Entsprechend der Vermehrung der Einnahmen wurde auch das Matena! der Gesellschaft bedeutend vermehrt, und besteht dasselbe nun aus 30 Bootsstationen und 4 Raketenstationen in der Nordsee, und 31 Bootsstationen, 19 Mörser- und 36 Raketenstationen in der Ost­see mit zusammen 76 Booten, (35 branois-, 27 hölzernen, 12 keast-, 2 Srgelrettungsbooten, zus. 76), 19 Mörserapparaten, 43 Raketenapparaten und 13 Ooräos'schen Gewehren. Gerettet wurden hiemit im vorigen Jahre von 18 verunglückten Schiffen zusammen 104 Personen.

Seit Begründung der Gesellschaft wurden von ihr bis Ende 1875 gerettet 870 Personen. Im letzten Jahre wurden von ihr an Prämien für ausgeführte Rettungen' bezahlt 2,771. 70 seit ihrem Bestehen 24,356. 73

Zum Vergleiche gebe ich Ihnen einige Daten von ausländischen Gesellschaften. Die englische Gesellschaft verfügte im vorigen Jahre über 254 Boote, und rettete damit 726 Personen, durch andere Mittel ^wurden noch gerettet 195 Personen im Ganzen also 921, dafür wur­den an Prämien ausgegeben 3289 Pfd.sSterling; seit ihrem Bestehen 1824 rettete die Gesellschaft 23,790 Personen, und gab an Prämien 48,200 Psd.St. außerdem noch 92 goldene und 871 silberne Medaillen.

Die holländische Gesellschaft verfügt jetzt über 22 Boote, und hat seit ihrem Bestehen 1824, 2240 Personen gerettet.

Beim Vergleiche dieser Zahlen ist immer im Auge zu behalten, daß die englische Küste viel gefährlicher und die Schifffahrtsbewegung an derselben viel bedeutender ist, als an der deutschen und holländischen. Immerhin bleibt aber noch viel zu thun, bis die Organisation des deutschen Rettungswesens so durchgeführt ist, wie sie es nach dem Plane der Gesellschaft werden soll. (Forts, folgt.)

Böblingen, 26. Nov. Samstag Abend wurde auf der Straße im Walde zwischen hier und Ehningen ein lediger, junger reisender Kaufmann von drei Burschen räuberisch angefallen, welche ihm ein Tuch über den Kopf warfen, ihn zu Boden rissen und ihm seine Baarschaft, bestehend in 40 -M, nebst Uhr und Stiefeln abnah- men. Der Beraubte, Namens Jakob Buhler, wurde zwar körperlich nicht verletzt, liegt aber hier zu Bette in Folge großer Erschöpfung und Aufregung. Nach den Thätern wird gefahndet.

Stuttgart. Das Durchgehen scheint hier zur Manie ge­worden zu sein. Seit letzten Freitag wird ein Postpraktikant, Namens Schmidt, vermißt, der stch mit einer Summe von ca. 23,000 c/6, welche er der Kaffe entnommen, flüchtig gemacht hat.

Kirchheim u. T., 25. Nov. Heute Morgen wurde, nach demTeckb.*, in der Nähe der Nirrtinger Straße ein Mann, Namens Heinrich Gerstenmaier, von hier, in einem Chauffeegraben liegend, todt aufgefunden. Derselbe scheint heute Nacht erfroren zu sein.

Hei den he im, 26. Nov. Zwei hiesige Bürger sind in den letzten Wochen plötzlich verschwunden. Zuerst entfernte sich der Schrannen­inspektor K. von hier, ohne daß man weiß, wohin, und in den letzten Tagen der Schmiedmeistcr W. Welches die Beweggründe in beiden Fällen sind, ist noch nicht bekannt.

Reutlinger Alb, 26. Nov. Auf einem der letzten Viehmärkte unserer Gegend wurde ein Betrug der raffinirtesten Weise ausgeübt. Ein Bauer kaufte von einem andern ein Stück Vieh um 66 fl. Als der Handel aus und das Vieh bezahlt war, näherte sich dem Käufer ein zweiter Käufer, bot eine Mark mehr und erhielt richtig die Kuh. Dieser letzte Käufer fragte nun den ersten, ob ihm Gold (englische Souvereigns) oder die vorgezeigten Geldrollen (scheinbar sogenannte Siebener enthaltend) angenehmer seien. Der zweite Verkäufer zog die Geldrollen vor und die Sache war abgemacht. Käufer und Ver­käufer trennten sich. Nach wenigen Stunden sollte nun der Verkäufer eine Zahlung machen; er brach eine Rolle an und statt 20 L Stücke kommen 1 L Stücke zum Vorschein. Die Untersuchung ergab bei den andern Rollen die gleiche Täuschung. Als man dem zweiten Käufer nachforschte, ergab es sich, daß derselbe einen falschen Namen und Wohnort angegeben und daß ihm sein Betrug nur zu gut gelungen sei.

Lach weil er, 25. Nov. Diesen Vormittag ereignete sich hier ein bedauerliches Unglück. Ein 4jähriges Kind spielte an einem Backofen, in welchem das Feuer brannte. Beim Herausnehmrn eines kleinen Gebackenen" fiel Feuer mit heraus und brannte die Kleider des Kindes an. Hilfe kam zu spät und das Kind liegt jetzt an schweren Brandwunden darnieder. Die Kleider sind ganz verbrannt. Wie thöricht die Leute in solchen Fällen mitunter handeln, beweist, daß man zum Lehrer des Orts schickte um Tinte, womit die Brand, wunden sollten bestrichen werden. Natürlich wurden die Betheiligten an den Arzt gewiesen, und bis zu dessen Ankunft zweckmäßige Mittel verordnet.

Köln, 25. Nov. Wie der ,K. Ztg.* von Reisenden mitge- t heilt wird, lief der zu Elten (Cleve) um 9 Uhr Vormittags fällige

Red aktton, Druck und Verlag von S.

Güterzug von Holland gestern auf dem Bahnhofe mit einem in Hellen Flammen stehenden Wagen ein. Dieser war mit Baumwolle beladen. Durch sofortiges Ausrangiren desselben wnrde verhütet, daß sich das Feuer andern Wagen miltheilte. Die Flammen wurden gelöscht. Die Ladung ist größtentheils verdorben, auch der Wagen ist erheblich beschädigt.

Berlin, 27. Nov. Wie derReichsanzeiger* meldet, hat der Reichskanzler dem Bundesrathe den von der preußischen Regierung eingebrachten Gesetzentwurf betreffs Erhebung von Ausgleichungsab- gaben bei der Einfuhr ausländischer Maaren vorgelegt. Wie man derFranks. Ztg.* schreibt, wird der Bundesrath dem Reichstage die Vorlage machen, wornach der Einfuhrzoll aus Eisen in demselben Maße erhöht wird, als die übrigen Länder die Bonifikation auf Exporteisen nach Deutschland gewähren. Camphausen befürwortete lebhaft die Vorlage.

Berlin, 27. Nov. Auf Einladung der Abgeordneten Früh- auf und Sonnemann fand am Freitag Abend im Reichstag eine von Mitgliedern aller Parteien besuchte Besprechung über die Frage der Beschickung der Pariser Ausstellung statt. In motivirter Darlegung trat Sonnemann für die Beschickung ein, indem er von einer Nicht­beschickung der Ausstellung, die auch ohne uns werde abgehalten, ja auf der wir dann fkaum vermißt werden würden, noch weit größeren Nachthei( befürchte auf lange Jahre hinaus. Von anderer Seite äußerte sich die Stimmung entschieden gegen eine Betheiligung, indem auf die beispiellose Krisis, ferner auf die mangelhafte Ausbildung und Arbeits­lust der sozialistisch erregten Arbeiter, auf die kurze Frist, auf das eminente Ungeschick und Arrangement aller unserer bisherigen Aus» stellungskommiffäre und schließlich auch auf die ostensibel feindselige französische Stimmung hingewiesen wurde. Die Mehrheit der an­wesenden war der Beschickung unzweifelhaft abgeneigt. Eine Inter­pellation hielt man nicht für opportun.

Wien, 24. Nov. Ein Kredit von 700,000 fl. für die offi­zielle Betheiligung der im Reichsrathe vertretenen Länder an der im Jahr 1878 in Paris stattfindenden internationalen Ausstellung ist im Reichsrath eingebracht u. dort an die Finanzkommisfion gewiesen worden.

Wien. 27. Nov. Hinsichtlich des gegenwärtigen Standes der orientalischen Frage verlautet Folgendes: Bezüglich der besonderen Reformen der drei aufständischen Provinzen sind die Kabinete einig. Differenzen zwischen Rußland und England betreffen mehr die äußer­liche Form als die Sache. Ebenso besteht zwischen der englischen und der russischen Auffassung bezüglich der Garantiefraze keine wesent­liche Differenz. Nur die Frage bezüglich der Modalitäten der Garantie könnte einen oasus belli bilden. Rußland will die sofortige Okku­pation, von welcher England nichts wissen will, noch weniger die Pforte. Die aufgetauchten und bereits erörterten Vermittlungsvor­schläge betreffen theils die Vertagung der Okkupation für den Fall, daß die türkische Regierung selbst die Macht und Autorität hätte, die vereinbarten Reformen ins Leben zu rufen, theils die Frage, welche Macht die Okkupation bewerkstelligen soll. Innerhalb dieser Vermitt­lungsvorschläge dürfte sich der Punkt finden, bis zu welchem sich auch England mit einer eventuellen Okkupation einverstanden erklären könnte.

Tessin. Im Totthardtunnel bei Airolo sind letzten Mittwoch in Folge des unzeitigen Losgehens einer Mine vier Arbeiter getödtet und zwei verwundet worden.

London, 25. Nov. DerArmy and Navy Gazette* zufolge sind Anordnungen für Truppensendungen aus Indien nach der Türkei schon getroffen für den Fall, daß Schwierigkeiten in der Orientfrage entstehen sollten.

Rußland. Ueber die Stellung der Polen bei einem voraussicht­lichen Kriege Rußlands veröffentlicht dieWiener Tagespreffe" einen aus London datirten Brief eines, wie versichert wird, maßgebenden Mitgliedes d. polnischen Emigrationskomites, in welchem die Betheiligung dieses Comites an einem Unternehmen gegen Rußland vorläufig abge­lehnt wird. Polen werde fortan nie und nimmer die Rolle des Hammers gegen den russischen Ambos spielen; das polnische Blut dürfe blos für die Sache Polens fließen. Somit scheint Rußland vor einer polnischen Verschwörung sicher zu sein. Trotzdem unterliegt es, wie man derOstsee-Ztg." aus Warschau schreibt, bei dem ent­schiedenen Mißtrauen, welches die Regierung wieder offen gegen die polnische Bevölkerung kundgibt, keinem Zweifel, daß im Fall eines russisch-türkischen Krieges sofort der Belagerungszustand über die Weichsel- Gouvernements verhängt werden wird.

Belgrad, 27. Nov. Man telegraphirt derFr. Ztg.*: Die durch die Moskauer Czarenrede entstandene Verstimmung ist vollkom­men behoben, nachdem der Czar erklären ließ, daß Serbiens Sache nach wie vor diejenige Rußlands sei. Serbien erkennt für den Fall der Erneueruna deS Krieaes die Militärhoheit Rußlands an. _

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O elschlLger in Calw.