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erwähnten Tage, Nachmittag- auf seinen Acker, um nach dem Stand seiner Früchte zu sehen und betrat auch den nahen Wald, um für feine Kinder Erdbeeren zu pflücken, ohne sich bewußt zu sein, damit rin Verbot zu übertreten. Bon einem unverständlichen Zuruf erschreckt, wollte er sich zurückziehen, erhielt aber im gleichen Augenblick einen starken Cchrotschuß von hinten, der ihn niederflreckte; er schleppte sich mit Mühe noch eine Strecke fort, brach aber bald zusammen und mußte liegen bleiben, bis Jemand kam und ihn nach Haufe brachte. Der heldeumrUhige Schütze hatte sich gleich nach seiner Thal aus dem Staube gemacht und will der Verwundete in ihm den Jäger eines benachbarten Gutes erkannt haben.

Aalen, 24. Juli. Unsere Nachbargcmciuden, Ellwangen zu, wurden heute Nachmittag durch schwere Gewitter heimgesucht. Wie mir ein Augenzeuge erzählt, sollen in Schwabebcrg und Eoldshöfg die Hagelkörner in der Größe eines Enteneis niedergefallen sein; der Schaden ist sehr groß.

Tübingen, 24. Juli. Zn der Frühe fand man heute in dem Mühlbach bei dem Brückchen in der Lindenallee, in unmittelbarer Näbe der Badeanstalt den Badmeister Schm, todt mit einem Tbeile des Körpers in dem dort wenig tiefen Wasser liegend, mit dem andern außerhalb desselben. Man vermuthet, daß er gestern Abend , als er von der Badeanstalt nach Hause wollte, an jener Stelle vom Schlage getrosten wurde, in den Mühlbach fiel und sich kerne Hilfe mehr zu geben vermochte. Der Verunglückte begleitete schon seit vielen Jahren die Aufseherstelle in der Badeanstalt und erfreute sich in allen Kreisen großer Beliebtheit.

Gmünd, 23. Juli. Da in letzter Zeit ein der Wuthkrank- heit verdächtiger Hund verendete, haben wir in hiesiger Stadt Hundesxerre.

Mergentheim, 23. Juli. Gestern Abend nach 11 Uhr wollte ein Knecht des Hotelbesitzers Kauffmann, der einen Fremden gefahren hatte, von Laudenbach zurückfahren, als ihm unweit des zu passirenden Bahnübergangs die Pferde scheu wurden, den einen Thcil der Barriere zusammenrissen, unglücklicherweise aber vor dem andern Theil stehen blieben, so daß die Chaise gerade auf den Schienen lag. Die andere Seite zu öffnen und herauszufahren dazu war keine Zeit mehr» denn in demselben Augenblicke brauste der von Crailsheim kommende Zug daher, der die Nvthsignale des Bahnwärters nicht gehört hatte, zermalmte die Chaise und riß die Pferde zusammen, das eine war gleich todt, das andere hofft man zu erhalten. Der Knecht, der mit heiler Haut davon kam, stürtzte sich aus Verzweiflung in die

* Tauber und wurde heute früh bei Weikersheim todt herausgezogen.

Mergentheim, 24. Juli. Gestern Abend sollte eine Loko­motive auf der Drehscheibe gewendet werden, sie fuhr aber über dieselbe hinaus und stürtzte der Tender über die steile Böschung hinunter, wo sie noch liegt. Ter Lokomotivführer soll sich entfernt und die Maschine dem Heizer allein überlassen haben.

Aus Baden, M Juli. Aus dem Oberland kommt eine in- haltschwere Tro.uerknnde. Das am Fuße des Feldbergs gelegene freund­liche Bergstädtchen Todtnau ist fast gänzlich ein Raub der Flammen geworden. Gestern, am 19. d. M., brach das Feuer in der (früher Thoma'schen) E. Ziegler'schen Papierfabrik aus. Der sehr heftig wehende Süd-Ost-Wind trug den zündenden Funken mit Blitzesschnelle weiter und die in Folge der bereits längere Zeit anhaltenden starken Sommerhitze allwärts vorhandene Trockenheit begünstigte das rasche Umsichgreifen des Feuers. Namentlich haben auch die Schindeldächer dem verheerenden Element Nahrung geboten. Die rasch herbeigeeilte Hilfe mußte sich darauf beschränken, das Flammenmeer in seinen bereits nur allruweit ausgedehnten Herd nach Möglichkeit festzubannen. Die vor­erwähnte Ziegler'sche Fabrik, die Kirche sammt den ihr gegenüberge- legenen 3 Gasthäusern, das Pfarrhaus, Rathhaus, die Post, die Apotheke sind total eingeäschert. Im Ganzen sind 88 Häuser abge- bräunt. Von bedeutenden Etablissements des ivdustriereichen Städtchens blieben die Fabriken von O. Wolff u. Faller und die von M. Thoma Söhne verschont. Eine Frau und 2 Kinder sollen in den Flammen ihren Tod gefunden haben; ferner wurde ein Feuerwehrmann, der von einem einstürtzenden Giebel getroffen wurde, todt vom Platze getragen. 202 Familien, 1200 Menschen sind obdachlos. Wenige Stundet haben die grausige Arbeit vollbracht. Sofort wurden aus den der Unglücksstätte nächstgelegenen Orten Kleidungsstücke und Lebensmittel dorthin geschafft und bereits sind auch in den entfernteren Bezirken Sammlungen im Gange. Die Noth ist groß und Hilfe dringend nöthig.

Freiburg, 23. Juli. Don hier gieng eine große Zahl Meß. buden nach Todtnau ab, worin die Obdachlosen bei der warmen Wit­terung kampiren, bis sie anderweitig untergebracht werden können.

Aus Konstanz wird derN. Zur. Ztg." geschrieben: Wie befürchtet worden, ist hier nach Rücktritt des Sees, welcher mehrere Wochen lang Plätze, Straßen und ganze Stadttheile unter Wasser hielt, dabei Keller und Brunnen mit fau lende n Sto ffen ver unreinigte.

der Typhus in hohem Grade ausgebrochen und fordert zahlreiche Opfer.

Hamburg, 24. Juli. Das Centralhallen-Theater ist in der vergangenen Nacht total in Asche gelegt worden; das Feuer war schon während der Vorstellung ausgebrochen. Von den Theaterbesuchern ist Niemand beschädigt, dagegen haben einzelne Mitglieder deS Theater- Personals und der Feuerwehr Brandwunden erlitten.

Mühlhausen i. E-, 21. Juli. Die Engländer scheinen nicht an ein baldiges Ende des türkischen Kriegs zu glauben, denn sie suchen ihre Anwerbungen aus aller Herren Länder zu verstärken. Es cxistirt in Belfoit ein englisches Werbebureau und bezahlt besonders für ge­dientes Militär hohe Preise cs heißt bis 4000 Fr. für den Kopf. Wie leicht begreiflich, hat dieses Institut auch seine Ausläufer nach dem Elsaß und besonders in Mühlhausen, wo nebst kriegslustigen Elfäßern auch viele Schweizer und Italiener zu bekommen sind.

Wien, 23. Juli. DemTel. Korr.-Bureau" wird aus Athen gemeldet: Die Regierung bereitet einen Protest vor für den Fall, daß die Türkei trotz der diesseitigen Reklamationen die angekündigte Koloni­sirung der benachbarten türkischen Provinzen mit 70,000 Tscherkessen in's Werk setzt.

Wien, 24. Juli. DasTelegraphische Korrespondenzbureau" melder aus Belgrad, 24. Juli: Der serbische Generalstab beschloßt daß General Tschernajeff Akpalanka, Eabina-Glava, sowie alle die­jenigen Positionen räume, welche der Seraskiar Avoulkerim-Pascha leicht cinnehmen könnte.

Wien, 24. Juli. Gestern Abend eingelangte türkische Blätter melden, daß türkisches Papiergeld nach einem an der Konstantinoxeler Börse verbreiteten Gerüchte im Betrage von 10 Millionen Pfd. Sterl. ausgegeben werden soll, um die Kosten des Krieges zu bestreiten; es fragt sich nur, ob die Armeelieferanten dieses neue Geld an Zahl­ungsstatt annehmen werden. Um den dringendsten Geldbedarf zu be­friedigen, sind die Juwelen des si Sultans Abdul Aziz versetzt worden.

Die Schweizer Gastwirthe sind auf den bekannten Berliner Staatsanwalt Tessendorf wüthend. Der Mann reist zwar, wie die meisten hohen und gestrengen Herren. inovKnito, kaum aber ist er in einem Gasthofe abgestiegen, so flüsterts im ganzen Hause: Der Tes- sendorf ist da! Und regelmäßig reisen viele Gäste, die ganz wie Gründer aussehen, mit dem nächsten Eisenbahnzuge weiter.

England. London, 22. Juli. Isidor Gcrstenberg, bis vor Kurzem Vorsitzender des Raths auswärtiger Bondsbesitzer, ist auf der Ueberfahrt von Ostende nach Dover in den offenen Raum der Ma­schine hinabgcstürtzt, wurde von dieser erfaßt und augenblicklich getödtet. In ihm verliert die hiesige deutsche Kolonie eines ihrer geachtetsten und wohlthätig stcn Mitglieder.

Rußland. Pet ersbürg, 22. Juli. Die Geldsammlungen für Serbien, Montenegro und Bulgarien haben in ganz Rußland einen großen Umfang angenommen. In allen Kirchen werden Pre­digten für die Sammlung gehalten. Die Moskauer Landschaft hat 15,000 Rubel gezeichnet, die Moskauer Börsenältesten je 2000 Ru­bel» Philippesco, der diplomati sche Agent von Rumänien, ist von hier abberufen und abgereist. Der Minister des Innern Timaschew ist auf 2 Monate nach Deutschland beurlaubt. /

Türkei. Konstantinopel, 20. Juli. Letzten Freitag traf eder erste Transport egyptischer Hilfstruppen auf 3 großen Dampfern ein, zusammen 4200 Mann, welche in ihren weißen Sommeruniformen recht stattlich aussehen. Die Egypter wurden von einer türkischen Ehrenwache und drei Musikkorps begrüßt und von einer zahllosen Menschenmenge empfangen; der Enthusiasmus war groß. Die Trup­pen bleiben vorläufig in Konstantinopel, wo sie in der Kaserne Daud Pascha einquartirt worden sind.

Belgrad, 18. Juli. Hier sind bis jetzt 65 Korrespondenten europäischer Blätter eingetroffen. Unter diesen sind 35 Franzosen und Engländer. Aus Rußland sind heute 8 Aerzte, 6 Stabsoffiziere und 5 Studenten angekommen, welche in serbische Kriegsdienste treten. Man behauptet, daß bis heute 15,000 Bulgaren zu Tschernajeff ge­stoßen sind und bis Sophia alle Distrikte insurgirt seien. Am 17. fiel der ganze türkische Provianttrain, der von BrdSka nach Beljua dirigirt wurde, den Aufständischen unter Kommando der Brüder Djo- litsch aus Crnjelovo in die Hände. Von der türkischen Bedeckung fielen 11 Mann. In Beljna soll ein großer Mangel an Nahrungs­mitteln herrschen. Wie ein Augenzeuge erzählt, haben die Türken alle Christen aus Beljna vertrieben. Jetzt sind nur Türken in der Stadt. Diese wollen varin lieber zu Grunde gehen, als sich den Serben ergeben. Die Türken beschäftigen sich seit 3 Tagen mit der Beerdigung ihrer im Kampfe bei Zaitschar am 18. d. Gefallenen. Die tobten Serben lassen sie, ausgeplündert und verstümmelt, unbe- erdigt am Schlachtfeld? liegen.

Malta, 22. Juli. In Tripolis werden Hilfstruppen für die Türken nach Konstantinopel eingeschifft. _

Redaktion, Druck und Verlag von S. OclschlSgcr in Calw.