Höfen, 4. Juli. Seit gestern Mittag wird dahier ein zwei! Jahre altes Kniibletn vermißt. Voraussichtlich ist dasselbe in die G,z gefallen und vom Wasser fortgerissen worden.

_ Stuttgart, 3. Juli. Seit einigen Tagen haben die Metzger

in mehreren Städten des Landes dem fleischkonsumirenden Publikum eine große Freude dadurch bereitet, daß. sie die Fleischpreise dem Ein­kauf entsprechend herabgesetzt haben. Rindfleisch kostete seither 50 Pf., jetzt kostet es 40 Pfg-, einige Metzger geben es sogar zu 30 Pfg. (Sehr nachahmungswerth!)

_ Stuttgart, 4. Juli. Der Kriegsbergtunnel, das erste be-

deutende Bauobjekt an der Böblinger Bahn, ist durchgebrochen; gestern sind die Arbeiter der beiden Hälften des Hilfs- und Probestollens in genau gleicher Richtung und Höhe auf einander getroffen, nachdem sie schon am letzten Samstag Fühlung erhalten hatten.

_ Cannstatt, 3. Juli. ES war im Jahre 1840, also vor 36

Jahren, als ein reicher Privatmann aus der Schweiz, Julius Duchat, längere Zeit sich hier im Wilhelmsbade aufhielt, wo es ihm recht gut gefiel. Bon seinem Vermögen übergab er der hiesigen Stadt die Summe von 20,000 fl. mit der Bestimmung, daß ihm hieraus eine jährliche Rente von 1000 fl. bezahlt werden müsse, das Kapital aber nach seinem Tode an die Stadt falle. Seither erhob er nun seine Rente, manchmal aber kam es auch vor, daß er sie der Stadt Cann­statt schenkte. Kürzlich nun ist Duchat in Bern gestorben, und die hiesige Stadtkaffe Erbin von 20,000 fl. geworden.

Winterbach, 3. Juli. Heute kam hier der seltene Fall vor, daß eine Kuh ein vollständig ausgewachsenes Kalb mit 2 Köpfen, 4 Augen und 3 Ohren zur Welt brachte. Wir fügen hier gleich einen ähnlichen Fall bei, .den dasSeebl." auS Friedrichshafen meldet: Am 3. ds. ereignete sich in dem Stall des Oekonomen Münzenmaier in Waggershausen ein äußerst interessanter und merkwürdiger Geburts- fall. Eine Kuh brachte ein lebendes Kalb zur Welt, das 2 Köpfe an einem Hals hat, jeder Kopf mit 2 gesunden Augen, Nase, Maul, Zunge, Ober- und Unterkiefern und diese mit Backen- und Schncide- zähnen versehen, jedoch ein Kopf ohne Ohren. An dem Kopfe mit Ohren sind beide Kiefer enorm ausgespannt und etwas nach rechts, die Zunge ebenfalls nach rechts und die Nase auf- und rückwärts ge­bogen. An dem Kopfe ohne Ohren, der nach rückwärts schaut, ist der Unterkiefer mit dem Halse verwachsen. Das zur Zeit noch muntere Kalb wird hoffentlich seinen Bestimmungsort, die Thierarzneischule Stuttgart, lebend erreichen.

Ulm , 30. Juni. In der Anklagesache gegen den Vorstand und die Mitglieder des Aufsichtsraths der Maschinenfabrik und Gießerei Kirchhcim u. T. standen vor den Schranken der Strafkammer des hiesigey Kreisgerichtshofes (Vorsitzender O.T.R. von Gerold) der vormalige Direktor der Gesellschaft Fr. Joh. Dehlinger »nd hie Mit­glieder des Aufsichtsraths Rudolf Schule, Commerzienrath aus Kirch- heim, Carl Jdler aus Cannstatt, G. Simon aus Aalen, Albert Bock, Baurath und Gustav Nopper aus Stuttgart. Als öffentlicher An­kläger fungirt O.St.A. Pfaff; die Vertheidigung wird durch die R.A. Becher und Feuerbach aus Stuttgart und Oßwald aus Ulm geführt. Die Anklage geht dahin, daß der Vorstand und die Mitglieder des Aufsichtsraths in ihrer Uebersicht Uber den Vermögensstand der Ge­sellschaft am 30. April 1873 und in den der Generalversammlung vom 30. Juli 1873 gehaltenen Vorträgen wissentlich den Stand der Verhältnisse unwahr dargestellt und verschleiert und eine falsche Bilanz aufgestellt haben. In Folge hievop wurde der Antrag auf Vertheilung einer Dividende von 10»/o gulgeheißen, während in Wirklichkeit eine Unterbilanz vorhanden war, und es erreichten die später werthlos ge­wordenen Aktien einen Curs bis zu 118v/g. Das heute verkündigte Urtheil lautet für Dehlinger auf 4 Wochen Gefängniß, für Nopper, Bock und Simon unter Annahme mildernder Umstände auf je 600 ^ Geldstrafe und bei Schüle und Jdler auf Freisprechung. Die Kosten des Verfahrens haben sämmtliche Beschuldigte je zu Vo zu leiden.

Tübingen, 2. Juli. Wie man hört, haben mehrere Waffen- Pflichtige Studirende aus Oesterreich-Ungarn Befehl erhalten, sich zur Fahne zu stellen, sie seien sofort abgereist.

Tübingen, 3. Juli. Heute Nacht gab es zweimal Feuer­lärm. Es brannte auf der Bühne in der Lächler'schen (früher Wang- ner'schen) Weinwirthschaft am Markt und in einem Weingärtnerhaus in der Froschgasse bei der katholischen Kirche. Die Gefahr wurde jedesmal rechtzeitig entdeckt; der Schaden ist unbedeutend.

Heilbronn, 2. Juli. Seit Anfang der Woche wurde ein bei ddm Synagogenbau beschäftigter Arbeiter, der schon Spuren von Tiefsmn gezeigt hatte, vermißt. Bei wiederholter näherer Nachforsch­ung entdeckte man ihn in der Synagoge unter dem Podium der Orgel, wohin er sich zurückgezogen hatte, um sich auszuhungern. Er konnte noch zum Bewußtsein gebracht werden und befindet sich jetzt, dieser seltsamen Schwärmerei entrissen, in ärztlicher Pflege im Krankenhaus.

Friedrichshafen, 2. Juli. Ein Kellner des Gasthofs zum

Hirsch in Rorschach, welcher als Dieb der kürzlich dort entwendete» 3300 Franks entdeckt wurde, stiirtzte sich heute Mittag dort in den See.

Pforzheim, 4. Juli. Zwei Fuhrleute' aus Unterhaugstesh fuhren gestern Abend mit ihren mit 2 Pferden bespannten Wagen iw übermäßig schneller Gangart die Calwerstraße hinaus. Eh, etwa 5 Jahre alter Knabe wollte zwischen den beiden Wagen, welche aus Hauslänge von einander waren, durchspringen, wurde aber von dem Hinteren Fuhrwerk erfaßt und zu Hoden geworfen, so daß die Räder der linken Wagenseite über ihn giengen. Das Kind erlitt dadurch starke Quetschungen des rechten Oberschenkels und soll sein Zustand nicht unbedenklich sein.

Mannheim, 1. IM. Ueber unserer Prioat-Schwimm- und Badeanstalt waltet ein eigener Unstern. Kaum daß .der Schaden-- welchen dieselbe in der Nacht vom 15 zum 16. Juni durch ange-> triebene Baumstämme erlitten, wieder reparirt war und die Anstalt heute früh eröffnet wurde, so haben wir heute Mittag schon eipen neuen Unfall, welcher dieselbe betraf, zu verzeichnen. Gleich nach 11 Uhr, es befanden sich etwa 15 Personen auf der Anstalt, löste sich der untere Theil derselben sammt Ankleidehütten von dem oberen. Theile los und trieb rheinabwärts. Einigen Herren, welche sich ge» , rade in den Bassins befanden, gelang es, mit Hinterlassung ihrer Kleidungsstücke, Uhren, Börsen und dergl. sich durch Schwimmen auf die nahen Badeanstalten zu retten , während einige Arbeiter, welche noch mit Ausbesserung des früheren Schadens beschäftigt waren, das Gleiche thaten. Den übrigen Personen war es noch möglich auf das Ufer zu flüchten. Die rheinabwärts treibenden Trümmer streif­ten die Stammel'sche Anstalt, zersprengten dort eine Ankerkette und beschädigten eines der Badekabinette; die Landungsbrückc der Köln- Düsseldorfer Dampfboote wurde hart angerannt und fi°l die Ueber- brückung auf der einen Seite in den Strom. Sämmtliche Badean­stalten mußten auf amtliche Weisung ihren Geschäftsbetrieb einstweilen einstellen, da von Sachverständigen der Zustand des noch übrigen vor Anker liegenden Theiles der Prioat-Schwimm- und Badeanstalt erst geprüft werden soll.

Seckenheim, 1. Juli. Gestern schlug in Seckenheim der Blitz in den Stall des Altbürgermeisters Seitz, wodurch drei Kühe getödtet und ein Pferd beschädigt wurden, das in Folge dessen zu Grunde gehen wird. Dabei ereignete sich der merkwürdige Fall, daß zwei Kühe, welche einzeln zwischen den Erschlagenen lagen, zwar be­täubt wurden, aber sonst unversehrt blieben. Wahrscheinlich fuhr der Strahl wagrecht und traf nur die stehenden Kühe, während die liegende» verschont blieben. Ein zwischen den Pferden stehender Knecht wurde ohnmächtig, kam aber bald wieder zu sich.

L egelshurst, 1 Juli. Wie unverständig die Leute bei Ge« Witter handeln, zeigt der gestern Abend hier vorgekommene schrecklich» Unglücksfall. Die Familie eines Landwirths, welche mitRepsschneiden" beschäftigt war, wollte gegen das um 4 Uhr schrecklich tobende, von heftigen Donnerschlägen begleitete Gewitter unter einem Eichbaume Schutz uchen, als plötzlich der Blitz in den Baum fuhr, die Frau traf, welche übel zugerichtet und hqlb gelähmt darniederliegt, das ein­zige 8jährige Kind aber, sowie die Dienstmagd und eine Arbeiterin sofort tödtete. Nur noch wenige Minuten und auch der Mann, der mit Pferden hinten nachkam, wäre dem schrecklichen Unglücke er­legen. Die gleichfalls anwesende Großmutter kam mit dem Schrecken davon. Nicht genug kann gewarnt werden, bei Gewittern unter Bäumen Schutz zu suchen.

Berlin, 1. Juli. Heute tritt das Herzogthum Lauenburg in den Staats verband der preußischen Monarchie als Kreis Herzogthum Lauenburg ein. Nachdem die Stände des Herzogthums dem Gesetze, betreffend die Vereinigung Lauenburgs mit dem preußischen Staate, zugestimmt haben, ist dasselbe nebst dem bezüglich der gegenseitigen Vermögensverhältnisse abgeschlossenen Staatsvertrage, von dem amt. lichen Blatte Lauenburgs am 27. Juni publizirt worden. Gleichzeitig tritt für Lauenbnrg die preußische Verfassung in Kraft; dasselbe wird bei den nächsten allgemeinen Wahlen schon einen Vertreter in das preußische Abgeordnetenhaus (dessen Mitgliederzahl sich dadurch auf 433 erhöht) entsenden. Der neue Kreis Herzogthum Lauenburg hat einen Flächeninhalt von 21,29 Quadratmeilen und eine Bevölkerung von rund 50,000 Seelen.

Berlin, 3. Juli. DieN. A. Ztg." hatte nach einer Mit­theilung derAugsb. Allgem. Zeitung" nur einen Tag unter dem Setzerftrike zu leiden, indem sofort seitens des Generalkommando» oer Gardetruppen die in Berlin dienenden Setzer in die Druckerei jenes Blattes abkommandirt worden sind.

Kreuznach, 2. Juli. Man telegraphirt derFr. Ztg.": Zufällig hier anwesend, sah ich den Einsturz der seit dem März im Betriebe befindlichen Braun'schen Brauerei am Bahnhofe. Men» schenleben sind nicht zu beklagen.

Magdeburg, 3. Juni. In der Kohlengrube Frose bei Asch»