliche Stichwunde in den Rücken bei. Oie Verletzung erfolgte aus öffentl. Straße mittelst eines großen Messers und zwar in einem Momente, al« sich ein 8 Wochen alte« Kind in den Armen der Mutter befand. Der traurige Fall soll darauf zurückzuführen sein, daß die Ehefrau des Thäters die Sicherstellung ihres in die Ehe gebrachten bewegl. Vermögen« von der OrtSbehörde verlangt hat.
— Heilbroun, 21. Jan. ES kursirten hier seit einiger Zeit gefälschte Einmark und Thalrrstücke, ohne daß es gelingen wollte, den Ausgeber, welcher einmal die Polizei unmittelbar an den Fersen hatte, zu erwischen; gestern wurden nun zwei Personen ringezogen, welche der Falschmünzerei dringend verdächtig find; bei einer derselben wurden oer- schiedene Geräthschaften mit Beschlag belegt, welche seine ungesetzliche Thätigkeit außer Frage stellen; an einem Spiegel war da« Quecksilber fast ganz abgekratzt, was den Verdacht vermehrt, da die auSge- gebenen Geldstücke (von Blei) durch Aufreiben mit Quecksilber blank gemacht waren.
— Schwurgericht Tübingen, 10/11. Jan. In der Anklagesache gegen den 49 I. alten Weber I. F. Roth von Sim- mozheim. O.A. Calw wegen Brandstiftung und versuchter Erpressungen bejahten die Geschworenen die Schuldfragen uod wurde der A. wegen Brandstiftung, wegen Versuchs dreier erschwerten und zweier einfachen Erpressungen zu 9 Jahren Zuchthaus verurtheilt. E« wurde als erwiesen angenommen, daß derselbe am 3t. Dez. 1875 eine gefüllte Scheuer auf dem Jhinger Hof angezündet habe, nachdem er seit Äng. 1871 4 rcsultatloS gebliebene Drohbriefe mit Geldforderungea an den Direktor der Zuckerfabrik in Böblingen E. Kober gerichtet hatte; ebenso war erwiesen, daß er im Jahr 1876. dem damaligen Vorstand der Zuckerfabrik Fr. Cloß in Hetlbronn ebenfalls 2 Drohbriefe geschrieben, und zu gleicher Zeit, nemlich im Späljahr 1875. 24. Mai und 18. Aug. 1876 von Hrn. Generalkonsul von Georgii- Grorgenau durch gefährliche Drohungen Geld zu erpressen versucht hatte. Auch an andere Personen in Weil der Stadt hatte er sich zu verschiedenen Zeiten mit Drohbriefen gewendet, bald größere, bald kleinere Summen fordernd, natürlich stets vergebens, bis ihn der Arm der Gerechtigkeit erfaßte und ihm sein gefährliches Treiben legte.
— Freuden st ad t. Ernst Dohm singt im ,D. M.»Bl.'' in seiner lustigen Wochen Chronik: »Freudenstadt liegt im Schwabenland, Ein» wohner hatS 1200 (?); Bisher war'« wenig nur bekannt, Noch weniger gar bewundert. Jetzt aber braucht es den Vergleich Mit keiner Stadt zu scheuen, Jetzt wird« im ganzen deutschen Reich Sich hoher Ehren erfreuen. Und nicht im Vaterland allein, Bis an die fernsten Grenzen Europa'« wird« im Strahlenschein Der hellsten Gloria glänzen. Denn diese Stadt erhebt nicht nur — WaS doch schon ungeheuer — Von ihren Bürgern nicht die Spur Bon einer städtischen Steuer; Nein, jedem Bürger — ist da« nicht stark? — Hat sie aus ihren Kaffen Zu Neujahr 55 Mark Noch auSbrzahlen lassen. Die« ist geschehen zu Freudenstadt, So steht rS in der Zeitung, Gern giebt das „Deutsche Montags«Elatt" Ihm weitere Verbreitung. Was wirst Du, Magistrat der Haupt- Und Weltstadt, dazu sagen? Ihr Stadtverordneten, erlaubt Bescheiden mir zu fragen: Rührt euch dies Beispiel nicht — o sprecht! — ES eifrigst nachzuahmen? Und führt nicht Freudenstadt mit Recht Den schönsten Städtenamen?
— Biber ach, 20. Jan. Am Samstag Abend traten gegen 50 Meister verschiedener Gewerke im Zeichnensaale der Fortbildungsschule zusammen, um die in da» GeschäflSleben so tief eingreifende Lehrling«, frage, besonders aber die Wiedereinführung von Lehrlingeprüfungen mit einander zu besprechen. Die Einladung hiezu war vom AuS« schusse de« Handel»-und TewerbeveretnS erfolgt, dessen Vorstand, Herr Fabrikant Julius Graner» den Vorsitz führte. Nach längerer eingehender Beralhung der von der Köutgl. Centralstelle in Stuttgart gemachten, die LehrlingSprüfungen betreffenden Vorlage entschied sich die Versammlung einstimmig dahin, ihre Bereitwilligkeit hierzu auS» zusprechen. Es wurde sofort von jedem Gewerbe ein Meister bezeichnet. welcher mit seinen Mitmetstern sich in'» Einvernehmen zu setzen und die nöthigen Arbeiten zu übernehmen hat. So dürfte denn in kurzer Zeit hier ein Institut ins Leben treten, das dem Gewerbestande nur zum Dortheile gereichen kann, da eS diesem wieder besser auSge» bildete Arbeiter zuführen wird.
— Ochsenhausen, 19. Jan. Ein frecher Gelddiebstahl macht hier von sich reden. Der Diener de« hiesigen Kameralamt« brachte gestern eine Geldkiste, 7650 Mark in Silber, Gold und Papier enthaltend und für die Staatshauptkaffe io Stuttgart bestimmt, auf das hiesige Postamt. Der Postillon, ein Sohn de« Posthalters, nahm vor Abgang der heutigen Frühpost, um 6 Uhr die Geldkiste