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Calw.

LanÄwirthschaftiicher Pezirksverein.

Von der K. Centralstelle für die Landwirthschaft sind dem Vereine 1015 Sitzplätze auf der Haupttribüne beim landw. Feste in Cann- statt, das dicsesmal wegen der Anwesenheit des deutschen Kaisers mit besonderer Feierlichkeit begangen werden soll, zur Verfügung gestellt worden. Diejenigen Vereins-, resp. AuSschußmitglieder, welche von diesem Anerbieten Gebrauch machen wollen, werden cingeladen, sich spätestens bis zum 14. Sept. bei dem Unterzeichneten zu melden.

Calw, 11. Sept. 1876. Der Bereinsoorstand:

Oberamtmann Doll.

E. Horlacher, Sec.

Zur Gewerbe-Ausstellung in Vi klingen.

Da diese besonders von Calw aus sehr reich und schön beschickt wurde, so läßt sich erwarten, daß noch Biele, welche bisher mit einem Besuche derselben säumten, die kurze Frist bis 20. September, bis zu welchem Tage dieselbe geschlossen werden soll, und wegen Aufhören der Schulferien auch theilweise geschlossen werden muß, da ein Theil der Ausstellungsgegenstände in Schulzimmern untergebracht ist, noch zu einem Besuche benützen werden. Die Ausstellung ist sehr reich­haltig und bietet viel Interessantes, es sollte kein Gewerbetreibender versäumen, die nicht großen Kosten an eine Reise dahin zu rücken. Will man blos die Ausstellung besuchen, so reicht ein Tag vollständig hin. Man reist 1/28 Uhr Morgens ab, kommt um 11.23 in Rott- weil an, wo man gut Zeit hat, Etwas zu Mittag zu essen, und fährt von da um 12,5 ab nach Villingen, wo man um 1,2g ankommt. Reist man um 6.4g von da wieder ab, so kommt man um 10 Uhr hieher zurück, und hat 4 Stunden Zeit gehabt, Alles zu sehen. Das Fahrgeld beträgt: Retourbillet bis Rottweil 4. 55, von Rottweil- Villingen <^6. 1. 45. Eintrittsgeld in die Ausstellung 60 L, zu- sammen 6. 60 L. Will man die Triberger Bahn befahren, so muß man freilich einmal übernachten, dieselbe ist indeß sehr interessant, und läßt sich von Villingen bis Hornberg, resp. Niederwafser in Ser Zeit von 1,2s bis Abends 5,go hm und zurück um c-U 3. 4050 L. ausführen. Die hiesigen Aussteller sind Folgende, dem Alphabet nach geordnet:

Baumann u. Sprösser, Muster von Kratzen, Botzcnhardt, PH. I. u. Sohn, Leder,

Dingler, Louis, Calwer-Schuhe und Stiefel,

Dörtenbach u. Schauder, Muster von Kratzen, Fortbildungsschule, gewerbliche, Zeichnungen und Proben

von Buchführung,

Hassenmayer u. Zahn in Hirsau, Safian.

Hoffmann, C., in Teinach, Mineralwasser,

Hutten, Heinrich, Muster von Cigarren,

Köhler, F. jr., Leim und Gelatine,

Lamparter, Chr., wollene Strickgarne,

Lotz u. Bauer, 1 Viktoria-Wagen, 1 schöner Schlitten,

Nasch old, G., große Ausstellung in verschiedenen Sorten Leder, Scheuerte, C-, 1 Webgeschirr mit Blatt,

Schill u. Wagner, sehr schöne Auswahl in Decken u. s. w., Schmidt, C., Laternen und Kinderkochheerde.

Staelin, I. F., u. Söhne, sehr hübsche Zusammenstellung von

Baumwollgarn von der rohen Baum- wolle bis zum feinsten Faden.

Wolter, F., sehr nette Schwarzwälder Kunstprodukte, Schweizer- Häuschen, Burgen» Rahmen u. s. w., von Rinde, Moos, Tannzapfen u. s. w.,

Würz, G. F., Tuch und Bukskins.

Wer ein feines Glas Bier trinken will, dem sei das Gasthaus zum Falken in Villingen empfohlen» wo es auch warme und kalte

Speisen gibt. Das Bier ist von Hofen bei Sp aichinge n. _

^ Berichtigung. In der letzten Nummer d. B. sollte eS heißen: In Folge rc. ist l. zum Studium der Theologie im evangcl. Seminar für befä­higt erklärt worden: Roller, Joh., Sohn des Wagners in Oberhaugstelt.

Stuttgart. Das veröffentlichte Programm für das land- wüthschaftliche Hauptfest in Cannstatt am 28. September d. I. hat bezüglich der Prämirung des Rindviehs gegen früher sehr beachtens- werthe Aenderungen erfahren. Nicht nur sind für die hervorragendsten im Lande vertretenen Rindviehrayen je besondere Preise festgesetzt, son­dern der Betrag der Preise ist auch nicht unerheblich erhöht worden. Cr sind für das rothe uns Fleckvieh (Simmenthaler-, Alb-, Neckar-, Hallervieh) 18 Preise vonLl2040 für das graue und braune Vieh (Schwyzer, Montafnner, Allgäuer rc), sodann für das Limpur- ger Vieh, und endlich für das Niederungsvieh (Holländer Triesdorfer, Shorthornr rc.) je 4 Preise von 12080 cM, also zusammen 30 Preise, ausgesetzt. Hiebei werden zur Konkurrenz auch Diejenigen zugelassen, welche bei der kürzlich vorgenommenen Prämiirung in Bi

berach Preise echalttn haben. Cs wäre sehr zu wünschen, daß unsere Landwirthe durch zahlreiche BeHektiznnq an der Preiskonkurrenz mit ausgezeichneten Thieren dieser im Interesse unserer Viehzucht getroffenen Einrichtung ihre Anerkennung zu Theil werdest ließen. Bemerkt wird noch, daß die Rindviehstücke, die oorgeführt werden wollen, bei der Centralstelle für die Landwirthschaft zuvor angemeldet werden müssen, und ^Anmeldeformulare beim Sekretariat dieser Stelle, sowie bei den Vorständen der landwirthschaftlichen Vereine unentgeltlich zu ,be­ziehen sind. Auf Veranlassung des Kgl. General-Kommandos har der Lithograph Dußling zu Stuttgart (Poststraße 11) zum Gebrauch für die Unteroffiziere des Kgl. Armeekorps eine Karte im Maßstab 1: 100,000 angefertigt, welche das Terrain für die in der Umgegend von Ludwigsburg stattfindenden Korpsmanöoer und für die am 22. Sept. vor Sr. Maj. dem Kaiser stattfindende große Parade enthält. Aeußerem Vernehmen nach soll Herr Dußling beabsichtigen, diese Karte auch weiteren Kreisen, und zwar für den Preis von 30 L pro Exem­plar zugängig zu machen. Von Kennern wird uns mitgetheilt, daß dieselbe äußerst sauber und korrekt ausgeführt ist, so daß sie Jedem auf das Angelegentlichste empfohlen werden kann.

Eßlingen, 7. Sept. In der verflossenen Nacht ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall. Eine Frau ließ gestern durch ihren 16jährigen Sohn ihren Mann aus dem Wirthshause holen. Als derselbe nach Hause kam, hob er gegen den Sohn den Stuhl auf u. drohte ihm, ihn mit dem Beil todtzuschlagen. In Folge hievon flüchtete sich der Sohn in seine Schlafkammer, hörte aber unten ein Geräusch, was in ihm die Befürchtung rege machte, sein Vater werde ihn ver­folgen. Er flüchtete sich deßhalb auf das Dach, stürtzte aber 3 Stock­werke hoch auf das Pflaster herab, wodurch er bedeutende Verletzungen am Kopf und an einem Arm davontrug. Der Vater wurde noch in der Nacht verhaftet und heute dem K. Oberamtsgericht übergeben.

Villingen, 7. Sept. Wie derSchw." berichtet, erfolgte auf der Station Donaueschingen gestern Mittag ein Zusammenstoß eines Zuges mit einem leeren Wagen, wodurch dieser zertrümmert und die sämmtlichen Wagen des Zuges sammt Lokomotive mehr oder we­niger erheblich beschädigt wurden. Von den Reisenden und dem Zugs- personal erhielten einige durch die Glassplitter unwesentliche Verletz­ungen; ein größeres Unglück ist nicht zu beklagen.

Freiburg, 7. Sept. Gestern Abends ^11 Uhr brach in der Wagenreparaturwerkstätte des hiesigen Bahnhofes Feuer aus, so daß in wenigen Minuten die große, massiv gebaute Halle in Hellen Flammen stand. Nur der angestrengtesten anderthalbstündigen Thätig- keit unserer Feuerwehr, sowie der Hilfe des zahlreich anwesenden Pub­likums gelang es, des verheerenden Elementes Herr zu werden und das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Der Schaden an Ma­terial ist nicht unbeträchtlich. Drei Waggons sind verbrannt. Ueber die Entstehungsursache des Feuers, das in der Schmiede ausbrach, ist noch nichts bekannt.

Berlin, 5. Sept. In der Bukowerstraße entstand ein großes Brandunglück durch Entzündung von Benzin in den Händen eines Arbeiters. Bei der ungemein leichten Brennbarkeit des Benzin war die Arbeitsstätte im Umsehen in ein Feuermeer verwandelt; die Flam­men bedeckten mit rasender Eile den ganzen Fußboden, kletterten die Wände empor, ein undurchdringlicher Qualm hüllte die ganze Szene ein und schnitt den Insassen den Rückzug ab, so da) aus dem wüsten Chaos, welches die Feuerwehr bei ihrem Erscheinen vorfand, marker­schütternde Hilferufe zu den Außenstehenden drangen. Trotz der fuß­hoch aus allen Fugen schlagenden Flammen bahnten sich die Feuerwehr­leute und die Hausbewohner unerschrocken einen Weg zum Herde des Brandes und trotz der glühenden Hitze und der gasgeschwängerten At­mosphäre, die den ersten Rettungsarbeiten entgegenstanden» gelang eS doch noch, drei Menschen dem verheerenden Elemente zu entreißen. Der mit dem Ballon hantirende Arbeiter wurde zwar noch lebend, aber mit tiefen Brandwunden bedeckt, in Sicherheit gebracht, ebenso gelang es, drei Fabrikmädchen noch lebend aus dem Feuermeere zu tragen, doch haben auch diese bedenkliche Brandwunden davon getragen. Zweien Anderen dagegen konnte die rettende Hand nicht mehr geboten werden, sie kamen trotz ihres verzweifelten Hilferufes elend im Feuer um und es wurden nur noch ihre verkohlten Leichname aufgefunden.

Die Nachricht, es werde dem Reichstag in nächster Session eine Gesetzesvorlage zugehen, wornach der Termin für die Aufhebung der Eisenzölle auf zwei Jahre hinausgeschoben werden solle, dürfte sich nicht bestätigen. Seitens des Reichskanzleramtes oder seitens der preußischen Staatsregierung wenigstens soll ein dahin zielender Antrag beim Nundesrath nicht zu erwarten sein. Die Stellung, welche an diesen Orten zur Eisenzollfrage eingenommen wird, ist nach der heutigen Voss. Ztg. ungefähr folgende: Die gänzliche Beseitigung der Eisenzölle ist mit Recht schon seit Jahren gefordert worden. Im wirthschaft- lichen Leben, in der Landwirthschaft, im Handwerk, in der Großindu­strie und im Transportwesen ist Eisen ein unentbehrliches Hilfsmittel