11t
D» W»«ckero«ksammka»i cke» knack«. Verein» ia Neakakack» am 24. Februar.
(Fortsetzung und Schlug.)
Da eben vom Baumputzen, von der Pflege der Obstbäume die Rede gewesen, begann Hr. Ansel, so wolle er von einer Sorte von Baumputzern reden, die ihre Arbeit immer recht machen, fleißig seien und nicht« kosten, von den Singvögeln nemlich, die die Feinde unserer Feinde, also unsere Freunde seien. In erster Linie sei die Echwalbe zu nennen, die ausschließlich von fliegenden Kerbthieren lebe, namentlich von Fliegen und Schmetterlingen, deren schlimme Nachkommenschaft, die Raupen, damit beseitigt werden. Von den eigentlichen Sängern, deren zarter, spitziger Schnabel ihnen nur weiche Nahrung gestatte, nützen die Grasmückenarten, die Roth- Gehlchen. Blaukehlchen, Braunkehlchen, Rothschwänz- chen, Wiesen« und Steinschmätzer rc. theils mittelbar, theilS unmittelbar durch das Jagen nach fliegenden Insekten oder das Auslesen von Raupen an Blättern und Zweigen. Was diese Zugvögel vor ihrer Wanderung nicht bewältigen, das klopfen und bohren im Winter die Maisen.mil ihrem stärkeren Schnabel aus der Rinde hervor; sie suchen die Insektenbrut selbst unter dem Moose auf. Ihre Dreistigkeit und rastlose Beweglichkeit auf der Jagd nach Insekten und deren Eiern, von denen sie vielleicht 1000 St. pr. Tag, in den Wintermonaten also wenigstens 100,000 St. verzehren, sei bekannt. 0 a- rum keine M ai len s ch ä g e! Zaunkönig. Goldhähnchen, Baumläufer, die die Hecken und Obstbäume nach Jnsekteneiecn durchforschen, spielen dieselbe Rolle, ebenso der Älauspecht und die Fliegenschnäpper, die ihre Nahrung im Fluge erhaschen. Wie die Bachstelzen hinter dem Pfluge die Laroen aus der frisch gelockerten Erde auflesen, wie die Itaare unter den Heuschrecken, Schnecken, Werren rc. aufräumcn, freilich hie und da auch nach Weinbeeren greifen, wie die Spechte mit ihrer langen widerhackigen Zunge die Larven der Insekten auS dm Rindegängen heroorziehen, wie die Drosseln nach Schnecken und Würmern jagen. —dieß alles (eien fast allbekannte lebendige Bilder aus dem Haushalte der Natur. Daß der Kuckuk durch Verzehren der haarigen Raupen nütze, welche die andern Vögel verschmähen, dieß lasse manche Untugend in seinem Thun j und Treiben übersehen. Manche andere Vögel, die Lerchen, Ammern, Finken, Zeisige, und Spatzen, die sonst oon Sämereien leben, seien wenigstens zur Zeit der Brütung auch Jnsektenjäzer. Der Spatz freilich sei ein arger Strolch und schon oft für vagelfrei erklärt, aber immer wieder als unentbehrlich begnadigt worden.
Dieß alles sei Beweis genug für die Nützlichkeit der Singvögel und ihren Anspruch auf unfern Schutz. Diesen Schutz aber können wir ihnen gewähren
1) dadurch, daß wir nicht als ihre Feinde auftreten,
also nicht dulden, daß Junge oder Alte im Unverstand, oder aus Muthwillen oder aus boshafter Lust Nester und Brut zcr- stören oder die Thierchen ihrer Freiheit berauben (durch Maisen- schläge, Schlingen, Leimruthen); hicher gehöre auch das ver-I verbliche Treiben der Feldkatzen, dem vielleicht von Staats und Gemeindewegen gesteuert werden sollte. !
2) dadurch, daß wir als ihre wahren Freunde Hände ln, ^
durch Belehrung der Jugend in Schule und Haus über den Nutzen der Singvögel, durch Erwecken eines lebendigen Interesses an der Natur, durch vernünftige Schonung der Hecken und Gebüsche, Aufhängen von Nistkäitchen, AuSstrcuen von Nahrung im Winter. Keines der letzteren Mittel aber dürfe in ver- rätherischer, falscher Freundschaft nur zum Anlocken und leichteren Fangen benützt werden. Eine Vogelsteller sodann würde manchem Vogel die Freiheit sichern, und endlich dürften umfassende Gesetze über den Schutz der Vögel und internationale Verträge mit den südlicheren Ländern, wohin unsere Zugvögel zu Tausenden dem sichern Tode entgezenziehen, unserer land- wirthschaftlichen Cultur den so unentbehrlichen Schutz sichern, und mit Freude sei die Thätigkeit des Reichstags in dieser Richtung zu begrüßen. Und wahrlich, so schloß Hr. Anse!
seinen interessanten, von tiefer Liebe für die Sache zeugenden Vortrag, sie sind es werth, daß wir ihnen das erzeigen, denn sie helfen uns unsere Nahrung bauen!
Ueber das dritte Thema der Tagesordnung: „wie unserer Land - wirthschaft nach den neuesten Wahrnehmungen der Erfahrung und der Wissenschaft aufzuhelfen sei?" hatte Hr. Schult. Alber dar Rest rat übernommen, zu dem er durch sein: eigene musterhafte, auf vieljährige Versuche und sorgfältige Beobachtungen gegründete Feldwirth- schaft ganz besonders berufen war. Ein altes deutsches Sprichwort: „Viel.Schur u. wenig Wolle", womit ein unrentables krankes Geschäft bezeichnet werde, passe vollkommen auch auf unfern Felderbetrieb, dessen schwerste Krankheit der Futtermangel sei. Die trockenen Wiesen er- tragen ja nicht so viel Futter, als man zur Erzeugung des für sie
nöthigen Mistes brauche. Die nothwendkge Folge hievon sei eine be« bäuerliche Verminderung des Viehstandes, »ährend gerade die Viehzucht bei den gegenwärtigen hohen Preisen der lohnendste Zweig der Landwirthschast sei. Der Felderertrag leide empfindlich unter dem Unkraut, das nicht genug bekämpft werde. Am bedenklichsten aber seien die nieder» Güterpreise, die eine Verminderung des Vermögens bedeuten und den Kredit alteriren; theure Güter werden mit viel mehr Sorgfalt gepflegt und seien der Stolz ihres Besitzers. Für einen gesunden landwirthschaftlichen Betrieb gebe eS aber 2 Hauptgrundlagen : Kunstfutterbau und Kunstdünger, die vom landw. Vereine ja schon lange empfohlen werden, aber nicht oft genug empfohlen werden können Durch diese Mittel allein können verarmte Felder in ver hältnißmäßig kurzer Zeit wieder zu schönen Erträgen heraufgebracht werden, and zwar so, daß sie außer dem Kapitalmteresse auch noch einen Reinertrag abwerfen; ja mit Hilfe dieser Mittel müssen selbst verschuldete Felder in 8—10 Jahren frei werden, namentlich wenn noch Fleiß und Beharrlichkeit dazu komme und ein wenig Ungeduld gegenüber allem Unkraut und sonstigem Unfug.
Der beste Kunstdünger sei nach seiner Erfahrung das reine gedämpfte Knochenmehl, das alle hauptsächlich wirksamen Pflanzennährstoffe enthalte, die unserem Boden durch Jahrhunderte lange Ausnützung entzogen worden seien. Das Verfahren, mit der althergebrachten Wirthschaft zu brechen, sei einfach: man theile seinen Felderbefitz in 7—9 Abtheilungen, fange bei dem schlimmsten Stück an, das man durch eine Hackfrucht oder reine Brache reinige und zum Futterbau vorbereite» dünge dasselbe tüchtig mit Stallmist und Knochenmehl zur Winterfrucht, und säe im Frühjahr den Grassamen darauf, der vom Verein zu beziehen sei. Ebenso verfahre man im folgenden Jahre mit dem 2ten Stück u. s. f., erndte 3 Jahre lang Futter und halte dann das Feld 4—6 Jahre unter dem Pfluge. Auf diese Weise sei immer i/z des Baufeldes zu Futter angelegt, gewähre reichlichen Ertrag und von Futtermangel sei keine Rede mehr.j
Eine ganz wesentliche Bedingung dieses Verfahrens seien aber regelmäßige Feldwege, die den Bauern erst befähigen, mit seinem Besitze zu schalten und zu walten, wie er es für gut finde! (Ganz richtig! und wird eine besondere Vorlesung hierüber in manchen Orten, z. B. auch in Altbulach gewiß einen guten Boden finden.)
Welch gute Wirkung das Beispiel und die Lehren deS Hrn. Alber in Liebelsberg gehabt, dafür legte sofort Hr. Schulth. Hanselmann oon dort lebendiges Zeuzniß ab, der insbesondere den vortheilhaftcn Einfluß des künstlichen FutterbauS auf Zahl und Qualität deS Vieh» hcroorhob. Während man früher Vieh aus Gegenden mit leichtem Futter habe kaufen müssen, verkehre man jetzt kaufend und verkaufend mit dem Gäu. Das dürre und noch mehr das grüne Futter von den Wiesen haben früher das Vieh ganz entkräftet; durch das kräftige Futter von den künstlichen Futterfeldern sei aber dieses Uebel gänzlich beseitigt. Auch die Kälber seien jetzt schwerer als früher, indem sie ein Durchschnittsgewicht von 90—-IlO Psd. statt früher 70 Pfd. haben. Der beste Beweis aber, wie sehr der künstliche Futterbau in Liebelsberg in seinem Werthe geschätzt sei, sei das Steigen der'Felder- und das Sinken der Wässcrwiesen-Preise. Jedermann erkenne seine Nothwendigkeit bei den gesteigerten Vieh« und Fleischpreisen an, und sei ihm besonders die Erfahrung förderlich, daß man bei demselben ! weniger unter dem Einfluß ungünstiger, trockener Witterung stehe. Als ! nolhwendigeS Erforderniß müsse auch er die vorhergehende Reinigung der Felder und kräftige Düngung (mit 4 Ctr. Knochenmehl pr- Mg.) aufstellen; gut angelegte Futtcrfelder bleiben rein und werden kräftige ! Fruchtfelder.
' Diese mit klarer Ucberzeugunz vorgctrazenen Erfahrungen eine- ! schlichten Landmannes machten den besten Eindruck auf die ganze Versammlung und hatten vielleicht eine tiefere Wirkung, als all die vielen ' Predigten über dasselbe Thema, dir Schreiber dieses in den letzten 15 i Jahren gehalten hat. Em Zug von lebendigem Interesse ging durch die Versammlung und das Beispiel des wackern Schultheißen löste 'noch manch- schüchterne Zunge und gab der Versammlung erst den wahren, praktischen Werth, der in dem Austausche der Gedanken und ^ Erfahrungen durch praktische Männer aus dem Volke besteht, j Zum Schluffe bestätigte noch Sccr. Horlacher das über deir I künstlichen Futterbau Gesagte, fügte aber eine Warnung in doppelter 'Richtung an, nemlich weder Grassamen, noch Kunstdünger des billigeren Preises wegen anderswoher, als aus soliden, der Controle sich unterwerfenden Quellen zu kaufen. Der Verein sei stets bereit, Proben verschiedener Dunzmittel, wenn sie ihm einzeschickt werden, in Hohen 7 I heim auf ihren wahren Berkaufswerlh untersuchen zu lassen.
Nun aber hatte des Gesprächsstoffe» Menge die Sitzung in ganz respektabler Weise verlängert. Der Herr Vorstand schloß dieselbe deß» halb mit DankeSworten gegen die Referenten, wie gegen die so zahlreich erschienenen Zuhörer, wogegen Hr. Stadtschulth. Hermann vo« Neubulach seine Worte dem Danke der Versammlung gegen den Brr^