dem Gittersteg gestört. Es wurde gestern noch angestrengt gearbei. tet, um dir Badhäuschen, die sicher .in der Nacht fortgeschwemmt worden wären, zu retten.

Nürtingen, 11. Juni. In vergangener Nacht lO'/z Uhr wurden wir durch einen gewaltigen Donnerschlag aus dem Schlafe geschreckt. Heute erfahren wir, daß der Blitz in Scheuer und Stallung der Mühlebesitzer Gebrüder Bauer in Oberensingen (20 Minuten von hier) eingeschlagen hat, ohne jedoch zu zünden. Der Schaden am Gebäude ist nicht bedeutend, dagegen wurden 4 Stücke Rindvieh schönster Race und ein Bock durch den Blitz getödtet. Im nämlichen Stalle standen noch 3 Kühe, welche verschont blieben, obwohl sie den gelodeten Thieren ganz nahe standen. Die Eigenthümer erfuhren das Unglück erst am Morgen, als der Knecht du« Vieh füttern wollte. Dieser meinte, die Lhiere seien vom Futter aufgetrieben worden und gefallen; die yerveigerufenrn Mühlebesitzer entdeckten jedoch bald das Richtige. Das Vieh ist, wenn auch nicht zum vollen Werthe, versicherte

Tübingen, 9. Juni. Der heutige Tag brachte uns zwei schwere Gewitter, von denen das erste mit starkem Hagel begleitet war, der größtentheils über die Stadt fiel und dort wenig Schaden anrichtete; dagegen waren die Wasserfluth und der Sturm so heftig, daß am untern Theil der Neckarhalde eine Mauer zunächst an der Straße einfiel und die untere Stadt stellenweise unter Wasser stand. Auch wurde eine ehrwürdige alte Linde in der schönen Allee vom Sturme entwurzelt.

Tagesordnung der Verhandlungen des K. SchwurgerichtShoss Tübingen im zweiten Quartal 1876. Den 19. Juni, je von Vormittags 9 Uhr an: Anklagesache gegen Jak. Gottl. Burkhardt von Bieselsberg, OA. Neuenbürg, wegen Brandstiftung, den 20. Juni, Ankl. gegen Jak. Hoyh von Schlaitdorf, OA. Tübingen, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit, den 20. Juni, Nachm. 3 Uhr: Ankl. gegen Jos. Kittel von Poltringen, Oberamts Herrenberg, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit, den 21. Juni, je von Vorm. 9 Uhr an: Ankl. gegen den Job. Gg. Hipp von Mössingen, OA. Rottenburg, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit, den 22. Juni: Ankl. gegen Sim. Biesinger von Wendelsheim, OA. Rottenburg, wegen erschwerter Fälschung einer Privaturkunde, den 22. Juni, Nachm. 3 Uhr: Ankl. gegen Joh. Hoff mann von Eningen, OA. Reutlingen, wegen versuchter Nothzucht, den 83. Juni, je von Vorm., 9 Uhr an: Ankl. gegen Mart. Röhm von Reutlingen, wegen versuchten Mords, den 24. Juni: Ankl. gegen Fr. Epple, von Metzingen, OA. Urach, wegen 'durch vorsätzliche Körperverletzung verursachter Tödtung, den 26. Juni: Ankl. gegen Joh. Gg. Gaiser von Gniebel, OA. Tübingen, und Genossen wegen erschwerten Raubs, den 27. Juni: Ankl. gegen Kath. Stauch von Neckartenzlingen, OA. Nürtingen, wegen Meineids.

Ein unerwarteter Fund. Man theilt uns ausPlochingen mit: Als dieser Tage der Weingärtner Ludwig Dürr, welcher ein altes Haus in Plochingen bewohnt und dasselbe gründlich repariren will, in einem Zimmer einige Bretter des Fußbodens aushob, fand er unter einem derselben zu seinem größten Erstaunen einen Schatz 197 Silberstücke, frei daliegend, in der Größe eines halben Gul­denstücks und nur eines so groß, wie ein Fünfmarkstück, sowie in einen völlig vermoderten Tuchsetzen eingehüllt 6 Goldstücke, sämmtliche Münzen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Von wem der Schatz an diese Stelle gelegt wurde, und was die besondere Veranlassung dazu gegeben hat, ist bis jetzt nicht ermittelt worden.

Ulm. 9. Juni. In der Nacht vom 30. v. M. wurden an der Vicinalstraße von Niederstotzingen nach Burgberg achtundvierzig von der Gemeinde Niederstotzingen gepflanzte und ihr gehörige Obstbäume im Aller von 1112 Jahren von ruchloser Hand theils gänzlich zu Grunde gerichtet, theils mehr oder weniger beschädigt. Die Ge- meinde hat für die Ermittlung des Thäters eine Belohnung ausgesetzt.

Ravensburg, 12. Juni. Die seit gestern Nachmittag un­unterbrochen fortdauernden starken Gewitterregen haben uns ein Hoch­wasser gebracht, wie wir es seit 1871 nicht mehr erlebt haben. Das Schussenthal bildet an mehreren Stellen nur noch einen großen See, aus dem einzelne Häuser und Fabriken, sowie die K. Bleich, und Appreturanstalt Weissenau hervorragen. Die Verbindung mit Wein- garten, sowie mit den Orten rechts von der Schüssen ist unterbrochen, sogar die Eisenbahnzüge mußten theilweise eingestellt werden. In

mehreren Orten wurde Sturm geläutet. Der an den Straßen, in den Kellern, an Feldern und Gärten angerichtcte Schaden ist bedeutend.

Aulendors, 11. Juni. In Folge Hochwassers bildet das Schussenthal von Niederbiegen bis Friedrichshafen einen großen See. Die Bahnverbindung ist dreifach unterbrochen: durch Ueberfluthung bei Friedrichshafen seit früh halb 8 Uhr, durch Durchbruch zwischen Niederbiegen und Ravensburg nächst Niederbiegen seit etwa 12 Uhr und endlich durch einen heute Abend erfolgte n Dammbruch zwischen

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Ravensburg und Meckenbeuren. Der Regen hält immer noch an und' das Wasser steigt.

Friedrichshafen, 12. Juni, (Telegramm). Seit gestern Nachmittag hier andauernder wolkenbrnchartiger Regen, große Ueber- schwemmungen an weiteren Orten. Das Gaswerk hier, die Mühlen u. Ortschaften Meistershofen, Löwenthal u. ein großer Theil des Terrain» nördlich und südlich des Eiscnbahndamms geg en Ravensburg find unter Wasser gesetzt, die Wohnungen bedroht, die Bahnlinie zwischen hier und Ravensburg ist streckenweise vom Wasser unterwühlt und unfahrbar.. Eriskirch vom Wasser der Schüssen bedroht. Der Bodensee stieg seit 1. Juni um 1 Meter, seit gestern in 20 Stunden um 0,25 Metr>> steht nun 2,56 Meter oder 9 Fuß über dem Nullpunkt.

Münlchen, 9. Juni. Mit dem heutigen Morgenschnellzuge haben sich unter Führung des Grafen Arco 280 Pilgrime aus allen Ständen und Gauen des deutschen Reiches zur Huldigung beim Pabste, welcher am 16. d. M. die 30jährige Feier seiner ErwählunK zum Pabste begeht, nach Rom begeben. ES werden kostbare Geschenke für den heiligen Vater mitgeführt.

Schweiz. Basel, 12. Juni. DenBaseler Nachrichten", wird aus den Kantonen St. Gallen und Thurgau von großen lieber- schwemmungen berichtet : Der Rhein, die Thur und deren Nebenfluß, die Murg, haben Häuser, Brücken und Eisenbahnanlagen zerstört; in Frauenfeld sind einige Personen ertrunken. Der Wasserstand de« Rheins bei Basel ist 15l/z Fuß.

Basel, 12. Juni. (Nachm.) Die Rheinhöhe beträgt jetzt IS Fuß über dem Durchschnittsstand. Zürich ist mit der Ostschweiz ohne Bahnverbindung. Es werden fortwährend neue Unglücksfälle gemeldet. Bei Kurzdorf (in Thurgau) find 4 Menschen ertrunken. Aus meheren Dörfern Thurgaus flüchten die Einwohner.

Wint erthur, 12. Juni. Abends. (Telegramm.) JnFolge des Regenwetters lind alle Flüsse und Bäche der Ostschweiz ausge­treten. Sechs Bahnlinien von hier aus: nach Zürich, ins Toßthal» nach St. Gallen, nach Romanshorn, nach Singen und Konstanz sind unterbrochen, die Schaffhauser Bahn ist noch offen. Der Schaden ist enorm.

Frankreich. Paris, 11. Juni. In Belfort, wo Thiers in Folge seiner Annahme der Wahl in die Abgeordnetenkammer das Senatormandat niedergelegt hatte, ist Viellard Migeon (konservativ) zum Senator gewählt worden. Bei dem heutigen Rennen um den großen Preis war das englische Pferd Kisber Sieger und gewann, den Preis der Stadt Paris mit 100,000 Frank.

Spanien. Ma dr id, 9. Juni. Nach der offiziellen Presse ist Don Carlos in Begleitung von Dorregaray und Eaballos am 7. Juni in Mexiko eingetroffen und von der Geistlichkeit mit könig­lichen Ehren empfangen worden. Der Nationalklub veränstaltete ein Fest zu Ehren des Prätendenten, in Folge dessen der Präsident dieses Klubs, der spanische Gesandte Muruaga, den Vorsitz niederlegte.

England. London, 10. Juni. Heute fehlen zum ersten Mal beunruhigende Depeschen von auswärts. Vielmehr athmen alle Frieden; alle Telegramme sämmtlicher Morgenblätter aus Wien, Berlin, Paris melden, daß die Gefahr eines Kriegsausbruchs an der serbischen Grenze durch gemeinsames Abmahnen aller Mächte vorerst beseitigt und be» gründeteHoffnung auf Wahrung des europäischen Friedens vorhanden sei.

London, 10. Juni. Es cirkuliren hier Gerüchte, welche aller­dings noch der Bestätigung bedürfen, wonach die englische Regierung ernstlich sich mit der Absicht trüge, Helgoland an Deutschland zu überlassen.

Türkei. Dieselben Korrespondenten, welche früher selbst die ge­waltsame Ermordung des Sultan Abdul Aziz als Thatsache Hinnah­men, sind nun,nachdem sie aus den sichersten Quellen sich unterrichtet haben, von der Grundlosigkeit jenes Gerüchtes überzeugt." Die volle Wahrheit wird kaum ans Tageslicht ru ziehen sein.

Konstantinopel, 10. Juni. Serbien hat in Erwiederung der Anfrage des Großveziers wegen der Rüstungen seine friedlichen Gesinnungen bekräftigt. Ein höherer serbischer Staatsmann wird sich nach Konstantinopel begeben, um alle erforderlichen Erklärungen zu geben-

Belgrad, 10. Juni. Nach einem authentischen telegraphischen Bericht aus Belgrad vom 10. ds. vereinigten sich die Vertreter sämmt« licher Mächte in den letzten Tagen in ihren Bemühungen, um dem Fürsten Milan und seiner Regierung die volle Verantwortlichkeit für eine eventuelle Friedensstörung klar zu machen. Besonders nachdrück­lich war die Sprache des russischen Vertreters Kartsow, und ist nicht zu zweifeln, daß die serbische Antwort auf die gemäßigt gehaltene, am 6. Juni in Belgrad eingetroffene türkische Anfrage wegen der serbischen Rüstungen beruhigend ausfallen werde.

P o la, 13. Juni. Das Admiralschiff, die PanzerfregatteCustozza" gieng gestern, das KanonenbootAlbatros" heute nach Smyrna ab. Die Panzerfreg.Salamander" u. die Schraubenkorv. Zriny" we rden fol gen. >on S. OelschlSger in Calw.