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fein soll. I" Paris, habe die Ablehnung der deutschen Regierung peinlich und beunruhigend berührt. Nach einem Tel. der Post aus Wien soll die Betheiligung Oesterreichs an der Pariser Ausstellung fraglich sein.
— Wien, 21. Nov. Marinovits (der serbische Abgesandte) ist hier eingetroffen. Er wird mit Andrassy konferiren und dann nach St. Petersburg Weiterreisen. — Serbien richtet rin Memorandum an die Konferenz. — Das Tagblatt meldet: Zwischen England und der Türkei sei eine förmliche Allianz abgeschlossen (?) England leiste Subfidien und 100,000 Mann Hilfstruppen.
Innsbruck» 17. Nov. Sämmtliche Mitglieder des akademi- scheu Senats der hiesigen Universität, mit Ausnahme der Jesuiten und der Professoren Pfaundler und Busson, haben ihre Würden nie« dergelegt. Zwischen dem akademischen Sonst und der Unlerrichtsver- waltung ist nämlich ein Konflikt ausgebrochen, den die klerikale Partei an der Innsbrucker Universität mitvcrschuldet hat. Bei der Wahl des Dekans für die Innsbrucker philosophische Fakultät waren Unregelmäßigkeiten unterlaufen , wobei schließlich das Unterrichtsministerium gegen die vom akademischen Senat in Innsbruck verfügte Nichtbestä- tigung der Dekanswayt enstcyleo. Daraufhin qaocn oie Milgueoer der akademischen Senats ihre Würden niedergelegt.
Bern» 7. Nov. Das Bündner Tagebl. meldet folgende heitere Geschichte: Auf einem Berge vev Unter^nguviu» die mit einer trigonometrischen Vermessung beschäftigt waren, mittelst eines guten Fernrohrs beobachtet, wie auf einem andern Berge der Pfarrer Guidon von Zernetz rin von ihm nach längst geschlossener Gemsjagd erlegtes Gratthicr ausweidete. Aus geschehene pflichlsch:!!- dige Anzeige wurde gen. Pfarrer vom Kreisgericht in eine Buße von 40 Fr. und 57 Fr. Gerichtskosten oerurtheilt.
Bern. Am 19. d. stieß der um 10 Uhr 5 Min. in Bern einlaufende Basler Schnellzug bei dem Straßendurchgange vor dem Aarbergerthor auf einen eben auslausenden, mit zwei Lokomotiven bespannten Güterzug. Die Schienen wurden umgelegt, die erste Lokomotive des Gütenugs bohrte sich in den Boden ein und wurde arg zugerichtet, die Lokomotive des Schnellzuges ebenfalls, doch weniger erheblich beschädigt. Die Puffer einiger Waggons wurden geknickt und abgebrochen. Der Postwagen wurde mit dem reichen Inhalt der Zürich Basel-Bern-Genf-Posten einige Fuß tief in einen Eisen- bahnwagen erster und zweiter Klaffe Hineingetrieben und mit diesem zertrümmert. Die beiden Kondukteure des Postwagens blieben wie durch ein Wunder am Leben; der Eine war ganz unversehrt, der Andere erhielt einige Verletzungen. Der Lokomotivführer des Skynellzuges büßte ein Auge ein; das übrige Bahnpersonal ist vom Unglück ver- schont geblieben. Bon den Passagieren erlitt Buri, Oberingenieur der Centralbahn, einen Beinbruch, zwei andere kamen mit ungleich leichteren Verletzungen davon.
St. Gallen, 19. Nov. In einer Felsschlucht unweit Stein (im Toggenburg), durch welche hart an der Thur die Landstraße sich hinzieht, wukde letzten Sonntag die Morgenpoft von einer Lawine überrascht und ganz im Schnee begraben. Dem Postillon gelang es mit großer Mühe, die Pferde herauszuziehen und sie ko vor dem Er- sticken zu retten. Er ellle dann schnell nach «srem und oer Hilfe einiger Männer gelang es, auch den Wagen bald wieder flott zu machen und den darin befindlichen Paffagier aus seiner unheimlichen Situation zu befreien.
Paris, 18. Nov. Man schreibt der „K. Zlg." : Heute stürtzte sich ein junger Mann von ungefähr 25 Jahren von einem der Thürme der Notre-Dame-Kirche hinab. Man fand in der Tasche seiner Weste 60 Centimes, welche ihm der Thurmwächtcr auf ein Frankcnstück herausgegeben hatte.
London, 17. Nov Bostoner Blätt,,- rn-ld-n d«n Abschluß eines bedeutenden Contrakts mit dortigen Talg Siedereien für Lieferung von Talgöl behufs Export's nach Liö..Pool. Di.stp hMuDisch ouS gepreßte Talgöl soll mit Milch vermischt zur Fabrikation von Butter und das sStearin zur „Verbesserung* von Schmalz verwandt werden. ES scheint demnach, daß man in Liverpool ebenfalls die FHIastou der unter dem Namen Oleomargarin bekannten Butter in auSgedehn- tem Maße betreibt.
London, 20. Nov. Die meisten Moraenblätter fassen den Beitritt der Türkei zur Konferenz als Zugeständniß gegen England auf und betrachten die Situation hoffnungsvoller und die Friedenser- Haltung durch die Konferenz aussichtsvoller. — Nachrichten aus Kal- kutta vom 19. Noo. zufolge trifft die indische Regierung Anstalten, um, wenn in Europa Krieg ausbrächr, starke Truppeukorps nach'Egyp- ten zu senden.
St. Petersburg, 18. Nov. In Folge angeordneter theil- weiser Mobilisirung der Wehrkraft wird auch die Mobilisiruug des Sanitätskorps vorbereitet ; insbesondere werde n Hospitäler für Ver-
Redaktion, Druck und Berlag von S.
Mundete eingerichtet Unabhängig von den amtlichen Organisationen treten, nach dem Borbilde der im deutsch französischen Kriege so er» folgrcichen Privatpflegen für Verwundete, Damencamites zu gleichem Zwecke zusammen. Wie eS heißt, übernehmen die Kaiserin und die Großfürstinnen die Protektorate über solche Vereinigungen. Daß. Tschernajeff, falls Rußland zur Aktion gezwungm würde, das Kam» mando in Serbien behielte, gilt als unwahrscheinlich. An maßgebender Stelle war man von vornherein mit dem ganzen Auftreten des Generals- in Serbien unzufrieden.
St. Petersburg, 19. Noo. Das Journal de St. Petersburg spricht in seinem Leitartikel die Hoffnung aus, daß die Türkei unter dem einstimmigen Drucke Europas den Forderungen der Lage nachgeben werde. Die Rüstungen Rußlands seien keine Bedrohung des Friedens, vielmehr ein schweres Opfer, welches das Kaiserreich sich auferlege, um die Wohlthaten des Friedens zu sichern und die Christen im Orient zu schützen. Wenn aber der Krieg unvermeidlich, werde die Nation denselben um so energischer unterstützen, da er erst nach der Erschöpfung aller friedlichen Versuche erfolgen würde.
Asien. Kalkutta, 18. Nov. Nach hier eingegangenen Berichten sins rm «Lusoilen von Bengalen ourch einen furchibaren Wirbelsturm (Typhon), der in den letzten Tagen des vorigen Monats dort wüthete, an 120,000 Menschen um's Leben gekommen.
Nt>»dutucii!u. Ein Clciuniß, welches an die schreckliche Explosion in Bremerhaven erinnert, geschah am 27. v. M. bei Jersey City im Staate Newyork. Als der Nachm, von Philadelphia abge« gangene Passagierzug noch 22 Meilen von Jersey City entfernt war, erto.gte in dem Gepäckwagen eine Explosion, welche die Koffer durch- einanderwarf, die in dem Wagen befindlichen Leute zu Boden schleuderte und elfteren in Brand setzte. Der Zug wurde zum Stehen ge» bracht, die Flammen gelöscht, und es ergab sich bei einer sofort an- gestellten Untersuchung, daß ein großer, zu Alomen zerschmetterter Koffer eine Pistole enthalten hatte, welche mit einem Uhrwerk verbunden war. Diese Pistole mußte sich entladen, sobald die Zeiger auf 12 Uhr wiesen, durch welch: Entladung die in dem Koffer enthaltenen Sprengstoffe entzündet wurden. Nur dem Umstande, daß der gefährliche Koffer in der obersten Reihe gestanden hatte, ist es zuzuschrciben> daß keine größeren Verheerungen und vielleicht Verluste an Menschenleben zu verzeichnen sind, lieber den Absender deS Koffers, sowie die eigentliche Bestimmung desselben herrscht bis jetzt noch Dunkel.
New «Jork, 16. Nov. Nach Nachrichten aus Cuba bemäch» ligten sich 11 angebliche Reisende aus Puerto Plata, muthmaßlich cubamichc Flüchtlinge, des zwischen Havannah und den Antillen sah« renden Dampfers „Montezuma", Mieten den Cspitän und die Offiziere, setzten die übrigen Passagiere an der kubanischen Küste anS^ Land und gewannen dann das Weite.
Vermischtes.
In Nr. 5 des „Daheim" vom 28. Okt d. I. wird in einem- Artikel mit der Uederschrift: „Zur Frage von der Luftkur" von einem Arzte, Professor L. Krahmer, berichtet, daß er eine Dame von 20 Jahren, welche seit 2 Jahren wegen drohender Schwindsucht Luft«
^ Mollen- und jon,ttge Kuren vergeblich gebraucht, aus folgende Weise binnen 3 Monaten vollständig geheilt habe. Jeden Tag mußte sie, mit einem erst ganz leichten, dann immer schwererem Gewichte in den auf dem Rücken zusammengelegten Händen die bequeme Treppe deS Hauses vom Keller bis zum Boden erst ein- und zweimal, dann bis neunmal täglich hinaufsteigen.
Die „Germ." läßt sich folgende heilere, aber etwas unmögliche Nachrichten aus Paris melden: „Ein 101 Jahre alter Herr hat sich m-- «>n«7 99 J-ch- Darnr v-rhrirathrl, während ein Greis pn„ 85 Jahren eine Braut von 18 Jahren heimsührt. Eine seit 9 Jahren verheirathete Frau ist nun zum achten Male mit Drillingen ist vu-uii. Muitkt von 24 leüeudigen Kindern, stimmt«
lich Mädclen."
Ein Duschenspieler hatte einst sein Publikum in nicht geringe» Staunen versetzt durch ein Stück, welches darin bestand, daß er die Köpfe zweier lebendigen Tauben verwechselte und die weiße Taube mit dem Kopfe der schwarzen, die schwarze mit dem Kopfe der weißen znm Vorschein brachte. Nach der Vorstellung wandte sich ein Bauer vertraut, an ihn, ob er das nicht auch mit sr.» d. Bauern anwesendenFrau u. Schwägerin ebenso machen könne, er wolle sichs gern etwas kosten kaffen.
Gine bärtige Dame ließ sich vor einiger Zeit in einer kleinen Stadt im fernen Westen für Geld sehen. Als Billetverkäu- ferin sunglrte ein hübsches junges Mädchen. Ein Besucher, der diesen „Zwiespalt der Natur" sattsam bewundert, schackertc beim Verlassen der Schaubude mit der Billettverkäuferin und meinte lächelnd: „Nicht wahr, Kind, die bärtige Frau ist Deine Mutter?" „Ach nein", lautete die naive Antwort, „sie ist mein Vater."
vetschlüger m Calw.