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rin lieh, der an diesem Tage wieder guten Samen auf ein frucht- bareS Feld ausgestreut zu haben der Hoffnung lebt. _
— Leonberg, 5. März. In der Nacht von Freitag auf Sams.
tag wurde in eine hiesige Wirtschaft eingebroche» und au» einem Gastzimmer 2 überzogene Decken, 5 dto. Haipfel, 1 Kiffen und 2 Leintücher gestohlen. Zwei unüberzogrne Kiffen, dir noch im Zim. mer waren, ließen die Diebe großmüthig liegen.
— Stuttgart, 5. März. Gestern (Sonntag) wurde von Arbei- tern hinter der Wulk'scken Brauerei der bema.e gänzlich entkleidete Leichnam eines Mannes gefunden, an dessen einer Schläfe eine Ver letzung sich zeigte, die wahrscheinlich von einem Sturtze des Verunglückten herrührt.
— Stuttgart. 5. März. Zur Frage der LebenSmittelverfälsch,
ungen teilt dre ,N. O.-Zlg." folgenden Fall als Warnung um: Sin hiesiger Gastwirt, der stets besorgt ist. seinen Gästen nur Gutes in Speise und Getränken corzuletzen, kaufte einige Ballen ihm als vortrefflich gerühmter und wirklich höchst appetitlich ausübender Alpen butter von dem hiesigen Agenten einer Käserei im baienschen Allgäu. D'- VvNer schmeckte auch w'rtlich vnr».esflich. entdeckte man
aber beim Zerschneiden eine Menge feinei Häecken. Man unrenucklr die Sache näher und stellte sch durch die etew.ckche Behandlung heiauk, daß dieß ganz feine Baumwolle war, welche Beimischung zum Zweck hulre, üit L.ll»eei, o.e sich wujt u..t trm Wassrr t.ech. ^^ru.eugt und dieses nickt sesthält» mit Wasser zu versetzen. Es fanden sich denn auch 15»/o Wasser in der Butter. Die Sache ist zur weiteren Um lersuchung an eine technische Behörde übergeben. Nach deren Aue spruch muß es sich zeigen, ob der Agent es mir seiner Ehre vereinbar findet, eine Fälschung. d. h. einen Betrug von 15»/g der ohnehin nicht eben wohlfeilen Butter, von der hier binnen wenigen Tagen mehrere Zentner verkauft wurden, zu vertreten oder nicht lieber der, Namen des Lieferanten zu nennen, statt daß der seinige gerannt werden würde.
— Cannstatt, 3. März. Ein Kuriosum thellt die ,C Ztg "
mit, daß der Gewerbebankdirektor Krauß kurz vor Antritt semer Reise, von welcher er immer noch zuräckrrwartrt wird, .der Krippe" 100 ^ zusandte au» Freude Über den günstigen Geschäftsabschluß im vorigen Jadr. Do« Geld wurde dem Stadtschultheißenamie zugestellt, um in die Masse zu kommen. 1
— Freuden st adt, b. März. Die Nacht vom 27 i Februar, in welcher die Mondfinsterniß staltfand. hat auch hier ein Opfer ge fordert, indem ein Waldschütze aus Dinkercweiler (l Stunde von hier) beim Nachhausegehen in dem heftigen Schnecgestöoer von der Straße ablenkte, umherirrte und endlich ermattet unter einem Baume Schutz suchte, wo er zwar von seiner Frau noch lebend aufgefund-n und nach Hause gebracht wurde, aber in Folge der großen Erschöpf, ung in der Nacht noch seinen Geist ausgab.
— Kirch heim, 4. März. Seit den rauhen Tagen, welche die Felder mit Schnee bedeckten, sind unsere Zugvögel wieder verschwur,- den. Weder Störche noch Staaren lassen sich blicken - Die Ein führung der Polizeistunde außerhalb Etters ist seit letztem Feiertag in Wirksamkeit getreten. Die Aufhebung des Nachtwächter-Instituts tritt mit dem 1. April ein, dagegen findet die Vermehrung der Poli- zeisoldaten statt» die den Nachtdienst mit Kontroluhren zu versehen haben.
— Tettnang, 2. März. In Niederwangen gieng vor einigen Tagen ein Vater mit seinem Sohne auf die Jagd. Letzterer mußte .treiben" und jagte auch bald einen Fuchs auf. Dieser kam in die Nähe de» Schützen, aber es fiel kein Schuß. Der Sohn gab feinem Vater einige Zeichen, um ihn aufmerksam machen zu wollen, aber auch jetzt krachte e« nicht, weßhalb er nach ihm sah. Da fand er eine Leiche. Ein Schlaganfall hatte dem Leben des Mannes ein jähes Ende bereitet.
— Aus Baden, 4. März. Da die Klagen über Verfälschung der Lebensmittel sich immer mehr häufen, hat da» Ministerium des Innern ein Sckriftchen ausgrgeben, welche» eine einfache Methode zur Prüfung der Lebensmittel auf Verfälschung enthält. Es umfaßt dieselbe die Prüfung vou Brod, Mehl, Milch, Butter, Wein, Wein- geist, Fruchtsäftrn, Zucker und Thee. Ebenso haben dir Polizribehöc. den die zur Prüfung dieser Lebensmittel nüthigen Gerälhschasten und Apparate, sowie die erforderlichen Reagentien erhalten.
— Uissigheim, 22. Febr. Gestern warf dahier eine Kalbin «in Kalb mü zwei vollkommen auSgrbitdeten Köpfen. Der Leib und die 4 Füße des Kalbes waren sehr stark und bi» zur halben Leibe», länge hatte da» Kalb zwei Rücken. Di« Mutter mußte gelödtet wer- den, um da» Kalb zur Welt zu bringen.
— München, 2. März. Auf dem hiesigen Bahnhöfe stehen gegenwärtig 2ü, verschiedenen österreichischen Eisenbahn-Gesellschaften gehörige Waggon», welche der k. Advokat Gotthelf im Aufträge de» Münchener Haodel-vereiuS durch deu Gerichtsvollzieher hatte pfänden
lassen. Diese Maßregel ist dadurch proyozirt., daß sich die betreffen- den Gesellschaften weigern, ihre Zin-roupoeiS in kontraktmäßig bedungener Währung einzulösen.
— München, 5. März. Bei der Beerdigung eines Protestanten in Volkach verweigerte der dortige katholische Pfarrer die Herausgabe des gewöhnlich verwendeten Leichenkreuzes und da« Glockengeläut. Dieß gute Beispiel, welches der Seelsorger durch diesen Akt der Intoleranz gab, wirkte aneifernd auf die erwachsene katholische Jugend ^ eine Anzahl von unter dem Regiment de« knthoüscken Pfarrers siebenden SonntagSichülern drang nämlich Mährens der Beerdigungsseiertich- keit über die Mauern in den Kirchhof ein, brach während der Rede des protestantischen Geistlichen in ein rohes Gelächter aus und einer der hoffnungsvollsten Jungen schleuderre zvm Schluß einen großen Stein in das offene Grab, welcher den Sargdeckel zertrümmerte.
— Wien, 5. März. Es verlautet, daß Rußland bereit sei, abzu- rüsten, wenn die Pforte vorher sämmlliche Irreguläre entläßt, und verläßliche Nizvws, tbrilweiü unter dem Kommando europäischer Offiziere, als Gendarmerie b«i Durckiüdrung der Refoimen verwendet ; dieß jedoch unbeschadet der russischen Forderung. Europa müsse Mag"s«fistelten, f-llr aas v-^b-ja^r ..utzloL oerst.eiwi.
Rußland. Im Towbowiscke>> Gouvermment bat sich eine neue Sekte d>e Gynäkokraten, gebildet. Jbr vornetmiiastes Dogma ist, büß der Mann schoi im zwo.'zi^st-n Jah-e h-üothe- «nd in einem musterhaft disinplinaren Verhältnisse zur Frau sieben müsse. Der Mann hat jede Woche dem Weibe zu beichten; fleißiger Kirchgang und büufiges Fasten sind die ersten Sektengebote Der Minister des Innern hat Arvidvuigen zur Umudnckrl.g t.esir seltsamen Sekte erlassen.
— Petersburg, 3. März. Aus Petersburg wird berichtet, daß hohe Militär- und Civilperionen sick für den Frieden aussprechen. Man hört auch noch nichts von einer Kriegsanleihe. Ewige Petersburger Bankiers sollen auf »ine Anfrage der Regierung geantwortet Koben, vor der Abrüstung ließ- sich eine kleine Anleihe nur mit Müde zu 20 Proz. Verlust unlerbringen; nach der Abrüstung könne man Geld haben so viel man wolle, mit 8 Pivz. Verlust.
K-onstantino pel, 3. März. Die montenegrinischen Unter- bändür besuchten die Bertr ter der Großmächte. Die Verhandlungen m.t der P,oUk brgiimen heut. Ee ist Besihl ergangen, das s-rbische Teerstorium inncihulb 12 Tagen zu räumen
Belgrad, 3. März. Nachdem da» Friedensprotokoll gestern in Konstantinoptl unterzeick net wurde, wird von morgen an der Ausnahmszustand ausgehoben, die Ausfuhr ran Getreide und Hornvieh treigegeben. Das Moratorium, die Zensur und das Gemeindegesetz. bleiben vorläufig in Kraft. Hier herrscht wahrer Jubel in Folge de» Friedensschlusses
Washington, 5. März. Hohes hat den Präsidenteneid geleistet Der Kongreß setzte sein Nmttgehalt auf 50,000 Dollar jährlich fest.
Vermischtes
Aus Br. Sieh einmal Freund! Vor 2 Minuten kaum hat dieser Zug einen Tunnel verlassen, so fährt er auch schon wieder in einen andern ein und so geht eS fast immerfort auf dieser Bahn. 8. Das ist noch gar nichts, unsere Bahn zu Hause hat so viele
Tunnels, daß es der Direktion nicht einmal möglich ist,-
Tages-Billets auözugeben.
Literarische».
»Die Bekenntnisse einer arme« Seele", — so betitelt Ernst Wichrrt seine neue novellistische Gabe» welche er deu Lesern der Jllustrirten Frauen Zeitung darbietet. Die vielen Vorzüge, welche die früheren Schöpfungen des als feinsinniger Erzähler und Lustspieldichler bekannten Autors auszeichnen, staden sich in dieser neuesten in vollem Maße wieder; der glückliche Humor, de» Wichrrt» Gestalten zeigen, ist nicht einer der geringsten dieser Vorzüge. Die vorliegende Nummer (8) jenes Blattes enthält außer der Fortsetzung dieser Novelle einen ausführlichen Aufsatz über die Chocolad« von W. Lack owitz, naturwissenschaftlich und kulturhistorisch gleich inleressant und beachtenSwerth; die Fortsetzung der vortrefflichen Spi- tzen-Kapitel von Jacob Falke, wieder in Begleitung von prächtigen Abbildungen, dießmal großen Portrait» nach niederländischen Meistern» aus welchen die mannigfache Verwendung der Spitzen an de« Trachten de» 17. Jahrhunderts ersichtlich ist; Schweichel'S Plaudereien aus der Frauenwelt, welche wieder viel an» dem Leben und — Sterben der vergangenen Wochen zu berichten haben und noch zahlreiche andere Beiträge. — Die vorhergehende Moden-Rummer (7) ist, in Voraussicht de« nahenden Lenze», gefüllt mit Frühjahrs-Kleidern, Paletots, Hüten und den zahllssen anderen kleinen und großen Gegenständen, die zur Toilette unserer D omen unentbehrlich find.
S. O tischlSgee iw«n>.
Redaktion, Druck und B erjag von