Hinten schwär; bekränzten Binde auf jeder Decke, und weißen Schild« chm. Im ersten Frühjahr begatten sich die Käfer auf den Zweigen und Knospen; wenige Tage nachher fängt das Weibchen an, seine Eier in die Apfelblüthenknospen, sobald diese zu treiben angefangen Haben, einzubohren, und zwar bis auf den Fruchlboden einer künftigen Nliithe. Dort hinein mitten unter die Staubfäden schiebt der Käfer je ein Ei und besetzt so Blüthe um Blühe. Aus der angestochenen Knospe quillt ein klares Tröpfchen von Honigsaft, das man in der Sonne von Weitem glänzen steht. Trifft der Käfer mit dem Rüffel zufällig in den Fruchtknoten der jungen Blüthe, so vertrocknet diese noch vor dem Blühen und fällt ab. Im andern Falle erscheinen nach dem Aufspringen der Deckblätter der Knospe die einzelnen noch zusammengervllten Blüthen ganz normal. Die Blüthen wachsen he­ran bis zur Entfaltung, und ein solcher Baum sieht von Weitem herrlich und vielversprechend aus. Behält er aber länger als einen Tag das rosige Aussehen, so ist das ein sicheres Zeichen des Feindes, den der Kenner schon lange vorher an den vielen feinen Löchern, unten an den kaum sich rührenden Knospen, die der Käfer mit seinem Rüssel eingebohrt hat, und daran, daß diese Blüthenblättcr etwas ver­bogen und verkümmert sind, erkennt. Bei der Eröffnung solcher Blü­then findet man auf dem Blüthenboden eine nach beiden Seiten zu- gespitzte fußlose Made nnl kleinem schwarzen Kopf, welche zu ih rem Auskriechen aus dem Ei in der Regel eine Woche braucht. Diese Made wird im Lunde überall der Kaiwurm genannt. Alsbald macht sich diese Made aus der Blüthe durch Zusammenkleben der Blüthenblättchen eine förmliche Wohnung, in welcher sie sämmtliche Befruchtungsorgane allmäylig anfspeist und dann sich einpuppt. Die znsammengeklebten Blüthenblättcr sterben allmählig ab, färben sich rothbraun und bilden ein Käppchen über den ausgesreffenen Blüihenkelch, so daß sie leicht schon von Weitem zu erkennen sind. Unter diesen Käppchen entwickelt sich die Puppe bis zum Ausschlüpfen Diese ist blaßgelb und verwandelt sich nach etwa acht Tagen in den Käfer. Ende Mai oder Anfangs Juni durchfrißt letzterer die braune Blumendecke und lebt den Sommer Uber von Blättern. Seinen Wmlerausenthaltsort nimmt der Käfer hinter den Rindenschuppen der Bäume, aber auch in Gaumritzen, unter Laub, Steinen rc.

Ob diese Kaiwürmer, die Larven des Apfclblüthenstechers, nur geringen oder einen sehr großen Schaden anrichten, hängt von der Witterung während der Entfaltung der Knospen und Blüthen ab. Ist nämlich reicher Blüthenansatz vorhanden und geht die Entfaltung bei warmer Witterung rasch vor sich, so kommen die meisten Blüthen ohne Schaden über die gefährliche Leit hinüber; denn sind einmal die Blumenblätter auseinander gegangen, so liegt die Larve blos und geht zu Grunde. Verläuft dagegen bei naßkalter Witterung die Entwick­lung der Blüthen langsam (was die LandleuteSaftstockung" nen­nen), so hat die Larve Zeit, ihr ZerstörungSwerk zu vollenden, und dann wird die auf den Stand der Blüthen gegründete Hoffnung auf Obstcrtrag, oft zum größten Theil, oft ganz vernichtet.

Sachverständige, welche dieses schädliche Insekt und dessen Le­bensweise kennen, empfehlen vor Allem eine sorgfältige Baumpflege, kräftige Düngung, Rindeupflege, da kräftige und gesunde Bäume durch raschere BlüthenknoSpenentwicklnng und schnelleres Verblühen der Beschädigung durch den Kaiwnrm schneller entwachsen.

Weiterhin werden von den Sachverständigen nachfolgende Mittel angerathen:

1) Man schabe die abgestorbenen losen Rindenstücke von den Bäumen ab, kratze die Ritzen aus u. verbrenne äa« Absckiabsek sorgfältig.

Zoll iieuer äiese »trbeit noch etwa« nützen, so müßte sie sofort vorgenommen weräen.

2) Man leoe im Frühjahr einen Theerring um den Baumstamm an (ein Mittel, das auch gegen den Frostnachtschmetterlinz im Herbst mit Erfolg angewendet wird, in welchem Fall gegen den Apfelblü- thenstecher nur ein Auffrischen im Frühjahr nolhwendig wäre), damit die Käser, welche im Boden überwintert haben und im Frühjahr am Stamme hinaufkriechen, daran kleben bleiben. Da der Theer der Rinde schadet, so ist es nöthig, den Stamm zuvor mit einem Stück Papier oder Sehnlichem fest zu umwickeln und darauf den Theer j zu streichen.

Statt Theer kann man auch Schweinefett nehmen und dieses, auf .schmale Streifen ziemlich dick aufstreichen.

Auch durch einen Ring von Baumwolle um den Baumstamm herum, der durch ein oben umgebogenes Papier etwas gegen den Re­gen und Thau geschützt werden sollte, sollen die Käfer abgehalten werden.

3) Im ersten Frühjahr, wann die Weibchen auf dem Baum ihre Eier legen, kann man sie durch starkes rasches Anklopfcn der Stämme »der der Aeste der größeren Bäume mit einem gepolsterten Schlägel oder einem mit Lappen ziemlich dick'umwickelten armsdicken, ein Meter langen Baumpsahl (nicht durch Abschütteln) zum Abfallen bringen. Hiebei jst aber durchaus nothwendig, in untergebreiteten Tüchern die abfal­

lenden Käfer aufzufangen, sic zu sammeln und zu vernichten. Man wähle zu diesem Geschäfte den kühlen Morgen oder kühle Tage ohne Sonnenschein, wo die Käfer nicht fliegen.

4) An niedrigen Bäumen sammle man die braunen vertrockneten Knospen und vernichte sie sorgfältig, um die weitere Vermehrung des Ungeziefers zu verhindern.

5) Man hat auch schon folgendes einfache, leicht durchführbare Mittel empfohlen: im Frühjahr, wenn warme und kalte Tage ab­wechselnd eintreten, einige Holzstückchen, Tuchlappen u. dgl. um den Baum herumzulegen; es sollen dann die durch die Wärme aus dem Boden hervorgelocketn Käfer mit Eintritt kälterer Witterung unlev jenen Gegenständen Schutz suchen und bei öfterem Nachsehen leicht in Masse gesammelt und sodann gelödtet werden können.

Diese Mittel werden allerdings nur dann von Erfolg sein, wem« sie nicht blos von dem Einen oder dem Andern, sondern von allen Baumbesitzern mit Ernst und Sorgfalt angewendet werden Sie kosten freilich viele Mühe, allein die Mühe lohnt sich im höheren Ertrage. Es kann daher den Baumbefitzcrn nicht genug empfohlen werden, nicht die Hände in den Schoos zu legen, sondern in ge- meinsamer Bemühung dem gefährlichen Obstfeind entgegenzulreten.

Bergt, die Belehrung in Nro. 13 . d. Bl.

Stuttgart, 3. März Gestern (Donnerstag) Abend zwischen

4 und 5 Uhr sollte die Dampfsplitze, die s Z in Frankfurt a. M. gekauft wurde und sich schon lange in der Kuhn'schen Maschinenfabrik in Berg zur Reparatur befindet, eine Probe am Feuersee bestehen. Die Dampfspritze war noch nicht in Thätigkeit, da ertönte ein dumpfer Knall, und der Dampf entwich, wie wir hören, in Folge Zerspringens des Kolbens. Die Maschine war sofort in eine Dampfwolkc ein­gehüllt, weßhalb die vielen Umstehenden entsetzt arieeinanderstoben; nicht wenige fielen dabei zu Boden. Gl ückliä erweise hatte der Unfall keine weitere Folgen. Die Darnpfspritze, dieses Schmerzenskind der Feu­erwehr, wurde sofort wieder nach Berg in die Maschinenwerkstältc gebracht.

Stuttgart. Sicherem Vernehmen nach beabsichtigt der Vor­stand der Fmanzkommisfiori, diese Kommission zur Vcnheilung der Referate über den Hauptfinanzetat für 1876/77 auf Donnerstag den. 9. d. M., Vormittags 11 Uhr einzuberufen.

Stuttgart. 4. März. Oer Schlosserlehrlirig Gustav Fauter von Oberndorf zechte gestern Nacht in einer Wirthschaft der Garten­straße mit der- Hausknechten Diener und Ergenzmger. Auf dem Heimwege geriethen die drei in Folge einer ursprünglich harmlosen Rauferei hart aneinander. an zog die Messir und Diener brachte dem Fauter eine so gefährliche Wunde bei, daß der Letztere während des Transports in das Bürgerhospital starb.

Renningen, 3. März. Gestern gegen 7 Uhr Abends brach in der Scheuer des Schmib Binder Feuer aus und griff so rasch um sich, daß auch das daran stehende Wohnhaus eingeäschert wurde. Der vereinten angestrengten Thätigkeit von Feuerwehr und Einwohner­schaft gelang es übrigens, ein weiteres Umsichgreifen zu verhüten und das Feuer auf benanntes HauS und Scheuer zu beschränken, so daß die Hilfe der Feuerwehren von Weil der Stadt und Malmsheim ent­behrt werden konnte und dieselben nach ihrem Eintreffen sofort wieder entlassen wurden. Der Dachstuhl des in unmittelbarer Nähe de» Brandes stehenden Kirchthurms stand einen Augenblick in Hellen Flam­men, konnte aber sofort wieder gelöscht werden. Der Abgebrannte ist leider nicht versichert.

Mezingen, 2. März. Ein überraschend schneller Todesfall hat hier allgemeine Theilnahme hervorgerufen. Postmeister P., ein bei Jedermann beliebter Beamter, ein um seines Charakters willen hochgeschätzter Mann ist diesen Morgen zwischen 11 und 12 Uhr im Hotel Sprandel, wo er mit zwei hiesigen Herren zusammensaß, ohne vorhergegangenes Unwohlsein fast mitten im Gespräch plötzlich von einem Schlage getroffen worden und war augenblicklich todt. Im kräftigsten Mannesalter ist er dahingerafft, und den Seinigen, die er kurz vorher verlassen, als Leiche ins Haus zurückgetragen worden.

Berlin, 5. März. Die Ueberschwemmungen haben den Ei­senbahnverwaltungen großen Schaden zugefügt, namentlich : hat auch die Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahnverwaltnng bedeutende Ver­luste erlitten, deren Herstellungskosten stch wohl auf IV? Mill. Mark belaufen dürften. Bis heute wurden nur zu zwei Schnellzügen Bil- lets nach Magdeburg verkauft, wobei den Reisenden gleich eröffnet wurde, daß sie noch eine Strecke von etwa ^ Stunden zu Fuß zu­rückzulegen haben. Inzwischen sind die Herstellungsarbeiten so ge­fördert worden, daß von morgen ab wieder mehr Züge benutzt wer­de« können. Verschiedene Schienenstränge sind gänzlich weggeschwemmt, ohne daß sie wieder aufgefunden worden sind.

Frankreich. Paris» 4. März. DemSoir" zufolge empfieng Präsident Mac Mahon heute Herrn Casimir Pärier. 15,000 Karlisten sind nach Frankreich geflüchtet.

Redaktion, Druck und Berlag von S. OelschlL-cr in Calw.