LrS Eiswerkes zu und fuhr zur Stadt. Da fällt ihm nach etwal zwei Stunden plötzlich sein Kind ein, er plgt mit seinem Fuhrwerke zurück, reißt die Thüren des Keller- auf und findet dasselbe als Leiche. Es war erfroren und trotz sofort angewandter ärztlicher Hilfe nicht mehr in» Leben zurückzurufen.

Dortmund, 23. Aug. Die »Westph. Ztg.* meldet: Die RrttungSarbeiten auf der Zeche .Borussia* sind in der Nacht beendigt worden; im Ganzen sind bei dem Unfall 15 Personen ums Leben gekommen. Heute ist der Betrieb der Grube wieder ausgenommen worden.

St. Wendel. 20. Aug. Der Zudrang nach Marpingen, der um die Müte d. M., besonders zu Mariä Himmelfahrt, erstaunliche Dimensionen angenommen, hat jetzt wieder nachgelassen. Und doch mögen wohl immer noch täglich 23000 Pilger nach dem »Gnaden- Orte* wandern, um aus der Quelle Heilung für ihren Leid, oder durch ihr Gebet Aufbesserung ihrer pekuniären Verhältnisse zu erlangen. Welche Menge von Wasser au- der Gnadenqurlle weggetrageu oder auf Bestellung verschickt wird, kann man daraus ersehen, daß die Fabrikation der Blechkannen, in denen da» Wasser mitgenommen wird, in der üppigsten Blüthe steht und der Blechschmid in Marpingen häufig nicht i» Stande ist, die Nachfrage zu befriedigen. Vor 14 Tagen wurde sogar ein Fäßchen Marpinger Wasser nach Afrika ge« schickt. In dem Dorfe herrscht von Morgen- bis Abends ein so reges, Leben, als wenn beständiger Jahrmarkt daselbst gehalten würde. Die Wirthe kommm Tag und Nacht kaum mehr zur Ruhe, einer derselben erzählte mir, daß er schon an einem Tage 2000 Liter Bier »uSgeschenkt habe. Hunderte von Käufern stehen vor den Buden, in denen hauptsächlich Rosengränzr, Gebetbücher, Kruzifixe, Beschreibungen der Wunder und Abbildungen der Erscheinungen feilgeboten werden. Sogar einen mir bekannten Juden sah ich die erwähnten Gegenstände verkaufen. Das Publikum, welches nach Marpingen pilgert, gehört thrils dem Adel. theils den geringeren Ständen an, denn es steigt entweder au» Koupe'S erster, oder au» solchen 3. Klasse au«. Der verständige Mittelstand liefert vorläufig nur ein geringes Kontingent nach Marpingen. Daß aber der Besuch des rheinischen, westfälischen und schlesischen Adels, der Fürstinnen mit Gefolge, der vielen Geist­lichen auch den Mittelstand allmälig dahin zieht» wird wohl nicht auSbleibrn. Wir find der festen Ue'oerzeugung» daß die katholi­schen Geistlichen den Schwindel anfangs ohne Mühe hätten unterdrücken könne», wenn sie nur guten Willen gehabt hätten.

Zur Frage der Verfälschung der Lebensmittel schreibt der »Han­noversche Courier*: »Durch die thatkrästige Initiative einer Anzahl gemeinnütziger Männer ist hier in Hannover in der Frage nach aus­reichenden Maßregeln gegen die Verfälschung der Leben-mittel ein praktischer Schritt vorwärts geschehen: man hat durch Zeichnung frei- williger Beiträge, vorläufig für drei Jahre, die Errichtung eines chemischen Untersuchungsamtes bewirkt, dessen Ermittelungen sowohl zur Warnung der Konsumenten vor leichtsinnigen oder betrügerischen Verkäufern dienen, als auch der Staatsanwaltschaft und den Gerichten Len erforderlichen Anhalt zum Einschreiten aus Grund de- Strafge­setzes darbieten werden.* Hannover ist damit dem Beispiel anderer, namentlich rheinischer Städte gefolgt, die alle dm Weg einer lokalen Ueberwachung der zum Verkauf gelangenden Leben-mittel u. s. w. be­treten haben.

Wien, 22. Aug. Im hiesigen Arsenal wurde die Entdeckung gemacht, daß zwei untergeordnete Angestellte das Geheimniß der An­fertigung der Uchatiuskanonen erforschen wollten, um es sodann für sich zu verwerthen. Diese zwei Personen hätten bereits von bezügli­chen Aktenstücken, die als geheim gelten, Abschriften sich zu verschaffen gewußt, die man mit anderen unrechtmäßigen Dokumenten bei einer vorgenommenen Haussuchung bei ihnen vorfand. Natürlich hat man die beiden Beschuldigten sofort aus dem Dienste entlassen, und eine Untersuchung gegen sie eingeleitet. Der Vorfall scheint nur insoferne Beachtung zu verdienen, als man offenbar auch vom ehemaligen Lieu­tenant Ertl, der Anfang« 1876 geheime Kriegskarten und -Plane verkaufen wollte, noch nicht gelernt hat, daß wichtige Papiere sorgsamer zu bewahren sind, als wie dieß bei uns zu geschehen pflegt.

Paris, 22. Aug. In Arcachon und Umgegend wüthete ge­stern ein furchtbarer Orkan. Ueber 500 Schiffe verschiedener Größe wurden vernichtet und das ganze Ufer verwüstet; bis jetzt fand man zwei Leichen, die eines Hrn. Wustemberg aus Bordeaux und die eines Seemannes. Drei andere Personen werden vermißt. In Bordeaux wüthete der Orkan auch, entwurzelte Bäume, riß Dächer herunter und richtete andere Verheerungen an. Viele Personen wurden verwundet.

London, 21. Aug. Gestern Nachmittag 3^ Uhr begann ein Herr Cavill vom Vorgebirge Grisnez (zwischen Calais und Boulogne) aus die von ihm angekündigte Schwimmfahrt über den Kanal, bei der er von einem kleinen Schiffe begleitet war. Das Wetter war fast wäh rend der ganz en Fahrt stürmisch und regnerisch. Heute Mor-

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gen u« 33/4 Uhr, also gerade 12 Stunden, nachdem er abgeschwommen, kam Cavill in der Nähe der Leuchtfeuer von South Foreland (bei Dover) an und wurde, obwohl noch 50 Ellen vom Lande entfernt, an Bord genommen, da da» Schiff der starken Brandung wegen dort nicht an« fahren; Cavill aus demselben Grunde auch nicht ans User schwimmen konnte. Unterwegs waren ihm mehrfach Erfrischungen an Thee, Fleischbrühe und Branntwein gereicht worden. Sein Befinden war trotz der großen Anstrengung durchaus zufriedenstellend.

London. 24- Aug. Am 4. Aug. wurde in London da» Testament der am 4. Juli 1876 im Stilfser Joch, Tirol, verstorbenen Madame Madeleine de Tourville eröffnet. Dasselbe ist vom 11. No­vember 1875 datirt und da» hinterlassene Personalvermögen bewegt sich etwas unter 70,000 L. Außer einigen Legaten, darunter 500 8. an ihre Zofe Sarah Clapinson, vermacht die Verstorbene je 10,000 L. an ihre beiden Schwestern, Mrs. Mary Ann Cook und Mr». Elizabeth Thompson, und den Rest ihres Vermögens ihrem Gatten, Henry Dieudonns de Tourville, der bekanntlich «egen ihrer Ermord­ung in Oesterreich zum Tode verurthrilt wurde.

Die erste Telegraphrnlinie in China ist jetzt seit Juli in Thä- tigkeit. Sie ist sechs englische Meilen lang und ist von Le Hung Chang, dem Bicekönig, errichtet worden. Sie reicht von dessen Amtswohnung bis zum Arsenal. Ein Störungsversuch von Seiten der einheimischen Bevölkerung, wie er bei den von Ausländern be- abfichtigten Telegrapheuanlagen gemacht worden war» ist nicht vor- gefallen. Der Gouverneur der Insel Formosa beabsichtigt ebenfalls verschiedene Li nien anzul egen.

Vom Kriege.

St. Petersburg, 24. Aug. Offiziell. AuS Gorni Stuben den 23. Aug.: Unsere Truppen auf Schipka benehmen sich heldenmütig. Am 21. Aug. wiesm sie 10 Angriffe zurück, wonach die Türken bloß noch Scharmüzel unterhielten. Auf einer von den Türken er» richteten Batterie wurden drei Geschütze durch unsere Schüsse beschä­digt und stürtzten in den Abgrund. Die türkischen Kräfte vermindern sich nicht. Heute Nacht trafen unsere Verstärkungen ein, nachdem dieselben theils 40, theils 50 Werst an einem Tag zurückgelrgt. Un­sere Verluste find verhältnißmäßig nicht groß. Leider mußten viele Offiziere verwundet aus den Reihen treten. Der Verlust der Türken ist ungeheuer.

Petersburg, 24. Aug. Amtlich wird aus Gorni-Stuben vom 23. gemeldet: Heute früh 4^ Uhr begann von neuem der Kampf am Schipkapaß und dauerte mit außerordentlicher Heftigkeit bis zum Mittag. Mehrere verzweifelte Angriffe der Türken wurden zurückgeschlagen. Unsere Helden wichen keinen Schritt. Mittags begann das Feuer abzunehmen. General Radetzky kam mit den ersten Reserven an. Weiteres ist noch nichts bekannt. Unsere Verluste sind groß.

Konstantinopel, 23. Aug. Abends. Nach einem (durch nicht« bestätigten) Gerüchte bemächtigte sich Suleiman Pascha des von den Russen geräumten Schipkapasse«; auch die vor den Demika« pupässen postirten Russen wären abgezogen.

Bukarest, 22. Aug. Wegen der häufig wiederkehrenden Eisen» bahnunfälle hat das Hauptquartier die rumänische Eisenbahngesellschast verhalten, für jeden getödteten Soldaten 1000 Francs und für jeden getödteten Offizier 12,000 Francs Ersatz zu leisten.

Pera, 15. Aug. Die Trophäen des Siege« von Eski-Sagro, zwei Kruppkanonen, sowie eine bedeutende Quantität von Gewehren, Säbeln. Lanzen, Munition u. s. w sind vorgestern hier eingetroffm und auf dem freien Platze vor der Kanonengießerei (Top-Hane) M Ansicht ausgestellt.

Pera, 24. Aug. Für die Bulgaren hat die Stunde des Zorne» und der Rache geschlagen. Kein Tag vergeht, daß nicht ein Haust derselben eingebracht wird, entweder einzeln von Zaptiebs vorwärts ge' stoßen, oder in Gruppen von 20 bis 40, durch Ringe um den Hal» aneinander gekettet, wie zur Zeit des letzten bulgarischen Aufstande». Amerikanische Missionare, die aus der Gegend von Kolofer, Kasanlyk und Eskisaghra sich hierhin flüchteten, behaupten, daß die Zahl der dort niedergemetzelten Bulgaren nach Abzug der Russen au 30,000 betrüge. Der Gedanke ist schauderhaft.

Jassy, 24. Aug. Die nach dem Kriegsschauplatz beorderten russischen Garden und Grenadiere sind größtentheils in Beffarabien angelangt und werden in 10 Tagen an der Donau sein.

Wien, 24. Aug. DiePolit. Korresp.* meldet auS Bukarest: Gedeckt durch am rechten Donauufer anfgestellte zwei Kompagnien und vier Geschütze versuchten am 23. früh sieben türkische Barken voll Truppen die bei Widdin gelegene Insel zu besetzen. Die rumänische Jnfanteriekompagnie bei Kalafat beschoß die Barken und verhinderte die Türken an der Festsetzung. Die türkischen Batterien bombardirtea den ganzen Tag lang Kalafat ohne Schaden. Die Türken bereiten eine n neu en UebergangSversuch vor. _ _

S. O el schläger in «alw.