Nach einer Bekanntmachung der K. Eisenbahndirektion vom 15. Juni Pud künftighin die zur Aufgabe gelangenden Stückgüter außer Zeichen und Nummern mit der Bezeichnung der Bestimm­ungsstation zu versehen» was durch Aufkleben eines deutlich ge- schriebenen oder bedruckten Zettels, oder durch Anhängen eines Schildes aus Holz, Pappe rc. mit Aufschrift der Station geschehen kann. Nicht oder unvollständig bezeichnet? Güter werden zurückgcwiesen. Auf Verlangen wird die Bezeichnung auch durch die Güterexpedition gegen eine Gebühr von 5 Pf. per Stück besorgt.

Die gestrige Benefiz-Vorstellung des in der Gunst des hiesigen Publikums so hoch stehenden Komikers Hr. Element war eine nach beiden Seiten hin höchst befriedigende: Hr. Ckemeat konnte mit dem vollbesetzten Hause wohl zufrieden sein, und das Publikum hat durch wiederholte Beifallspenden und durch Hervorrufen des Hrn. Element und der Mad. Lötsekk, der beiden Hauptpersonen in dem vortrefflichen, an komischen Scenen und Verwicklungen überreichen LustspielDer Schuster im Himmel", seine hohe Befriedigung bezeugt. Da die Di­rektion stets bemüht ist, nur gute Stücke auf die Bühne zu bringen, so ist sehr zu wünschen, daß mit diesem Eifer der Direktion auch die Theilnahme des Publikums fortdauernd gleichen Schritt halten möge, um somehr als der Aufenthalt der Gesellschaft hier nur noch ein kurzer sein wird,_

Stuttgart, 21. Juni. Die Mitglieder der Kammer der Abgeordneten werden, wie die ,N. B.-Ztg." mittheilt, am näch­sten Samstag eine Fahrt nach Wildbad unternehmen.

Stuttgart, 19. Juni. Die Kgl. Postdirektion macht be- kannt, daß die bisher zur Frankatur noch zugelassencn Freimarken zu

7 und 14 kr,, Postanweisungsumschläge zu 7 kr. und Postanweisungs- karten zu 7 und 14 kr. vom 1. Juli an nicht mehr Geltung haben.

(Oppel-Stiftung.) Aus Veranlassung der im Februar d. I. erfolgten Pensionirung des langjährigen Vorstandes der K. Central- stelle für die Landwirthschaft, Präsidenten v- Oppel, vereinigten sich die landwirthschaftlichen Vereine des Landes zu dem Beschluß, eine Geldsumme zusammenzuschießen, um daraus eine Oppel Stiftung zu landwirthschaftlichen Zwecken zu machen. So bildete sich eine Kapi­talsumme von 4370 vkL Am 19. d. M. wurde dieselbe dem hoch­verdienten Manne durch eine von der dazu berufenen Delegirtenver- sammlung gewählte Deputation, bestehend aus den Herren Oekonomie- rath Mühlhäuser, Gutsbesitzer Braunmüller und Posthalter Heß feier- lich mit entsprechendem Schreiben überreicht. Die Verwaltung des Stiftungskapitals und die Verwendungsart der jährlichen Zinsen wurde von der Delegirtenversammlung ganz in das Ermessen des Herrn Präsidenten v. Oppel gestellt.

Cannstatt, 21. Juri. In letzter Zeit kam es vor, daß auf dem Fußweg nach Berg beim Gittersteg kleinen Mädchen die goldenen Ohrringe aus den Ohren genommen wurden. Es war ein fremdes Frauenzimmer, welches diese frechen Diebstähle am Hellen Tage ver­übte. Heute wurde dieselbe entdeckt und gefänglich eingezogen. Gestern Abend um 7 Uhr ertrank in Obertürkheim beim Baden im Neckar von einem Wirbel im Flusse ersaßt ein achtjähriger Knabe. Die Versuche, den Leichnam des verunglückten Kindes aufzufinden, blieben erfolglos.

Ludwigsburg, 81. Juni. Heute früh 7Vo Uhr ereignete sich laut ,L. Ztg." auf dem Bahnhofe in Zuffenhausen ein Unfall, der wiederholt zur Vorsicht zu mahnen geeignet ist. Der von Lud­wigsburg kommende Personenrug stand noch nicht stille, als ein etwa

8 Jahre alter Knabe von Zuffenhausen einsteigen wollte, um in Stuttgart die Schule zu besuchen. Er wurde von dem Tritt herab­geschleudert, konnte sich jedoch noch heraufarbeiten, mit dem Verlust von ein Paar Zehen, die ihm das Rad weggenommen hatte. Der Knabe schrie jämmerlich und wurde sofort in sein elterliches Haus zurückgebracht.

Kirchheim, 20. Juni. Gestein Abend verhandelte laut Teckb." an dem ehemaligen runden Tisch derKrone" der verstärkte Vertrauens-Ausschuß der Spar- und Vorschußbank mit dem alten und zwar in Betreff der Regreßansprüchc, die durch die mangelhafte Kon- trole leider entstanden und gerechtfertigt find. Wie anzunehmen war, waren nicht alle Mitglieder des alten Ausschußes für eine Entschä­digung eingenommen. Die Forderung von 25,000 zahlbar in 9o Tagen, wurde nach langem Hin- und Herzözern, indem der alte Ausschuß nur zu 20,000 sich geneigt zeigte, endlich angenommen. Das genannte Blatt fügt ein Gerücht bei, welches wenn es sich bestätigen sollte beweist, daß es bei jedem Unglück sofort Leute gibt, die dasselbe benützen, um Nutzen daraus zu ziehen. So sollen Kirchheimer Kapitalisten aufs Land zu den Gläubigern der Bank ge­hen und diesen ihre Forderungen mit Prozentabzug abkaufen. Durch diese Manipulation werden, da die Gläubiger ohne Zweifel Rabatt

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gestatten, die Gesammtschuldner der Bank verkürzt und dieses Ver­fahren ist gegenüber der ohne dieß schon Schwerbeschädigten vollkommen zu mißbilligen.

Am 19. d. M. ist der Bahnwärter Ott auf Posten Nro. 49 zwischen den Stationen Tübingen und Kirchentellinsfurth durch den Personen- zug 64 überfahren und sofort getödtet worden.

Söllingen (Amt Rastatt), 20. Juni. Heute Morgen 7 Uhr fuhr Dammmeistcr Siefert von hier mit 4 Männern in den Rhein hinaus, um nach dem Pegel zu sehen. Das Schiff kam an einen unter dem Wasser liegenden Baumstamm und schlug um. Einer der Männer verschwand sofort im Rhein, Siesertschwamm noch wenige Min., um'dann ebenfalls vor den Augen seiner Frau, die am Ufer stand, zu ! verschwinden. Die 3 übrigen retteten sich auf der Kehrseite des Schiffes.

Berlin, 20. Juni. Seit Freitag Abend weilen in unfern Mauern sieben junge chinesische Offiziere, um auf Veranlassung ihrer heimischen Regierung die hiesige Kriegsakademie zu besuchen und ä In 8uiw einzelner deutscher Regimenter gestellt zu werden. Am Sonntag hat bereits der Kriegsminister die Chinesen empfangen.

Türkei. Konstantinopel, 16. Juni. In der vergangenen Nacht waren die Minister bei dem Präsidenten des Staatsrathes Mid- hat Pascha zur Berathung versammelt, als ein vor kurzem abgesetzter Offizier Hassan mit einem Revolver bewaffnet eintrat, die Minister des Krieges und des Auswärtigen tödtete und den Marineminister schwer verwundete; außerdem wurde auch noch ein Adjutant des Groß­veziers und ein Diener Midhat Pascha's getödtet. Der Mörder ist bereits verhaftet; man sieht die That als einen Racheakt an.

Dem Verbrechen Hassan's ist di- Strafe auf dem Fuße gefolgt z er ist bereits aufgeknüpft worden. Die Prozedur ist summarisch ge­wesen; eine längere Untersuchung der Umstände, durch welche Hassan zu' diesem blutigen Morde getrieben wurde, wäre wohl angezeigt ge­wesen. Aber vielleicht hat Hassan, der ja seine Rechnung mit dem Himmel abgeschloffen haben mußte, gleich bei der ersten Vernehmung alles gestanden. Man darf begierig sein, zu erfahren, ob die Sul­la nin Valide hinter Hassan stand.

Berlin, 20. Juni. Die Bermmhnng, daß di: Ecmordmig Hussein Avni Paschas nicht sowohl ein Akt persönl. Rache, als ein Akt der Vergeltung für die Thronentsetzung des Sultans Abdul Aziz sei, wird auch hier getheilt. insoweit man, vor dem Eintreffen näh. Nachrichten den Vorgang zu beurtheilen im Stande ist. Es fällt auf, daß man sich mit der Hinrichtung des Mörders der beiden Minister in Konftantinopel so ungewöhnlich beeilt hat. Es wird dieß zu Gerüchten Anlaß geben, daß man den Mörder aus der Welt geschafft habe, um ihm für im­mer den Mund zu schließen und die Eruirung etwaiger Mitschuldigen unmöglich zu machen. DieNordd. Allg. Ztg." bestätigt heute, daß die Botschafter Deutschlands und Frankreichs in Konstantiaopel gegen die zu milde Bestrafung des Gouverneurs von Salonichi, der nur zu einjähriger Suspension vom Amte verurtheilt war, Einspruch erhoben haben, was eine nochmalige Untersuchung und Nrtheilssprech- ung zur Folge haben dürfte. - Zum Nolhstandsgesetz ist von den städtischen Behörden der Stadt Schönebeck bei Magdeburg an das Abgeordnetenhaus eine Petition gelangt. Die Petenten erklären, daß sie die Vorlage nur mit gemischten Gefühlen ausgenommen haben und daß dieselbe weit hinter ihren Erwartungen zurückoliebe. Die Petenten er­suchen, daß der durch die Privatwohlthätigkeit ungedeckt gebliebene Schaden, welchen Schönebeck und seine Einwohner durch die lieber« schwemmung erlitten, völlig aus Staatsmitteln ersetzt werde, da der, selbe in Errichtung eines Stauwehrs auf staatliche Verordnung gegen den Einspruch des Schönebecker Magistrats seinen Grund habe.

Schweiz. Bern, 21. Juni. Die Gotthardtbahndirektion hat sämmtlichem auf Kündigung angestellten Personal aus Ende August gekündigt für den Fall, daß die Arbeit nicht fortgesetzt ^werden könnte. Nach demBund" reducirt sich diese Nachricht auf folgende Thatsachen: Die Direktion hat dem auf Kündigung angestellten Personal und nur diesem das Personal mit Vertrag und also auch Herr Hellwag find von dem Vorgang nicht betroffen auf Ende August gekündet, aber zugleich erklärt, daß diese Kündigung als dahingefallen zu betrachten sei, sofern die Lage der Gesellschaft sich so weit abkläre, daß die Ar­beiten auch dann noch fortgesetzt werden können. Diese eventuelle Kündigung erfolgte, um zu verhüten, daß die Gesellschaft allfällig noch Monate lang ein kostspieliges Personal besolden müßte, ohne dasselbe ^ beschäftigen zu können.

Amerika. Newyork, 19. Juni. Ein Theil von St. Johann in Quebec ist am Sonntag abgebrannt. Die Fmersbrunst verbreitete sich eine Meile in die Länge und 600 Fuß in die Breite. Die ! Richelieustraße und ein Theil der Champlainstraße mit 7 Hotels, einer Bank, -250 Magazinen und Niederlagshäusern, 9 Kirchen. mehreren Spinnereien, Docks, Schiffen und einer Brücke sind ein Raub der ! Flammen geworden. Auch mehrere Frauen sind verbrannt. Der - Schaden ist ungeheuer. ____ ^ ^

von S/'OelschlLger in Calw/" (Hiezu Nro.'26'des UnterhaltungSblattS?