Irvffenem Telegramme find 1 Reisender (aus Sachsen) todl und ein weiterer schwer, mehrere leichter verwundet. Lokomotivführer und Heizer sollen durch den ausströmenden Dampf vollständig verbrüht und elfterer bereits gestorben sein.

München, 11. Juli. Man schreibt demNürnb. Korr.": Gestern Abend wurde bereits die erste/Beleuchtungsmethode mit der in den bayerischen EiscnbahnwaggonS cinzurichtenden Gasbeleuchtung (kowprimirteS Oclgas) dahier, und zwar zur vollständigen Zufriedenheit der Techniker und oberen Betriebsbeomten vorgenommen. Es ist alle Auesicht vorhanden, daß sämmtliche Schnell- und Kurierzüge und ein großer Theil der Personenzüge im Laufe des kommenden Septembers durch dieses Beleuchtungsmittel werden erhellt werden.

Guben, 10. Juli. Ein entsetzliches Unglück hat sich in vergan­gener Nacht gegen ^3 Uhr zugetragen. Die Handelsmann Reiß'schen Eheleute waren mit ihrer ältesten Tochter auf der Rückkehr vom Markte zu Forst nach Guben begriffen. Kurz vor Guben, am Bahn­übergang an der Pförtnerstraße, wurde bas Fuhrwerk, da sämmtliche Insassen schliefen und die Barrieren offen standen, von dem heran- bramenden, in Guben um halb 3 Uhr eintreffenden Nacht Kurierzug der Niederschlefiiw Märkischen Bahn ersaßt und die Hintere Häisle des Wagens buLstäblich zermalmt. Die Insassen wurden herauS- geschieudrrt; der Mann war sofort todt, die Frau wurde, schwer verlitzl wie die Tochter, der rin Bein abgefahren sein soll, nach dem Krankenhause geswafft, und soll elftere heute Vormittag bereits ihren Leiden erlegen sein. Die verunglückte Familie hinterläßt außer der schwer verletzten Tochter noch fünf unerwachsene Kinder. Der Kutscher ist mit dem Schreck davongekommen.

In Preußen ist der Mangel an Gerichtsaffessoren und HilfS richtern in allen Provinzen auffallend fühlbar, obwohl fast in jedem Monat 2430 Referendare das große Staatsexamen bestehen und eine Menge Richterstellen von Beamten, dre mehr als 50 Dienstjahre zurückgelegt haben, bekleidet werden. Dir Zunahme der Bevölkerung und bas Wachethum der Prozesse, sowie der Vergehen und Verbrechen ist so bedeutend, daß sprichwöttliL nirgends ein so großer Segen in der Gerichtsarbeit steckt wie in Preußen, d. h. die Geschäfte nehmen überall zu, nirgends ab. Leider steht diese Zunahme im umgekehrten Verhültniß zu den Geschäften in Handel und Industrie, welche noch sehr darniederliegen.

Fürst Bismarck soll nach der Frkf. Z. schon vor 14 Tagen, als et dem BundeSralh die Vorlage wegen der AusführungSbestimmungen für dir Tabakevquete machte, dem BundeSralh Mittheilnng in Bezug auf die Tabaksbeftcuerung gemacht haben, welche seine Bereitwillig, keit bekunden, das Monopol fallen zu lassen und an Stelle desselben das englische System mit einer Modifikation, welche den inländischen Tabaksbau bestehen läßt, einzusühren. Dieses mue System, welches darauf hinausiäust. daß bei sehr hohen Eingangszöllen der inländische Tadaksbau in den einzelnen Gemeinden auf den bisherigen Umfang beschränkt bleibt und der Staat den Pflanzern allen Tabak abkauft, um ihn dann an die Fabrikanten in Auktion zu verkaufen, dürfte in einer Denkschrift eines volkSwirthschaftlich hervorragenden Mitgliedes LeS RetchSkanzleramteS (Geh. R. Michaelis ausführlich entwickelt sein.)

Brrlrn, 11. Juli. Ueber dir Berechnung der russischen Kriegslasten erfährt man, daß sich zwei Beamte des Finanzministeriums nach Berlin begeben haben, um den russischen Kongreßbevollmächtigten mit Daten über die russischen Kriegslasten und im Falle der Noch Wendigkeit der Berechnung der türkischen Kriegskoytributton mit nöthigcn Erklärungen an die Hand zu gehen. Dieselben betragen in Summa pro 12. (24.) Juni 1878 988,000,000 Rubel.

Berlin» 12. Juli. Line große Anzahl von Berliner Arbeit- gebern hat beschossen, sich an den von verschiedenen Seiten ins Werk gesetzten Maßregeln gegen die Ausschreitungen der Sozialdemokratie nicht zu bethriligrn, diese Maßregeln vielmehr darauf zu beschränken, daß nur gegen die sozialdemokratische Agitation in den Werkstätten und gegen die Agitatoren selbst einzuschreiten sei. Die Borfigsche Maschinenbau-Anstalt hat sich an diesem Beschlüsse nicht betheiligt die Vorsteher derselben haben vielmehr an ihre jiimmtlichen Arbeiter die kategorische Aufforderung gerichtet, sich allen sozialistischen Sonder« bestrebnngen fern zu halten, andernfalls sie sofortige Entlassung zu gewärtigen hätten.

Berlin, 13. Juli. Bulletin von Vormittags 11 1/2 Uhr. Da voraussichtlich im Befinden Sr. Maj. des Kaisers wesentliche Veränderungen in nächster Zeit nicht zu erwarten find, werden tägliche Bulletins nicht mehr ausgegeben werden.

Berlin, 14. Juli. Die Linde .Unter den Linden", in welche bei dem Mordversuche auf den Kaiser durch Nobiling am 2. Juni verschiedene Schrotkörner gedrungen find, ist seit Kurzem mit einem Gitter umgeben worden. Dieselbe wurde seit dem Tage des Attentats von hiesigen und auswärtigen Reliquiensammlern, die

Redaktion, Druck und Vertag v»n

Stückchen von ihr abschnitten, so heimgesucht, daß das Absterben de- BaumeS zu befürchten war, wenn er nicht vor weiteren Angriffen ge« schützt würde.

Berlin, 14. Juli. Der Bergoldergehilfe Kusch, 18 Jahre alt, wurde am Donnerstag Nachmittag in Berlin dabei betroffen, als er zwischen dem Palais des Kronprinzen und dem Opernhause ein Plakat folgenden Inhalts ankleben wollte: .Neuestes Bulletin: Se. Majestät der Kaiser ist »iederhergcstellt, nun kann der dritte Attentäter kommen." Der Bursche wurde festgenommen und zur Haft gebracht..

Berlin, 13. Juli. Heute Nachmittag 2^/2 Uyr fand dir feierliche Schlußsitzung des Kongresses statt. Die Mitglieder des Bureaus waren bereits um 1 Uhr erschienen, um dir letzten Arbeiten abzuschtießen und alles für die Unterzeichnung der Traktate vorzuoereiren. Die Mitglieder des Kongresses erschienen vollzählig, weder Gortscha« kow noch BeaconSfield fehlten diesmal. Die Türken erschienen zuletzt, und als sie eingetretrn waren, ergab sich, daß sie das Siegel vergessen hatten, welches erst herbeigeschafft werden mußte; die Sitzung wurde dadurch etwas verzögert. Die Sitzung selbst währte kaum eine Stunde.. Die Unterzeichnung erfolgte in alphabetischer Reihenfolge. Der Ver­trag besteht in 58 Artikeln.

Wien, 3. Juli. Ein reicher, auf der Durchreise begriffener Bankier aus Odessa stürzte vorgestern Nachts auf dem Schottenring, unwohl geworden, zusammen. Der Sicherhntswach mann I. Watzel leistete dem Bankier hilfreichen Beistand, reichte ihm ein Glas Wasser und brachte ihn in eine Rettungsanstalt, wo er sich bald erholte. Äls sich derselbe entfernte, griff er m die Tasche und drückte dem Wachmann ein Papier mit den Worten in die Hand:Sic sollen an mich denken." Das Papier war ein Nccepl auf 1000 Pfund Slerl., zahlbar nach drei Monaten bei der Londoner Firma Roda« kovich LIs; domiziliit ist es bei dem Bankhause Ephrusst. Dem Eskompt des Accepts steht nichts entgegen als der Vertreter des Bankiers, welcher sich bei der Polizei Direktion meldete und die Rück­gabe des Wechsels mit der Motivirung begehrt, daß der Bankier zuweilen an Geistesstörungen leide. Die Polizei, welcher übrigens der Wachmann sofort Anzeige von dem Vorfälle erstattet halte, erklärte sich zur Rückgabe für inkompeteut. Das Papier wurde bei dem Wiener LandeSgerichtc in Civilsachen deponirl, welches darüber zu entscheiden haben wird, in wie weit der ganze Vorgang als eine Schenkung an den Wachmann aufzufaffen sei.

Wien, 14. Juli. Der Korrespondent derKarlSr. Ztg." schreibt: Aus vorzüglicher Quelle höre ick, daß die Wahl des Prinzen von Battenberg, des Sohnes des Prinzen Alexander von Hessen und bei Rhein, zum Fürsten des neuen autonomen bulgarischen Staats vollständig gesichert ist. Prinz Alexander ist bekanntlich ein Bruder der Kaiserin von Rußland und gehört als General der Kavallerie und Regimentsinhaber der österreichischen Armee an; sein Sohn aber ist der Gatte der Tochter der Schwester des Kaisers von Rußland aus deren morganatischer Ehe.

Aus An der matt vom 8. Juli wird denBsl. Nachr." geschrieben: Eine äußerst traurige, ja herzzereißende Katastrophe ereig­nete sich heute Morgen um 2 Uhr aus der Oberalp. Diesen Morgen sollte daselbst das sogenannte Torfstechen beginnen. Mehrere Leute begaben sich schon am Sonntag Abend dorthin. In einer Sennhütte, Hrn. Christen zum Bellevue gehörend, brachten dieselben die Nacht zu. Es wurde gespielt, getrunken und zwar wahrscheinlich mehr als zu viel. Durch Unvorfichtigtkeit beim Füllen einer Lampe mit Petroleum faßte das letztere Feuer und im Augenblicke war die ganze Hütte in Hellen Flammen. Drei junge, noch nicht zwanzigjährige Personen, zwei Jünglinge und rin Mädchen, verkohlten im eigentlichen Sinne deö Wortes und Viele trugen beträchtliche Brandwunden davon

St. Petersburg, 13. Juli. Das Journal de St. Peters­burg hofft, daß aus den Arbeiten drS Kongresses eine Periode dauer­haften Friedens hervorgehe und die Gegensätze zwischen den Mächten eine freundliche Ausgleichung fänden.

Paris, 14. Juli. Die Ag. HavaS meldet: Admiral Hay hat am 12. Juli Besitz von Cypern ergriffen.

London, 12. Juli.Reuter* meldet aus Larnaka (Cypern): Samt Pascha als Vertreter der Pforte und Botschaftssekretär Baring als Vertreter Englands proklamirten am 11. Juni unter dem Enthusiasmus der Bevölkerung die Besitznahme Cyperns durch England.

Kopenhagen. Die größte Prinzessin ist die dänische Krön- Prinzeß. Sie mißt 6 Fuß 2 Zoll, tanzt sehr gern, hat aber Mühe, Tänzer zu bekommen, da sie durchaus nicht mit Herren tanzen will, die kleiner als sie sind. Sie muß daher oft schimmeln. Der Prinz Lulu soll auf diese 6 Fuß 2 Zoll seine beiden Augen geworfen haben, um sie heimzuführen, und Frau Eugenie auch. Da aber der Prinz nur 5 Zuß 5 Zoll mißt, so wird sie weder mit ihm tanzen, noch ihn hrirathen wollen. _

S. OelschlS-cr in Ealw.