Don her Karlshöhe beauftragt, it einem Wagen den Kleiderkoffer eines neu Angestellten von der Bahn abzuholen. Als sie mit dem Koffer am Stuttgarter Thor angelangt waren, wurde derselbe plötzlich von einem Mann, welcher dem Wagen schon einige Zeit gefolgt, her- untergenvmmen. Der Unbekannte lief, was erkannte, gegen den Salon und verschwand. Die Polizei fand den Koffer, welcher bereits als Pfandstück bei einem Vorkäufer war, vor, was aus demselben heraus- genommen, wird sich zeigen; der Dieb ist noch nicht ermittelt.

Ravensburg, 10. Dez. Im Laufe der letzten und ins­besondere des gestrigen Tages gelang es, nachbezeichneten Verbrechen aus die Spur zu kommen. Wilhelm Haller, Besitzer einer Ziegelei in dem I 1/4 Stunden von hier entfernten Oberzell, begab sich ver­flossenen Dienstag mit seiner Frau nach Ulm. Letztere versuchte dort mehrfach einen Wechsel in größerem Betrag zu verkaufen und gab sich zu diesem Zweck als die Frau eines Hopfenhändlers aus; ein Bankgeschäft schöpfte Verdacht, es erfolgte die Verhaftung der Frau und dann auch des Haller. Die gestern in Oberzell vorgenommene Hausuntersuchung ergab aber auch noch Beweise für weitere Verbrechen, es fanden sich nämlich Probe-Platten zur Anfertigung von Stempel- marken, 100-Marknoten und 20-Francs-Stücke vor. Man glaubt allgemein, daß H. nicht allein stand, sondern auch noch weitere'Theil - nehmer gehabt habe. Mehrere hiesige Einwohner werden leider auch noch beträchtlichen Schaden erleiden.

Dresden, 11. Dez. Das Dresdener Journal schreibt: vorige Nacht verunglückten im Windbergschachte des Potschappeler Akticnvereins 25 Bergleute, bereits sind 20 lodt herausbefördcrt.

Berlin, 11. Dez. Von einer großen Anzahl Mitglieder des Zentrums wird bei der am 12. im Reichstag bevorstehenden Discus- sion über die Retorsionszölle ein Antrag auf Verlängerung des Gesetzes die Aushebung der Eisenzölle betreffend, gestellt werden. Aus dem Kreise Daun wird der Germania geschrieben: Dem Vernehmen nach haben zwei Pfarrer der Trierer Diözese, welche das Staatsgehalt beziehen, sich vor einiger Zeit mit der Frage an den h. Stuhl gewandt, ob es unter gewissen Umständen erlaubt sei, das Staatsgehalt anzu­nehmen, und wurde ihnen die Antwort zu Theil, daß dieß unter keinen Umständen erlaubt sei. Dem im Ueberfluß schwelgenden Vatikan (bemerkt die Trib.) kann es allerdings gleichgültig sein, ob zwei Priester in Deutschland mehr oder weniger darben.

Berlin, 9. Dez. Wie man hört, hat der Justizausschuß des Bundesraths heute über die ReichStagsbcschlüsse zu den Justizgesetzen berathen. Für morgen war die entsprechende Plenarsitzung des Bundes- rathes in Aussicht genommen, lieber die preußischen Anträge im Ju­stizausschuß verlautet noch nichts Bestimmtes; man hört nur, daß sie sehr zahlreich seien und von so wesentlicher Bedeutung, daß, wenn der Bundesrath sie sich ganz oder auch .nur in der Hauptsache definitiv zu eigen macht, das Zustandekommen der Gesetze schwer gefährdet erscheinen würde.

Wien, 11. Dez. Nach derN. Fr- Presse" wurde zwischen Rußland und Rumänien ein Vertrag abgeschlossen, wonach die rumä­nischen Bahnen für di: Beförderung der russischen Truppen in den nächsten drei Monaten 15 Mill. Francs erhalten. Die Uebersiedel- ung der rumänischen Regierung von Bukarest nach der zweiten Haupt­stadt des Landes, Jassy, wird erwartet.

Paris, 10. Dez. Schon wieder wird von einem Massen- Lbertritt französischer Katholiken zum Protestantismus gemeldet: in einem Dorfe des Departements Puy de-Düme sind, wie wir der Renaissance" entnehmen, 498 Personen, Erwachsene und Kinder, zur reformirten Kirche übergegangen, nachdem sie sich von zwei aus Cle» mont-Ferrand, der Departementshauptstadt, verschriebenen Pastoren hatten unterweisen lassen.

Rom, 11. Dez. Der Vatikan lud alle katholischen Länderein, an der großen Ausstellung kirchlicher Geräthe, welche anläßlich des Bischofs-Jubiläums des Papstes im Juni 1877 stattfinden wird, theilzunehmen.

Lissabon, 11. Dez. In Folge von Regengüssen sind die Flüsse Tajo und Mondego über ihre Ufer getreten und haben weite Flächen Ackerland überfluthet. Durch die Ueberschwemmung ist auch die Eisenbahn von Badajoz nach Ciudad-Real zerstört und die tele­graphische Verbindung mit Spanien unterbrochen.

Odessa, 5. Dez. Das Kriegsministerium hat, um die Per­sönlichkeit der gefallenen und verwundeten Soldaten niederer Grade weffer feststellen zu können, Blechnummern bestellt, welche die Soldaten um den Hals, neben dem Kreuz, welches sie bei der Taufe empfangen haben, tragen sollen. Viele der Ordinatoren in der Klinik der medicinisch chirurgischen Akademie zu Petersburg haben den Befehl erhalten, sofort zur aktiven Armee abzureisen.

Konstantinopel, 10. Dez. Am Mittwoch wurden zwei .Montenegriner bei Mithad Pascha, den sie ermorden wollten, verhaftet

und am Dienstag eine Verschwörung, die Entführung des ExsultanS Murad nach Odessa bezweckend, entdeckt und 4 Individuen verhaftet. Es scheint nicht unmöglich, daß die Mächte über die Organisation, Bulgariens, Bosniens und der Herzegowina ein Einverständniß er- zielen, nur betreffs der Garantiefrage bestehen auseinandergehende An­schauungen.

Ko n st ant inope l. England hat zu der Konferenz der Mächte seinen Friedensengel in der Person des Nsrquis vk Salisbury ausgesandt, der wie ein König mit seiner ganzen Familie und einem Gefolge von 8090 Personen durch die Welt zog, und unterwegs an den Höfen von Paris, Berlin, Wien und Rom anklopfte. England gerirt sich, als ob es die wichtigste Stimme in der Eonferenz hätte und sein Ab­gesandter wird demgemäß auch behandelt und beehrt. Am 10. Dez. wurde Salisbury vom Sultan in Gegenwart der hohen Würdenträger des Reichs, begleitet von Elliot, in Privataudienz empfangen. Der Empfang war sehr herzlich. Zwischen Salisbury und Jgnatieff be­steht bis jetzt vollkommene Uebereinstimmung.

Belgrad, 10. Dez. Man telegraphirt derFr. Ztg.": Der russisch serbische Militärvertrag ist perfekt. Tschernajeff ist nach Kischeneff gereist; er bleibt Kommandant der durch eine russische Division verstärkten serbischen Armeeabtheilung, welche dem Kischenef- fer Oberkommando untersteht. Bei Sajtschar fand am Mittwoch ein blutiger Kampf statt. Die Türken plünderten und zündeten die in der neutralen Zone liegenden Dörfer an.

Amerika. Brooklyn, 6 . Dezbr. Das Feuer im hiesigen Theater brach gestern Abend um 11 Uhr bei der Vorstellung von Zwei Waisen" während des letzten Aktes aus und verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit von der Bühne her über die das Coulissen« Ensemble in der Höhe abschließenden Soffitten und von dort über die Galerieen, so daß binnen Kurzem das ganze Gebäude in Flammen stand. Es mochten etwa 800 bis 900 Personen zugegen sein, dar­unter ein großer Bruchtheil in den obersten Galerieen, auf dem soge­nannten Olymp. Als das Feuer so schnell um sich griff, verbrei­tete sich ein panischer Schrecken unter den Zuschavern. Die Besucher des Parqucts und die auf der Bühne befindlichen Schauspieler ver­mochten sich größtentheils zu retten, schlimmer aber ergieng es den Ga­lerieen, von wo nur sehr enge und mangelhafte Ausgänge abwärts führten. Als die Menge nun in sinnlosem Schrecken zu den Aus­gängen drängte, brach zum weiteren Unglück noch eine Brüstung, so daß etwa 125 Personen in das Parquet hinunterstürtztm, wo sie, zum Theil schon durch den Fall getödlet oder verstümmelt, durch Feuer und Erstickung zu Grunde gieugen. Aus den Trümmern des Trep, penhauses wurden allein gegen 200 entsetzlich verbrannte Leichen, dar­unter die zweier Schauspieler, hervorgezogen. Die Gesammtsumme der bisher gefundenen Leichen beträgt 245, doch ist ein Theil deS Zu« schauerraumes noch unberührt. Ein späterer Bericht vom 7. d. lastet: Bis jetzt sind 326 Leichen gefunden worden, doch ist noch immer nicht der ganze Zuschauerraum aufgedeckt. Von den Besuchern der Galerieen ist kein Mensch am Leben geblieben Ueber die Ursache des Brandes ist eine Untersuchung eingeleitet. Es steht fest, daß gar kein Wasser in den hintern Bühncnräumen vorhanden war, widrigen­falls das Feuer sehr schnell hätte gelöscht werden können. Die Szenen, die sich heute auf der Morgue ereigneten, waren unbeschreiblich schreck­lich. Tausende und aber Tausende drängten sich in einem wilden Knäuel um den Eingang. Das Innere war bis auf das äußerste vollgepropft. Männer, Weiber und Kinder drängten und stießen sich, begierig, einen der Ihrigen, einen Freund oder Verwandten aus den entsetzlichen Ueberbleibscln todter Körper auf den Tischen und Bänken herauszufinden, ein nicht gerade leichtes Beginnen, da mehr als die Hälfte aller Körper durch das Feuer vollkommen unkenntlich ge­macht worden war. Viele Leute stritten sich um das Besitzthum eines und desselben Körpers, und wohl in den meisten Fällen mußte die Zugehörigkeit zweifelhaft bleiben. Eine Familie von 8 Personen ist vollständig umgekommen, so daß das Haus ohne Bewohner steht.

Die Gesammtzahl der nach dem Theaterbrande in Brooklyn vermißten Personen ist 370. Bisher hat man nur bei 178 Leichen den Namen unzweifelhaft feststellcn können.

Küchenkalender über Wild -e Fische im Monat Dezember.

Empfehlenstverth und daher gesetzlich erlaubt:

Wildpret von Hirschkühen. Schwarzwild. Rehwildpret vom Bock. Hasen. Wildenten. Schnepfen. Auerhahn. Birkhahn. Fasanen. Aeschen. Rothfisch. Hecht. Aal.. Barben. Karpfen. Seefische.

Ungesund oder unzeitgemäß uud deßhalb verboten: Wildpret von Hirschen. Wildpret von Rehgaisen. Rebhühner. Salm. Forellen. Krebse.

Redaktion, Druck und Verlag von S. OelsLlSger in Calw