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faßt, welches nach allen Anzeichen der hiesigen Gesellschaft im höchsten Grade hätte gefährlich werden können. Dasselbe miethete sich, von Köln kommend, in einer der feinsten Straßen Frankfurts ein und brachte als Möbel u. A. einen Kaffenschrank mit. Nach einiger Zeit b. h. wenige Tage nach dem Einzuge, ließ der Miether einen hiesigen Schlosser kommen, damit er den Schrank, von welchem der Schlüssel innerhalb liegen solle, öffne. Der Meister wollte den Schrank in der vorgezeichneten Weise, die ein großes Loch erzeugt haben würde, nicht anbohren, sondern verlangte Angabe der Stelle, wo der Schlüssel liegen konnte, denn mit einer geringeren Oeffnung würde man den Zweck ebenfalls erreichen. Der Schrankeigenthümer bestand jedoch «us dem Bohren eines großen Loches, welches unser Frankfurter Mei- ster denn auch machte. Der Schlüssel wurde herausgenommen und der Schrank dem Meister zur Reparatur übergeben. Das ganze Ver­fahren fiel jedoch Letzterem dermaßen aus, daß er davon Anzeige machte. Dos Resultat war. daß der angebliche Privatlehrer bei einer Haus- fuLung in dem L efitz von Diamanten, Bohrer, Sperrhaken, Revolver,

und englischen Diebe zu bedienen pflegen, betroffen wurde. Die Uw tcrsuchung wird Licht über diesen Vorfall geben.

Frankfurt. 22. Okt. Heute Morgen um 6 Uhr wurde die Stadt durch Feuctsignale allarmirt. Es brannte nach dem ,Fr. I.* das Dach, über den Münzwerkstätten. ^ Stunden später konnte die Feuerwehr wieder einrücken.

Berlin, 21. Okt. Mr. Ralph Stvtt wild die Leistungsfähig' keit seiner Maschine, sich mit derselben über dem Erdboden, und zwar in der für Rekognoszirungen im Kriege erforderlichen Höhe, zu er- halten und mit Ucberwindung der Luftströmungen sich fortzubewegen, dem k. preußischen Kriegsministerium am 4. November d. I., Mit- tags 12 Uhr, beweisen. Mr. Stvtt will von der Luft aus durch Werfen von gefüllten Bomben u. s. w. auch beweisen, wie gefahr­bringend seine Maschine für die Kriegsschiffe wie für die Armeen in Zeiten eines Krieges werden kann.

Berlin. Der Reichsanz. schreibt: Nachdem laut telegraph. Meldung aus Bern die Regierung von Japan ihren Beitritt zum Weltpostverein vor Kurzem angemeldet hat, eröffnet sich nunmehr auch die Aussicht, die Korrespondenz mit China, so weit sic im regelmäßigen Postaustausch vermittelt wird, ebenfalls an Len Vvrthcilen des allge­meinen Postvereinsvertrages Theil nehmen zu sehen. Die britische Regierung hat nemlich soeben den Beitritt des Gebiets von Hongkong, welches zur Zeit den wichtigsten Theil jener Korrespondenz vermittelt, zum Weltpostverein angemeldet.

Dessau, 21. Okt. Vorgestern ereignete sich hier ein Todes- fall, dessen Ursache sehr zur Warnung dienen kann. Ein Herr brachte in eine offene Wunde an der Hand Petroleum. Die Blutvergiftung trat sofort sehr heftig auf: Arm und Brust wurden roth, der Leib erlitt eine heftige Anschwellung und in Zeit von 2 Tagen war der Betreffende trotz aller Bemühungen der Aerzte eine Leicke.

Straßburg, 19. Oktober. Nach zweitägigen Verhandlungen

Hause deS belebtesten Punktes der Stadt (im-Aziendahof am Graben) ein Geldbriesträger ermordet und die Summe von 14,000 fl., die er bei sich führte, geraubt worden. Die Thal war mit solchem Raffi- nement in Scene gesetzt, daß der (noch nicht eingebrachte) Mörder, um das Opfer in seine Wohnung zu locken, einen Geldbrief an seine eigene Adresse aufgegeben hatte.

Pesth, 24. Okt. Die Studenten beschlossen einen FackelzuK für den türkischen Konsul trotz der Abmahnung des Ministerpräsidenten Tiszas darzubringen. Die Kundgebung findet wahrscheinlich nächsten Donnerstag statt.

London, 18. Okt. Es drängen einander die schlimmen Be­richte und Gerüchte. Die Verwerfung des sechsmonatlichen Waffen­stillstandes, der immer zahlreicher werdende Zuzug russischer Truppen nach Serbien, ihr massenhafter Durchzug durch neutrales rumänisches Gebiet, die Truppenaufstellungen des letztgenannten Staates, die Rüst- ungen Rußlands zu Land und zu See, verbunden mit allem, was seit gestern über eine förmliche Theilungsabmachung Rußlands und

Dolch, Blendlaterne, wie sich solcher die ausgefeimtesten amerikanischen Oesterreichs bezüglich der türkischen Provinzen verlautet, haben zu»

sammengenowmen den bisherigen Zweifel an der Erhaltung des Frie. dens nahezu in Hoffnungslosigkeit verwandelt. Zu spät würde in die­sem Falle Oesterreich die Entdeckung machen, daß es durch seine Be­theiligung an der Zerstückelung des türkischen Reiches nur seine eigene Auflösung beschleunigt.

In Deligrad fand am 8. Okt. ein großes Todtenamt für jene Soldaten und Offinere statt, welche in den Kämpfen vom 28. und 30. Sept: gefallen sind. Das Todtenamt wurde in jener kost­baren Feldkirche zelebrirt, welche die Stadt Moskau als Geschenk nach Serbien geschickt hat. Bei dieser Gelegenheit übergab Tscherna- jeff dem ersten Bataillon, welches ganz aus Russen zusammengesetzt worden ist, die heilige Fahne, die gleichfalls die Stadt Moskau ge­schickt hat. Es war eine mit vielem Pomp in Szene gesetzte Feier, zu welcher alle Truppcnabtheilungen Delegirte geschickt hatten und der mehrere hundert Offiziere beiwohnten. Tschernajeff hielt eine kurze Rede, deren Wortlaut keineswegs friedfertig klang und die von dm Truppen fast bei jedem Satze mit donnernden Hurrahs erwidert wurden.

Nordamerika. Während die großen Anthrazitkohlengrubenbesitzer Herabsetzung der Kvhlenpreise gezwungen sind, hat der Preis des Pe­troleums plötzlich einen Aufschwung genommen, der neues Leben irr die Kohlenölregion Pennsylvaniens gebracht hat. Der Preis stieg von 1>/z Doll, auf 4 Doll, per Faß, bereicherte also die Besitzer der etwa 4 Mill. Faß betragenden Lager um 9 Mill. Doll. Daß der Preis in den letzten Jahren ein außcrord. niedriger war und auf Rechnung außerord. reicher Kohlenölquellen zu schreiben, wird zugestanden; auf der andern Seite hat der jetzige hohe Preis d. Wirkung neuer Bohrvcrsuche, mithin einer Vermehrung der Produktion, so daß in nicht ferner Zeit ein Sinken des Preises, wenn auch nicht ganz zu der früheren Billig­keit, in Aussicht zu stellen ist. Die Produktion hatte schon in der zweiten Hälfte von 1875 etwas nachgelassen. Die Folge war, daß der Lagervorrath, welcher im Mai 1875 über 4^2 Mill. Faß betrug.

ist soeben vom Schwurgerichtshof des Unterclsaß die Marie Schurr, ^am 1. Januar 1876 auf Zi/g Mill. gesunken war. Eine Menge geschiedene Ehefrau Weidmann von Gmünd in Württemberg, in Geaalter Oelquellen sind jetzt wieder in Angriff genommen, gegen meinschaft mit dem ehemaligen Sergeanten Chemnitzer aus Sachsen ^ 2 Mill. Doll, werden in Bohr- und andere Arbeiten angelegt. Im wegen Raubmords zum Tod verurtheilt. Die beiden Verurtheilten ^ Falle großen Erfolges ist ein Sinken auf 2 Doll, per Faß in einiger

hotten im Juni dieses Jahres eine vor dem Spitalthvr wohnende Zeit nicht unm öglich. __

alte Frau Namens Bentz in ihrer Wohnung ermordet, und deren Habe, im Betrog von etwa 6000 M. geraubt. Nachdem die Schurr

und Chemnitzer gestern und heute trotz der beschwercndsten Beweise hartnäckig geleugnet hatten, legten sie im letzten Augenblick ein um­fassendes Geständniß ab, welches die gräßlichen Einzelheiten der An­klage bestätigte.

Wien, 21. Okt. Die von den Abgeordneten Eichhess, Herbst, Hvffer und 112 Genossen Unterzeichnete Jnterpkllvticn wurde heute im Abgevrduetcr.hause verlesen und dem Ministerpräsidenten übergeben. Dieselbe lautet wönlich:Hat die Regierung ihren Einfluß auf die Führung der auswärtigen Angelegenheiten in der Orientsroge und in welcher Richtung gerrmmen? Ist dieselbe bereit, die Verantwortung jür die befolgte Politik zu übernehmen? Hat die Regierung ihren E influß dahin ans geübt, daß auch bei einem eventuell ausbre chenden Kriege der Friede für Oesterreich Ungarn gewahrt und insbesondere jedes Streben noch Erwerbung fremder Gebiete hintangehaltcn werde? Gedenkt die Regierung auch fernerhin in diesem Sinne ihren Einfluß geltend zu mochen?!!

Wien. Die Unsicherheit in ',nrd um Wien nimmt in erschre­ckendem Maße zu. Am 17. d. Ncchrs wurde der Kantine-Pachter am Centralsrndhef, v!s er mit feil en zwei Hvi.lkntären und zwei Wagten den Nachhauseweg cntrot, rcn 12 beweffneten Strolchen eusgeraubt in.i. er selbst nebst dem einen Hlusknrcht lebensgefährlich rrwundet; cm 18. d. ist om Hellen Tog und in dem belebtesten

Vom Kriegsschauplatz.

Wien, 19. Okt. Die Polit. Korrespondenz meldet aus Athen, daß dort eine schriftliche Zusage der Pforte eintraf, sie werde die Ko- lvnisirung ihrer griechischen Provinzen, namentlich Thessaliens, durch Tscherkeffen einstellen.

Athen, 18. Okt. Von Seiten der Regierung steht eine Kam­mervorlage bevor, betreffend die Einberufung von 60,000 Mann, Be­willigung eines Kredits von 50 Mill. und einer Anleihe von 10 Mill. Drachmen, behufs Ankaufs von Waffen.

Belgrad, 18. Okt. Vom Kriegsschauplatz werden verschiedene für die Serben siegreiche Gefechte gemeldet.

Aus dem Lager von Deligrad wird der D. Z. som 13. Okt. gemeldet: Seit 30. Sept. haben wir keinen größeren Kampf gehabt. Kleine Echarmüzel kommen jeden Tag vor. Heute fand eine 2stündige Kanonade vor Alexinatz statt. Die türkische Kavallerie wollte von Prtjilvwzi an die Morawa kommen, um eine Rekognos« zirung vorzunehmen und wurde von den serbischen Granaten aus der Schanze von Jelenac überrascht. Etwa 30 Schüsse genügten, um .die Kavallerie nach Prtjilvwzi zurückzutreiben. Sie zog sich auch zu» rück; bald darauf aber begannen die Türken aus ihren Batterien von den Anhöhen bei Prtjilvwzi auf Alexinatz zu schießen. Ueber hundert Schüsse fielen vor der Stadt nieder und nur vier gelangten in die Stadt selbst. Wie immer, sind auch heute von 100 kaum 10 Gra­naten geplatzt, alle gruben sich tief in die Erde ein.

Redaktion, Druck und Verlag von S. O'eljchläger in Ealw.