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Nationalzierde eines Chinesen, den Zopf nicht mehr hinten, sondern zum allgemeinen Gespülte und warnenden Exempel nach vornen zu tragen haben

Auf Befehl der Sonne des himmlischen Reiches so beschlossen im hohen Rathc der Mandarinen: Der Obermandarine

2op-k8M-MU8-t86.

«) China wird bekanntlich »das himmlische Reich" genannt, in dem das mündliche Geschlecht ebenso Zöpfe trügt,, wie das weibliche.

Dieser chinesische Curialstyl ist doch in Deutschland noch nicht er­reicht! '.»nm. d. Red

***) 1 Tael ist eine chinesische Münze im Werth von ca. fl. 3. 20.

Se. Kön. Mas haben vermöge Höchster Entschließung vom 11. Februar den Postamissecretar Stockmayer in Eßlingen mit seinem Einverständniß nach tzalw gnädigst versetzt.

Calw, ^7. Febr. Die Ueberschwemmungsberichte aus allen G gendrn Deutschlands, insbesondeie aus den Niederungen der Strom­gebiete des Rheins, der Elbe, der Donau und mancher anderen Flüsse geben ein trauriges '^ild von den Verheerungen, die von den gewaltig hereinbrechenden, die Mcnschenkrast zur unmächtigen Resignation ver- urlheilenden Flutden ungerichtet worden find. In Pas sau stieg der Inn um 21 Fuß» und brach in Folge dieser ungeheuren, der Donau zustiömenden Wassermasse in Wien der Jnundationsdamm, was mehrere Donaubrücken bedrohte und die Donau in ihr alles Bett trieb. Jedoch schützte die neue Donau Regulirung die Stadt vor Ueberschwernmungen. I- Haugedorf hat die Pulka 76 Häuser niedcrgerissen, in Ob tos fi.lcn der Thaya 13, in Ne u s cd alle r s- dorf 4, in Edelspitz 6 Häuser zum Opfer. In Pe st stieg die Donau am 25. Febr um 23' 5" über Null und mußten die niede­ren Stadltheile geiäumt werden. Komorn ist am ärgsten bedroht; Sprengversuche des Eises waren erfolglos, während in Krakau das söiS der Weichsel mit yuamit gespnngl wurde, und bei Ple ß in Schle­sien das Land me.Unweit unter Wasser steht, so daß die Bewohner massen­haft flüchten. Die Oder ist bei Oppeln um 19' gestiegen und ist ei» Durchbruch des ( derdamms zu befürchten Bei Dresden ist die Riesaer Eisenbahn Eibbrücke am ^2. vollständig eingestürtzt, nach­dem kurz zuvor ein Zug darüber gefahren In Magdeburg fürchtet man den Durchbruch der Elbedämme, bei Glineke und Sachau bei Wittenberg sind die Dämme bereits durchgebrochen und bei Biederitz ist ein Eisenbahnzug auf einem durch das Hochwasser durchweichten Damm eingesunken. In Cöln zeigte der Pegel am 23. Febr 25' 3", in Mainz stand das Wasser in der Stadt dis zum Domplatz und bis zur Post und mußte der Verkehr mit Nachen hergestelll werden. Kaftel, Ko st heim, wo den ganzen Tag Sturm geläutet wurde, und G u st a v s b urg waren noch schwerer hcimgesucht In Glogau schwebt die Odcrbrücke in größter Gefahr und konnte das E>s nicht gesprengt werden. Wasserstand 15,7 Met. Die nächsten Blätter bringen hoffentlich bessere Nachrichten von dem Sinken oer Wasser und von dem glücklichen Verlauf der Eisgänge.

Nagold 25 Febr. Diesen Morgen wurden wir durch Feuer­lärm erschreckt. Das Feuer kam in dem Stalle des dem Sackträger Alber und Tuchscheerer Schmid gemeinschaftl-ch gehörigen Hausantheile auf der Insel aus und theilte sich mit solcher Schnelle dem übrigen dem Oeler Kirn und alt Tuchmacher Acker gehörigen Haustheile mit, daß die herbeigeeilte Löschmannschaft nur die Aufgabe hatte, die an­stoßenden Gebäude des Tuchmachers Ehr. Horland, Schreiner Ren- ners Wittwe, Tuchmachers Thomas Müller und Tuchmachers Tafel zu retten, was auch durch die angestrengteste Tätigkeit der Feuerwehr und reichlich vorhandene Wassermenge gelang. Die Entstehungsursache ist nicht ermittelt. Der erstgenannte Inhaber des abgebrannten Hau­ses, dem der Stall gehörte, ist leider nicht versichert.

Leonbcrg, 25. Febr. Schon seit längerer Zeit wurden hier je und je Diebstähle, bald von größerem, bald von geringerem Be- lang, verübt, ohne daß es gelungen wäre, den oder die Urheber aus. zumitteln. Eine vor wenigen Tagen hinzugekommene neue Auflage sollte jedoch ein Mittel abgeben, dem Thäter auf die Spur zu kom- men. Die in dem weichen Erdreich scharf abgegrenzten Tritte, welche von dem Lokal aussingen, aus welchem dießmal ein Paar neue Stic- fel entwendet worden war, wurden genau untersucht und abgemessen und diese Spur führte so auf den richtigen Fuß. Es wurde bei einem Ehepaar Hausaussuchnng vorgenommen, welche nicht nur die ge­stohlenen Stiefel, sondern auch eine schon vor einem Jahr entwendete Taschenuhr, ferner Zeuglen und Blousenstoff, die vor noch nicht langer Zeit aus einem Laden unverkauft weggekommen waren, sowie eine Menge anderer Gegenstände zu Tage förderte.

O b er türkhei m, 23. Febr. Unlängst wurde aus Untertürk- heim die merkwürdige Rettung eines Kindes berichtet, welches ans dem Fenster in beträchtlicher Höhe herabfiel, ohne isich zu verletzen. Ein ähnlicher, aber viel komplizirterer Fall hat sich gestern Vormit- tag hier ereignet. Vom vierten Stockwerke einer Arbeiter-Wohnung,

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welche zur Oelfabrik gehört, stürzte ein Knäblein im Alter von 2 bis 3 Jahren herunter, ohne eine Beschädigung zu erleiden. Als aber die Mutter, das Geschehene erfahrend, di; Treppe hinabeilte» blieb sie mit dem Füße hängen, stürzte und zog sich einen BeinbnHch zu. Der Vater, als er all dieß vernahm, wurde vor Schreck ohnmächtktz.

Ulm» 25. Febr. Seit 8 Tagen bildet das Verschwinden eini­ger hiesiger Einwohner hier das Stadtgespräch. . Zuerst wurde Sin Holzhauer vermißt, welcher bald darauf in der Nähe von Elchingen tAt gefunden und dort beeidigt wurde. Wenige Tage nachher verließ vn allgemein geachteter Mann, ein schon lange kränklicher Hausva»r, Kaufmann A., seine Familie, ohne bis jetzt zurückzukehren und wrz darauf wurde das Verschwinden des hiesigen Gärtners Keller von den Seinigen beklagt. Man ist allgemein gespannt, wann und wie sich diese Räthsel lösen werden.

Tübingn 23. Febr. Ein erst seit Kurzem von L. hiehergezvgener älterer Schuhmacher wurde seit einigen Tagen vermißt. Gestern fand man seine Leiche, auf dem sog.Sand" mit einer Schußwunde, die er sich offenbar in selbstmörderischer Absicht beigebracht hat.

Weilheim, 25. Febr. Die Leute vor betrügerischen Haust- rern zu warnen, ist folgender Vorfall geeignet. Zu einem hiesigen Goldarbeiten kam jüngst eine Frau vom Lande, zeigte ibm einen Schmuck und fragte ihn noch dem Werlhe desselben. Der Goldarbeiter taxirte den Schmuck auf 36 Kreuzer, die Frau hatte ihn von einem Haussier um 24 fl. gekauft.

Gmünd, 24. Febr. Heute Nachmittag zwischen 1 und 2 Uhr hatten wir die bei gegenwärtiger Jahreszeit seltene Naturerscheinung eines Gewitters. Dasselbe zog unter starkem Donner über die Stadt hinweg von Westen nach Südosten. Darauf folgte heftiges Schmege. stöbcr. Hohenstaufen, Rechberg, Sluifen rc. stehen wieder un Schnceklerd»

Waldsee, 2v. Febr. In den Tagen vom 16 und >7 ds. M. hat eine ruchlose Hand in der Sedastiankapelle bei Heisterkirch ihr Unwesen getrieben. Der Opferstock wurde aufgebrochen und des Jnhalis beraubt, die Kerzen gestohlen und zum Theil in Stücke zer­schlagen, das Opfergcsäß für die Kerzen ganz zertrümmert. Da der Opferstock kurz zuvor entleert worden war, blieb den frevelnden Hän­den nur eine magere Beute.

Berlin, 25. Febr. Auf das Gesuch des Grafen Arnim, die Vollstreckung der gegen ihn erkannten Haft seines leidenden Zustandes wegen auszusetzen, hat das könisi. Kammergericht demselben jetzt, im Gegensatz zum Stadtgericht, eine dreimonatliche Frist gewährt.

Frankreich. Paris 24. Febr.Agence Havas" zufolge ver­lautet: Das Ministerium des Innern sei Herrn Casimir Pvrier, das Handelsministerium Herrn Teisserenc de Bort angetragen. Jener war unter Thiers Minister des Innern, dieser war 1873 unter Mac Mahon Handelsminister.

Versailles 24. Febr. Die Permanenzkommission stellte die For­malitäten fest, unter welchen die seitherige Gewalt der Nationalver­sammlung auf die am 8. März zusammentretcnde neue Kammer über­gehen soll.

Spanien. M adrid. 25. Febr. Zahlreiche Unterwerfungen von Karlisten werden gemeldet. Eine große Schlacht soll bevorstehen. (?)

Verwischtes.

London. Die Geschichte eines ganz außerordentlichen Selbst­mordes macht gegenwärtig die Runde durch unsere Blätter: Lin hier lebender französ. Handwerker, Namens Chere, der schon längere Zeit Zeichen von Lebensüberdruß kundgegeben hatte, wurde nämlich dieser Tage in seiner Wohnung guillotinirt gefunden. Er hatte sich während seines Aufenthaltes in London viel mit der Verbesserung von Maschinen abgegeben und stets mehrere Modelle zum Sludiren in seinem Zimmer. Seine Verbesserungsversuche scheinen mißglückt zu sein; der Unglückliche verleugnete aber selbst in der Todesart, d:e er sich wählte, nicht seinen Beruf. Aus zwei Planken, Steinen und einem schweren Messer construirte er künstlich eine kleine Guillotine, die denn auch ihre Dienste leider nur zu gut versah. Sein Kopf ward vollständig vom Rumpfe getrennt gefunden.

Wer noch einen Kalender aus dem Jahre 1820 besitzt, hätte sich eigentlich kür 1876 keinen anzuschaffen gebraucht, da jener ganz dieselbe Zeiteintheilung aufweist, dieselben astronomischen Beobachtungen an- stellt rc. wie der dießjährige. Ein Vergleich der Kalender von 1820 und 1876 ist sehr interessant. __

Bader Mück in Kirchsittenbach bei Nürnberg kurirte ein paar Beinbrüche so wunderbar, daß ein studirter Doktor hintennach die Beine abschneiden mußte, um die Bauern zu retten. Als es zur Klage kam, machte das Nürnberger Gericht aus der Mücke einen Elephanten, wie der Bader versichert; es verurtheilte ihn nemlich nicht nur zu 6 Monat Gefängniß, sondern auch zu 3000 Mk. Entschädigung an jeden der bei den einbeini gen Bauern, von S. Oelschlüger in Calw.