Hirsche lebendig gefangen und in einem Stalle zu Bolstrrnang gefüttert Wirde, bi« man dirThierenachkmfie durch M rtallßlWyki.M mMtzM ..durch die Ohren stach, erkenntlich gemacht, mit eingetretener milderer Höltterung wieder in Freiheit setzen konnte. Zu letzterem Akt waren >fele Schaulustige der ganzen Umgegend herbetgeeilt.
— Tetlnang, 24. Jan. Vorgestern wurden zwei Frauenzimmer an da« hiesige Oberamtsgericht eingeliefert, welche schon längere Zeit »on mehreren ObrramtSgerichten des Landes steckbrieflich verfolgt waren. Dieselben beschwindelten namentlich Wirthe, indem sie tu irgend einem Gasthaus logirten und fich'S dort wohl sei» ließen. Indem fie e« verbanden, sehr anständig aufzutreten, so faßten die betreffenden Wirthe 'keine» Argwohn, bi» die sauberen Vögel eines schönen Morgens -ausgeflogen waren, ohne die Zeche bezahlt zu haben; im Gezentheil nahmen fie noch mit, was möglich war. Ihr saubere« Handwerk lst ihnen jetzt für einige Zeit gelegt.
— P fo rzhe i m, 27. Jan. Der zwischen den Flüssen Nagold und ,HWrm befindliche, ziemlich hoch gelegene Theil de« diesseitigen Bezirks, in welchem da» Dorf Huchenfeld und die Ortschaften Hohenwarth, Schöllbronn, Hamberg. Nrunhausrn und Steinrgg liegen, leide» sehr an Wassermangel» da auf den betreffenden Höhenzögen keine Quellen vorhanden sind. In der trockenen Jahreszeit muß da« Wasser mit großer Mühe und Kasten au« den beiden genanntm Flüssen beschafft werden. Auf Anregung der hiesigen Bezirksbehörde hat man nun den Gedanken aufgegriffen , au« einem der genannten FlußtWer da« nvthige Wasser zu entnehmen und vermittelst geeigneter Pump- und Druckwerke in ei« Hochrrsrrvoir zu verbringen. Dir großh. Staat», behörde soll bereit« die Bereitwilligkeit ausgesprochen haben, die nöth. jgrn Vorarbeiten ausführen zu lassen.
---Lahr, -27. Jßuuar. Letzten Samstag Abend saßen mehrere KiSMier im Prinzen dahier gemüthlich beim Glase Bier, wobei einer einen Revolver zeigte, den er gerne verkaufen wolle, weil er ihm zu groß sei; der Revolver »änderte von Hand zu Hand, plötzlich krachte rin Schuß und ein junger Manu fühlte, daß er am Fuße blute; bei näherer Untersuchung zeigte sich, daß ihm die eine Wade vollständig durchschossen war und die Kugel im andern Stiefel steckte.
— Au« der bayrischen Rheinpfalz, 27. Jan. Vielfach waren bet nn« aus früherer Zeit in den Wirtschaften noch Gläser im Gebrauch, welche ^ Liter (sog- badische Schoppen) oder ^ Liter hielten, indem dieselben zu 1/4 bezw. Vr Liter geeicht waren. Durch Erkmntniß de« obersten Gerichtshof» ist nun entschieden, daß solche Gefäße nicht mehr gebraucht werden dürfen, und sind die Verifikato» en angewiesen worden, solche nicht mehr zu eichen.
— München, 19. Jan. Seit einiger Zeit ist in dem hiesigen Hauptlaboratorium ein Chemiker aus dem preußischen Militär Labora torium zu Spandau beschäftigt, um sich Informationen über die Bereitung des Zündsatzes für die Patronen des Mausergewehres zu erholen. Bekanntlich waren Klagen über die häufigen Ver ager (bis zu 10 Prozent) de« deutschen Armeegewehrrs laut geworden; nach v.etsachen Versuchen wurde die Ursache in der Zündmasfe der Patronen gefunden. Im bayerischen Laboratorium wurde nun rin beinahe unfehlbarer Zündsatz, der die Versager bis auf r/r Prozent finken machte, erfunden.
— AuS Hamburg wird der Doppelselbstmord der Inhaber der in Zahlungsstockung gerathenen Firma I. L G. Mittershausen, der beiden Zwillingsbrüder I. P. I. und G. C. Rittershausen, gemeldet. Die Firma war mit 5 Mill. Passiva in Stockung gerathen, doch wurden ihr von Freunden und Verwandten sosort als erste Hülfe 1 Mill. offerirt. Die beiden Verstorbenen scheinen indessen den Kopf verloren zu haben und wollten den Zusammenbruch des seit Jahrzehnten betriebenen Geschäfts nicht überleben. Sie wurden in der Bille, einem kleinen Nebenflüsse der Elbe, als Leichen gefunden. Die Brüder hjnterlassen 6 und 2 Kmder. Die Firma soll nament lich durch den Krieg in Verlegenheit gerathen sein. Bor einigen Iah ren erwarb sie auf der Insel Jmbros, vor den Dardanellen, mehrere große Bergwerke, welche durch den Krieg empfindlich litten und außerdem an« Anlaß desselben noch exorbitant hoch besteuert wurden.
— Berlin, 25. Jan. Die Berathung in dem «undesrath«. Aurschufse für Zoll und Steuerwesen, belr. den Entwurf wegen Er Höhung der Tabaksteuer am Freitag soll, wie man der Nat. Ztg. schreibt, zu einer fast dreistündigen allgemeinen Debatte geführt haben, in welcher die Frage der Tabakssteuer im allgemeinen, sowie die verschiedenen in den Motive« der Vorlage charakterifirten Besteverungs» systeme de« Tabaks in anderen Ländern den Gegenstand der eingehendsten Erörterung bildeten. Wir früher bereit», so sollen auch jetzt Württemberg, Hessen und Sachsen, eine Geneigtheit für das Tabaks Monopol zu erkennen gegeben haben. Die Berathung verbreitete sich nach Schluß der allgemeinen Debatte über die einzelnen Paragraphen de« Gesetze», ist indessen noch nicht zu Ende geführt worbe». Die
WyMrLe« Entwurfs und zwar ohne erhebliche Abänderungen wir» für gesichert gehaltw.
— Wien, 22. Dan. Aus Bukarest wird gemeldet, daß am 17. d. Mts. dem dortigen-Handelsmarine S. Stankovic« türkische Goldmünze« mrd Werth-Papiere, darunter eine Anzahl Aktien der Oesterreichischr« Boistnkredilanstall, gestohlen worden find. Dem Auffinder de» gestoß« lenen Gute«, da« eine» Werth von einer Viertelmillion Franc» hat» wird leine-Belohnung von 10000 Francs zugefichert.
Lis'ntlon, 26. Jan. (Oberhaus.) Auf eine Anfrage vo» Lord Sandwich erklärte Lord BvcynSfieK, da die Regierung ohne Nachricht betreffs der UnterhtMiWn Äffchen Hin- Krichführenden geblieben, da die Russen in der Richtung vorrücken, wo die britischen Jnterreffen hauptsächlich lägen, da der Sultan andeutete, sein Leben würde in der Verwirrung zu Konstantinopel nicht sicher sein, so sei die Flotte beordert yforden, in die Dardanellen zu gehen. Zuvor seien verschiedene Mächte benachrichtigt worden, daß kein Bruch der Neu« tralität beabsichtigt und die Flotte nur zum Schutze britischer Unter» thanen und britischen Eigenthums und zur Wahrung der britischen Interessen in dir 'Dardanellen gesandt sei. Da inzwischen die russischen Bedingungen eingelroffen wären, welche die Grundlage für den Waffenstillstand seien, so sei der Befehl wegen Abgang» kr Flotte zurückgenommen worden.
Mailand, 24. Jan. ver heutige Tag war zu einer groß- artigen Tödtrafeirr für Viktor Emanuel im Dom bestimmt. Die Großartigkeit des pomphaften Arrangements, die herrliche Musik, da» feierliche Requiem wurde aber übertiiubt von dem herzzerreißende« Geschrei und Jammer der Unglückliche», die unter einer furchtbaren Katastrophe ihr Leben oder wenigsten« ihre gesunden Glieder einbüßtm. Unbegreiflicherweise wurden nehmlich die 4 Thorr für die Seitenschiffe eine volle Stunde zu spät geöffnet, wodurch die Menge draußen so riesenhaft anwuchs, daß der Moment der Eröffnung zugleich auch kr Augenblick des Unglücks für viele der Vordersten war. Durch den heftigen Druck stürzten dieselben zu Boden, Tausende von Fvßem stampften über sie, während Andere unter dem unsinnigen Drucke erstickten. — Telegramme stellen die Zahl der verunglückten Personen auf 5 Tobte, 11 Schwerverwundert und an 100 Leichtverwundete fest. Der Anblick der Tobten mit kohlschwarzem Gesichte und weit aus ihren Höhlen hcrvorgetretencn Augen sollen grauenerregend gewesen sein.
Vom Kriege.
Bi« zum 29. Dez. v. I. betrug der ruffische Gesammtverlust auf beiden KricgSiheatern 82,195 Mann. Die Verluste in den Kämpfen bei Phllippapel und im Schipka-Passe dürften diese Ziffer wohl aus 100,000 ergänzen, welche Zahl übrigens nur die unmittelbar vor dem Feinde Verwundeten und Gefallenen und durchaus nicht jene der Erkrankten und -er in Folge von Erkrankungen Verstorbenen in sich begreift.
Wien, 26 Jan. Rußlands Fr-edenebedingungen sind: Serbien unabhängig. Montenegro erhält Antivari und theilweise dm Skutarisee, Niksik und Spuz. Rußland behält Batum, Kars und Erzerum besetzt vis zur Bezahlung der Kriegsentschädigung, welche 20 Mill. Pfv. beträgt. Die Dardanellen werden für russische Schiffe geöffnet. Bulgarien erhält eine autonome Verfassung, gleich dem Libanon. Die Pfoite ernennt einen christlichen Gouverneur. Dir Mächte bestätigen denselben. Bulgarien reicht bis zum Balkan. Ein Theil der russischen Armee marschirt durch Konstantinopel, wo der Großfürst Nikolaus den Fneden unterzeichnet. (Diese Nachricht ist mit großer Vorsicht auszunehmen, da es andererseits heißt, daß die Friedenkbedingungen streng geheim gehalten werden.)
St. Petersburg, 26. Jan. Agence russe meldet: Die Kenntnißuahme der russische» Bedingungen in London hat England die Ueberzeugung von der Mäßigung Rußlands gegeben und die Krise beseitigt, werche» wie man hoffen darf, keine weiteren Folgen haben wird.
K 0 nstantin 0 pel, 26. Jan. Die britische Flotte war bereits am Eingang der Dardanellen angelangt, als sie Gegenbefehl erhielt und sofort wieder umkehrte. Nach hier vorliegenden Nachrichten hat das russische Hauptq mrtier samutt den türkischen Unterhändlern Kasaniik verlassen und ist weiter vorgegangen.
Konstantinopel, 27. Jan., AbdS. Agence Haoas meldet: Es wird versichert, die Friedenspräliminarien, welche gegenwärtig in Adrianopel wahrscheinlich schon unterzeichnet sind, würden morgen der Kammer oorgelegi; letztere scheine geneigt, dieselben ohne Debatte zu genehmigen.
Am Vorabende des Abschlusses des Waffenstillstandes am 25. Ja«, ist in Aonstantinvpel im KriegSministrrium das Kriegsgericht zusammen- getreten, um alle türkischen Oberoffiziere zur Verantwortung zu ziehen und abzuurtheilen, welche seit Beginn des Krieges ihre Pflichten nicht erfüllt haben. Als erster Jnkulpat erscheint der Festungskommandant von Ardahan vor dem Kriegsgericht.
Redaktion, Druck und Verlag von S. Oelsch Niger in Calw.