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Wichtigen Frage, die richtig zu henrtheilen, wir uns auch ohne weitere! Belehrung wohl gelraiM, Herr Staelin eher in unserem Sinne wirken wird und deßhalb wählen wir dießmal Herrn Staelin.
UeberhaM-macht sich hier, besonders auch außerhalb unserer Kxejse eine Verstimmung darüber zeltend, daß Herr Chevalier sich nicht veranlaßt gesehen hat, während den letzten 6 Jahren mit seinen Wählern in Berührung zu treten und darf ihn deßhalb nicht' wundern, wenn wir einen Vertreter wählen, der unsere Anschauung vollständig und aufrichtig therlt, mit welchem wir schon als Vorstand unserer Handelskammer in steter Berührung bleiben.
Zu der wiederholten Appellation an das Bnstands-Gefüdl der Gegner, welche sich jener Einsender erlaubt, sei bemerkt, daß es einer Partei übel ansteht, von Anstands. Gefühl zu sprechen, deren erste Thätigkeit in der jeAgfn Wahlangelegenheit (s. das oben angeführte Manöver mit dem Brief an den Nruenbürger Verein) — nicht quali- ficirbar ist.
Wir werden die Candidatur des Herrn Staelin in bisheriger legaler Weise energisch durchführen und machen bei dieser Gelegenheit jetzt schon auf die VersmpmliMgeo in Altenstaig und Nagold aufmerksam, in wessen He ich Stachst seinen Staudstuykt ausführlich dar- legen wird miß zweifeln nicht, däß der ganze hiesige Bezirk einstimmig mit uns Herrn Staelin wählen wird.
Nagold, den 19. Dez. 1816. Der Gewerbe. Verein.
Vorstand Sannwald.
Musikalisches.
— Calw, 19. Dez. Im gcmzen lieben Schwabenlande und noch weit über seine Grenpn hinaus haben die Namen Krüger und Fohmann eine Zauberkraft, der jedes nur irgendwie empfängliche Gemüth in bewundernder, ja man möchte sagen: andachtsvoller Resignation sich beugen muß. Das Bewußtsein, Künstler vor stch zu sehen, die die höchste Weihe der Kunst empfangen chaben, . steigert die Erwartungen aufs Höchste und ein süßer Schauer durchzittert die Nerven bei den ersten Klängen der Harfe, während die Romantik des Harne? mit seinen sympathischen Tönen in die Gefühlsströmungen auch der nüchternsten Hörer eine wunderbare Wärme hineinträgt. Und daß auch die Idylle, die in so vielen jungen Herzen die Herrschaft über die Gedanken führt und nur allzu reichlich aus ihrem Füllhorne die, flatternden Bilder der Sehnsucht über dieselben ausschüttet, nicht zu kurz komme, dazu hat ihr redliches Theil die Flöte des Hr. G. Krü- ger -,mit ihrem warmen, «eichen und vollendeten Tone beigetragen. Die vollkommenste Musik freilich hat die mcnschl. Stimme, denn sie tönt nicht nur, sondern sie spricht auch zum Herzen u. der reichliche Beifall, der den beiden Damen Heigel in und Fuchs zu Theil wurde, mag ihnen ein sprechender Beweis dafür gewesen sein, wie verständnißvoll das Publikum für diese vom höchsten Wohllaut getragene Sprache der Musik und wie dankbar es für solche Freundlichkeit ist. Endlich ist es aber auch noch ein Act der Gerechtigkeit, des vollendeten Spiels des Hrn. Revierförster Hepp, von dessen meisterhaft geübten Händen die Töne wie die Silberschnüre einer Cascade herunterperlen, rühmend zu gedenken und wird nach all diesem die Behauptung keinen Widerspruch finden, daß ein Concert, von solchen Kräften gegeben, ein Ereigniß für unsere musikalische Welt war, dessen periodische Wieder-
. ^ kichr wir mit aufrichtiger Freude begrüßen würden. _
s — Cg^Ns", 23. Dezember. Aus .Nagold wird von einem empö- renden Falle von Rohheit berichtet. Ein Knabe ließ an einer Schnur einen Rettig zum Fenster heraushängen und lud einen andern vorübergehenden Knaben ein, hineinzubeißen. In dem Rettig war aber eine Fischangel versteckt, und als der untenstehende Knabe wirklich in den Rettig biß, zog der kleine Bösewicht oben die Schnur an und faßte mit der Angel die Lippe des kleinen Rettigliebhabers derart, daß die -arm steckende Angel herausgeschnitten werden mußte und der Unglückliche jetzt zeitlebens eine entstellte Lippe hat
— Göppingen, 16. Dez. Vor einigen Tagen wurde hier eine L-iche ausgegrabyi, die schon au, 19. Oktober- beerdi-jl wurh». Nach di in Tode des Verstorbenen, eittes Wlrths', gierig das Gerücht um, derselbe sei vergiftet worden. Die Lehvisversicherungkanstalt, welche an diesMittwk 1060 fl-. auSbtzahkkn sollet, erhob Klage. Die chemische Untersuchung wird nun zeigen, ob dir Wirth der Cholerine, wie es zuerst hieß, oder einem Gifte erlegen ist.
— Lahr, 14. Dez. In dem benachbarten Biberach, so schreibt man der „B. L.-Z.", wurde am letzten Montag eine aus sieben Individuen zusammengesetzte Falschmönzerbande aufgehoben. Ein junger, den besseren Ständen angehörender Mensch machte in der letzten Zeit in einigen der dortigen Wirthschaften durch seine bedeutenden Ausgaben bei einem ganz unthätigen Lebenswandel Aufsehen. Dabei fiel es auf, daß er nur Papiergeld ausgab, bezw. solches wechseln ließ. Hiedurch aufmerksam geworden, untersuchte die Behörde von jenen Scheinen und fand, daß dieselben gefälscht waren. Hierauf wurde der junge Mann verhaftet. Im Verhör gab er sechs Spießgesellen an, die denn auch sämmtlich ergriffen wurden und nun ihrer wohlverdienten Strafe nicht entgehen dürftet,.
— Mainz, 19. Drz: Di- Entscheidung des Bmidesraths in Sachen der Beschickung der Pariser" Weltausstellung hat hier wenig Anklang gefupdeu. Es sind dagegen viele beachlenswerthe Stimmen für die Beschickung eingetreten. In Mainz hat eine Versammlung hervorragender Industrieller nach eingehender Berathung beschlossen, wegen der Ursache der Nichtbeschickung eine bezügliche Anfrage nach Darmstadt zu richten.
— Berlin, 19. Dez. Sonntag Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr sind in Caub wieder kolossale Erbmassen nachgerutscht. Der zur WegsVhrung derselben angelegte Schienenstrang wurde zum Theil überschüttet, gedrückt und die Schienen gebogen. Verluste von Menschenleben sind nicht zu beklagen. Die Bewohner der vorderen, an der Straße bclegenen Häuser leben in großer Besorgniß.
— Berlin, 20. Dez. Der „Prov.-Korresp." zufolgekann der Schluß der Reichstagssesston erst für Freitag in Aussicht genommen werden, da seitens der Bundesregierungen und von vielen Seiten des Reichstags großer Werth darauf gelegt werde, daß der Gesetzentwurf über die Erhebung von Ausgleichsabgabcn jedenfalls noch zur Berathung gelange. Dasselbe Organ bestätigt auch, daß der Kaiser beabsichtigt, den feierlichen Schluß des Reichstags m Person zu vollziehen.
— Be r lsin. Die französ. Regierung ist von d:r deutschen Reichsregierung amtlich benachrichtigt worden, daß dieselbe ablehne, der an sie ergangenen Einladung zur Theilnahme an der Pariser Weltausstellung Folge zu leisten. Auf Grund dieser Benachrichtigung hat, wie die Nat. Z. meldet, die französ. Generalkommission Anstalten getroffen, um eine anderweitige Vertheilung des der deutschen Regierung zur Verfügung gestellten Raumes zu vereinbaren. Die erwähnte Kommission ist gleichzeitig von dem französischen Handels minister angewiesen worden, etwaige Anfragen und Anmeldungen deutscher Industrieller ablehnend zu beantworten, da die Zulassung derselben nach den Bestimmungen des für die Ausstellung erlassenen Reglements ausdrücklich ausgeschlossen ist.
— Wien, 20. Dez. Das „Telegr. Corresp.-Bur." meldet aus Belgrad: In Folge eines gestern stattgefundenen bedauerlichen Vorfalls zwischen einer Festungsschildwache und dem auf der Donau kreuzenden österreichisch-ungarischen Monitor gab das Ministerium seine Demission.
— Wien, 21. Dez. Den Rücktritt des serbischen Ministeriums betrachtet man hier nicht als hinreichende Gcnugthuung für jdie Beschießung des österreichischen Monitors. Die Lage ist sehr ernst. Gerüchte gehen von militärischen Maßnahmen gegen Serbien. Der serbische Vertreter Zukitsch bot Andrassy Genugthuung. Andrassy antwortete unfreundlich. Zukitsch ist nach Belgrad abge-
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die an der Oberrealschule in Ealw erledigte Professorsstelle dem Oberreallehrer Hertter in Hall gnädigst übertragen.
— Stuttgart, 16. Dez. Der Gewerbeverein richtet an die Geschäftsleute die Aufforderung, gemeinschaftliche Schritte zur Zahlungsreform zu thun, und stellt hiefür folgende Grundsätze auf: 1) Beim Detailverkauf aller gewerblichen Erzeugnisse und Waaren und bei jeder Art Leistung gewerblicher Thätigkeit bildet Baarzahlung die Regel. 2) Wo die Natur der Leistung eine Ausnahme verlangt, ist eine Zahlungsfrist von höchstens 3 Monaten von Ausgabe der Rechnung an zu gestatten. 3) Dem Gewerbe- und Handelsstand ist bei Baarzahlung die Einräumung einer Vergünstigung (Rabatt) zu empfehlen, von säumigen Abnehmern dagegen nach einer gewissen Frist ein Zuschlag zum Kaufpreis zu erheben. 4) Diese Bedingungen find mittelst Plakat in jedem GeschäftSlokal aufzuhängen und außerdem den Rech-
rum gsformularen vorzu-ruckrn. ___
Redaktion, Druck und^ Verlag von S. Oelschläger in Ealw
stig beurthM.
St. Petersburg, 20. Dez. Von einer Verlängerung des Waffenstillstandes, worüber auswärtige Blätter Meldungen enthielten, ist hier maßgebenden Orts nichts bekannt; ebenso ist die Nachricht von der angeblich bevorstehenden Erhöhung des Zolles auf Eisenbahnschienen unbegründet.
— Moskau, 12. Dez. Vorgestern brach im hiesigen "s- theater während der Vorstellung Feuer aus. Obgleich dasselbe sofort gelöscht wurde, verbreitete sich doch unter dem über tausend Personen zählenden Publikum ein solcher Schrecken, daß Alles nach dem Ausgang aus dem schwach konstruirten hölzernen Gebäude drängte. ES wurde dabei eine Person im Gedränge erdrückt und zwei andere schwer verletzt.
(Hiezu Nro. S2 des Unterhaltungsblatt«.)