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— RüdeSheim, 28. Febr. Bei dem gestrigen Gewitter mit Arm fürchterlichen Sturm und Schneegestöber fuhren zwei zu Berg fahrende Schiffe im Bingerloch fo aufeinander, daß das eine mit Frucht bekadene sank. Die Mannschaft rettete sich auf das andere Schiff. Der Schiffseigenthümer fiel, durch den plötzlichen Schrecken vom Schlage getroffen, tvdt nieder.
— Biberach, 1. März. Der hiesige „Anzeiger vom Oberland* bringt heute die Nachricht, daß am letzten Dienstag Abend in Fischbach bei Ummendorf ein Frauenzimmer wegen Verdacht des Kindsmords verhaftet wurde. Das Kind ist im Backofen verbrannt worden, doch .soll die Unthat schon vor mehreren Jahren geschehen sein.
— Aachen, 25. Febr. Seit etwa 14 Tagen beunruhigt unsere Stadt ein vom LouSberg ausgehender Bergrutsch. Tie Bewegungen an der Theresienstraße begannen etwa am 10. d. M.; sie machten sich zuerst durch Bildung mehrerer Erdspalten oberhalb einer großen mit sehr steilen Böschungen angelegten Sandgrube bemerkbar, veranlaß, ten aber bald auch Risse in den Gartenmauern und iu dem Keller- mauerwerk der unmittelbar neben der genannten Sandgrube stehenden Wohnhäuser. Dieie wurden polizeilich geräumt, west sie täglich nm etwa 8 Ceruimkler voirückten, und jetzt sind oieielden um etwa 45 Cent,. Meter sortgervüt.
— Berlin, 28. Febr Auf einem glänzenden Hoffest im könig lichen Schloß am letzten Montag waren insbesendere die nengewählteu Reichsboten zahlreich erschienen, um sich Seiner Majestät dem Kaiser vorstellen zu lassen ; es wurde bemerkt, daß beide Majestäten Sich mit den Mürittmbergern Böhler, Kropp und Ctaelin sich längere Zeit unterhielten und in warmen Worten der schönen Herbsttage in Stuitt gort, und des herzlichen und bezeisttnm Empfangs gedachten, die Ihnen Württembergs König und Volk bereitet.
— Berlin, 1. März. Der Generalpostmeister bereitet beim Weltpostverein den Antrag auf Einführung von Postkarten zum Tarif von 10 Pfennigen für den Weltverkehr vor.
— Dortmund, 26 Febr Eine Bande von l8 Kerlen, welche ihre Gesichter geschwärzt batten, haben, wie man der Westf.Ztg. mitlheilt, in der Nacht vom Freilag zum Samstag in Oestrich und Brüning Hausen bei Mengede den Amtmann des elfteren Orts und eine Anzahl von Besitzern heimgesucht und unter Drohungen zur Hergabe von Nahrungsmitteln und Geld veranlaßr. Die Polizei ist den Tt-iim» aus der Spur, hat von denselben jedoch bte jetzt noch keinen dingfest machen können.
— Magdeburg, 1. März. Der Magdeburger Zeitung wird Uber das patriarchalische Berhältniß zwischen dem Groß^erzage
Bukarest, 2. März. Seit gestern ist ein starker Schneefall ringetreten, welcher den Eisenbahnverkehr allenthalben unterbrochen hat. In jedem Falle sind militärische Operationen für einige Zeit nnmvg. lich geworden.
Washington, 2. März, früh 41/4 Uhr. In gemeinschaft» licher Sitzung beider Kongreßhäuser wurde Hohe», als mit 185 Stirn« men gewählt, zum Präsidenten der Vereinigten Staaten proklamirt.
Mecklenburg und dem sozialdemokratischen Hofbauia'he Demmstl mitgetheilt, daß der Souverän beim Abschiedsbesuche des Reichstags- Abgeordneten, der bekanntlich auf ftem.bschaftttchem Fuße mtt Erste rem steht, sagte: „Treiben Sie es nur nicht zu arg, lieber Demmlcr.*
— Hildburghausrn» 2. März. Vor einigen Tagen wurde in der benachbarten Ebenhardser Waldungen ein Pracht - Exemplar von einem Auerhahn auf ebener Erde mit den Händen gefangen. Derselbe verdiente das Prädikat „Kompfhahn*; denn er war der Schrecken der weiblichen Einwohner, die er kühn angriff. Mit großer Schlauheit entgieng er seit 2 Jahren den Nachstellungen der Schützen. Der Herzog von Coburg kaufte ihn für das Schloß Callenberg.
— Wien, 1. März. (Allg. Ztg.) Nach übereinstimmenden Meldungen hat der Vorschlag Englands, der Pforte eine 1jährige Frist behufs Durchführung der Reformen zu gewähren (die Pforte selbst verlangt zu diesem Zweck bekanntlich 3 Jahre) alle Aussichten auf Erfolg.
Bern. 2. März. Der alte Personenbahnhof in Chauxdefonds ist abgebrannt. Gebäude und Maaren sind versichert. Der neue Bahnhof ist bereits im Bau begriffen.
St. Petersburg, 27. Febr. Die Rinderpest in der Umgegend von St. Petersburg hat in einigen Dörfern bedeutend um sich gegriffen. Das Dorf Wolkowoje hat völlig isoliit werden müssen, um den AnsteckungShrrd zu beschränken. Im Laufe des Jahres 1876 sind innerhalb de« Kreises St. Petersburg allein 1200 Haupt Hornvieh an der Seuche gestürtzt.
Konstantinopel, 28. Febr. Nachdem die Skuptschina und der türkische Ministerrath die FriedenSbediugungen genehmigt» erfolgt morgen die Unterzeichnung des Friedens mit Serbien.
Konstantinopel, 28. Febr. Der Waffenstillstand mit Montenegro ist behnf» der FriedenSverhandlvngen formell um 20 Tage verlängert und sind dir entsprechenden Weisungen erlassen. Der man tenegrinische Delegirte wird am Freitag emtrefftn.
Konst an tinopel, 2. März. Die serbischen Abgesandten und Savfet Pascha Unterzeichneten das Friedensinstrument. Die montenegrinischen Unterhändler treffen heute Abend ein. — Heute fanden hier tie Deputirtenwahlrn statt.
Vermischtes.
In Düsseldorf ist der Lieutenant Cuerwandt mit einem Kürossierpferd (Wallach) zweimal hintereinander über die auf die Bande frei aufgelegte Stange in Höhe von 5 Fuß 5 Zoll gesetzt, ohne die Stange zu berüh'-en. — In Esten zerriß ein blutjunger Züchtling mit eenem Rucke die Kette an seinen Händen. Man fesselte ihn stärker kreuzweis an Händen und Füßen und er warf zum zweiten Mal d>c Ketten dem Aufseher vor die Füße mit de.i Worten: „Ihr könnt mich schließen, wie Ihr wollt, fest kriegt Ihr mich doch nicht!* Iu einer Gesellschaft erzählte ein Mann: „Ich machte die Be- kanntickaft einer Dame, welche mit einer erwachsenen Stieftochter zur lummer wvhnre, und heiralhele ersiere Men, Barer, dem häufig Gt» leyenbeit gegeben war. unl-re Stieftochter zu iehen, verliebte sich in dieselbe und nahm sic zur Frau, heiratheie somit seine Stief Enkelin.. Tudurch wurde meine F.c.u d.r Schwiegermutter ihres Schwieger» vaters; aus meiner Stieftochter wurde meine Stiefmutter und der Vater verwandelte sich in einen Stiefsohn. Meine Frau schenkte mir einen Sohn; meine Stiefmutter, Stiefschwester meines Knaben, ist zugleich auch seine Großmutter; denn er ist der Sohn ihres Stief» iohnes und mein Vater der Schwager meines Kindes, da besten Schwe» ster seine Frau ist. Meine Stiefmutter, Stieftochter meiner Frau, bekam ebenfalls einen Sohn, ich folglich einen Stiefbruder; denn er ist der Sohn meines Vaters und meiner Stiefmutter, aber da er zugleich der Sohn unserer Sriestochter ist, so wurde meine Frau seine Groß» mutier, ick der Grokv-tter meines Stiefbruders und somit mein eigener Großvater. Der Unglückliche soll später in einer Anwandlung von Tlcfsim. Hur,: u>. sich sell-st gelegt haben, weil er sich aus diesem Wirrwarr nicht medr zmechi findr» konnte.
Ein Avilo für Selbstmörder. Folgendes „Advertisement* stand kürzlia, i>, „Ma,„e-Jouenal*: „Hie durch gebe im bekannt, daß ich die Esme an, nördlichen Enve meiner Farm in drei Tagen fällen werde Die Aussicht unseres Balkons geht nämlich auf diesen Baum, und d s die Unsitte eigenst".', ist, gerade diese Esche beim Erhängen zu von !kul.orz-chen, so ist er mr'ner Frau und mir immer etwas störend, wenn
i> i »m Morgenlüfte wieS m-d wieder einen frischen Lump dort baumeln sehen. Wir bitten daher alle diejenigen, welche sich dieser -MH zum Lucha.,gtn veswuen wollen, dieß freundtichst binnen drei Tagen zu thun, da dann unwiderruflich der Baum umgehauen wird."
Respekt vor den deutschen Postbeamten I Da kommt ein Brief zur Post mit der Aufschrift: „An den Lieutenant zur See N. N. a»f dem Trompeterschiff Nr 11* — Trompeterschiff? fragt sich der Beamte, was ist das? Bald aber lächelt er und schreibt auf den Brief: „Torpedoschiff,* — Aber Nr. 11? waS bedeutet das? Nummern für die Torpedoschiffe gibt« nicht! — 11, 11! buchstabirt er für sich hin und — streicht die 11 aus, schreibt „Elbe* dafür hi« und läßt den Brief getrost abgehen. Die Aufschrift lautete jetzt: „An den Lieutenant zur See N. N. aus dem Torpedoschiff Elbe*. Der Brief kam richtig an den rechten Mann und der Empfänger hatte über die genial verbesserte Adresse eine solche Freude, daß er den Um» schlag mit einem Tank an den Generalpostmeister Stephan schickte.
Von den Wundern der lebenden Jesuiten ist die Welt voll. In München har ein todter Jesuit Wunder gclhan. Eine Klosterfrau war Jahre lang krank und weder Pulver noch Pillen wollten helfen; da verschluckte sie ein Stückchen Hemd eines in Paris erschaffenen Jelullen und wuroc gesund zur selbigen Stunde. Wer aber eine» Jesullen mit Hanl und Haar verschluckt, wird nie wieder krank.
Auch in Oesterreich haben die Männer mehr Durst, als de« Frauen lieb und recht ist. In Rudolphshetm (Vorstadt von Wien) setzten sich die Frauen der Arbeiter hin und trugen dem Bürgermeister in einer Bittschrift ihre Klagen vor. Unsere Männer, schreiben sie, die für die Stadt arbeiten» bekommen schönen Lohn, bringen aber Weib und Kind nichts davon heim, sondern vertrinken alles. Der Herr Bürgermeister mag >ms und nicht den Männern den Lohn aus« zahlen, unsere Männer werden nicht zu kurz wegkommen und Weib und Kind auch nicht; Mann und Frau gehören zusammen, nur nicht zusammen ins WirthShans.
Hiez« «ine Beilage: „Generalanzeiger für das Königreich Württemberg." Rro. S3._ .
Redaktion, Druck und Verlag von L. Oelschläger tu Salw.