Oeffentlicher Bottrag im Georgentimn
am Mittwoch, den 13. Februar 1878,
Abends 7V- Uhr,
voll Herr« Dr. I. Landgraf ill Stuttgart,
über
-as Kunstgewerbe in seiner Bedeutung für das Handwerk.
UL. Präeis Uhr wird daS Haus abgeschloffen. Die projektirte Quellwaffer-Berforgnngs-Anlage.
Schon seit Jahrzehnten tritt immer von Zeit zu Zeit die Frage einer Reorganisation unseres städtischen Wafserversorgungswesens auf. Es bildete diese Frage jeweils nicht nur den Gegenstand der Berathungen der städtischen Collegien, als auch das Thema der verschiedenartigsten Besprechungen Seitens der Bürgerschaft. Dieses immer- wieder Aufleben der Wasserversorgungsfrage wird als vollgültiger Beweis dafür zu nehmen sein, baß unsere städtischen Einrichtungen einer Nachbesserung oder vielmehr Ergänzung in dieser Richtung bedürfen, und sicher wäre diesem Bedürfniß schon früher entsprechend Rechnung getragen worden, wenn nicht in den letzten Jahrzehnten zur Herstellung anderer öffentlicher und gemeinnütziger Einrichtungen an die Opferwillizkeit der Bürgerschaft so hohe Anforderungen gestellt worden wären, daß Mehrleistungen ohne Noth nicht gefordert werden durften. Nun aber treffen Umstände verschiedener Art zusammen, welche zur Lösung der Frage den jetzigen Zeitpunkt als vorzüglich geeignet erscheinen lassen.
Die Eisenprcise find gegenwärtig unerhört niedrig. Es werden deßhalb bei Beschaffung der nothigen Röhren, im Berhältniß zu früheren Jahren, sehr bedeutende Ersparnisse gemacht werden können. Durch längeres Zuwarten würde zum Mindesten Nichts prosttirt, da ein weiteres Sinken der Preise kaum im Bereich der Möglichkeit liegt, wohl aber ein Steigen derselben, sobald sich die gedrückte Lage von Handel und Industrie einigermaßen heben wird. Sodann wird die Ausführung dieser Anlage der arbeitenden Claffe vielen Verdienst bringen, was gerade in der jetzigen verdienstlosen Zeit eine große Wohlthat wäre; und was den Geldpunkt beirifft, so.! wird ein Gemeinwesen mit so wohlgeordneter Wirtschaft wie unsere Vaterstadt gegenwärtig leicht und zu billigen Bedingungen das nöthige Capital bekommen können.
Diese der Ausführung des Unternehmens günstige Constellation der wesentlichsten Faktoren hat nun auch die bürgerlichen Collegien bestimmt, der Frage wieder näher zu treten, und den einmüthigen Beschluß hecbeigeführt, es solle die Reorganisation unseres städtischen Wasserversorgungswesens wenn immer möglich alsbald durchgeführt werden. —
Das erste fachmännisch ausgearbeitete Projekt einer Quellwasserversorgung für die Stadt Calw ist von dem damaligen Baurath, nunmehrigem Oberbaurath und Staatstechniker für das öffentliche Wasserversorgungswesen, Herrn Dr. v. Eh mann, aus dem Jahr 1866. Dieses Projekt wollte, indem es sich den damaligen Anschauungen gemäß den allerdringendsten Bedürfnissen anzupassen hatte, die bestehenden Wasserleitungen unter Ersatz der hölzernen Teuchellagen durch gußeiserne Röhrenleitungen für die höher gelegenen Stadttheile beide- halten, und durch Hereinziehung der Kentheimer Quelle mittelst einer gegen 4 Kilometer langen gußeisernen Leitung dem Nagoldthal ent- lang, die niedrigergelegenen Stadttheile speisen. Das Projekt blieb unausgeführt, theils aus obrnentwickclten Gründen, theils weil die Kosten der Anlage nicht im Vcrhältniß standen zu deren Leistungen. — Im Jahr 1875 wurde die Frage wieder angeregt, und der Vorschlag ge macht, es solle durch Hebung der in sehr niederer Lage zu Tage tretenden Kentheimer Quelle durch Dampfkraft und rationeller Ver- theilung des Wassers in den Straßen der Stadt eine ausreichende Speisung von öffentlichen Brunnen, Hauswasserleitungen und Hydranten zu Feuerlöschzwecken und Straßenreinigung erzielt, in erster Linie aber ein Versuch über Erschließung neuer Quellen beim Calwer Hof gemacht werden. Dieser in eingehender und umfassender Weise angestrllte Versuch führte zu keinem günstigen Resultat, es wurde deßhalb Herr Bauinspektor Ehmann, in Vertretung des Staatstechnikers für das öffentliche WafferversorgungSwesen, gebeten, den Plan zu einer Qurllwasserversorgungs-Anlage auszuarbeiten, der allen Anforderungen, nicht nur des öffentlichen Wafserversorgungswesens, als auch des PrivatwafserbedürfniffeS in gewerblicher wie in häuslicher Hinficht entspreche, der insbesondere aber das Feuerlöschwesen inS Auge fassen und in dieser Richtung das möglichst Vollkommene bieten solle. Dieser Plan liegt nun vor und war Gegenstand eingehender Erörterungen der bürgerlichen Collegien. Dir Folge dieser Berathung war der obenerwähnte Beschluß. Am 25. Januar wnrde eine Com
mission, bestehend aus 8 Mitgliedern, zur Begutachtung de« Projekts niedergesetzt. (Ein Beschluß über die Ausführung der Anlage ist Seitens der bürgerlichen Collegien noch nicht gefaßk, wa» den An»- führungen des Correspondenz-NrtikelS im Staatsanzeiger Nro. 24 entgegen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll.)
DaS vorliegende Projekt, bafirt auf die mit größter Sorgfalt ausgeführten Meßungen der Ergiebigkeit der disponiblen Quellen, läßt die Kentheimer Quelle außer dem unmittelbaren Bereich seiner Berechnungen und nimmt deren Beiziehung nur für den Fall späteren gesteigerteren Bedarfs in Aussicht. In Berechnung genommen find die Wasser der Quellgebiete de« WalkmühlebrunnenS — mit Ausschluß de« im Privatbesitz befindlichen PfaffenbrunnenS, — des Hafnerbrunne«» und des oberen Wurstbrunnens. Diese Wasser sollen nach zweckmäßiger Fassung im Quellgebiet je in ein Sammelbaffin (Hochreservoir) ge» leitet, und von diesen aus mittelst gußeiserner Röhrenleitunzen, de« ebenfalls aus Gußeisen neu herzustellenden Röhrennetz der Stadt zugeführt werden. Die Höhenlagen der Walkmühlebrunnen- und Hafner» brunnen Quelle find nahezu gleich, und gestatten die Anlage der beiderseitigen Hochreservoirs in genau gleicher Höhe. Dieser Umstand macht möglich, daß diese beiden Wasser an einem ticfgelegenen Punkt der Stadt zusammengelcitet und so sich gegenseitig ergänzend in sehr vortheilhafter Weise zusammenwirken können. Das Bedenken, daß da» minder gute Hafnerbrunnenwafser der Qualität des besseren Walk- mühlebrunnenwafsers Eintrag thun könnte, ist nicht begründet, weil die Cooperation der beiden Wasser jederzeit leicht regulirt und wenn nöthig gänzlich aufgehoben werden kann. Diese beiden Quellen speisen sämmtliche niedrig gelegenen Stadttheile, den Marktplatz einschließlich des unteren Theils der Altbucger Vorstadt bis zum Metzger Essig'schen HauS, und zwar liegt dieser höchstgelegene Punkt der Leitung noch 8,69 Met. unter dem Niveau der HochreserooirS. — Die Wasser des Wurstbrunnens sollen die höchstgelcgenen Stadttheile: Obere Altburger Vorstadt bis herunter zum Metzger Essig'schen HauS, Zwinger, Zaoelstetncr Vorstadt und Krankenhaus selbstständig speisen. Diese Leitung steht zwar in Verbindung mit dem Röhrennetz der Walkmühlebrunnen- und Hafnerbruunen-Quelle, ist aber vermittelst eines HahnenS, der nur bei Brandfällen im Rayon der Walkmühle-Hafnerbrunnen- Leitung zum Zweck der Herstellung eines vermehrten Drucks in den Hydranten geöffnet wird, isolirt. Zur Veranschaulichung der Wirkung dieser Cooperation sei bemerkt, daß die Walkmühlebrunnen und Hafner- brunnen-Quelllettung durch den Hydranten auf dem Platz vor dem Rathhaus einen Wasserstrahl von etwa 20 Met. Höhe wirst, während durch Oeffnung des Berbindungshahnens der Wurstbrunnenleitung der Wasserstrahl auf etwa 45 Met. steigen wird. In der Gegend des oberen Marktbrunnes wird die Walkmühle Hafnerbrunnenleitung noch etwa 15 Met. die Wurstbrunnenleitung aber noch über 40 Met. steigen. Diese ungemein günstigen Höhen- und Druck-Verhältnisse machen es möglich, daß selbst in den höchstgelegenen Stadttheilcn noch Prioatleitungcn in die oberen Stockwerke der Häuser eingerichtet werden können.
Was nun insbesondere die Feuerlöschvorrichtungen betrifft, so sind zu diesem Zweck in den Wasserleitungen sogenannte Hydranten in Entfernungen von einander von je 50—60 Met. angebracht. Diese Hydranten find einfache AbzwcigungSstücke in den Straßenleitungen» welche gewöhnlich mittelst eines HahnenS geschlossen find, sie find mit einem Gewinde versehen, auf welches bei Feuersnoth der Schlauch zum Spritzen aufgeschraubt wird. Sobald der Hahnen geöffnet wird, tritt die Ausströmung des Wassers durch den Schlauch unter dem ganzen Druck der Leitung sofort ein. Diese Manipulation ist so einfach und so raschwirkend, daß deren Vorzug vor unserer seitherigen Feuerlöschmanier mittelst Spritzen kaum besonders hervorgehoben zu werden braucht. Die Zeit, die nöthig ist, eine Spritze auf den Braun - platz zu schaffen und in Wirkung zu bringen, wird künftig hinreichen, ein ganzes Haus unter Wasser zu setzen, und das wird möglich sein nicht allein in den niedrig gelegenen, sondern auch in den höchstgelegenen Stadttheilen. — Eine weitere große hier kaum bekannte Wohlthat der Hydranten Anlage wird im Sommer daS Besprengen unserer Straßen mit frischem Wasser sein. Diese Wohlthat wird sich bei anhaltender Trockenheit hauptsächlich in den nicht gepflasterten, sondern nur chaufsirten Straßen der Stadt fühlbar machen. _ (Schluß folgt.) __
— Herrenberg, ,5. Jan. In dem >/z Stunde von hier ent
fernten Nufringen geriethen Sonntag Nacht einige ledige Bursche im WirthShauS in Streit. Der eine davon entfernte sich gegen I I Uhr und wurde dann von einem anderen verfolgt. Als der erste diese» merkte, schrie er dem letzteren zu, menn er ihm auf den Leib komme» schieße er. Auf einmal krachte ein Schuß und der Verfolger stürtzte von einer Kugel in Kopf getroffen zusammen, so daß jetzt an seine« Aufkommen gezweifelt wird.
— Stuttgart, 7. Febr. Der Kommt« eine« hiesigen Hantz»