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Schandthaten verübten. In des aufgeregten Feindes Land, wo der Kaiser während der Sriegezeit 1870/71 lange verweilte, fand sich lein Mordgrselle um sein Leben zu bedrohen, das deutsche Volk muß die unauslöschliche Schande erleben. baß unter seinen eigenen Söhnen sich verworfen« Scheusale zu Saisermöcdern auSbilden, zu Mördern demjenigen Kaisers, der das Höchste, das Größte für sein Volk geleistet hat. Am 11. Mai war es dkr Socialdemocrat Hödel, der die Mord­waffe auf den Kaiser anlegte, auch dieses Mal stammt der Mörder vr. Robiling aus den Reihen der Socialdemocratrn, Socialdemocraten waren es, die auf Geheiß ihrer deutschen Oberen unseren geliebten edlen deutschen Kronprinzen jüngst auf englischem Boden beschimpften und den deutschen Namen beschmutzten, es kann keinem Zweifel mehr unterliegen, daß rin Plan in diesen Verbrechen liegt. Das Gift geht auf, das diese Verbrecherbande seit Jahren geschäftig sät, mit dem Kaisermord wird begonnen und andere Unlhaten werden folgen, wenn nicht endlich das deutsche Volk die Gefahr erkennt, von der eS be« droht ist. Mit der frechsten Unverschämtheit wurde in der Presse, in Versammlungen, in Werkstätten, der Umsturz der Staaten, die Abschaffung des Eigenthums, der Ehe und der Religion gepredigt, es ist schreckenerregcnd; wie viele verworfene Subjecte sich fanden, welche von Verwirklichung dieser Ideen eine ihnen günstige Zeit er­hoffend sich dieser Partei anschloßen, schreckenerregend ist es aber auch zu beobachten, welche andere Kreise dieses Gift schon aufgefreffen hat. Ungestraft durfte in Stuttgart der Socialdemocrat Dulk in öffentlicher Versammlung aussprechen, man solle den Himmel den Spatzen überlassen und in Berlin waren es jüngst verkommene socialdemokrattsche Weiber die öffentlich aussprache», dieser Gott taugt zu nichts, er hat noch Niemand geholfen, man will unsere Kinder nur Religion lehren, da­mit sie in der Knechtschaft bleiben, wir wollen nichts von dieser Religion.

Aber das deutsche Volt hat lange genug diese Freiheiten ertragen, diese Freiheiten des Lasters, die zum sittlichen und ökonomischen Verderben des Volkes führen. Man wird sich noch bei Zeiten der Segnungen der Religion, der Sitte und der Rechte der ehrlichen Leu­te erinnern, unbekümmert um das Geschrei derjenigen die in jeder Ordnung eine Reaktion wittern. Ja wir wollen eine Reaction, eine Umkehr vor dem Abgrund und unser blutender Kaiser wird unS die stetige Mahnung sein, nicht laß zu werden im Kampfe gegen die Feinde des Reiches der Religion, der Sitte und damit deS Volkes. Wer anderer Ansicht ist, wer ein Beharren oder gar noch einen Fort, schritt in diesen Zuständen will, der möge heroortreten, aber auch s ein Z iel nicht verheimlichen!

Calw. Heute traf folgendes Telegramm über das Befinden Se. Majestät des deutschen Kaisers hier ein, was mit dem Bemerken zur öffentlicher.' Kenntniß gebracht wird, daß künftig diese Bülletins am Bahnhofe und Rathhause angeschlagen werden.

Am 5. Juni 1878. Stadtschultheißenamt Schul dt.

Telegramm. Berlin, 4. Juni 1878. 10 Uhr Abends. Se. Moj. der Kaiser find heute Abend frei von Schmerzen, ohne Fieber, haben wiederholt im Laufe des Tages kurze Zeit ruhig geschlafen und mit einigem Appetit Nahrung zu sich genommen.

Eingesendet. Auf seinen Geschäfts Reisen hat Ein,, 'er d " baS Vergnügen, auch den mit manchen geselligen Amic-Michkelten verbundenen Ort Gechingen jährlich 4 mal zu bereisen. Fruchtbare Felder und üppige Wiesen zieren den Weg von Deufri >'m nach Gechingen, aber im nahen Tauben muß Vorspann genommen werden, um die Höhe zu erklimmen, um nach Gechingen zu kommen. Nun hierüber läßt sich nicht viel sagen, läuft ja doch die Würm Jrm

und was sic sonst für Namen haben soll und die die Sti r^

schon einige Jahre messen und unter, und versuchen, von G > .'n herunter; aber was soll man dazu sagen, daß diese Vorspann a. im Retourweg wieder nöthig ist! Man zahlt dort Vorspannkosten, um de, hin zu gelangen, wo das Wasser von selbst htnläust.

Gechingen soll pekuniär gut stehen und ist zu verwundern, le bei seiner sonstigen Rührigkeit einem solchen Uebelstand nicht abgehols, wird. Eine Thalstraße AidtlinzenDeufringenGechingen, eine Ver« längerung der Postroute von letzterem Ort bis Althengstett,- und Gech Ingen ist mit seinen vorzüglichen Hopfen im Herbst auch zu finden, und hat dann der dortige Ortsvorsteher eher Ursache, sein Gechingen herauszustreichen, zu welch letzterem die großgeschlagcnen Steine in dieser Bergstraße allerdings mindergünstig abstechen.

Böblingen, 1. Juni. Unsere Gegend ist gegenwärtig von Unglückssällen stark hetmgesucht. In letzter Zeit verunglückte in den Steinbrüchen bei Ehningen einige Personen, worunter ein junger Mann von hier, welcher todt auf dem Platze blieb. Gestern wurde ein l'/rjährigeS Kiud hier durch einen Holz wagen überfahren und war so fort todt, und heute kommt die Nachricht von Sindelfingen, daß Lammwirth Schlankerer von dort beim Bierführen durch den um- stürzknbrn Wagen grtödtet worden ist. Unser Krankenhaus ist mit

Eisenbahnarbeiteru überfüllt und kommen immer schwere und leichtere Verletzungen vor; so explodirte einem Mineur eine Dhnamit-Patront in der Tasche und liegt derselbe schwer verletzt darnieder. Durch Vorsicht könnten wohl dir meisten dieser Fälle vermieden werden.

Tübingen, 1. Juni.. Den in nufere« letzten Blatte erwähn­ten Unglücksfall stellt der St.A. in folgender Weise dar: Der stuck, tksol. Frederik» Mitglied der Verbindung Ghibrllinia, wollte in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag für einen in derKurzei* woh» nenden kranken Freund, bei welchem er wachte, warmes Wasser herbei» schaffen und bedurfte dazu der Hilfe eines Dienstmädchens, welche» die Aufträge deS Kranken gewöhnlich aüSzuführen hatte. Fr. mußt« das Dienstmädchen durch Klopfen an der Thüre ihrer Kammer au» dem Schlafe wecken, und wurde deßhalb von dem im Hause woh» nenden Wirth M., welcher dieses Klopsen als eine Ungehörigkeit be» trachtete, zur Rede gestellt und endlich in rin Zimmer gesperrt. Nach» dem letzteres dann wieder geöffnet wurde, kam eS zwischen dem Stu» denken und Wirth M. zu einer Rauferei, wobei Fr. auf rin sech» Fuß niederer gelegenes Pflaster des Korridors geworfen wurde. Ein dadurch verursachter Schädelbruch hatte den Tod des Unglücklichen zur Folge. Wirth M., der leichte Verletzungen davontrug, ist dem Gericht übergeben.

BomEchatzthale. In Hausen fand ein junger, kräftiger Bursche von 18 Jahren einen schnellen Tod durch eine an und für sich unbedeutende Verwundung. Er arbeitete iu einer Fabrik und ver­letzte sich letzten Freitag den 24. am Fuße dadurch, daß er in einen Nagel trat. Bald stellte sich der Wundstarrkrampf ein, und am Sonntag schon war der Verunglückte eine Leiche.

Rottweil, 2. Juni. OberamtSrichter und ReichStagSabg. Wirth io Oberndorf wurde gestern verhaftet und in daS Kriminal« gefängniß hier gebracht. Der Zeuge, welcher bei der GerichtSverhand. lung hier wegen Verdachts des Meineids im GertchtSsaale in Hast genommen wurde, soll vor Gericht die Erklärung gegeben haben, vom O.A.Richter dazu verführt worden zu sein. Diese Ansicht hatte sich schon während der Gerichtsverhandlung so ziemlich Jedermanns be­mächtigt.

Berlin, 2. Juni. Die Schwierigkeiten des Kongresses wurden unerwartet rasch ausgeglichen. England erklärte seine Bereitwilligkeit, den Kongreß zu beschicken. Die Einladungen werden daher heute oder morgen ergehen, vorausgesetzt, daß das entsetzliche Attentat nicht auf den Zusammentritt des Kongresses zurückwirkt. Die Bevollmächtigten Englands sollen Beaconsfield, Salisbury und Odo Russell sein.

Berlin, 2. Juni, 7 Uhr 15 Min. Nachmittags. Soeben wurde folgendes Bulletin ausgegeben: .Bei dem auf Se. Majestät den Kaiser und König verübten Attentat sind zwei Schrotschüsse ab- gefeuert worden. Gegen 30 Schrotkörner sind in Gesicht und Kopf, beide Arme und den Rücken eingedrungen. Keine der Wunden deutet auf eine unmittelbare Lebensgefahr. Seine Majestät leiden an heftigen Schmerzen, haben aber das Bewußtsein keinen Augenblick verloren. DaS Allgemeinbefinden hat sich wieder in erfreulicher Weise gehoben.

Berlin, 2. Juni. Das hiesige Polizeipräsidium hat folgende Bekanntmachung erlassen: Als Se. Maj. der Kaiser heute gegen 3 Uhr Nachm, die Straße Unter den Linden passirte, fielen aus der zweiten Etage des Hauses 18 unter den Linden zwei Schüsse, durch welche Seine Majestät mehrfach getroffen wurde. Thäter ist vr. ktül. und Landwirth Carl Eduard Nobiling, geboren den 10. April 1848 zu Kollno bei Birnbaum (Reg.'Bez. Posen), seit 2 Jahren in Brr» lin, seit Anfang Januar unter Len Linden 18 wohnhaft. Derselbe wurde unmittelbar nach der That ergriffen und befindet sich in Haft. Die zwei Schüsse auf den Kaiser find von ihm aus einem Fenster t-s zweiten Stockes aus einem mit Schrot geladenen Doppelgewehr -^gegeben worden. Bei seiner Verhaftung brachte er sich, nachdem

mit einem bereit liegenden Revolver aus in sein Zimmer ein drin« , ade Personen geschossen hatte, eine schwere Verwundung am Kopfe ''ei. Nobiling ist der That geständig, schweigt aber hartnäckig über

ie Motive, dir ihn zu derselben veranlaßt haben. Polizeipräsidium Freiherr v. Hertzberg.*

Berlin, 3. Juni. Zahlreiche Extrablätter bestätigen die gestnM Nachrichten. Der Verbrecher gestand das Attentat. Die Gerüa, er habe sich als Sozialdemokrat bekannt und hätte Komplicen, welche er nicht nennen wolle, bedürfen der Bestätigung. Das Wund« fieber des Kaisers wurde heute früh erwartet. Nobiling ist Protestant; er soll das Verbrechen lange Zeit vorbereitet haben, wissenschaftlich gebildet vi > gutem Benehmen und anständiger Familie sein; er soll Ve.'-Il.. ' t der Armer haben. Uebrr die wahrscheinlich fanatischen Mokive ->och immer Authentisches nicht bekannt. Doch soll er dem StaatSkii.vuit Teffendorf gegenüber eingestanden haben: er habe politische, keine persönlichen Motive.

Eine, Depesche der ,Frkf. Ztg." entnehmen wir Folgende» r Bei der gerichtlichen Vernehmung des Verbrecher» auf dem Molken»