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raub unterhalb des OrtlerS mit. Entschieden gehört diese dazu noch bei nicht ganz günstigem Wetter ausgeführte Tour zu den hervorragend- sten alpinen Leistungen.
— Stuttgart, 21. Äug. Der Gemeinderath hat einen Beschluß gefaßt, der für da« BerkehrSlrben der Stadt die wichtigsten Folgen haben kann. Er hat beschlossen, der Gesellschaft zum Betriebe der. Pferdebahn die- Erlaubniß zur Anstellung von Brrsttcheü mit Dampfbetrieb zu ertheilrn. Es wird'sich nur um wringe Wdchrn 'Händeln, bis chiese Betriebsart im Gange ist.
— Oberndorf, 21. Aug. Schon wieder mußte unsere Marktpolizei gegen eine Frau aus Röthenberg einschreiten, die einen Ballen Lutter von etwa 10 Pfund dem Verkauf unterstellte.' Beim Ausschneiden und Wiegen zeigte sich, daß 4 Pfund Knollen, welche auS der Buttermilch^ gewonnen werden, hiebei vermögt waten, wodurch eine beträchtliche ^Uebervortheilung erzielt worden wäre. Dem Vernehmen nach ist der Fall zur Kenntniß der Staatsanwaltschaft gelangt.
— Tuttlingen, 20. Aug. Gestern wurde durch die hiesigen Sicherheitsbehörden eine interessante Entdeckung gemacht. Man mußte nämlich schon lange von dem Vorhandensein eines DiebSnesteS, ohne jedoch bis jetzt den Ort ausfindig machen zu können, wo die sauberen Vögel nisten. Gestern nun wurde das Haupt bei seinem sauberen Geschäft ertappt. Derselbe scheint ein großer Liebhaber von »Fleisch und Fleischigem* gewesen zu sein, besonders von solchem — das nichts kostete. Zu diesem Behuf machte derselbe häufig nächtliche Besuche bei Wirthen und Metzgern, von denen die damit Beehrten erst am andern Morgen durch das Fehlen fleischiger Objekte (Zungen, Schinken, Speck, Würsten) Kenntniß erhielten. Dabei wendete er Leitern, Dietriche rc. an. Gestern Nacht wollte er im „Engel" eine solche Ueberraschung aus den Morgen bereiten, wurde aber vom Knechte, der zufällig in den Stall wollte, mit Würsten und Fleisch beladen in der Küche betroffen. Seinen Bitten um Verschonung wurde nicht entsprochen; aber so lange der Knecht Lärm machte und man nach dem Stationskommando schickte, entwischte der Vogel durch das Küchenfenster und konnte bis jetzt nicht beigebrocht werden. Eine sogleich vorgenommene Haussuchung ergab eine erstaunliche Masse gestohlener Gegenstände (z. B. nicht weniger als 22 Aexte, Schuhe, viele Säcke, Koffer. Geld rc.) Die Frau und die 15jährige Tochter des Mannes wurden in Sicherheit gebracht, und hoffentlich^wird das, Haupt dieser säubern Gesellschaft der Strafe auch nicht entgehen.
— Hall. Am letzten Samstag wurden durch den städtischen Polizeikommissär auf dem Wochenmarkt eingehende Kontrolea der zum Verkauf gebrachten Lebensmittel vorgenommen. Etwa 100 Pfund unreifes Obst wurden polizeilich weggenommen und bei zwei Butterverkäuferinnen die Butter (als zu leicht befunden) zusammengeschnitten. — Welch großen Werth sorgfältig angelegte und gepflegte Obstgüter haben, dafür können wir als neuen Beleg einen Obstverkauf des Schloß- und Ritterguts Schaubeck bei Großbottwar verzeichnen. Eigentümer ist Frhr. v. Brüffelle« Schaubeck. Der Ertrag des heurigen Obstes wurde zu 16,000 verkauft, um theils als Brechobst, theils als Mostobst nach Stuttgart zu wandern.
— Mergentheim, 21. Aug. Letzten Donnerstag Abends langten, von Ulm kommend, vier Wagen mit 800 Centner'Chassepot. Patronen, dir nach Griechenlands bestimmt find, hier an. Die badische Eisenbahnverwaltung verweigerte jedoch die Uebernahme und Weiterbeförderung dieser Sendung und so blieb nicht« übrig, als die Muni tion auszuladen und per Achse nach Wertheim zu führen, von wo: aus dieselbe per Schiff weiterbesördert wird.
— Ulm, 21. Aug. Ein herber Verlust hat eine Familie betroffen, die ehedem in Ulm bürgerlich und ansässig war» dir Familie des Kaufmanns Bilfinger in Leipheim. Sein verheirateter Sohn, Rudolf Bilfinger, ein Mann in den dreißiger Jahren und vielen Uimern be kannt und befreundet, saß gestern in Leipheim in einer Gesellschaft, in welcher man, angelockt durch die Hitze des Tage« eine Schwtmm- partie von Leipheim nach Günzburg zu machen beschloß. Es war Abends gegen 6 Uhr, als die Schwimmer hinter dem Kübel, welcher ihre Kleider enthielt, die Donau abwärts schwammen. Da griff plötzlich, angesichts von Günzburg, Bilfinger mitten in der Donau nach dem Kübel, sank unter und zog den Kübel mit hinab. Dieser kam umgestülpt wieder herauf, der Schwimmer aber nicht mehr. Weder seinen Kameraden, die mit ihm schwammen, noch später den Kahn- fahrern. die auf die Kunde von dem Unglück ihn suchten ist eS ge lungen, ihn zu finden. Der Verunglückte, Vater von 4 Kindern, wir seine ganze Familie, wird allgemein bedauert.
— Friedrichshofen, 22. Aug. Gestern Nacht ist der Zug Meister Wtnterle von hier, welcher den Güterzug 324 zu begleiten und Mit dem Personenzug 49 in Unterböbingen zu kreuzen hatte, von letzterem Zuge daselbst überfahren und sofort getvdtet worden. Untersuchung ist eingeleitet.
— Würzburg, 20. Aug. Vor einigen Tagen wurde dahitr
eine weitgehende Wrchselfälschung entdeckt. Der Sekretär der hiesige» Handelskammer müM in Folg defftn sein Amt rtiederlegen und wurde gefänglich eingezogtn, so auch dessen Söhn, der hier rin Kohtengeschäft hatte. Die vorhandenen Passiven beziffern sich Gerrits auf 120,000 «ät
— Berlin ^21. Aug. Die mit der Legung unterirdischer Telegraphen gemachten Erfahrungen find, wie es heißt , in dem Maße günstig, daß man mit einer allmäligen Erweiterung dieser Einrichtung, wie sie der Generalpostmeister Stephan bereits bei der letzten Etat«- berathung in Aussicht stellte, porzugehkn beabsichtigt.
— Berlin, 2t. Aug. Es wird jetzt bestätigt, daß die Reich«» regkrung bereits den Auftrag >gegeben hat, einen Gesetzentwurf zur Abhilfe gegen die Verfälschung und gesundheitSwidvige Anfertigung von NahrungS- und Genußmitteln auSzuarbetten. Mit dieser Aufgabe ist das Reichsgesundheitsamt, 5aS eine anerkennenSwerthe Thätigkest entwickelt, unter Mitwirkung des Staatssekretär« im Reichsjnstizamt vr. Friedberg, betraut. Der Entwurf soll den, BundeSrath und Reichstag in der Nächsten Session beschäftigen.
--^Berlin. Das „DreSd. Journ.* enthält eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, wornach in Folge des Ausbruchs der Rinderpest in Galizien die Lin- und Durchfuhr von Rindvieh ohne Unterschied der Race, von Schafen. Ziegen und anderen Wiederkäuern, sowie aller von Wiederkäuern stammenden thierischrn Theile im frischen Zustande aus Galizien verboten wird.
-i- Dortmund, 23. Aug. Der „Westphälischen Ztg." zufolge brach gestern Mittag in der Zeche Borussia bei Marten eia Gruben» brand aus. DaS Feuer verbreitete sich von der Bremskammer ans. Von der bei Ausbruch des Feuers in der Grube befindlichen Belegschaft sind bi« jetzt vier Mann todt zu Tage gefördert, eilf sind noch in der Grube, wahrscheinlich ebenfalls todt. Die brennende Stelle wurde sofort abgeräumt, so daß die Anlagen selbst außer Gefahr find. Der Betrieb wird wahrscheinlich morgen, wieder ausgenommen werden können.
— Weimar, 20. Äug. Neben der Fücstengruft auf dem hiesigen Kirchhofe ward nach dem Tode der Mutter des GroßhcrzogS, der Großfürstin Maria Paulowna, eine griechische Grabkapelle errichtet, unterhalb welcher die sterblichen Ucderreste derselben beigesrtzt find. ,Diese Kapelle enthält zahlreiche Kostbarkeiten, von denen ein Theil die Beute einiger Diebe geworden ist, dir wahrscheinlich in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag die Kapelle erbrochen haben. Unter den entwendeten Sachen befinden sich Kirchenfahnen mit werthooller Goldstickerei, Lampen mit silbernen Ketten» die goldene Krone und Monogramme in einem Teppich, welchen die deutsche Kaiserin der Grabkapelle verehrt hatte, sowie eine prächtige, mit Hermelin besetzte Goldprokatdecke, ein Geschenk des Kaisers Alexander von Rußland. In die Gruft selbst sind die Diebe nicht gedrungen.
— AuS der Gegend von Marpingen den 15. Aug. wird der Saar- und Moselztg. geschrieben: Bor einigen Tagen spät Abends fanden die den Härtelwaid abpatrouillirenden Gendarmen ein brennendes Licht, welches auf einem Baum in der Höhe von etwa 15 Fuß vom Boden aufgesteckt war. Offenbar hat dadurch der auf der entgegengesetzten Anhöhe bei der Kirche versammelten Menschenmenge „der Stern von wunderbarem Glanze,* welchen man schon früher öfter über der sogen. „Erscheinungsstelle* schwebend gesehen haben will, wieder vorgespiegelt werden sollen. Der Thäter ist leider nicht abgefaßt worden. Der Zudrang nach Marpingen war gestern über alle Maßen stark und wird heute (als am Maria HrmmelfahrtStage) gewiß in noch viel größerem Maßstabe statkstnben. Nach einer Version soll sich die MuttergotteS heute zum letzten Male in Marpingen zeigen, um dann wieder gen Himmel zu fahren. Nach andern Erzählungen soll sie noch bis zum Ablaufe der 14 Monate nach der ersten Erscheinung, also bis zu den ersten Tagen de» September zeigen. Und ein so skandalöser Humbug wird unter Approbation und unter dem beifälligen Schmunzeln fast der gesammten Geistlichkeit förmlich al« Geschäft betrieben I Den frommen Bellachini'S von Marpingen, die eS verstanden haben, auS den „Wundern" einen lukrativen Artikel zü machen, kann man es freilich nicht verdenken, daß sie ihr Arrazement durch allerhand Gauklerkünste immer pikanter zu machen und der zeit» weise auSgebltebenrn Erscheinung wieder auf die Beine oder vielmehr auf die Bäume zu helfm suchen. Bedauernswerth bleiben nur die armen Betrogenen!
— Straßburg, 21. Aug. Der Ex-Prästdent der Ber. Staaten, General Grant, mit Familie aus der Schweiz kommend, ist gestern Abend hier eingetroffen, und nach halbstündigem Aufenthalt nach Metz weiter gereist.
— Metz, 21. Aug. Die um Metz gelegenen Schlachtfelder von Colombey Nonilly, MarS-la-Lour und St. Privat-Gravelotte wurde» in den letzten Tagen, als den Jahrestagen der großen Schlachten von zahlreichen Fremden, vorherrschend von Angehörigen der Gefallene»