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Calw, 22. Aug. Der Artikel in Nro. 91. d. Bl., die Hirsauer Ruine betreffend, hat den KameralamtSdiener Schrenk zu einer Klage «egen Beleidigung durch dir Presse gegen den Unterzeichneten Verfasser de» Artikels veranlaßt. Dem Artikel lag jedoch, wie aus seiner sehr durchsichtigen Tendenz hervorgeht, nichts weniger als die Absicht zu Grunde, Hrn. Schrenk an seiner Ehre zu verletzen; vielmehr wollte einzig und allein das so vielempfundene und vielbeklagte Verhältniß deS erschwerten Besuches der Schloßruinr in Hirsau besprochen werden. Nachdem ich nun aus der Klageschrift erfahren habe, daß Hr. Schrenk mit einem Theil seines Einkommens auf den Ertrag der freiwilligen Gaben der Besucher der Ruine angewiesen ist, nehme ich keinen An­stand, den odiösen Schein, der in den Behauptungen gefunden werden könnte, daß Hr. Schrenk die Ruine als eine Domäne zur Nutznieß­ung zu betrachten scheine, und daß er mit dem Eigenthum des Staats ein rentable- Geschäft betreibe, durch die Erklärung zu beseitigen, daß mir von der Art seiner Anstellung, bei der ihm ein Theil seines Ein­kommens mit Rücksicht auf die ihm zuflirßenden Gaben abgezogen wurde, nichts bekannt war, und daß es mir leid thun sollte, wenn er in der im Interesse des GesammtpublikumS geschriebenen Kritik des Hirsauer Verhältnisses eine in keiner Weise beabsichtigte Verletzung seiner persönlichen Ehre gefunden hat.

E. Ho rlache r.

"- Böblingen, 19. Aug. Heute machte sich die Spannung

zwischen deutschen und italienischen Eisenbahnarbeitern in der ersten Bauhütte im Sindelfinger Stadtwald in einem Raufexceß Lust» bei welchem die letzteren zwar schließlich den Kürzeren zogen, die rrsteren aber zwei Verwundete auf dem Platze liefen.

Stuttgart, 20. Aug. Gestern Mittag war die 41 Jahre alte Ehefrau des Secklers Grieb, Münzstraße 4, damit beschäftigt, Berkaufsgegenstände an der Ladenthüre aufzuhängen und stand zu diesem Behufe auf ein sog.Hockerle": an demselben brachen zugleich

3 Füße, in Folge dessen Frau Grieb rückwärts fiel, den Hintrrkopf auf den steinernen Staffeltritt schlug und hievon sofort bewußtlos Wurde. Dieselbe starb gestern Abend 6>/r Uhr.

Mettingen (bei Eßlingen). 18. Aug. Heute Abend verun­glückte ein 19jähriger Mann, der mit Herrichtung einer Obstmühle beschäftigt war. Nachdem derselbe das Räderwerk geschmiert hatte, wollte er durch einige Radumgänge die Brauchbarkeit erproben. Wäh rend des Umlaufs bemerkte er im Innern der Maschine rin Spinn­gewebe, das er leicht wegzuziehen vermeinte; aber die Eisenzähne saß trn seine Hand eS war die linke und im Nu war sie zwischen den steinerner; Walzen zerquetscht. Der Mittelfinger ist ganz vcr« loren, vom vierten ist ein Glied abgedrückt, die übrigen sind stark be schädigt. Der junge Mann, der sonst sehr anstellig, brav und fleißig ist, wird sehr bedauert. Möchte doch bei den im Betrieb stehenden Maschinen allerseits die nöthige Vorsicht beobachtet werden l

Heilbronn, lg. Aug. Nachdem die Sektion des eingefangenen wuthverdächtigen und nach drei Tagen in der Kleemeisterei verendeten Hundes zweifellos ergeben hat, daß solcher wuthkrank war. sind die

4 Hunde, welche mit demselben gerauft haben, gleichfalls geködtet worden.

Göppingen. Letzten Samstag gerieth ein lediger Maurer, welcher in der Bartenbacher Sägmühle mit Bestechen einer Decke be schäftigt war, in die Transmission und erlitt in Folge öfteren hef tigen Anprallens an der Decke so furchtbare Verletzungen, daß er, als er von der betreffenden Transmissionsstange losgemacht wurde,, eine Leiche war. Da der Standort, den der Maurer bei seinem Ge­schäft zuletzt einzunehmrn hatte, von jener Stange nahezu 1 Meter entfernt war, so ist der Unglücksfall entweder durch große Unvorsich­tigkeit oder durch einen Anfall von Schwindel veranlaßt worden.

-- Aus Crailsheim, 15. Aug., wird demAnz. v. Jpf" ge> schrieben: In dem nahen Wüstenau kam neuerdings ein UnglückSsall vor, der manchen Eltern zeigen dürste, welch' traurige Folgen die Sparsamkeit am Unrechten Orte haben kann. Ein Kind, das einzige hoffnungsvolle Söhnchen wohlhabender Bauersleute trat beim Barfuß- gehen in zwei Dornen. Den einen konnten die Eltern wieder entfernen, den andern aber konnten sie nicht finden und ließen ihn, ohne ärztliche Hilfe anzuwenden, unbesorgt stecken. Nach 3 -4 Tagen schwoll das Kind am ganzen Körper an und starb unter den gräßlichsten Schmerzen dn Blutvergiftung mit hinzugetretenem Starrkrampf.

Tcttnang, 18. Aug. In Ankernreute fand letzten Donnerstag eine Hochzeit statt. Das 8jährige Töchterlein des dortigen Schult heißen war ebenfalls auf der Hochzeit und Nachmittags i» Gasthof. Einer der anwesenden Gäste zündete eine Cigarre an und warf das noch brennende Zündhölzchen weg; dieses berührte das Kleid des Mäd- AenS und sogleich fing dasselbe Feuer. Das Mädchen eilte davon, der Wirth ihm nach bis ins elterliche Haus, wo in der Scheune ge- «roschrn wurde. Bereits aber waren sämmtliche Kleidungsstücke, so­wie fast das ganze Haar verbrannt» und liegt daS Kind an schweren Brandwunden darnieder. Auch das Stroh in der Scheune fing Feuer,

so daß die Leute eifrig zu thun hatten, dasselbe zu löschen und einem weiteren Brand zu verhüten.

Winnenden, 17. Aug. Schon wieder eine Hiobspost, sch»»

wieder ein Hagelschlag, kaum weniger verheerend al» der letzte, nur daß er dießmal theils andere Orte trifft, theilS auch bei mehrere» Ortschaften, die schon beim letzten stark mitgenommen wurden, da» zerstörte, was derselbe damals verschont hatte. So find die hiesigen Weinberge zum größten Theil schwer beschädigt, zum Theil sogar so, daß kein Ertrag mehr zu hoffen ist, und so Vielen, die beim Verlust der Kornernte sich trösteten, doch noch im Weinberg etwas zu haben, um sich Brod dafür kaufen zu können, auch dieser Rettungsanker entrissen wurde. Auf den Hagel folgte kolossaler Regen» der viel Erde weg-

schwemmte. Dennoch bot sich den früh genug ins Feld gehend«

Leuten in manchen Strichen der Anblick einer Winterlandschaft. Auch dießmal find es lauter arme Ortschaften, die heimgesucht find. Die Weinberge sehen traurig aus, der Boden dicht bestreut mit Fetzen von Blättern und Beeren. Gott und gute Menschen mögen die Noch lindern. Vorgestern führte der Knecht des Güterschaffners eine

Ladung mit Kolben voll Aether den kurzen Weg von der Fabrik zur

Eisenbahn. Einer der Ballons war wahrscheinlich beim Laden be­schädigt worden, und es lief unterwegs Aether auf die Straße, wie es scheint so stark, daß auf dem Boden eine fortlaufende Linie ent­stand. Ein Maurersjunge wollte sehen, ob das Ding auch brenne, und zündete die Spur auf dem Boden an; die Flamme erreichte blitz­schnell den Wagen und nur durch rasches Herabwerfen mehrer bereits angesteckter Körbe wurde der größere Theil der Ladung gerettet. Da« Publikum hier konnte sich so wenigstens überzeugen, daß der Aether, wenn auch leicht brennbar, nicht, wie man so vielfach hier glaubte, sich selbst entzünde, sondern erst dazu einer Flamme bedürfe.

Waldsee, 17. Aug. Am 16. Aug. v. I. wurde in eine« Hopfengarten in Auleudorf ein ca. 3 Jahre altes Mädchen auSgesetzt gefunden. Nachdem man wiederholt falsche Spuren verfolgt hatte, ist es jetzt gelungen, die Mutter ia einem aus der Gegend von Gmünd gebürtigen, in Lindau im Dienst gestandenen ledigen Frauenzimmer zu entdecken. Gestern wurde nun die Verhaftete durch eine GertchkSkom- Mission nach Aulendorf gebracht zur Anerkennung ihres Kindes, welche» seit der Aussetzung dort in Privatpflege gut aufgehoben ist, und soll dieselbe das Mädchen als ihr Kind anerkannt haben. Als Motiv ihrer That gibt sie Noth an.

Karlsruhe, 19. Aug. Die Kunst- und Gewerbrausstellung Übt, wie dies bei solchen Dingen zu gehen pflegt, von Woche z« Woche stärkere Anziehungskraft. Gewiß bietet auch Nichtbadenern da» Studium der Leistungsfähigkeit unseres Landes großes Interesse. Es sollen Ausstellungsgegenstände im Werth von 150,000 «ft zur Ver- loosunq angekaust werden.

Bruchsal. 19. Aug. Der 27 Jahre alte verheirathete Karl Kapp von Stuttgart wurde wegen Betrugs und Fälschung angeklagt. Kapp gab sich, wie s. Z. berichtet, in verschiedenen Gemeinden für einen württembergischen Zahlmeister aus und für beauftragt, für an- rückende Truppen Quartiere zu bestellen, wodurch er einige Personen zur Verabfolgung von Darlehen und freier Wohnung und Verpflegung bestimmte und wobei er sich von ihm fälschlicher Weise gefertigter Urkunden bediente. Die Strafkammer in Karlsruhe erkannte ihn für schuldig und verurtheilte ihn zu 2 Jahren und 3 Monaten Zuchthau», zur Geldstrafe von 1000 M., fürsorglich zu weiteren 3 Monaten Zuchthaus und zum Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren.

Mannheim, 17. Aug. In Ludwigshafrn wurde in der gestern dort abgehaltenen Polizeigerichsfitzung der Weinhändler Ludwig Brunn zu 150 <^> Geldbuße, eventuell 42 Tagen 'Haft verurthetlt und zugleich die Vernichtung von etwa 9 FuterKunstwein", die bei ihm mit Beschlag belegt worden waren, verfügt. Es ist das die höchste Strafe, auf welche nach Lage der Sache und gegenwärtiger Gesetzgeb­ung erkannt werden konnte.

Aus dem Kinzigthal, 18. Aug. Was die Verfälschungen von Nahrungsmitteln rc. anbelangt, schreibt man derRh.-N.-Ztg.," so zeigte uns Jemand 50 x gemahlenen schwarzen Pfeffer, der von einem Detailleur erstanden wurde. Wie vermuthet, so war es auch: laut chemischer Untersuchunnz fanden sich nur 40 pEt. echtes Pfeffer- surrozat vor, während die übrigen 60 pCt. aus Theilen bestanden, die Alles, nur keinen Anspruch haben, Gewürz zu sein.

Berlin, 15. Aug. lieber einen frechen Schwindel berichten Berliner Blätter:Vor einigen Tagen fand in einem Hause der Potsdamerstraße eine Hochzeit statt. Die Braut war schon in vollem Staate und erwartete den Bräutigam, der freilich, wie die Verabred­ung lautete, erst eine Stunde später kommen sollte, um sie abzuholen. Auch die Eltern und rin jüngerer Bruder der Braut find zu dem feierlichen Akte festlich geschmückt und ersehnen von Minute zu Mi­nute den Bräutigam. Mitten in dieser erwartungsvollen Stimmung